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Steven Wilson: Home Invasion: In Concert at the Royal Albert Hall (Review)

Artist:

Steven Wilson

Steven Wilson: Home Invasion: In Concert at the Royal Albert Hall
Album:

Home Invasion: In Concert at the Royal Albert Hall

Medium: CD/CD+DVD
Stil:

Progressive Rock

Label: Eagle Rock / Universal
Spieldauer: 159:37
Erschienen: 02.11.2018
Website: [Link]

Im März 2018 feierte STEVEN WILSON drei regelrechte Konzertmessen in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall und ließ selbstverständlich Kameras mitlaufen. Regelmäßige Dokumentationen von Tourneen sind bei "every prog rocker's darling" Usus geworden und haben noch nie enttäuscht, sondern im Gegenteil stets Maßstäbe gesetzt; "Home Invasion: In Concert at the Royal Albert Hall" bricht nicht mit dieser willkommenen Tradition, aber hat das überhaupt jemand befürchtet?

Der bemerkenswerte Intro-Film zu Beginn des hierfür aufgenommenen letzten von drei aufeinanderfolgenden Konzerten ist allen bekannt, die den Gigs des Prog-Heilsbringers in jüngerer Zeit beiwohnten, doch der gewölbeartige Veranstaltungsort ermöglicht atemberaubende Kamerafahrten aus der Höhe, die ebenso dezent ins eigentliche Geschehen hineingeschnitten werden, wie Split-Screens und Bildverfremdungen gemäßigte Akzente setzen. Ergo lenkt nichts von der Musik und Performance an sich ab.

Überhaupt wirkten Wilson-Shows bei aller Opulenz noch nie überladen; die Lichtshow ist nichtsdestoweniger ein Spektakel (besonders während 'Arriving Somewhere But Not Here'), und einmal mehr bewährt sich der schier unsichtbar dünne Vorhang an der Bühne als simples wie effektives Gestaltungsmittel für kunstvolle Projektionen. Darüber hinaus zeichnet sich der Brite sowieso schon länger durch ungeahnte Showman-Qualitäten bei der Interaktion mit dem Publikum aus, die ausgefallene Gimmicks verzichtbar machen - etwa wenn er mit Erörterungen zu Röhrenamps Humor beweist oder die Fans mit unnachahmlicher Gestik dirigiert.

Für nicht dabei Gewesene stellt sich speziell eine brennende Frage: Wie bewähren sich die neuen Stücke im Verbund mit dem älteren Material? Einige bestätigen den Eindruck, den die Studiofassungen erwecken, und sind im Gesamtrepertoire des Künstlers nur Leichtgewichte, wohingegen das ergreifende Duett 'Pariah' mit Ninet und das schon auf "Two The Bone" vorbehaltlos überzeugende 'People Who Eat Darkness' mit Comic-artigen Projektionen Akzente im Set setzt. 'Detonation' offenbart neben 'The Same Asylum As Before' und 'Sleep Together' - beide jeweils gegen Ende wild ausschweifend - seine Qualitäten allerdings wirklich erst im Live-Setting, was auch für die düstere Rhythmus-Mathematik von 'Home Invasion' gilt, wozu sich Wilson Nick Beggs' Bass umhängt.

Die "Kräfteverteilung" innerhalb der leicht umbesetzten Mannschaft hat sich nicht wesentlich verändert. neben dem einstweiligen Stick-Spieler ist Craig Blundell zwar ein weniger "flashy" Schlagzeuger als Marco Minnemann, doch die Band spielt energisch und gutgelaunt wie üblich auf, wobei sich Alex Hutchings als unauffälliger wie expressiver Gitarrist an der Seite des Chefs präsentiert - und über den Organisten Adam Holzman, einen Understatement-Meister, braucht man keine lobenden Worte mehr zu verlieren, die nicht schon gesagt wurden.

Die Voraussetzungen für ein harmonisches Bühnenprogramm sind also gegeben und werden gewinnbringend genutzt, sei es im Verlauf der lärmigen Effektorgie, zu der 'The Creator Has A Mastertape' ausartet oder während des zarten 'Refuge', das eine von mehreren Ruheoasen innerhalb des turbulenten Treibens darstellt.

Das monumentale 'Ancestral', das trippige 'Song Of I' und das nicht weniger fiebrige 'Vermillioncore' decken die Jazzrock-Komponente des Wilson-Stils ab, vergleichsweise kompakte "Hits" fehlen aber natürlich ebenso wenig, und dazu sollte fortan auch das schlicht schöne 'Song Of Unborn' gezählt werden, das man auf dem aktuellen Album leicht übersehen kann.

Das poppige Extrem 'Permanating' (tatsächlich mit Tänzerinnen wie im Videoclip) kommt mit erklärender, aber keineswegs apologetischer Ansage; stellt man ihm allerdings das längst zum Standard avancierte 'Lazarus' gegenüber, ist der Unterschied im Grunde gar nicht so drastisch, denn ein hervorragender Melodien-Schreiber ist Steven schon immer gewesen. Für den Zugabeteil greift er dann tief in die Klamottenkiste: Porcupine-Tree-Schlenker ('Even Less' solo nur mit E-Gitarre, 'The Sound Of Muzak') krönen den Auftritt zusammen mit dem zerbrechlichen 'Blank Tapes' (wieder mit Ninet) und dem Epos 'The Raven That Refused to Sing' als wahrlich triumphalem Finale.

FAZIT: Der auf "Home Invasion" dokumentierte Abschluss von STEVEN WILSONs jüngster Europatour in der ausverkauften Royal Albert Hall zu London nach siebenmonatiger Omnipräsenz in den Medien mit seinem wohl ersten nicht unumstrittenen fünften Soloalbum "To The Bone", das dennoch seinen bisher größten kommerziellen Erfolg markierte, ist in der Rückbetrachtung ein vorläufig letztgültiges Statement in Sachen Konzertfilme. Der bahnbrechende 4D-Sound, der das Publikum von allen Seiten gleichzeitig packt, wurde wie üblich in 5.1 Surround und Stereo abgemischt, und bei knapp drei Stunden Material inklusive des Extrateils der DVD bzw. Blu-ray kann nicht einmal der strengste Kritiker über einen weiteren Live-Mitschnitt des Künstlers klagen.

Eine limitiertes "Deluxe"-Vinyl-Edition wird im Frühling 2019 nachgereicht, wobei sich das Warten für beinharte Fans lohnen dürfte, denn "Home Invasion" kommt auf fünf Platten verteilt mit mehreren Bonustracks in natürlich edler Aufmachung mit zusätzlichem Buch heraus. Mehr dazu zum gegebenen Zeitpunkt …

Andreas Schiffmann (Info) (Review 7300x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Intro "Truth"
  • Nowhere Now
  • Pariah
  • Home Invasion / Regret #9
  • The Creator Has A Mastertape
  • Refuge
  • People Who Eat Darkness
  • Ancestral
  • Arriving Somewhere But Not Here
  • Permanating
  • Song Of I
  • Lazarus
  • Detonation
  • The Same Asylum As Before
  • Song Of Unborn
  • Vermillioncore
  • Sleep Together
  • Even Less
  • Blank Tapes
  • The Sound Of Muzak
  • The Raven That Refused to Sing
  • Extras:
  • Interview
  • Rehearsal-Footage: Routine / Hand Cannot Erase / Heartattack In A Layby

Besetzung:

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