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IWKC: Hladikarna (Review)
Artist: | IWKC |
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Album: | Hladikarna |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Fusion-, Post-, Jazz-, Kraut-, Stoner-, Psychedelic-Rock und Minimalismus |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 43:16 | |
Erschienen: | 02.05.2017 | |
Website: | [Link] |
Völlig zurecht erhob Prog Sphere IWKC (I Will Kill Chita) in die Reihe der besten 20 russischen Prog-Bands – und nach dem Hören ihres aktuellen Albums „Hladikarna“ wird jedem klar sein, warum sie auch unbedingt in diese Reihe neben I AM THE MORNING oder THE GOURISHANKAR gehören!
Sicher werden sich viele fragen, wie eine russische Band auf solche einen seltsamen Namen wie I WILL KILL CHITA kommt, den sie auf ihren Alben allerdings grundsätzlich mit den Anfangsbuchstaben der vier Wörter abkürzen. Wer dabei an die „Daktari“-Serie und den Affen „Cheetah“ denkt, liegt allerdings auch nicht ganz falsch, denn bei den Live-Auftritten von IWKC, die oft von Filmsequenzen, die hinter ihnen ablaufen umrahmt sind, tauchen immerwieder Affen auf und Natur, denen oftmals die Zerstörung durch industriellen Größenwahn gegenübergestellt wird.
Die Antwort auf die Frage zur Namensgebung gibt die Band jedenfalls selber, indem sie darauf hinweist, dass der Name im Grunde genommen aus einem Spaß heraus entstand, der nach einem lustigen Streit zwischen den Band-Mitgliedern zu einer Zeit, als die sich noch als Garage- und Punk-Band versuchten, ihren Musik-Weg zu beschreiten. Viel Zeit ging danach ins Land und aus den Punkern wurden hervorragende postrockende Proggies, die sich zwischen Fusion-, Post-, Kraut-, Jazz-, Psychedelic-Rock und ENO-Minimalismus bewegen und dabei eine Musik schaffen, die man als typisch russischen Prog-Rock bezeichnen kann, dessen Geschichte mit solchen Bands wie HORIZONT, der ALEXANDER KOSTAREV GROUP oder AKVARIUM begann.
Grundsätzlich wird bei IWKC auf viel Abwechslung gesetzt und keinen – bzw. sehr wenig – Gesang. Doom und harter Metal eröffnen sogar, in diesem Falle für IWKC echt ungewohnt, das Album. Auch wird dem Stück gleich der brutale deutsche Titel „Kastenkampf“ verpasst, während das Album mit einem weiteren deutschen Titel abschließt: „Opium des Volkes“. Ein Zitat das allen Ex-Ossis sicher noch sehr gut in Erinnerung ist, da sie damit im Geschichtsunterricht regelrecht erschlagen worden, da es ein Zitat vom großen kommunistischen Philosophen Karl Marx war, der so alle Religionen bezeichnete. Damals wurde das vom ideologisch indoktrinierten Kritiker noch gehörig in Frage gestellt, aus heutiger Sicht muss er aber Marx leider vollumfänglich zustimmen.
Dann jedenfalls beginnt die dreiviertelstündige Fusion-Achterbahnfahrt durch alle vorstellbaren Fusion-Musik-Stile zwischen Metal und Worldmusic. Eine Fahrt, die man nur zu gerne zwischen seinen Boxen mitmacht, da auch der Sound sehr gut und voller Stereo-Effekte ist. Höhepunkt sind in dieser Beziehung „Emerald River“ und „Samadhi“, welche genau diese metallisch-weltmusikalischen Einflüsse mit ihrem postrockigen Aufbau grandios und bombastisch ausleben.
Verblüffung taucht dann bei „Youth“ auf, denn plötzlich überrascht einen guter, recht hoher indie-rockender Klargesang, bei dem im Refrain ansatzweise sogar ein deutliches „Live“-Growlen auftaucht. Auch „Land Of Stupas“ wartet mit Gesang auf, diesmal aber als gotisch-bedrohliche Finstermann-Nummer, so als wäre die Inquisition unterwegs zum tödlichen Gegenschlag gegen alle, die sich vom religiösen Opium nicht beweihräuchern lassen wollen. Hierbei spielt sich ein anfangs hintergründiges Cello immer mehr in den Vordergrund, bis es in einem brachialen E-Gitarren- und Keyboard-Gewitter samt treibendem Drumming untergeht, sich aber immer wieder erneut durchzusetzen versucht. So gesehen die metallische APOCALYPTICA-Seite von IWKC, bei denen das Cello eine sehr wichtige, manchmal gar dominante Wirkung auf ihre Musik hat und häufig an atmosphärische SIGUR RÓS erinnert.
Dass „Opium des Volkes“ dann tatsächlich mit deutschem Schrei-Gesang im besten Black-Metal-Gehabe daherkommt, haut einen im Finale von „Hladikarna“ regelrecht um. für diese „german vocals“ zeichnet sich NICOLAS PERRAULT verantwortlich und setzt dem Album ein fast beängstigendes Ende: „Die Zeit ist reif, für ein bisschen Selbstherrlichkeit!“
Das hätte man von IWKC nicht erwartet – und das ist auch gut so!
FAZIT: Es ist ein dunkles, psychedelisch und metallisch schwer beeindruckendes und mit außergewöhnlich viel Gesang versehenes Fusion-Album geworden, das uns die russische, Geparden killende Band IWKC alias I WILL KILL CHITA, die mit zu den besten progressiven Bands Russlands zählt, hier auf „Hladikarna“ zu bieten hat. Und dass sogar am Ende uns deutscher Gesang noch einmal auf das religiöse „Opium des Volkes“ verweist, ist sogar richtig mutig.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Kastenkampf
- Samadhi
- Emerald River
- Hladikarna
- Youth
- Five Big Chillums
- Land Of Stupas
- Opium des Volkes
- Bass - Artem Litvakoskiy
- Gesang - Nick Smarin, Valentin Berezin, Romab Karandaev, Julia Mityashova, Nicolas Parrault, Shonchulai Hovenmei, Smackapella Choir
- Gitarre - Nick Samarin
- Keys - Andrey Silin, Nick Samarin
- Schlagzeug - Nikita Samarin
- Sonstige - Artem Litvakoskiy (Cello, Garäusche, Samples), Gennadiy Laurentiev (Tabla), Medved Boris (Full Power)
- Before We Disappear (2013) - 12/15 Punkten
- Cargo Cult (2016) - 11/15 Punkten
- Hladikarna (2017) - 12/15 Punkten
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