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Håkon Storm: Kobolt (gemeinsam mit ZAPP 4) (Review)

Artist:

Håkon Storm

Håkon Storm: Kobolt (gemeinsam mit ZAPP 4)
Album:

Kobolt (gemeinsam mit ZAPP 4)

Medium: CD
Stil:

Gitarren und Streicher im Wechselspiel von Klassik und Jazz

Label: NORCD / Galileo
Spieldauer: 50:48
Erschienen: 21.10.2016
Website: [Link]

Der norwegische Gitarrist HÅKON STORM ist mal wieder in seiner überbordenden Jazz-Kreativität ganz eifrig gewesen und legt zwei nicht ganz unabhängig voneinander daherkommende Alben vor. Das eine ist ein akustisch ausgerichtetes „Kammermusik“-Jazz-Album, gemeinsam mit den holländischen Jazz-Streichern ZAPP 4 eingespielt, und ausschließlich akustisch ausgerichtet. Das andere ein „elektrisches“ Jazz-Rock-Album, welches uns im Laufe der kommenden Woche interessieren wird. Darum hier und jetzt zu HÅKON STORM & ZAPP 4, einem Quartett mit zwei Violinen, einer Bratsche und einem Cello, und „Kobolt“.

Schon nach dem ersten Hördurchgang von „Kobolt“, das gerade dadurch ein sehr intensives Album geworden ist, weil Storm sich nicht, wie auf den beiden Vorgängern „Zinober“ und „Fosfor,“ nur auf sich und seine Gitarren, sondern auch ein Streichquartett verlässt, fühlt man sich ein wenig wie in einen von PETER GREENWAY vertonten Soundtrack zu einem NYMAN-Film versetzt, in dessen Hintergrund auch noch Minimalist PHILIP GLASS ein paar zusätzliche Musikstrippen zieht.
Zugleich aber gilt „Kobolt“ auch als das dritte und letzte Album im Rahmen dieses „Zinober-Fosfor-Kobolt“-Glanz-Projekts, wobei HÅKON STORM – erstmals mit Unterstützung durch ein Streichquartett - erneut seine Studien der melodischen, akustischen und improvisatorischen Möglichkeiten an der Gitarre auslebt.

Viele melodramatische Streicher-Einlagen treffen auf mal deutlich vordergründiges, dann aber auch sich stark zurückhaltendes, akustisches Gitarrenspiel und neuerdings ausgiebiges Glockenspiel. Im Falle von „Blue Goo“ treten beispielsweise Cello und Gitarre in eine Art entspannten Wettstreit und feuern sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, während in anderen Stücken den freien Improvisationen ein breites Spielfeld geebnet wird, welches dann doch immer wieder von klaren Rhythmusstrukturen auf der Gitarre zusammengeführt wird.
Auf „Piosenka“ fühlen wir uns dann anfangs deutlich an die vielen Akustik-Gitarren-Stücke eines STEVE HACKETT erinnert, während sich aus dem Hintergrund langsam erst eine Bratsche und dann Geigen und Celli „anschleichen“, um die Führung zu übernehmen, während die Gitarre genau dorthin verschwindet, wo die Streicher herkamen – in den Hintergrund. Durch diesen dramatischen Aufbau, der tatsächlich einem Dramendreieck – also Intro / Steigende Handlung / Höhepunkt / Fallende Handlung / Outro – gleicht, avanciert „Piosenka“ zugleich zum Höhepunkt des Albums. Vielleicht befindet es sich genau darum auch in der Mitte von „Kobolt“. Danach wird dann wieder frei improvisiert, mit Klängen gespielt, die, wie es scheint, wahllos aneinandergereiht werden, um – man ahnt es – dann doch wieder eine gemeinsame Richtung, einen gemeinsamen Rhythmus, eine gemeinsame, schöne Melodie zu finden.

Stellenweise strengen diese musikalischen Achterbahnfahrten zwischen experimentellem Durcheinander und abgründiger Melodramatik sowie zarter Akustik und melodischer Rhythmik beim Hören ein wenig an, da man wirklich von einem Extrem in ein anderes fällt. „Varsovienne“ setzt dann in seiner fast klassischen Ausrichtung den letzten überraschenden Wendepunkt auf diesem Album, das sich geschickt an den Schnittstellen zwischen improvisiertem Jazz und klassischer Musik bewegt und dabei mitunter eine cineastische Atmosphäre verbreitet und über unsere Ohren Bilder in unserem Kopf malt - mitunter sehr wirre, doch zugleich immer sehr farbenfrohe, aber zugleich im dunklen Farbton gehaltene Kunstwerke.

FAZIT: Gemeinsam mit dem holländischen Streichquartett ZAPP 4 schließt der Norweger HÅKON STORM seine im Zweijahresabschnitt verwirklichte akustische Jazz-Gitarren-Trilogie aus „Zinober“ (2012) und „Fosfor“ (2014) mit „Kobolt“, einem erneut beeindruckenden Album zwischen Klassik, Jazz und Minimalismus, ab. Nicht nur von den Alben-Namen her eine glanzvolle Leistung!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3224x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Koshi
  • Intro Og Interlude
  • Gnom
  • Karusell
  • Blue Goo
  • Rast
  • Piosenka
  • In Lieu
  • Brunst
  • Varsovienne
  • Tvividr

Besetzung:

  • Gitarre - Håkon Storm
  • Sonstige - ZAPP 4: Jasper Le Clercq, Jeffrey Bruinsma (Violinen), Oene van Geel (Viola), Emile Visser (Cello), Håkon Storm (Glockenspiel)

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