Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Epitaph: Still Standing Strong And Back In Town – Live At The Capitol, Hannover 27.11.2012 DVD/Do-CD (Review)

Artist:

Epitaph

Epitaph: Still Standing Strong And Back In Town – Live At The Capitol, Hannover 27.11.2012 DVD/Do-CD
Album:

Still Standing Strong And Back In Town – Live At The Capitol, Hannover 27.11.2012 DVD/Do-CD

Medium: CD/DVD
Stil:

Schmackhafter Blues Rock mit Kraut-Einlage

Label: Inakustik
Spieldauer: 135:31
Erschienen: 20.09.2013
Website: [Link]

Nun ist es gerade mal zwei Jahre her, dass wir die historischen Rockpalast-Aufnahmen von EPITAPH der Jahre 1977 und 1979 auf DVD bewundern durften, da überrascht uns anno 2013, also 35 Jahre später, endlich wieder ein Live-Mitschnitt der deutschen Band, die nicht zu Unrecht als historische Musik-Legende gilt. Ihre Musik hatte stets das gewisse Etwas an Härte und Melodie, Spielfreude und Leidenschaft, Geradlinigkeit und Experimentierfreude, was man zwar immer unter der Schublade „Krautrock“ ablegte, aber im Grunde nie echter Krautrock war, sondern richtig guter, handgemachter Blues und folk-verspielter Rock der härteren Sorte, die ihre musikalischen Vorbilder von URIAH HEEP über LED ZEPPELIN bis DEEP PURPLE und BLACK SABBATH oder ATOMIC ROOSTER bewusst auslotete.

Wir sollten also der ZAG-Stiftung Pro-Chance, die Projekte für Jugendliche in und um Hannover unterstützt, sehr dankbar sein, dass wir diesen Live-Mitschnitt als Audio-CD-Doppeldecker und als DVD in den Händen halten und bewundern dürfen. EPITAPH gaben für diese Stiftung am 27. November 2012 im Capitol ein Konzert, das so einige Besonderheiten aufzuweisen hatte. Nicht nur dass ihr singender Gitarrist CLIFF JACKSON zu diesem Zeitpunkt bereits 70 Jahre alt war – aber trotzdem das musikalische Feuer eines 20-Jährigen versprühte – auch dass bei dem Titel „Long Live The Children“, von ihrem 82er Album „Danger Man“, der Refrain live von einem extra für dieses Konzert zusammengestellten Kinderchor, den I.V.O.-Kids der ZAG-Stiftung, gesungen wird, hinterlässt einen hervorragenden Eindruck. Und es geht noch weiter! Denn die vier Musiker werden von zahlreichen musikalischen Freunden während dieses Konzerts unterstützt, wie beispielsweise dem JANE-Gitarristen Klaus Waltz, dem NEKTAR-Keyboarder Klaus Henatsch oder dem KINGDOM- & DOMAIN-Keyboarder Volker Sassenberg. Das Highlight dabei aber ist TIMM REESE, der durch seine Violine in mehreren Songs den EPITAPH-Sound zusätzlich, in für diese Band ungewohnter Weise veredelt. Allein diese Tatsachen zwingen uns beinahe dazu, tatsächlich die Audio- und die DVD-Fassung eines solchen, akustisch und optisch gelungenen Konzerts zu erwerben. Und keine Angst – es lohnt sich wirklich!

Bereits der unglaublich melodramatische Beginn des Konzerts mit „Dancing With Ghosts“, in welchem die Geschichte des Massenmords an den Dakota-Indianern erzählt wird und bei dem Indianer trommelnd über die Bühne tanzen, macht dem Hörer klar: „Hier wird die nächsten zwei Stunden gehörig die Post abgehen!“ Und als wären EPITAPH nie von der Bildfläche verschwunden, eröffnen sie nun ihr musikalisches Hard-Rock-Feuerwerk in einer Live-Perfektion, die einem vor Verblüffung den Atem stocken lässt. Noch dazu kommt, dass BERNIE KOLBE die ersten Songs mit einer Rockröhre zum Besten gibt, die bei seinen Sangeskollegen anderer alteingesessener Bands, ob die nun DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH heißen, die pure Verzückung zur Folge haben müssten. Gleiches gilt kurze Zeit später auch für den singenden Cliff Jackson, der seine Stimme im „Dead Man's Train“ erstmals solistisch erhebt. Ja, auch im hohen Alter kann man noch so „rotzig-jung“ klingen wie diese beiden röhrenden Teufelskerle. So ist es kein Wunder, dass die erste Konzertstunde, in der ausschließlich die Songs der späten „Dancing With Ghosts“- und „Remember The Daze“-Ära (2007 und 2009) wie im Fluge vergeht, während zwischendurch bei „Remember The Daze“ sogar noch ausgiebig TEMPTATIONs „Papa Was A Rolling Stone“ gehuldigt wird. Mit „Ride The Storm“ bricht dann die große Zeit des Tim Reese und seiner Violine an, die anfangs einfach gemeinsam im Stile der LEVELLERS mitrockt und dann zu einem Solo ansetzt, dass ganz locker auch FLOCK das Wasser reichen könnte.

Würde ich nun jeden weiteren Titel zu kommentieren versuchen, ich müsste eine Menge über dieses denkwürdig-hörenswerte Konzert schreiben. Oder sogar über die Songs, die ihre Geschichten mal sehr ernst oder voller Ironie erzählen, wie beispielsweise „Hole In My Head“, in dem es um einen Typen geht, der nach einem, wie er bemerken muss, erfolglosen Selbstmordversuch mit einem Loch in seinem Kopf in dem Hotelzimmer aufwacht, das er eigentlich nur noch mit den Füßen voran verlassen wollte. Dann wäre da auch noch die Geschichte rund um die alten 70er-Jahre-Songs, die ca. nach dem ersten Drittel des Konzerts mit „Crossrads“, vom 72er Album „Stop, Look & Listen“, beginnen und ihren Höhepunkt im Akustik-Teil finden. „Visions“ ist ein besonderer Edelstein dieses Konzerts, einerseits weil er der einzige Titel vom 72er Debüt-Album „Epitaph“ ist und andererseits, weil er nicht nur im gleichen Londoner Studio, in dem KING CRIMSON „In The Court Of The Crimson King“ aufnahmen, eingespielt wurde, sondern auch auf genau dem gleichen Keyboard.

Emotionaler Höhepunkt dieses Hannoveraner Rockspektakels aber ist der Auftritt derjenigen, die eigentlich um diese Zeit längst in ihrem Bettchen liegen müssten. Bei „Long Live The Children“, dem Beginn des zweiten Sets von „Still Standing Strong And Back In Town“, erobern die I.V.O.-Kids, ein etwa 20-köpfiger Chor mit Kindern aus den unterschiedlichsten Kulturen, mit ihren Taschenlampen die Bühne des Capitols und eröffnen den Song mit ausgiebigen Na-na-na-nas. Ein Augenblick, der garantiert den alten Musik-Herren genauso unvergesslich bleiben wird wie den jungen Musik-Hüpfern!

Mit „Big City“, „In Your Eyes“ und „Visions“ führen EPITAPH dann eine weitere Neuerung in ihre Konzert-Kultur ein: den akustischen 15-Minüter. EPITAPH Unplugged. Und auch das funktioniert – kein Wunder, bei all den MTV-affinen Vorlagen anderer elektrifizierter Großmeister, die schon ähnliche Wege beschritten. Allerhöchste Zeit also auch für EPITAPH, um zu beweisen, dass auch sie akustische Gitarren ganz locker zu akustischen Donnerwettern ausbrechen lassen können, während ACHIM PORET statt dem Schlagzeug einfach mal den Schellenring bearbeitet. Dazu natürlich wieder Reeses Violine – ganz großes Kino auf einer Konzertbühne. Und für mich gilt spätestens seit diesem Konzert, welches mit „Who Do You Love“, das mit GRATEFUL DEAD- und QUICKSILVER MESSENGER SERVICE-Referenzen gespickt ist, ausklingt, dass EPITAPH als Live-Band ähnlich wie ein guter Whiskey ist. Umso älter, umso wertvoller!

FAZIT: Bleibt am Ende nur die Frage, ob man sich nun die reichhaltig bebilderte und mit liebevollem Booklet versehene DVD oder die ähnlich gestaltete Doppel-CD oder doch gleich beides zulegen soll! Ich besitze beides – und weiß genau, dass ich nichts davon missen will!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5244x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • CD 1:
  • Dancing With Ghosts
  • Cold Rain
  • Another Bloody Day
  • Dead Mans Train
  • Remember The Daze
  • Ride The Storm
  • Sad Song
  • Crossroads
  • Hole In My Head
  • CD 2:
  • Long Live The Children
  • Woman
  • Can't You See
  • Big City (Acoustic)
  • In Your Eyes (Acoustic)
  • Visions (Acoustic)
  • Stop, Look And Listen
  • Ain't No Liar
  • Going To Chicago
  • Who Do You Love
  • DVD:
  • Dancing With Ghosts
  • Cold Rain
  • Another Bloody Day
  • Dead Mans Train
  • Remember The Daze
  • Ride The Storm
  • Sad Song
  • Crossroads
  • Hole In My Head
  • Long Live The Children
  • Woman
  • Can't You See
  • Big City (Acoustic)
  • In Your Eyes (Acoustic)
  • Visions (Acoustic)
  • Stop, Look And Listen
  • Ain't No Liar
  • Going To Chicago
  • Who Do You Love

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!