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Epitaph: A Night At The Old Station (Review)
Artist: | Epitaph |
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Album: | A Night At The Old Station |
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Medium: | 2CD+DVD | |
Stil: | Kraut- und Folk-Rock |
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Label: | MIG Music | |
Spieldauer: | 202:58 | |
Erschienen: | 28.04.2017 | |
Website: | [Link] |
Sie machen es nicht zum ersten Mal, aber immer wieder richtig gut!
Wenn EPITAPH ihr elektrisches Instrumentarium zuhause lassen und auf die akustischen Instrumente für eine ihrer „Acoustic Sessions“ zurückgreifen, kommt mindestens genauso viel Stimmung auf wie bei einem komplett „elektrifizierten“ Konzert. Denn immerhin definiert sich hohe Musikkunst über Können und Leidenschaft, nicht aber Elektrik oder Akustik. Können und Leidenschaft sind für EPITAPH eine Einheit und ihre Musik ist, egal wie und wo sie dargeboten wird, wirklich legendär.
Ein weiterer Beweis dafür liegt nun in einem dicken, vierfach auffaltbaren Digipak mit zwei Audio-CDs und einer DVD direkt vor uns und trägt den Titel „A Night At Old Station“. Der digiverpackte Inhalt ist beachtlich: zwei Audio-CDs, eine DVD und ein 12seitiges Booklet, auf und in denen das komplette Konzert vom 12. März 2016 im „Alter Bahnhof Anderten“ von Hannover gebannt ist.
Hier folgten EPITAPH einer liebgewonnenen Gewohnheit, nämlich vor jeder Konzerttournee ein Eröffnungskonzert in besagtem Bahnhof zu geben, sich so zu sagen warmzuspielen. Doch wenn dieses Konzert ein Warmspielen sein soll, dann fragt man sich, welche Band heutzutage noch existiert, die mit einer ähnlichen Live-Perfektion ihre Konzertreihe eröffnet. Bedenkt man allerdings, dass EPITAPH bereits seit 1969 als Band aktiv und ohne großartige Besetzungswechsel in den vergangenen fast 50 Jahren ausgekommen sind, schon gemeinsam mit JOE COCKER, GOLDEN EARRING, RORY GALLAGHER oder ZZ TOP auf einer Bühne standen und bei riesigen Festivals auftraten, die ihnen zu echtem Kultstatus verhalfen, dann verblüfft diese leidenschaftliche Performance, die mit keinem Deut von behäbiger Routine daherkommt, nicht in geringster Weise.
Für „A Night At The Old Station“ verstärkte sich die Band noch mit dem Teufelsgeiger TIM REESE und dem NEKTAR-Keyboarder Klaus Henatsch, der an Hammond-Orgel und Piano schier Unglaubliches abliefert und natürlich wie jeder Musiker sein ausgiebiges Solo live und ohne doppelten Boden darbieten darf. Einen längeren Gastauftritt bekam außerdem die 1988 in Indonesien geborene, begnadete Jazz- und Klassik-Pianistin AGNES HAPSARI, deren Pianospiel und Backgroundgesang auf der Ballade „Sign From Your Heart“, die etwas an BRUCE HORNSBY erinnert, rundum begeistert. Noch dazu kommt das leidenschaftliche Geigen-Solo von Tim Reese, das den Song zu einer der schönsten „Kuschelnummern“ werden lässt und eigentlich auf keiner Kuschel-Rock-CD vergessen werden dürfte, was in diesem Sinne ganz ernsthaft und ohne hintergründige Ironie oder Zynismus gemeint ist.
Umso schöner, dass die singende Pianistin bei „Ride The Storm“ noch ein weiteres Mal zum Einsatz kommt.
Ähnlich hypnotisch verhält es sich auch mit der einzigen, ein wenig an PETER GREENs „Albatros“ erinnernden, Instrumentalnummer des Konzerts: „Villanova Junction“! Das Original stammt von JIMI HENDRIX und ist so die einzige Cover-Version des Konzerts.
Doch zuvor stellen gleich am Anfang des Konzerts EPITAPH mit „Outside The Law“ klar, wo sie stehen, außerhalb des Gesetzes! Zumindest eines Gesetzes, das Musik nach Radiotauglichkeit und Drei- bis Vierminuten-Songformaten gebietet.
Bei „Remember The Daze“, dem mit über 12 Minuten längsten Stück des Konzertes, bauen die alten EPITAPH-Mannen dann gleich den TEMPTATIONS-Klassiker „Papa Was A Rolling Stone“ mit ein, bei dem sich übrigens auch heimlich, still und leise bereits die STERN-COMBO MEISSEN für ihr erfolgreichste Prog-Hymne „Kampf um den Südpol“ bediente.
Auf „Crossroads“ erwartet uns dann ein ausgiebiges Bass-Solo, während auf dem bereits erwähnten „Villanova Junction“ Gitarrist HEINZ GLASS beweist, dass auch durch seine Adern eine gehörige Portion Hendrix-Blut fließen muss. Doch nicht nur das, auch jede Menge CARLOS SANTANA schwingt dabei auf seinen Saiten mit.
Eine urige Blues-Nummer mit Honky-Tonk-Piano-Einsatz und Violinen-Solo wird dem begeisterten Publikum ebenfalls nicht vorenthalten. Noch dazu ist „Little Maggie“ ein Song vom ersten EPITAPH-Album aus dem Jahr 1971.
Und selbstverständlich wird uns auch das fast obligatorische, großartige Schlagzeug-Solo von JIM McGILLIVRAY nicht vorenthalten, auch wenn wir darauf bis zum Ende des Konzerts im Rahmen von „Ain‘t No Liar“ warten müssen.
Bewunderns- und beachtenswert ist auch die Bonus-Beigabe, die sowohl auf CD als auch auf DVD enthalten ist.
Die drei Live-Aufnahmen, die mit „Rondo Alla Turka / One Of These Days“ als ein wildes Klassik-Rock-Duett von Gitarre und Cello beginnen und sich auf „Fire From The Soul“ fortsetzen, stammen vom 5. August 2016, als EPITAPH gemeinsam mit sechs jungen Cellisten, den FIRE STRINGS, auf der Bühne des „MusikZentrum Hannover“ standen und eine wunderbare Fusion ihres – diesmal elektrifizierten - Prog-Folk-Rocks in Einklang mit der Klassik des Cello-Sextetts verwirklichten! „Fire From The Soul“, ebenfalls live mit den FIRE STRINGS, aber beim Fährmannfest in Hannover aufgeführt, schließt dann die DVD ab. Eine Beigabe, die zusätzlich die enormen Live-Qualitäten von EPITAPH, sogar in Verbindung mit einem Cello-Sextett, unter Beweis stellt.
FAZIT: „A Night At The Old Station“ präsentiert die legendären Live-Qualitäten von EPITAPH. Erst als komplettes Akustik-Konzert und dann im Bonus-Teil auch mit komplettem eingestöpselten Rockinstrumentarium sowie sechs Cellisten! Der endgültige Beweis dafür, dass die deutschen Folk-Krautrocker nicht umsonst als eine der gefragtesten deutschen Live-Bands gilt, an der auch nach fast 50 Jahren der Zahn der Zeit nicht zu nagen scheint.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1 (51:25):
- Outside The Law
- Big City
- Remember The Daze
- Crossroads
- Villanova Junction
- Moving To The City
- Sign From Your Heart
- CD 2 (45:34):
- Looking For A Friend
- Ride The Storm
- Little Maggie
- Love Child
- Ain‘t No Liar
- = Bonus Tracks =
- Rondo Alla Turka / One Of These Days (Strings attached Live-Version)
- Fire From The Soul (Strings attached Live-Version)
- DVD (105:59):
- *Alle Songs der beiden CDs
- *Fährmannsfest 2016 Impressions
- Bass - Bernd Kolbe
- Gesang - Cliff Jackson, Bernd Kolbe, Agnes Hapsari
- Gitarre - Cliff Jackson, Heinz Glass
- Keys - Klaus Henatsch, Agnes Hapsari
- Schlagzeug - Jim McGillivray
- Sonstige - Tim Reese (Violine)
- Outside The Law (Re-Release) (2010)
- Krautrock Legends Vol. 1 (DVD) (2011)
- Danger Man (2012)
- Still Standing Strong And Back In Town – Live At The Capitol, Hannover 27.11.2012 DVD/Do-CD (2013)
- The Acoustic Sessions (2014) - 12/15 Punkten
- Fire From The Soul (2016) - 10/15 Punkten
- A Night At The Old Station (2017)
- Long Ago Tomorrow (2019) - 12/15 Punkten
- Five Decades Of Classic Rock (2020)
- The Corona Concert – Limitierte Fan-Edition (2021)
- History Box 1 – The Brain Years 1979-1981 (2023)
- History Box 2 – The Polydor Years 1971-1972 (2023)
- Don't Let The Gray Hair Fool You (2024) - 12/15 Punkten
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