Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Delusion Squared: II (Review)

Artist:

Delusion Squared

Delusion Squared: II
Album:

II

Medium: CD
Stil:

"New Prog Rock" nach altem Konzept!

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 59:40
Erschienen: 15.02.2012
Website: [Link]

Das zweite Album von DELUSION SQUARED macht es einem nicht gerade leicht, es zu besprechen, zumindest aus konzeptionellem Blickwinkel. Das liegt daran, dass „II“ textlich an die Geschichte des Vorgängers anknüpft und zumindest aus rein verbaler Sicht bei der Vielzahl der Bezüge zu „I“ nur schwer verständlich ist. Und warum muss das gerade mir passieren, wo ich doch dafür bekannt bin, mich auch sehr ausgiebig auf die textlichen Grundlagen zu beziehen? Aber was soll's – wofür hat einer denn schließlich das Internet? Und eins muss man DELUSION SQUARED lassen, auf ihrer Homepage gibt es die wichtigsten Informationen und die komplette Geschichte samt aller Lyrics nachzulesen.

Darum hier im Schnelldurchlauf eine Kurzzusammenfassung des ersten Teils der Story, die eine seltsame, humanistische Öko-Geschichte mit weiblicher Götterdämmerung ist:
Nachdem die Erde beinahe vollständig zerstört worden ist, wird ein künstliches System aufgebaut, das sich ausschließlich auf Genmanipulationen manifestiert und wo das Leben widernatürlich, aber nicht mehr durch gefühlvolle Erotik oder geilen Sex gezeugt wird (Die „schöne neue Welt“ von ALDOUS HUXLEY lässt grüßen!). Dem widersetzt sich eine junge Frau, die daraufhin gefangen genommen und „sterilisiert“ wird. Allerdings erhebt sie sich gegen dieses Schicksal und rettet sich durch Flucht in eine Gegen-Welt, die ähnlich wie sie denkt und lebt. Dort erlangt sie immer mehr Anerkennung und als sie im hohen Alter stirbt, wird sie von diesen „Menschen“ als eine Göttin verehrt, die „Mutter aller Menschen – oder eben heilige Mutter“ heißt.

Damit endet das erste Album und das zweite setzt mit einer ebenso verqueren Geschichte fort.

Hier nun rächt sich die Gottesmutter anscheinend für das, was ihr angetan wurde. Das Ende der Welt wird endgültig eingeläutet. Ein Pfarrer, der nicht Gauck heißt und von Freiheit berichtet, sondern der etwas verwirrt erscheint, berichtet von einer Welt, die nur noch aus Schlächtern besteht und deshalb wohl von der „Heiligen Mutter“ zerstört wird. Die Geschichte endet mit dem richtungsweisenden Satz: „This is the end of the world.“ Nunmehr entsteht beim Lesen der Eindruck, dass es hier mehr um Umweltzerstörung und den absoluten Exodus der Erde geht.

Wer jetzt allerdings erwartet, dass zu dieser finsteren Geschichte auch düstere Musik gehört, der irrt gewaltig.

Wie bereits auf dem ersten Album singt ausschließlich LORRAINE YOUNG, die außerdem auch die vielfältigen akustischen Gitarreneinlagen beisteuert, die immer wieder wirkliche Ruhepunkte und sehr zarte Farbtupfer in dem insgesamt recht rockigen Album setzen. Doch während mir die akustischen Momente sehr gut gefallen, habe ich doch so einige Probleme mit dem Gesang. Lorraines Stimme klingt aus meiner persönlichen Sicht zu dünn, liegt manchmal ein wenig neben der Spur und ist sogar etwas quäkig. Mitunter wirkt sie wie ein Gegenpol zur recht bombastische daherkommenden Musik, der einfach nicht so richtig passen will.

Auch verunsichert mich ein wenig das Begleitblatt dieser CD, das dick mit „Looking for New Prog Rock?“ überschrieben ist. Denn neu ist diese Musik wirklich nicht, dafür bedient sie sehr geschickt die unterschiedlichsten Bereiche, wie Metal, Neo, Art, Alternative und natürlich Retro, alles clever miteinander vereint und zu einem recht schmackhaften Gebräu zusammengemixt. Die Einflüsse sind klar erkennbar und bewegen sich zwischen ANATHEMA, THE GATHERING und OPETH, wobei durch einige Sprechpassagen und elektronische Spielereien, z.B. bei „Recipe For Disaster“, sogar Erinnerungen an „Flash Gordon“ von QUEEN wach gerufen werden.

Doch auch hier liegt der Teufel im Detail, selbst wenn's um's „Mütterchen“ geht. Wenn wie bei „Necrogenesis“ das Schlagzeug treibend losbrettert und die E-Gitarren sich gegenseitig anfeuern, dann geht der weibliche Gesang jämmerlich unter. In den ruhigen Songs allerdings, wie „Abduction“, eingeleitet durch eine wundervoller akustische Gitarrenpassage und einen feinen Bass, nimmt einen der Gesang, der sogar etwas kindlich wirkt, tatsächlich gefangen! Für mich steht fest, dass LORRAINE YOUNG ungeeignet für progressive Härte, aber eine absolute Top-Besetzung für dramatisch-traurigen Schönklang ist!

Dieser Widerspruch treibt einen bei „II“ zum regelrechten Wechselbad der Gefühle. Man will die Musik gerne haben, aber verbindet dies zugleich mit der Hoffnung, dass, wenn sie losdonnert, kein Gesang auftaucht. Die Hoffnung kann man jedoch ganz schnell begraben! Wird’s aber ruhig und melancholisch, dann sehnt man sich beinahe nach dem Gesang – und diese Sehnsucht wird auch sofort erfüllt, egal ob der Song nun „Faith Mission“ (Eine wundervolle Hymne mit gewissem Bombast-Anteil und zusätzlichen männlichen Sprechanteilen!), „Veridical Paradox“ (Klassisches Piano trifft auf zarte E-Gitarre und weiblichen Gesang!), „Revelation“ (Ein ruhiger, sehr YES-lastiger Titel, der leider zum Ende hin zu sehr abrockt!) oder „Unexpected Messiah“ (Frauenstimme samt akustischer Gitarre und schmalzigen Keyboardflächen und erneuten männlichem Gelaber!) heißt.

Und so bleibt am Ende das FAZIT, dass DELUSION SQUARED mit sehr viel Liebe an ihr zweites Album herangegangen sind, doch diese Liebe sich besonders des Gesanges wegen, verstärkt auf die ruhigen, aber viel weniger metallisch rockenden oder progressiven Klänge konzentrieren sollte. Oder sie unbedingt für die musikalische Härte einen weiteren Sänger in ihr Bandkonzept einbeziehen müssen!

PS: Manchmal ist es wirklich verdammt schwer, bei (s)einer Kritik objektiv zu bleiben. Meine Promo-Ausgabe, die natürlich in ihrer kompletten Schönheit samt Digi-Pack und umfangreichen Booklet daher kam, enthielt nämlich noch zusätzlich ein wirklich schönes Autogrammfoto mit richtig netten, handschriftlichen Originalkommentaren der drei Musiker sowie ein freundlich verfasstes Anschreiben ihres Managements. Ich bin mir sicher, dass jeder, der dieses Album über die bereits positiv erwähnte, sehr gelungenen Homepage bestellt, bei einem entsprechenden Vermerk auch solche Autogrammkarte erhält. Doch trotz dieser netten Beigaben komme ich nicht auf mehr als

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4249x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Providence:
  • Double Vision
  • Necrogenesis
  • Primordial Sin:
  • Faith Mission
  • Recipe For Disaster
  • Veridical Paradox
  • Oblation:
  • Revelation
  • Abduction
  • Atonement:
  • Naked Solipsism
  • Unexpected Messiah

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!