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The Samurai Of Prog: The Spaghetti Epic 4 (Review)
Artist: | The Samurai Of Prog |
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Album: | The Spaghetti Epic 4 |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock im Italo-Western-Style |
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Label: | Seacrest Oy/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 67:43 | |
Erschienen: | 01.07.2022 | |
Website: | [Link] |
Die x-ten Neuigkeiten aus dem finnischen Prog-Universum mit weltweiter Beteiligung namens THE SAMURAI OF PROG. Diesmal also keine Sagen oder Märchen oder Fabeln, sondern Spaghetti- und/oder Italo-Western. Diesen Namen bekamen die europäischen Wild-West-Filme, mit denen man ein begieriges Western-Publikum in den 1960er-Jahren regelrecht überflutete, von einem spanischen Journalisten verpasst, weil die meisten europäischen Western offensichtlich aus Italien kamen. Und unzweifelhaft gehörten damals auch MARCO BERNARD, KIMMO PÖRSTI und MARCO GRIECO als THE SAMURAI OF PROG, denen irgendwie, irgendwo, irgendwann der Geiger STEVE UNRUH abhanden gekommen sein muss, mit zu den Western-Fanatikern. Unvergessen sind hierbei wohl ganz besonders ein Bud Spencer und Terence Hill, die sich damals durch die Wild-West-Geschichte prügelten, aber ganz speziell auch der wahre Western-Obelisk von Sergio Leone mit dem mindestens ebenso berühmten Morricone-Soundtrack „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus dem Jahr 1968.
„The Spaghetti Epic 4“ weckt jedenfalls beim Hören jede Menge Erinnerungen an diese Filme und Zeit, in denen man noch das ganz große 'Western'-Kino im ganz großen oder kleineren realen Kino genoss, während auf der Leinwand wild um sich geballert wurde und das Blut eher nach dem aussah, was man auf seine Bratwurst drückte als das, was durch unsere Adern floss. Aber auch die Cowboy-Psyche sowie viel Pathos, oft garniert mit einer gehörigen Portion Humor, spielten besonders bei den Leone-Filmen immer eine sehr wichtige Rolle, was oftmals auch den Unterschied zu den amerikanischen Wild-West-Blockbustern ausmachte.
Die – nennen wir sie einfach mal „Tot oder lebendig“-Ouvertüre „Dead Or Alive“ eröffnet das Album mit typischen Western-Geräuschen als Sound-Effekten und an die Filmsounds der Spätsechziger erinnernden Klängen, bei denen neben akustischen und elektrischen Gitarren sowie Schlagzeug und Keyboards auch (Nein, keine Mundharmonika, sondern) eine Trompete auftaucht.
Mit „Mara Al Cuore“ geht’s dann aber sofort gleich 23 Minuten lang zur breitgefächerten Prog-Sache – Italo-Folk-Prog mit vereinzelten LE ORME- und PFM- oder BANCO-Anleihen sowie Violinen und Trompeten und gutem männlichen Gesang. Hier macht sich neben der Western- sofort auch die Italo-Prog-Stimmung breit, wozu selbstverständlich auch der italienische Gesang beiträgt.
Doch damit ist nicht gleich jegliches Longtrack-Pulver verschossen, sondern mit „La Resi Dei Conti“ folgt gleich der nächste, deutlich ruhiger und bedrückender gehaltene Über-Zwanzigminüter, bei dem anstelle von Trompeten- und Geigen-Klang die Flöte mitunter in den Mittelpunkt tritt. Beide Longtracks leben zudem von sehr langen Gitarren-Soli, die jedes auf seine Art beeindrucken. Musikalisch wird alles neben dem Western-Country-Soundtrack-Touch gleichermaßen auch in Italo-Prog-Welten geführt, die bekanntermaßen ja oft auch Anspielungen Richtung ELP und frühe GENESIS enthalten. Auf das Opernhafte aber verzichten THE SAMURAI OF PROG diesbezüglich zum Glück komplett, denn zu Spaghetti-Western würde dieses Arien-Symbol einfach nicht passen. Auch wird auf weiblichen Gesang verzichtet, was ebenfalls bei dieser Thematik und der Geschichte um den 'Lonesome-Cowboy' eine kluge Entscheidung ist. Dafür aber gibt es jede Menge von Kino-Geräuschkulissen, bei denen man einen 'Westernhelden' begleitet, der ein wenig im Stile von Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ am Ende des Albums offensichtlich tödlich endet.
Natürlich gibt es auch in bester Prog-Samuraien-Tradition wieder ein Piano-Solo-Stück von DAVID MYERS, nachdem sich bereits besonders gefährlich zuvor, getragen von einem Western-Banjo, aber auch einer Trompete, eine Schlange anschleicht, um dann unter „Snakebite“ zuzubeißen. An Myers folgende Klavier-Einlagen hat man sich jedenfalls nicht nur gewöhnt, sondern sehnt sich auch nach ihnen – mit „The Fabulous Felipe And His Dancing Squirrels“ wird diese Sehnsucht gut drei flotte Minuten lang erfüllt. „High Noon“ beendet dann mit Schifferklavier und Mundharmonika sowie wie beim Eröffnungsstück einer gehörigen Portion Prog-Bombast.
Da dürfen einem gerne die Ohren schlackern und nach so einigen Pistolen-Schüssen darf man sich wieder aus seiner Deckung hervorwagen, um aus sicherer Position im Schussfeld seiner Lautsprecherboxen zu der Erkenntnis zu kommen: Auch wenn es beinahe unvorstellbar klingt, aber die oft finster anmutenden Country-Soundtrack-Melodien in Verbindung mit modern elektrifizierten Prog-Rhythmen sowie einer Vielzahl von akustischen Instrumenten, bei denen natürlich auch ein Banjo (meisterhaft von RAFAEL PACHA gespielt) genauso wenig fehlen darf wie ausgiebige E-Gitarren-Soli (von JUHANI NISULA und MARCEL SINGOR), ergeben eine großartige Kombination.
FAZIT: Diesmal geht es mit THE SAMURAI OF PROG in den Wilden Westen, allerdings nur den der Italo- und Spaghetti-Western, die im Gegensatz zu ihren amerikanischen Pendants oftmals stärker auf die Psyche statt auf Knallerei setzten. Genauso wie die Musik auf „The Spaghetti Epic 4“ von THE SAMURAI OF PROG, die sich eben dem Progressiven Rock mit Folk sowie Country und cineastischen Western-Elementen statt den Hau-drauf-Power-Stadion-Rock widmet. Nur muss man zu diesem Spaghetti-Prog-Soundtrack namens „The Spaghetti Epic 4“ erst noch einen spannenden Western drehen, der jedenfalls niemandem bei dieser aufregenden Musik langweilig werden würde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Dead Or Alive
- Mira Al Cuore
- La Resa Dei Conti
- Snakebite
- The Fabulous Felipe And His Dancing Squirrels
- High Noon
- Bass - Marco Bernard
- Gesang - Tommaso Fichele, Stefano Galifi
- Gitarre - Marco Griecom, Mimmo Ferri, Juhani Nisula, Marcel Singor, Rafael Pacha
- Keys - Marco Grieco, Mimmo Ferri, Alessandro Di Benedetti, Rafael Pacha, David Myers
- Schlagzeug - Kimmo Pörsti
- Sonstige - Marc Papeghin (Trompete), Marco Grieco (Hintergrundgesang), Beatrice Birardi (Glockenspiel, Tubular Bells), Adam Diderich (Violine), Sara Traficante (Flöte)
- Lost And Found (2016) - 13/15 Punkten
- On We Sail (2017) - 13/15 Punkten
- Archiviarum (2018) - 12/15 Punkten
- Omnibus – The Early Years (2019) - 13/15 Punkten
- Toki No Kaz (2019) - 13/15 Punkten
- Beyond The Wardrobe (2020) - 12/15 Punkten
- The Lady And The Lion – And Other Grimm Tales I (2021) - 11/15 Punkten
- The White Snake – And Other Grimm Tales II (2021) - 12/15 Punkten
- The Spaghetti Epic 4 (2022) - 13/15 Punkten
- Anthem To The Phoenix Star (2022) - 13/15 Punkten
- The Man In The Iron Mask (feat. Oliviero Lacagnina) (2023) - 10/15 Punkten
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