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Joe Bonamassa: Beacon Theatre – Live From New York (Review)
Artist: | Joe Bonamassa |
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Album: | Beacon Theatre – Live From New York |
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Medium: | CD+Blu-ray | |
Stil: | Begnadeter Blues-Rock einer leider viel zu früh erwachsen gewordenen Legende! |
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Label: | JR Adventures | |
Spieldauer: | 152:48 | |
Erschienen: | 16.03.2012 | |
Website: | [Link] |
New York.
Das Beacon Theatre, ein recht nobler Schuppen, der sicher nur den „Größen“ der Szene offen steht und so gar nichts mit dem wirklichen Blues oder Rock zu tun hat, welcher sich in den Tiefen des Untergrunds, auf kleinen verqualmten Bühnen oder in zwielichtigen Clubs, abspielt – und dadurch erst so ehrlich und authentisch wirkt.
Auch dir ROLLING STONES haben in diesem 2.894 Zuschauer fassenden Nobel-Bau schon zweimal hintereinander gespielt – natürlich als alte Herren und als Publicity-Act für die Aufführung des Scorsese-Films „Shine A Light“ über sie selbst, die „alten Herren“, die damals noch verrückt und jung waren und garantiert niemals ins Beacon Theatre eingelassen worden wären.
Die Zeiten ändern sich eben – gleiches gilt wohl auch für JOE BONAMASSA, den hochbegabten, viels(a)itigen Ausnahmegitarristen, aber nicht ganz so begnadeten (doch trotzdem sehr guten) Sänger, der gerade mal schlappe 35 Jahre auf dem Buckel hat und wohl neben JIMI HENDRIX, „Mr. Slow Hand“ ERIC CLAPTON und RORY GALLAGHER zu den größten Gitarristen aller Zeiten gehört.
Ein amerikanisches Ausnahmetalent, ein netter Bursche, ein krankhaft erscheinender Perfektionist und ein Mann wie Dr. Jekyll & Mr. Hyde, dessen Persönlichkeit im wahren Leben eine andere als die seltsam zur Schau gestellte auf der Bühne zu sein scheint.
New York.........
Beacon Theater!
Wer hier spielt, hat's geschafft!
Wirklich?
Ja, er darf der Dr. Jekyll sein und seine Zeiten als Mr. Hyde hinter sich lassen – und darum kündigen für den 4. und 5. September 2011 riesig erleuchtete Lettern über dem Beacon-Theatre-Eingang an: „JOE BONAMASSA – Tonight & Tomorrow - The Guitar Event Of The Year!“
Stopp!?
„Guitar Event“ - da stimmt doch was nicht!
Wenn es schon DAS EINE Gitarrenereignis im Jahr geben kann, dann eben nur an einem Tag, aber gleich an zweien?
Dann muss das „wahre Gitarrenereignis des Jahres“ wohl am 5. September 2011 stattgefunden haben, denn an diesem Tag wurde auch dieser DVD-Doppeldecker mitgeschnitten. Schon hier stellt sich die Frage, ob BONAMASSA und die STONES sich wohl immer mehr annähern, zumindest den Doppelauftritt im Beacon Theatre (und ihrem Status) betreffend.
Spricht das nun für oder gegen BONAMASSA?
Aus Sicht seiner Fans der ersten Stunde sicher gegen ihn … (und auch bei mir) macht sich ein mulmiges Gefühl im Magen breit.
Wer aber perfekt dargebotene Gitarrenkunst mit Hang zum Blues und ohne Angst vor harten oder progressiven Rock-Ausflügen mag, der wird von diesem Konzertmitschnitt begeistert sein. Er hört einen perfekten Musiker, dessen Menschenbild auf der Bühne allerdings komplett hinter den Musiker BONAMASSA zurücktritt.
Den Versuch, diese Aussage zu beweisen, will ich in Angriff nehmen, wenn ich mich auf „Woke Up Dreaming“ beziehe, einen Titel (des gleichen Konzerts), der seltsamerweise nur als Bonus auf der zweiten DVD enthalten ist.
Auf „Beacon Theatre: Live From New York“ gibt es in allerbester Ton- (dts + Dolby Digital 5.1) und Bild-(HDMI 16:9)Qualität besagtes Konzert vom 5. September 2011 zu bewundern, das auf der Bühne einen der außergewöhnlichsten Gitarristen der Gegenwart zeigt, der sich von seiner „Verkleidung“ her als eine seltsame Kopie aus den BLUES BROTHERS mit einem Schuss FALCO und SHAKIN STEVENS präsentiert und seinen musikalischen Hyde-Charakter hinter der Dr.-Jekyll-Verkleidung versteckt.
Aber trotz alledem spielt sich BONAMASSA live regelrecht die Finger blutig und wird von Musikern begleitet, die genau wie er perfekt sind. Nicht ein Ton liegt daneben, nicht ein Einsatz wird versemmelt, nicht ein musikalisches Fürzchen sitzt irgendwo quer. Das ist Blues und Rock in ganzer Perfektion, aber sollten Blues und Rock wirklich so perfekt sein?
Ich denke: NEIN!
Denn ich erinnere mich noch sehr gut an zwei Live-Konzerte von ROGER WATERS (Berlin & Erfurt), in denen dieser begnadete Musiker in ebendiesem Perfektionismus nichts Anderes als die Blaupause seiner Studio-Scheiben darbot. Keine Improvisation. Kein wirkliches Gefühl. Aber trotzdem extrem geile Musik (aus der Studio-Live-Konsorte!).
Und wie „groß“ BONAMASSA bereits ist, sieht man auch an seinen musikalischen Gästen, die man hier von ihrer wirklich besten Seite bewundern darf. Zwar hat sich diesmal nicht sein großes Vorbild ERIC CLAPTON, wie bereits bei Konzerten zuvor, mit auf die Gästeliste setzen lassen, dafür sind es aber drei andere ganz große Namen:
1. BETH HART – eine außergewöhnliche (vollschlanke und reichlich tätowierte) Sängerin, deren Stimme klanglich der einer JANIS JOPLIN in nichts nachsteht und die sogar im Musical „Love, Janis“ die Rolle von besagter Drogenqueen, mit der beeindruckendsten Stimme der 60er, innehat;
2. der Gewinner des Music-Awards, JOHN HIATT, der bei diesem Konzert nicht nur LEONARD COHEN gewaltig ähnelt, sondern in den tiefen Tonlagen auch nach ihm klingt;
3. PAUL ROGERS, der als FREDDY MERCURY-Ersatz bei QUEEN so jämmerlich gescheiterte Sänger, der hier beweist, dass seine wahren, wirklich beeindruckenden Stimmqualitäten viel besser im Blues-Rock aufgehoben sind.
Ganz geschickt arrangiert BONAMASSA die drei Sänger in seinem Konzert so, dass er ihnen jeweils nach drei eigenen Titeln zwei Gastauftritte zugesteht. Damit wertet er auch seine eigenen gesanglichen Leistungen in dem Konzert deutlich auf, die durch seine gute, aber von den Oktaven her ziemlich limitierte Stimme etwas zu eintönig ausgefallen wären, und der gnadenlosen Vielfalt der insgesamt acht unterschiedlichen Gitarren (Ich hoffe, ich habe richtig gezählt!) nicht gewachsen gewesen wäre.
Ähnlich geschickt ordnet er auch seine Titelauswahl an. Mit dem angeblichen „Slow Train“ (Ist das eine CLAPTON-Referenz?) nimmt er gleich zu Beginn gehörig Dampf auf. Langsam ist da kaum etwas – aber die pure Ladung Blues! Dann wird gerockt und gebluest, was das Zeug und die Gitarren so alles hergeben, wobei immer wieder eine geschickte Abstimmung zwischen Ruhe- und Hammer-Phasen gefunden wird. Ruhig endet, wie bei BONAMASSA gewohnt, mit „Mountain Time“ und einem Ur-Blues das Konzert. Das alles, wie bereits beschrieben, immer auf dem totalen Perfektions-Level.
Fehler gibt’s nicht – hat's nicht zu geben! Und ganz ehrlich, wer sich das 28-seitige Booklet, das der ansprechend gestalteten DVD beiliegt, zur Hand nimmt, sieht bei den Fotos, mit wie viel Ernst BONAMASSA und seine Musiker bei der Sache sind. Einziger „Witzbold“ scheint diesbezüglich tatsächlich PAUL RODGERS zu sein. Zum Glück – denn der Typ animiert sogar das Publikum zum mitmachen. Hoffentlich hat er dafür nach dem Konzert keine Schläge einstecken müssen.
Jetzt aber ist es an der Zeit, über den auf der Bonus-DVD befindlichen Live-Track „Woke Up Dreaming“ zu schreiben. Ich vermute, dass es für die „Verbannung“ auf die Bonus-DVD keinen musikalischen, sondern ausschließlich einen optischen Grund gibt, der sich auf die seltsame Sonnenbrille, die BONAMASSA während des gesamten Konzerts trägt, bezieht. Bei besagtem Titel, der aus meiner Sicht übrigens einer der besten des gesamten Konzerts ist, schnappt sich BONAMASSA seine akustische Gitarre und lässt seine Finger in extremer Wildheit darüber tanzen. Wer das sieht, vermag nicht zu glauben, was ein einzelner Musiker mit gerade mal zwei Händen aus einem Instrument herauszuholen vermag. BONAMASSA spielt sich in Ekstase, sein ganzer Körper und die Gitarre bilden eine Einheit – er schüttelt si(e)ch regelrecht durch … doch dann … doch dann … rutscht plötzlich seine FALCO-Brille immer weiter Richtung Nasenspitze … und rutscht … und rutscht --- und ich hoffe, sie fällt!!!!!
Tut sie aber nicht, denn genau nach 3:53 Minuten nutzt BONAMASSA eine kurze Fingerpause, um die Brille wieder dorthin zu bewegen, wo sie hingehört: auf die Nasenwurzel. Verdammte Scheiße, das war wohl die letzte Chance, auch mal auf der Bühne den Mr. Hyde raushängen zu lassen!
FAZIT: Dr. Jekyll-BONAMASSA hat's geschafft. Er ist ein wirklich begnadeter Musiker, der mit seiner musikalischen Größe nicht nur das Beacon Theatre, sondern zuvor auch die Royal Albert Hall zu füllen vermag (und das alles auch schön unter den besten Bild- und Klangbedingungen sofort auf DVD festhält).
Mr.-Hyde-BONAMASSA aber scheint sich längst von seinen „wirklichen“ Fans verabschiedet zu haben. Man schaue sich nur an, wie er kurz nach dem Konzert in den Backstage-Bereich verschwindet, in dem bereits die Schulterklopfer auf ihn warten und der ihnen „zugewiesenen“ Tätigkeit auch vorbildlich nachkommen.
(Erst) dann beginnt der Abspann!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- DVD 1:
- 72nd St. Subway Blues
- Slow Train
- Cradle Rock
- When The Fire Hits The Sea
- Midnight Blues
- Dust Bowl
- The River
- I'll Take Care Of You
- Sinner's Prayer
- You Better Watch Yourself
- Steal Your Heart Away
- Bird On A Wire
- Down Around My Place
- I Know A Place
- Blue And Evil
- Fire And Water
- Walk In My Shadow
- Mountain Time
- Young Man Blues
- DVD 2:
- If Heartaches Were Nickels
- Woke Up Dreaming
- A Friend Stops By
- A Busker's Tale
- Photo Gallery
- Bass - Carmine Rojas
- Gesang - Joe Bonamassa, Beth Hart, John Hiatt, Paul Rodgers
- Gitarre - Joe Bonamassa, John Hiatt
- Keys - Rick Melick
- Schlagzeug - Tal Bergman
- The Ballad Of John Henry (2009) - 13/15 Punkten
- Live From The Royal Albert Hall (2009)
- Beacon Theatre – Live From New York (2012)
- Driving Towards The Daylight (2012)
- Beacon Theatre – Live From New York (2012)
- An Acoustic Evening At The Vienna Opera House (2013)
- Different Shades Of Blue (2014) - 12/15 Punkten
- Muddy Wolf At Red Rocks (2015)
- Live At Radio City Music Hall (2015)
- Blues Of Desparation (2016) - 12/15 Punkten
- Live At The Greek Theatre (CD-Version) (2016)
- Live At The Greek Theatre (2016)
- Live At Carnegie Hall (2017)
- British Blues Explosion (2018)
- Redemption (2018) - 13/15 Punkten
- Live At The Sydney Opera House (2019) - 13/15 Punkten
- Royal Tea (2020) - 13/15 Punkten
- Time Clocks (2021) - 13/15 Punkten
- Tales Of Time (2023)
- Blues Deluxe Vol. 2 (2023)
- Live At The Hollywood Bowl With Orchestra (2024)
-
keine Interviews
Kommentare | |
Claudia
gepostet am: 20.04.2012 User-Wertung: 3 Punkte |
Schöner Bericht, mir scheint, dass hier jemand kaum Ahnung hat, was Musik betrifft!! Mal eine Frage, welcher Musiker möchte nicht Perfekt sein Programm ablaufen lassen. Und Fehler sehe ich auch weder bei einem Clapton, noch einen BB und ich besuche fast täglich Konzerte, ich weiß wovon ich spreche. Die nächste Frage. Was gucken immer einige möchte-gern Musik Fans auf seine Brille?? Er hat mal in einem Interview erörtert, dass er Probleme mit dem Show Licht hat. Er muss eine dunkle Brille tragen, fast Blind lässt es sich schlecht Gitarre spielen. Wenn er so ein Dr. Hyde wäre, warum wird sein Erfolg denn immer größer?? Selbst Slow Hand Gitarrist Mr. Clapton ist von ihm beeindruckt. Ich finde er ist klasse, eine Klasse für sich. Und glaube mir, er macht auch so manchen Fehler, ich habe es selber erlebt..:-) |