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Klaus Schulze: Big In Japan (Review)
Artist: | Klaus Schulze |
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Album: | Big In Japan |
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Medium: | CD | |
Stil: | Elektronische Musik |
|
Label: | MIG Music | |
Spieldauer: | CD1: 77:11 / CD2: 73:11 | |
Erschienen: | 26.11.2010 | |
Website: | [Link] |
Eigentlich paradox, aber von ironischer Qualität: Die letzten Alben KLAUS SCHULZEs wurden gerne und gut in diversen, dem harten Rock zugetanen Magazinen besprochen. Nun macht SCHULZE alles andere als Heavy Metal, aber man kann immerhin konstatieren, dass er eindeutig zu den wenigen Urgesteinen der populären Musik, ähnlich wie MOTÖRHEAD oder AC/DC, gehört. Wie für diese gilt, wer seine Musik vor zwanzig, dreißig, vierzig Jahren nicht mochte, wird ihr auch heute wenig abgewinnen können. Genauso umgekehrt.
Und doch ist es ein wenig anders. KLAUS SCHULZE flirtete nie mit seichtem New Age oder simplifizierten Rock-Pop-Varianten seiner selbst wie bspw. die Kollegen von TANGERINE DREAM es zeitweise taten. Er erfindet sich durchaus neu, bzw. anders.
Als Beleg mag gleich der Opener von „Big In Japan“ dienen, „Crystal Returns“. Was als Wiederaufführung eines Stückes von 1973 beginnt – von „Mirage“, einem der zentralen Alben SCHULZEs – wandelt sich von einer Studie in klirrender Kälte und still und starr liegendem See durch vermehrten Sequencer-Einsatz zu einer fast tanzbaren Neuinterpretation. Nicht nur hier wird deutlich, warum SCHULZE als Gründungsvater einer nicht nur tanz- sondern auch zuhörbaren Version von Techno gilt.
Danach: fast eine halbe Stunde „Sequencers Are Beautiful“, beginnend mit Herrn SCHULZE an der Gitarre! Sensation? Mitnichten. Denn natürlich tritt hier kein neuer JIMI HENDRIX auf den Plan, sondern die Gitarre wird als ein Teil vom Ganzen ganz unscheinbar, ganz sacht angeschlagen, eingesetzt. Nichts, was ein Synthesizer nicht auch hinbekommen hätte. Und doch: anders. Das macht KLAUS SCHULZE aus; er ist kein schwurbeliger Vertreter meditativen Wohlklanges, sondern ein Grenzgänger. Als gelernter Drummer weiß er um die Kraft des Rhythmus und die Macht der Reduktion. Es gibt kaum jemand, der Innehalten derart faszinierend vertonen kann wie KLAUS SCHULZE. Bestes Beispiel, bereits erwähntes „Mirage“, der Status Quo zum Thema eingefrorene Bewegung und langsame (Er)lösung. Dass dieses Manifest durchaus erlaubt neu interpretiert zu werden, allein dafür ist „Big In Japan“ ein überzeugendes Beispiel.
Nach den stimmungsvollen, eher schwebenden Live-Alben mit LISA GERRARD zusammen, ist Schulzes Solo-Konzert in Japan eine lange Ode an die Bewegung. Der feuchte Traum eines Sequencers, der mit einem Drumkit ins Bett geht. Mitten in Japan. Ein Baby wird geboren, das nicht schreit, sondern sanft in die Welt hinaus schreitet. Mit festem Tritt…
FAZIT: Die Kollaborationen mit LISA GERRARD außen vor gelassen, sind rund sieben Jahre seit KLAUS SCHULZEs letzten Solo-Konzerten vergangen. 2010 folgte er der Einladung seines japanischen Fans Gen Fujita und trat in Tokio auf. Ehrfurchtsvoll baute die japanische Crew sein originales europäisches Equipment nach und auf. Diese Wertschätzung gab KLAUS SCHULZE durch bewegte und atmosphärische Auftritte zurück. Gut klingende Auszüge davon bietet „Big In Japan“.
Die Doppel-CD besitzt fünf Stücke, das kürzeste zwölf Minuten lang, das längste „La Joyeuse Apocalpypse“ dauert mehr als eine Dreiviertelstunde. Zeit genug für schwebende Klänge, aber auch Raum für rhythmisch akzentuierte Melodien. „Big In Japan“ ist ein homogener und abwechslungsreicher Querschnitt der Musik SCHULZEs. Eine Pause zwischen den beiden Silberlingen einzulegen ist aber nicht das Verkehrteste. Doch als Mixtur aus Chill-Out-Musik ohne klebrigen New Age-Kleister und Soundtrack zu Winterlandschaft und gepflegter Horrorlektüre (gerne an einem der Pole spielend) gibt es kaum etwas Besseres.
Für etwas Verwirrung sorgend: Die hier besprochene Promoversion ist eine Doppel-CD. Im Handel erhältlich ist das Package noch mit zusätzlicher DVD in 5.1 Surround Sound, die um das Stück „A Crystal Poem“ erweitert wurde. Außerdem existiert eine (ausverkaufte) limitierte japanische Version, die ein anderes Tracklisting besitzt und auf der „Sequencers Are Beautiful“ fehlt, welches aber auf der japanischen DVD enthalten ist. Noch Fragen?
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1:
- The Crystal Returns
- Sequencers Are Beautiful
- CD 2:
- La Joyeuse Apocalypse
- Nippon Benefit
- The Deductive Approach
- Gitarre - Klaus Schulze
- Keys - Klaus Schulze
- Sonstige - Klaus Schulze
- La Vie Electronique 5 (2010)
- La Vie Electronique 6 (2010)
- La Vie Electronique 7 (2010)
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- Big In Japan (2010)
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- Ballett 1 & 2 (2000) (2017)
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- Mirage - 40th Anniversary Edition (2017) - 14/15 Punkten
- Eternal – The 70th Birthday Edition (2017) - 12/15 Punkten
- Vanity Of Sounds (2017)
- Klaus Schulze‘s WAHNFRIED: Trance Appeal (1996) (2018)
- Timbres Of Ice (2019) - 11/15 Punkten
- Richard Wahnfried's Megatone (2021) - 12/15 Punkten