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Klaus Schulze: Timewind (1974) (Review)
Artist: | Klaus Schulze |
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Album: | Timewind (1974) |
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Medium: | Do-CD | |
Stil: | Elektronische Musik |
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Label: | M.I.G.-Music/Indigo | |
Spieldauer: | 115:14 | |
Erschienen: | 29.05.2016 | |
Website: | [Link] |
Was muss das eigentlich für ein Gefühl gewesen sein, als im Jahre 1974 KLAUS SCHULZE auf die Massen solche ungewöhnlichen elektronischen Klänge losließ, die wie aus dem Weltraum und zugleich wie aus dem geheim gehaltenen Hippie-Kräutergarten klangen und einen beim Hören sofort mit auf die Reise – einen Schwebeflug mitten durch‘s All, also Raum und Zeit – nahmen?
Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls war der Schreiber dieser Zeilen gerade mal 10 Jahre alt und saß auch noch von Mauern umgeben in einem Land fest, das gerade keine Zeit für geistig-o(h)rale Höhenflüge hatte, weil es unbedingt den Kommunismus aufbauen musste und solche dekadente West-Musik dort nicht hineinpasste.
42 Jahre später aber kann man nach dieser digiverpackten, mit 16seitigem Booklet versehenen Neuauflage von „Timewind“ samt einer kompletten Bonus-CD nur feststellen: „Es muss ein megageiles Gefühl gewesen sein, bei dem der Kopf über die Ohren das Signal erhielt, endlich mal abzuschalten und sich eine gute Stunde lang in einen spannenden Schwebeflug aus Vergessen und Faszination zu begeben!“
Übrigens ein Gefühl, welches wir in Zeiten von Depressionen, Stress und Burn-Out immer stärker leben sollten. Manchmal hilft mitunter keine Medizin mehr, aber „Timewind“ von KLAUS SCHULZE könnte die letzte Rettung sein. Wir müssen uns nur ganz intensiv darauf einlassen und alles Andere einfach einmal ruhen lassen. Abschalten – sich selbst und die Geräte, die einen Tag für Tag mit Informationen oder Nachrichten überfluten. Zeit für unsere Reise durch den „Timewind“.
Auf „Timewind“, dem bereits fünften KS-Album, offenbart KLAUS SCHULZE zum ersten Mal seine ganz offensichtliche Leidenschaft für RICHARD WAGNER und interpretiert ihn auf seine ganz eigene, elektronische Musikweise.
„Bayreuth Return“ bezieht sich dabei auf die bayrische Stadt, in der Wagner ein Opernhaus errichten ließ, damit er seinem Publikum den kompletten „Ring“-Zyklus präsentieren konnte, während „Wahnfried 1883“ Wagners Wohnhaus, das diesen Namen trug und wo er 1883 bestattet wurde, zum Thema hat. Auch wird vielen sicher bekannt sein, dass Schulze später genau diesen Namen auch für einige seiner Musik-Projekte nutzte.
Musikalisch treten dabei ein paar verblüffende Ähnlichkeiten zu „Phaedra“ von TANGERINE DREAM auf, das im gleichen Jahr wie „Timewind“ erschien.
1974 lebte Schulze in Berlin in einem ehemaligen Friseurladen, den er sich als eine Art Studio einrichtete, indem er dort sein Bett in die Mitte des Raums stellte und alle Synthies drumherum drapierte. Im Booklet gibt es dazu auch ein schwarz-Weiß-Bild zu sehen, auf dem der telefonierende Schulze mit einem Telefonhörer (Ja, genau so einer, der noch mit Strippe am Gerät verbunden war!) mitten auf dem Bett liegt, um das seine Keyboards stehen. Sehr interessant ist auch das Aufnahmeverfahren von „Timewind“ auf einem Zweispur-Revox als Master-Maschine. Zwei Jahre später entstand „Moondawn“ bereits auf einem 16-Spur-Tonband. Im Gegensatz dazu war „Timewind“ ein riesiger Aufwand, der einer Live-Aufnahme gleichkam. Schulze beschreibt dies im Booklet folgendermaßen:
„Ich musste alle Einstellungen an den Synthies machen, während die Aufnahme lief. Das ging alles nur in Realtime, man konnte keine Playbacks oder verschiedene Mixe machen – abmischen musste man direkt beim Spielen!“
Kaum fassbar also, welches musikalische Ergebnis – eine wahre Meisterleistung der Improvisation – am Ende „Timewind“ darstellte!
Ein besonderer Leckerbissen ist bei dieser MIG-Neuauflage, die allerdings in gleicher Form bereits im Jahr 2000 schon bei Revisited Records erschien, die zweite CD, welche ausschließlich eine Stunde lang Bonusmusik enthält.
Auch hierzu ist Schulze sehr auskunftsfreudig, weil die drei Stücke eben in unmittelbarem Zusammenhang mit „Timewind“ stehen:
„‘Echoes Of Time‘ und ‚Solar Wind‘ sind im Grunde nur Live-Variationen von ‚Bayreuth Return‘, dem Original. Ich habe das Stück dreimal eine Halbe- oder Dreiviertel-Stunde gespielt, habe dann gestoppt und nochmal anders angefangen. So hat das eine Stück ein längeres Intro und andere Sounds, nur die Sequenzen sind die gleichen. Der dritte Bonus Track 'Windy Times' ist von 2000 – eine Art kleines ‚Timewind‘-Remake. Die Sequenz stammt aus der ‚Timewind‘-Session.“
FAZIT: Ein „Klassiker“ der elektronischen Musik namens KLAUS SCHULZE spielt, inspiriert durch den Klassiker melodramatischer, romantischer (Opern-)Musik des 19. Jahrhunderts, Richard Wagner, mit „Timewind“ ein elektronisches Album ein, das gut vierzig Jahre später ebenfalls als Klassiker gilt!
Eine echt klass(isch)e Scheibe!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1 (59:04):
- Bayreuth Return
- Wahnfried 1883
- CD 2 (56:10):
- Echoes Of Time
- Solar Wind
- Windy Times
- Keys - Klaus Schulze
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