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Klaus Schulze: Picture Music (1975) (Review)
Artist: | Klaus Schulze |
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Album: | Picture Music (1975) |
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Medium: | CD | |
Stil: | Elektronische Musik |
|
Label: | MIG Music | |
Spieldauer: | 79:55 | |
Erschienen: | 18.03.2016 | |
Website: | [Link] |
Es ist doch immer wieder am schönsten, den richtig guten alten Musik-Zeiten nachzuhängen, in denen man anno der 70er elektronische Musik an ein paar ganz wenigen Bands oder Musikern festmachte, die einem das Gefühl vermittelten, dass E-Musik noch etwas mit Gefühlen zu tun hat und nicht nur mit dem Drehen von ein paar Reglern oder dem Sampeln auf digitalen Festplatten.
Damals waren es TANGERINE DREAM, ASHRA (TEMPEL) und KLAUS SCHULZE, welche uns dieses Hochgefühl vermittelten. Und damit dieses ja nicht in Vergessenheit gerät, sorgt momentan MIG-Music dafür, dass Schritt für Schritt der komplette KLAUS SCHULZE-Katalog aufgearbeitet wird, der allerdings viele Parallelen zu den Veröffentlichungen von Revisited Records aus dem Jahr 2005 aufweist und darum für Besitzer von Alben aus dieser Reihe den Kauf der MIG-Neuveröffentlichungen überflüssig macht. Alle anderen aber werden an der liebevoll verpackten, mit einem reichhaltigen Booklet versehenen und in ausgezeichnetem Klang aufgenommenen Neuausgabe ihre wahre Freude haben.
Begeben wir uns diesmal also zurück in das Jahr 1975, selbst wenn das nicht ganz korrekt ist, denn das Album, um welches es hier geht, wurde bereits 1973 aufgenommen - also genau zu der Zeit, als gerade das zweite Album „Cyborg“ erschien und Schulze auf „Irrlicht“-Konzert-Tournee war - aber erst 1975 offiziell als Album Nummer 5 veröffentlicht: „Picture Music“.
Der Insider könnte sofort behaupten, dass im Falle dieses Albums Musik und Titel keine große Übereinstimmung haben, denn bei „Bilder-Musik“ denkt man zuerst an viele farbige, unterschiedliche Kunstwerke, während die LP-Veröffentlichung zur damaligen Zeit jeweils zwei gut 23 Minuten lange Stücke enthielt, die (besonders auf der A-Seite) mehr schwebend dahinglitten, als eine bunte Palette von farbigen Tönen aus den Lautsprechern tröpfeln zu lassen. Doch eigentlich lag genau in dieser Form der Gestaltung elektronischer Klangwelten auch Schulzes Stärke. Ein den Raum füllender voluminöser Klang, auf den lauter kleine, verrückte Sequenzer-“Attacken“ gefeuert wurden. Und in dem Falle passte dann der Titelname „Totem“ ideal!
Stück Nummer zwei - „Mental Door“ - entwickelt dagegen eine echte Eigendynamik und sprudelt unter Schulze-Blickwinkel beinahe über, weil hier nicht mehr Synthies und Sequenzer die Hauptrolle spielen, sondern auch eine Farfisa-Orgel, die mit einer völlig neuen Klangfarbe über den Synthies aufwartet. Wenn dann sogar noch ein echtes Schlagzeug einsetzt, dann steigert sich „Mental Door“ in Ekstase und öffnet besagte geistige Tür zu einem, aus dem damaligen Blickwinkel betrachtet, neuen Schulze-Universum, welches er dann mit „X“ im Jahr 1978 zur Vollendung bringen sollte.
Als die Musikzeitschrift „Sounds“ 1975 allerdings davon sprach, dass „Picture Music“ durch „die starke Rhythmusbetonung in Verbindung mit den zirpenden und schwellenden Synthesizerklängen eine Spannung und unterschwellige Aggressivität gewinnt, die das Zuhören nie anstrengend werden lässt“, dann konnte im Grunde damit nur „Mental Door“, nicht aber „Totem“, gemeint sein.
Hier sind wir dann auch gleich beim Bonus-Track „C‘est Pas La Meme Chose“, dem mit 33 Minuten zugleich längsten Stück des kompletten Albums, der laut Schulzes Aussage und natürlich beim Hören unverkennbar nur eine längere Version von „Totem“ ist. Der Grund für die kürzere LP-Version war ein denkbar einfacher, nämlich dass damals eine Vinyl-Seite, wenn man sie mit diesem hochwertigen Klang bespielte, einfach nicht mehr Platz als knapp 24 Minuten hergab. Nun also gibt‘s im CD-Zeitalter die komplette Version in ihrer ganzen Schönheit (und etwas Langatmigkeit) lauschend zu bewundern.
Eine kleine Auffälligkeit noch am Rande!
Auf der Rückseite der „Revisited Records“-CD ist die totale Laufzeit mit 79:59 falsch angegeben und wurde auch von MIG-Records wohl versehentlich so übernommen. Allerdings ist die CD vier Sekunden kürzer, was eigentlich völlig unwichtig ist, aber im Netz tauchten daraufhin von ewigen Skeptikern - entgegen der Schulze-Aussage - sofort die Vermutung auf, dass auch der Bonus-Titel wohl gekürzt wurde, weil die CD ja „bis zur letzten Sekunde ausgereizt“ worden wäre. Ja, wurde sie eben nicht - ein Blick auf das CD-Player-Display hätte schon gereicht, um diese musikalische Scheißhausparole mit dem Gerüchteküchen-Klopapier fortzuwischen.
FAZIT: Auf seinem 5. Album „Picture Music“ malt KLAUS SCHULZE in breiten, lang gezogenen Synthesizer-Pinselstrichen ein erhabenes Klang-Bild, das durch ganz unterschiedliche kleinere Sequenzer-, Orgel- und Schlagzeug-Kleckse aufgelockert und verfeinert wurde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Totem
- Mental Door
- C‘est Pas La Meme Chose (Bonus Track)
- Keys - Klaus Schulze
- Schlagzeug - Klaus Schulze
- La Vie Electronique 5 (2010)
- La Vie Electronique 6 (2010)
- La Vie Electronique 7 (2010)
- La Vie Electronique 8 (2010)
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