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Dream Theater: Dream Theater (Review)
Artist: | Dream Theater |
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Album: | Dream Theater |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Metal |
|
Label: | Roadrunner / Warner | |
Spieldauer: | 68:06 | |
Erschienen: | 20.09.2013 | |
Website: | [Link] |
In einer geschmacklich breit aufgestellten Redaktion wie der von Musikreviews ist es nicht gerade selten, dass über diverse Alben leidenschaftlich gestritten wird. Nachzulesen in manchem Massenreview. Schwierig wird es allerdings, wenn ein einzelner Schreiber zwei total konträre Meinungen zu einem Album hat. Wie im Falle des selbst betitelten, zwölften Album der Prog-Metal-Legende DREAM THEATER, zu dem man glatt eine Plus-/Minus-Kritik verfassen könnte. Aber wieso nur „könnte“ – Indikativ statt Konjunktiv:
Minus
Selbst betitelt. Na klar. Das soll immer einen großen Aufbruch signalisieren, ein „jetzt erst recht“ oder „jetzt machen wir alles anders“. In Wirklichkeit gehen den Bands aber immer nur die Ideen aus, wenn sie meinen, einem Album den Namen der Band geben zu müssen. Oder sie können sich nicht auf einen Titel einigen, weil sie untereinander vollkommen zerstritten sind. Nun wollen wir DREAM THEATER zumindest Letzteres nicht unterstellen. Das mit den fehlenden Ideen dagegen, das kann man angesichts mancher Songpassagen auf „Dream Theater“ nicht von der Hand weisen. Es scheint, als wenn das Album vor allen Dingen aus zwei Quellen gespeist worden ist: Songideen, die während der Aufnahmen für „Images And Words“ und „Scenes From A Memory“ nicht verwendet wurden. Und Songideen, die 2013 nach dem intensiven Hören von „Images And Words“ und „Scenes From A Memory“ entstanden sind. Immer wieder erinnern die aberwitzigen Keyboardpassagen, die komplexen Drumfiguren und die fingerbrechenden Gitarrensoli John Petruccis an die beiden Sternstunden am auch sonst nicht eben dunklen DREAM-THEATER-Firmament.
Und in den Momenten, in denen sie sich trauen, von altbekannten Schemata abzuweichen, schießen sie teilweise vollkommen über das Ziel hinaus: Mike Mangini trommelt wie eine 24-armige Krake am Strand von Fukushima, Jordan Rudess‘ Keyboards tönen teilweise so abgehoben, als habe er sie gemeinsam mit Felix Baumgartner vor seinem Absprung aus dem Weltall aufgenommen. In den ruhigen Momenten wiederum läuft man Gefahr, auf einer gesanglichen Schleimspur auszurutschen – wenn man denn durch die meterdicken Keyboard-Zuckerwatte-Wände hindurch käme.
Von der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „progressiv“ ist die Musik, die DREAM THEATER im Jahre 2013 machen, jedenfalls so weit entfernt wie SLAYER von einem Romeo-und-Julia-Soundtrack. Hier wird vor allen Dingen in der persönlichen Komfortzone musiziert, fast jegliches Risiko gescheut und ausschließlich das gemacht, was der geneigte Fan von „seiner“ Band erwartet.
Plus
„Images And Words“, „Scenes From A Memory“, „A Dramatic Turn Of Events“ – drei Alben, die in direkter musikalischer und qualitativer Linie stehen. Und die jetzt mit dem zwölften Studiowerk nahtlos fortgesetzt werden. Wie in ihren hellsten Momenten vermischen DREAM THEATER höchst anspruchsvollste Instrumententechnik mit eingängigen und nachvollziehbaren Melodien. Kunst und Kommerz passten eben noch nie bei einer Band so gut zusammen wie bei DREAM THEATER.
Egal, ob es der relativ straighte, vorab bereits veröffentlichte „Single-Hit“ – so etwas darf man heutzutage ja wirklich nur noch in Anführungszeichen setzen – „The Enemy Inside“, die durch und durch wohlige Wärme verbreitenden „The Looking Glass“ und „The Bigger Picture“, das mit rüden Passagen und einem XXL-eingängigen Refrain ausgestattete „Behind The Veil“ oder die zartschmelzende Ballade „Along For The Ride“ ist – DREAM THEATER verstehen ihr Handwerk, bewegen sich zwar in klar abgesteckten musikalischen Feldern. Aber das tun sie mit einer spielerischen Leichtigkeit, mit niemals konstruiert wirkenden Songs, mit einer Selbstverständlichkeit, dass niemand, der nicht regelmäßig die eingangs erwähnten Alben auflegt, an „Dream Theater“ vorbeikommt.
Ach ja, und wem die erwähnten Tracks nicht reichen, der kann auf dem über 22-minütigen „Illumination Theory“ die Reise in die musikalische Glückseligkeit antreten. Ausschweifende Soundtrack-Passagen, singende Gitarren, Streicher, Metal, einfach alles, was DREAM THEATER ausmacht, setzen diesem Album die Krone auf. Was, ganz nebenbei erwähnt, auch für die Produktion von John Petrucci gilt, die allen Instrumenten (Bass!) reichlich Raum einräumt und klar macht, wo der Unterschied zwischen „perfekt“ und „steril“ liegt.
FAZIT: Minus – oder doch Plus? Lässt man das kleine Fanboy-Äffchen auf der rechten Schulter begeistert den Daumen nach oben heben und 15 Punkte verteilen – oder den kritisch-distanzierten Schreiber-Schimpansen auf der linken Seite den Daumen Cäsar-like nach unten senken und eine Fünf-Punkte-Ohrfeige verteilen? Eine schwere Entscheidung – und am Ende sind vielleicht beide Affen beleidigt: Elf Punkte, weil die rosarote Brille bei aller Subjektivität eben doch von ein paar schwarzen Flecken belegt ist. Nein, zwölf. Die Aufmachung des CD-Booklets ist absolut fantastisch. Der Fanboy hat beim Armdrücken eben doch die dickeren Muskeln…
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- False Awakening Suite
- The Enemy Inside
- The Looking Glass
- Enigma Machine
- The Bigger Picture
- Behind the Veil
- Surrender to Reason
- Along for the Ride
- Illumination Theory
- Bass - John Myung
- Gesang - James LaBrie
- Gitarre - John Petrucci
- Keys - Jordan Rudess
- Schlagzeug - Mike Mangini
- When Dream And Day Unite (1989)
- Awake (1994)
- A Change Of Seasons (1995)
- Once In A Lifetime (1998)
- Scenes From A Memory (1999)
- Six Degrees Of Inner Turbulence (2002) - 10/15 Punkten
- Train Of Thought (2003) - 11/15 Punkten
- Octavarium (2005) - 11/15 Punkten
- Score (DVD) (2006)
- Systematic Chaos (2007) - 12/15 Punkten
- Greatest Hit - And 21 Other Pretty Cool Songs (2008)
- Black Clouds And Silver Linings (2009) - 13/15 Punkten
- A Dramatic Turn Of Events (2011) - 12/15 Punkten
- Dream Theater (2013) - 12/15 Punkten
- Distance Over Time (2019) - 11/15 Punkten
- Distant Memories: Live in London (2020)
- A View from the Top of the World (2021) - 13/15 Punkten
Kommentare | |
DT-FAN
gepostet am: 25.09.2013 User-Wertung: 15 Punkte |
Tolles Album, stimme dem Kritiker aber in Teilen zu. Was neues kriegt man nicht zu hören. Am ehesten noch die Hollywood Strings von Jordans Korg Keyboard. Das macht aber auch gar nichts, solange das Songmaterial so herrlich abwechslungsreich ist wie hier :) Für mich volle Punktzahl |
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 25.09.2013 |
Für mich seit LANGER Zeit das erste DT-Album, das mir wirklich wieder Spaß macht. Obwohl ich LaBries Stimme mittlerweile nicht mehr mag. War ganz früher anders. Komisch. :-) |
the miracle
gepostet am: 25.09.2013 User-Wertung: 7 Punkte |
eines ihrer schlechtesten Alben... bis auf "the looking glass" eher mies :( |
the sleeper
gepostet am: 25.09.2013 |
False Awakening Suite ist eigentlich lustig. Leider. |
Acuros
gepostet am: 26.09.2013 User-Wertung: 13 Punkte |
Gleich vorab: Ich bin kein DT-Fanboy und war ob der Werke der letzten Jahre oft genug gefrustet, aber das nun vorletzte Album war doch versöhnlich. Die Scheibe ändert das auch nicht, auch wenn sie so wirkt, als ob die Band sie quasi mit einem Handschütteln eingespielt hätte ... was anfangs den Hörgenuss etwas trübte.
Aber egal, denn DT ist hiermit vielleicht ihr schönstes Album gelungen. Es klingt nicht neu (im Gegenteil) oder gar innovativ, fast schon kann man sich des Eindrucks der Wiedererkennung nicht erwehren - aber es macht Spaß. Große Teile der Scheibe fungieren fein im Hintergrund - bei der vielen Kopfmusik heutzutage doch was wert. Favoriten natürlich "Illumination Theory", "The Looking Glass" und "Behind The Veil", aber auch sonst gibt es keine Ausfälle zu beklagen. Ich gebe 13 Punkte, auch weil die Produktion klasse ist - und mich James LaBrie immer noch nicht nervt. Er klang auf Alben schon schlechter ;) |
Tim
gepostet am: 26.09.2013 User-Wertung: 10 Punkte |
tja mit A Dramatic Turn of Events hat die Band vor 2 Jahren verpasst, nach Portnoys Ausstieg, den Bandsound mit neuen Elementen aufzufrischen. In der 2000er Periode wurde das in gewissen Rahmen versucht und es wurd ständig nur gemeckert und rumgezickt, auch wenn die Ergebnisse meist zufriedenstellend waren. Dann mit A Dramatic Turn of Events die kompromisslose Rückkehr zum Images und SfaM Sound, die auch auf dieser Seite von den Rezensenten kollektiv begrüßt wurde. Und nun? Es ist genau das eingetreten, was ich, je näher das neue Album kam, immer stärker befürchtet habe. Dream Theater verändert nichts mehr, selbst mit einem Mike Mangini, der jetzt voll ins Songwriting involviert ist. Das ist technisch immer noch herrausragend, die Melodien sind oft klasse, aber es haut mich nicht mehr aus dem Sitz und das war es mal was die Band so gut konnte. Vieles hat man einfach zu oft so gehört. Selbst "The Looking Glass", bei dem oft von einem für Dream Theater neuen Rush Einfluss gesprochen wird, klingt verdächtig nach Innocence Faded im modernen Gewand (Und das darauffolgende Enigma Machine ist das schlechtere Erotomania). Illumination Theory ist natürlich Bombe und ich frage mich, ob die Band mal ein Album mit Longtracks only machen wird. In den langen Epen können sie ihre Klasse meiner Meinung nach noch besser beweisen als in den kurzen Stücken. Wahrscheinlich nicht. Träumen darf man ja noch.
Insgesamt vergebe ich eine 10. Ja, ich habe ein wenig rumkritisiert, aber Kritik ist bei Dream Theater generell immer auf hohem Niveau angesiedelt. |
Ric
gepostet am: 28.09.2013 User-Wertung: 13 Punkte |
Ich hab irgendwie das Gefühl viele verstehen nicht, was Dream Theaters Gedanke war, als sie es erstellt haben.
In mehreren Interviews haben sie gesagt "This is who we are". Also kann man neues schon mal zu 99% wegstreichen. Das Album ist eine "Einleitung" ist für Menschen, die Dream Theater noch nicht kennen. Das ist auch der Grund warum es immer auf den Punkt ist und sehr Radio-Freundlich ist. |
Tim
gepostet am: 30.09.2013 User-Wertung: 10 Punkte |
Ich habe die "This is who we are" Interviews mitbekommen. Und sowieso. Selbstbetiteltes Album, dann muss ja auch Dream Theater drin sein, so wie sie sind. Aber Dream Theater ist nicht nur auf den Punkt bringen, radiofreundlich sein und schöne Melodien mit Hang zum Kitsch erschaffen . Dream Theater ist auch Frickelei, Detailverliebtheit, ungerade Taktarten, Tempowechsel, Longtracks, Metal und Experimente im Sound. Nicht dass man der Band irgendetwas von dem auf diesem Album komplett absprechen kann, aber der Focus auf Melodik und Straightness ist schon sehr auffällig und für meinen Geschmack hat das Album dadurch einen faden Beigeschmack, Images-Melodik-Bonus hin oder her. |
Römer
gepostet am: 30.09.2013 User-Wertung: 12 Punkte |
Ich habe mir die vorhergehenden Voten zu Gemüte geführt und kann grundsätzlich in allen Beiträgen etwas (subjektiv) Richtiges erkennen. Grundsätzlich würde ich folgendes Fazit des 2013er-Albums ziehen:
1. Mangini hat sich definitv bewährt und muss als grundsolider Portnoy-Nachfolger bewertet werden. Ich meine gar, eigene, "Mangini-typische" Elemente wahrgenommen zu haben ("Illumination Theory"). Musikalisch betrachtet muss man MP keineswegs vermissen. 2. DT ist nach dem Abgang von MP definitiv weniger metal-lastig geworden, dafür musikalischer, rockig-poppiger (bereits mit "A Dramatic Turn of Events"). Das Schlagzeug tritt etwas in den Hintergrund, dafür hört man auch ab und zu Mr. Myungs Spielzeug. Das ist das eigentlich "Neue". 3. Neue Elemente sind auf dem neuesten Werk nicht (oder höchstens marginal) enthalten, dafür jedoch Bewährtes und (negativ betrachtet) Alltägliches. Einem altehrwürdigen DT-Fan genügt dies allerdings allemal. 4. Positiv finde ich, dass versucht wurde Themen wieder musikalisch umzusetzen. "Illumination Theory" ist dabei hauptsächlich zu erwähnen. |
Truemas
gepostet am: 03.10.2013 User-Wertung: 13 Punkte |
Ich habe in der Vergangenheit DT auch viel häufiger auf Krumme Taktarten bewertet aber seit den letzten 2 Alben und besonders nach dem Neuesten sehe ich sie anders. Das neue Album sprüht nur so voller Spielfreude und die Komplexität der Songs springt einem nicht mit dem blanken Hinterteil ins Gesicht. Es sind die versteckten Spielereien im Hintergrund die dieses Werk so harmonisch Komplex machen. Ich erwarte von DT keine neuen Experimente (subjektive Meinung) nur das sie die Musik machen die sie machen wollen und die darf auch Cheesy sein. Heraus kommen tolle Songs die nicht alle ein Brainfucker sein müssen. |
Tim T.
gepostet am: 01.03.2015 User-Wertung: 10 Punkte |
Ich habe einige CDs von Dream Theater. Die unbetitelte auch. Ich finde es besser als so manch andere sagen, aber ich bin dem Prog Metal aber eher skeptisch.
Klar, Songs wie "The Looking Glass" sind klasse, aber auch so Füller wie "Behind The Veil" ziehen die CD doch etwas runter. "Enemy Inside" ist ein echt hartes Stück, das mit besserem Sound besser zur Geltung käme. Nicht dass der Sound schlecht ist, klingt aber meiner Meinung nach eher nach Pop. "Enigma Machine" ist eher Stanard-Instrumental und somit noch hörbar, "Surrender To Reason" eine epische Ballade und "Along For The Ride" eine gute Ruhepause für den Hörer. Das letzte Stück "Illumination" ist dann doch zu lang und braucht mehrere Durchläufe. James LaBrie ist gut, kann aber in Sachen Gesang nicht gegen einen Andrew McDermott oder auch Damian Wilson entgegensetzen. Wer eine wirklich geile Progmetal-Band hören will, die ihre Spieltechnik auch ausklügeln kann, der sollte mal die Threshold-Klassiker (insbesondere "Critical Mass" und "Subsurface" antesten. |