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Steve Hackett: The Circus and the Nightwhale (Review)

Artist:

Steve Hackett

Steve Hackett: The Circus and the Nightwhale
Album:

The Circus and the Nightwhale

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Inside Out / Sony
Spieldauer: 45:00
Erschienen: 16.02.2024
Website: [Link]

Der Titel von STEVE HACKETTs neuem Studioalbum bezieht sich auf den Roman "Melancholie des Widerstands" (1989) des ungarischen Schriftstellers László Krasznahorkai, eine alptraumhafte Parabel von Macht und Angst vor dem Chaos im Geiste Franz Kafkas. Ein Großmeister des als weltfremd und eskapistisch verschrienen klassischen Progressive Rock als Sozialkommentator? In jedem Fall ist "The Circus and the Nightwhale" das erste richtige Konzeptalbum des ehemaligen Genesis Gitarristen seit seinem Solodebüt "Voyage Of The Acolyte" (1975), das wiederum ein Jahr nach seinem Genesis-Abschied "The Lamb Lies Down on Broadway" erschien, einem der Schlüssel-Konzeptalben der Rockgeschichte. Über den Inhalt seines offensichtlich autobiografisch gefärbten neuen Werkes äußert sich Hackett kryptisch. "Es sagt die Dinge, die ich schon seit langer Zeit sagen wollte.“

Wie dem auch sei, die äußerst kompakten neuen Stücke des Briten erzählen von der jungen Figur Travla ("traveller", also "Reisender"), die im dreckigen London der 1950er aufwächst, und lauscht man den Vocals (Nad Sylvan zeigt einmal mehr seine außergewöhnlichen schauspielerischen Qualitäten), stellt man schnell fest, dass die Texte meilenweit von Elfen, Feen oder sonstigen Fantastereien entfernt sind. Die ungebrochen ideenreiche und virtuos performte Musik ist das genaue Gegenteil davon, wobei man angesichts der Tatsache, dass Hackett erst 2021 sowohl die Akustik-LP „Under A Mediterranean Sky“ als auch das rockigere Studioalbum „Surrender Of Silence“ veröffentlichte, immerzu auf Tour war und erst 2023 ein umfangreiches Dokument seiner jüngsten Shows herausbrachte ("Foxtrot At Fifty + Hackett Highlights: Live in Brighton") nur staunen kann über dieses Maß an Kreativität.

Stilistisch wirkt das erneut mit einer internationalen Besetzung aus festen Musikern in Hacketts Ensemble und Gästen aufgenommene Album wie ein kompaktes Destillat nahezu aller Phasen von Hacketts Karriere, oft quasi verkürzt in Zwischenspielen wie dem zugleich mediterranen und Bar-bluesigen Akustikstück 'Found And Lost' oder dem harten Jazzrock 'Breakout', an den sich wiederum ein abstraktes Ambient Stück ('All At Sea') anschließt. Symphonic Prog ('Into the Nightwhale'), ein Jethro-Tull-mäßiges 'Enter the Ring' oder lyrische Balladen ('Ghost Moon And Living Love') machen "The Circus and the Nightwhale" genauso aus wie erdiger Hardrock ('Wherever You Are'). Große Refrains bleibt der Künstler wieder schuldig, aber so ist er eben: ein weltgewandter und bis zuletzt kryptischer Geschichtenerzähler, der auch mit einem vergleichsweise realitätsnahen Album wie diesem zum Träumen anregt…

FAZIT: Mit seinem 28. (!) Studioalbum knüpft STEVE HACKETT in denkbar kürzester Form an seine frühen Werke an. "The Circus and the Nightwhale" verbreitet auch durch Denise Marshs klassisch anmutendes Artwork das Flair der Gründerzeit des britischen Progressive Rock, klingt aber aufgrund seiner schieren musikalischen Bandbreite vielmehr nach zeitgenössischer Weltmusik. Das Textkonzept macht es zu einer Art von akustischem Bildungsroman und umso reizvoller. Wie viele Wunderwerke schafft der bei Erscheinen dieser Platte 74-Jährige noch, ehe er von der Bühne treten wird. Auf alle Fälle können sich über 90 Prozent des rockmusikalischen Altenstifts ein Beispiel an Hacketts anhaltender Relevanz nehmen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2705x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • 01 - People Of The Smoke
  • 02 - These Passing Clouds
  • 03 - Taking You Down
  • 04 - Found And Lost
  • 05 - Enter The Ring
  • 06 - Get Me Out
  • 07 - Ghost Moon And Living Love
  • 08 - Circo inferno
  • 09 - Breakout
  • 10 - All At Sea
  • 11 - Into The Nightwhale
  • 12 - Wherever You Are
  • 13 - White Dove

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 07.02.2024

Das Cover ist von erlesener Scheußlichkeit. Nicht so sehr erlesen... Nach deiner Rezension gehe ich davon aus, dass die Musik besser ist als diese grafische Verirrung.
Froschsuppe
gepostet am: 09.02.2024

User-Wertung:
3 Punkte

Und ich Dummerchen dachte, Hackett hätte Genesis erst 1977 verlassen, nachdem er noch auf den Alben A Trick of the tail und Wind & Wuthering zu hören war. Aber vielleicht irren sich da einfach nur die Credits auf den Alben sowie Hackett selbst.

Und ja, das Cover des Albums ist widerlich.
Schlundermutz
gepostet am: 09.02.2024

User-Wertung:
2 Punkte

Das (für mich wirklich abstoßende) Cover wäre für mich ein Grund, die Platte nicht zu kaufen.
Ich höre/kaufe auch seit ca. 10-15 Jahren keine Hackett-Alben mehr, weil sie für mich alle gleich klingen.
Das Cover von WOLFLIGHT von 2015 ist auch so ein komisches Cover.
Schlundermutz
gepostet am: 09.02.2024

User-Wertung:
2 Punkte

Das (für mich wirklich abstoßende) Cover wäre für mich ein Grund, die Platte nicht zu kaufen.
Ich höre/kaufe auch seit ca. 10-15 Jahren keine Hackett-Alben mehr, weil sie für mich alle gleich klingen.
Das Cover von WOLFLIGHT von 2015 ist auch etwas merkwürdig.
EinHackettHörer
gepostet am: 09.02.2024

Der aktuell veröffentlichte Track "Circo Inferno" gefällt mir sehr gut, die anderen bisher veröffentlichten gut, daher erwarte ich ein typisches Hackett-Album.

Kleiner Fehler in der Rezension: Nach "Lamb" hat Gabriel Genesis verlassen, Hackett war noch bei den näxten beiden Alben mit dabei.
EinHackettHörer
gepostet am: 09.02.2024

Der aktuell veröffentlichte Track "Circo Inferno" gefällt mir sehr gut, die anderen bisher veröffentlichten gut, daher erwarte ich ein typisches Hackett-Album.

Kleiner Fehler in der Rezension: Nach "Lamb" hat Gabriel Genesis verlassen, Hackett war noch bei den näxten beiden Alben mit dabei.
RHGenesis
gepostet am: 04.03.2024

Steve ist bei Genesis nach “Wind & Wuthering” ausgestiegen, nicht nach “The Lamb Lies Down On Broadway”. “Voyage of the Acolyte” erschien 1975, aber danach gab es mit “A Trick of the Tail” und eben W&W noch zwei, übrigens sehr hörenswerte, Genesis-Alben mit ihm als Leadgitarrist.
RHGenesis
gepostet am: 04.03.2024

Steve ist bei Genesis nach “Wind & Wuthering” ausgestiegen, nicht nach “The Lamb Lies Down On Broadway”. “Voyage of the Acolyte” erschien 1975, aber danach gab es mit “A Trick of the Tail” und eben W&W noch zwei, übrigens sehr hörenswerte, Genesis-Alben mit ihm als Leadgitarrist.
Thoralf Koss [Musikreviews.de]
gepostet am: 12.09.2024

User-Wertung:
6 Punkte

Herrje, aus etwas Neugier und mit der Hoffnung, hier von Hackett ordentlich bedient zu werden, habe ich mir das Album doch zugelegt, obwohl es mir ähnlich wie 'Schlundermutz' geht. Und die Enttäuschung ist groß. Langweilig und träge schleppt sich das Album aus meiner Sicht voller alter, sich ständig wiederholender Hackett-Trademarks dahin. Noch schlimmer aber ist die unverschämt schlechte 5.1 DTS-Variante, wegen der ich das Album mit gekauft habe. Mies und lustlos und viel zu dumpf. Große Enttäuschung aus meiner Sicht - und einem Alterswerk nicht würdig!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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