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The Pineapple Thief: Someone Here Is Missing (Review)

Artist:

The Pineapple Thief

The Pineapple Thief: Someone Here Is Missing
Album:

Someone Here Is Missing

Medium: CD
Stil:

Hard Art Rock

Label: kscope
Spieldauer: 45:22
Erschienen: 28.05.2010
Website: [Link]

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt."
Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, 5.6

Aufs Einfachste hinuntergekürzt wollte Wittgenstein damit folgendes sagen: der Mensch kann nicht aus seiner Haut hinaus, selbst wenn er es noch so sehr möchte. Basta. Philosophen können die Sprache reflektieren und zu hintergehen versuchen, bis sie schwarz werden, am Ende werden sie diese Sprache ja doch wieder gebrauchen müssen, um ihre Gedanken zu formulieren. Und Bruce Soord kann noch so sehr versuchen, von seinen Songschemata abzuweichen, am Ende produzieren seine PINEAPPLE THIEFS mit hundertprozentiger Sicherheit wieder die gleichen Songs: warme, von Harmonie durchzogene Wellen, die sich manchmal verhärten.

"Someone Here Is Missing" ist der misslungene Versuch Soords, zu kaschieren, dass er im Grunde so etwas wie ein Song-Autist ist. Wieder und wieder hat man in der Vergangenheit erlebt, wie der Brite zu den Mustern zurückkehrte, die ihm angeboren scheinen. Nie hat man die ständige Rückkehr ins Vertraute als störend empfunden. Ein PINEAPPLE-THIEF-Album war immer so wie die Heimkehr nach langer Reise, so, wie die Wärme der eigenen vier Wände endlich wieder zu spüren.

Diese Zeiten sind vorbei: Hausherr Soord prügelt Heimkehrende neuerdings mit Kraft rückwärts wieder hinaus. Die Keyboards erlangen als Rhythmusmaschinen zunehmend mehr Bedeutung im Kosmos der Ananasdiebe. Sie verfremden die Vertrautheit und Lieblichkeit der nach wie vor einfachen Kompositionen. Das taten sie schon zuletzt auf "Tightly Unwound", doch hier bildete sich wenigstens noch eine ins progressive Fach schielende Konstruktion, die zumindest teilweise aufging. "Someone Here Is Missing" ist dagegen nicht Bereicherung, sondern Verlust – das "Someone", das hier fehlt, ist zum einen die Leichtigkeit vergangener, zum anderen der Strukturgewinn jüngster Tage.

Es muss zutiefst falsch klingen, wenn Soord seine größten Trümpfe einfach mit Aggressivität überdeckt. Die Schönheit in der Einfachheit klingt manchmal noch durch den hakigen Neo-Sound hindurch, etwa auf "Barely Breathing"; ebenso die andere große Qualität der Band, die Leichtigkeit des Komponierens schlicht brillanter Melodien – sie ist am stärksten auf "Someone Here Is Missing" und mit Abstrichen "So We Row" zu spüren, den einzigen beiden Songs, die an die alte Klasse anzuknüpfen können. Dominiert wird der Sound jedoch von stumpfen Alternative-Riffs wie auf "Nothing At Best", die erstaunlich viel Ähnlichkeit mit PORCUPINE TREE-Songs der Marke "Fear Of A Blank Planet" (der Opener des gleichnamigen Albums) haben – ohne deren inhaltlichen Subtext allerdings.

FAZIT: Um Missverständnissen vorzubeugen: hier schreibt keiner von den "Früher war alles besser"-Predigern, die etwa beim Drift von PORCUPINE TREE ins metallische Fach aus allen Löchern gekrochen kamen. "Someone Here Is Missing" klingt für meine Begriffe schlicht und ergreifend unmotiviert, müde und ausgebrannt, die neue Härte wahlweise aufgesetzt oder künstlich. Ein gewisses Niveau unterschreiten die Workaholics von THE PINEAPPLE THIEF natürlich dennoch nicht, so weit wird es wohl auch in dreitausend Jahren nicht kommen. Dass es nun zum bisher wahrscheinlich schlechtesten aller Alben der Briten kam – ein lebhafter Kontrast zum vielleicht schönsten aller PT-Cover – kann diese Tatsache aber nicht verhindern. "I want to say how much I need / just a break / a little break", singt Soord auf "So We Row". Er sollte sie sich gönnen.

Sascha Ganser (Info) (Review 7820x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Nothing At Best
  • Wake Up The Dead
  • The State We're In
  • Preparation For Meltdown
  • Barely Breathing
  • Show A Litte Love
  • Someone Here Is Missing
  • 3000 Days
  • So We Row

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Dan
gepostet am: 19.10.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Finde Dein Review viel zu harsch, ich liebe das Album...
Axel Progrocker
gepostet am: 13.05.2011

User-Wertung:
14 Punkte

TPT passt sich dem allgemeinen Trend des Neoprog an. Die Klänge sind härter geworden. Im Gegensatz zu Pendragon und Riverside mutiert aber PTP nicht zu einer Hardrockband. Ich finde die CD sehr ausgewogen und ansprechend!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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