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HÄMATOM | MASKENBALL Freitag, 30.08.2024 - Amphitheater Gelsenkirchen - 30.08.2024
HÄMATOM | MASKENBALL Freitag, 30.08.2024
Tag 1: Freitag, 30.08.2024
Ein runder Geburtstag ist immer ein Grund zum Feiern, insbesondere dann, wenn es sich um einen Geburtstag im Showgeschäft handelt, das in den vergangenen Jahren immer schnelllebiger geworden ist, in welchem Stars und Sternchen um Aufmerksamkeit buhlen, deren mediale Halbwertszeit der Lebenserwartung einer Eintagsfliege gleichkommt. Mit HÄMATOM sieht die Sache jedoch komplett anders aus: die Band kann stolz auf 20 Jahre Erfolgsgeschichte zurückblicken, die bewegt, ungewöhnlich, teilweise tieftraurig aber immer ehrlich ist.
Bereits im Jahr 2020 wollten HÄMATOM das Maskenball-Festival im Amphitheater Gelsenkirchen feiern, das dann aber aufgrund der C-19 Pandemie nicht stattfinden konnte. Mehrfach wurde der Termin verschoben und schließlich reifte in den NDH-Metallern der Entschluss, im Jahr 2024 den 20 Jahrestag der Bandgründung mit dem ausgefallenen Event zur verknüpfen. Die gekauften Tickets behielten ihre Gültigkeit und am Einlass gibt es deshalb auch reichlich Gäste, die stolz ihr Hardticket, das bis dato sein Dasein an einer Pinwand fristete, gegen das begehrte Festivalbändchen zu tauschen. Das ursprünglich Billing konnte über die Jahre hinweg nicht gleich bleiben, die Gästeschar wurde aber nicht zuletzt aufgrund des runden Geburtstages deutlich erweitert.
Am ersten Festivaltag starten FOCUS. aus Riesa den Reigen der Bands, die zum ersten Mal in ihrer Karriere im Amphitheater zu Gast sind und im vergangenen Jahr sogar auf dem Wacken gespielt haben. Die Musik ist punkig und mit witzigen, deutschen Texten gewürzt. Das kommt hier am Kanal sehr gut an und stellt die Zeichen gleich einmal auf Party. Ein toller Start!
Wer gedacht hatte, an diesem Tag würde nur das härtere Genre zu Wort kommen, sieht sich mit FERNANDO EXPRESS eines Besseren belehrt. Die Band, die seit 50 (!) Jahren im Geschäft ist, spielt deutschen Schlager und hat die Metalheads vor der Bühne fest im Griff. Da gibt es eine Polonaise zu bewundern und gegen Ende des Sets lassen sich die Fans nicht lumpen und setzen sich zu kollektivem Rudern vor der Bühne in Position. Das hat was. Frontlady Heidi kommt im weiteren Verlauf des Abends noch einmal auf die Bühne, doch dazu später mehr.
Deutlich bierseliger geht es im Anschluss bei den 257ers zu. Die Truppe aus Essen, der Heimat der Stauder Brauerei, hat es sich auf die Fahne geschrieben, ihrer Hausmarke marketingtechnisch unter die Arme zu greifen und positioniert neben einer Theke auch ein Plakat mit dem Stauder-Logo auf der Bühne. Die Mucke ist dazu angetan, die Party weiter in Schwung zu halten, Höhepunkt ist die Bierschaumparty, in der die Band das kostbare Gesöff in einer eigens dafür konzipierten Kanone zu Bierschaum verarbeitet. Großes Kino und für mich der Anlass, aufgrund der klebrigen Angelegenheit den Fotograben mit Beginn der Schaumorgie zu verlassen um die Sache aus der Ferne einzufangen, was einen kleinen Eindruck der Intensität der Schaumparty vermittelt. Später gibt es dann auch noch die Druckbetankung durstiger Gäste aus einem grünen Rohr. Habe ich so auch noch nicht gesehen...
Nach diesem Happening ist es an der Zeit, auch selbst einmal eine kleine Pause einzulegen. Passend zum Event gibt es 0,5 Liter HÄMATOM-Mehrwegbecher, die an den Theken des Amphitheaters mit allem was das Herz begehrt befüllt werden. Dass die Becher bereits nach wenigen Stunden vergriffen sind, da sie als Souvenir im Besitz der Fans verbleiben, spricht für sich.
Als nächste Gratulanten stehen KNORKATOR auf der Bühne. „Deutschlands meiste Band der Welt“ liefert ein Programm, das nur vordergründig Klamauk bietet, da zwar Stumpen wie ein Eintänzer unter Extasy wirkt, die Texte aber von Tiefgründigkeit und Bissigkeit der Truppe Zeugnis ablegen, die den meisten Rockbands völlig abgeht. Hier wird Musik gelebt und Botschaften verpackt, die teils unangenehm, teils fordernd sind, der Titel „Eigentum“ sei hier exemplarisch genannt. Eine grandiose Werkschau, die so ganz anders ist als viele andere Shows und daher auch noch lange im Kopf bleibt.
Die Moderation der Veranstaltung liefert Andreas „Maschine“ Pooch, bekannt als WACKEN-Urgestein und Moderator seiner Late-Night Show auf dem W:O:A. Bevor die Jubilare auf die Bühne gehen, fordert Maschine die Fans auf, den Hit HÄMATOMs „Wir sind keine Band“ zu singen, um die Aufnahme für die Ewigkeit konservieren zu können. Los geht die Show unter Einsatz diverser Pyro-Effekte, die gleich zu Beginn die Wichtigkeit des Events unterstreichen. Die beiden Shows der NDH-Recken sind unterteilt in die erste und zweite Dekade ihres Bestehens. Somit kommen an diesem ersten Tag der Geburtstagsparty Songs der ersten zehn HÄMATOM-Jahre zum Vortrag, die den Grundstein des Erfolgs der Band gelegt haben. Nach „Willkommen in der Unsterblichkeit“ vom Band gibt es mit „Säulen des Wahnsinns“ den ersten Hammer auf die Ohren, während „Sturm“, „Ahoi“ und „Butzemann“ in dieselbe Kerbe hauen und für beste Stimmung sorgen.
Für „Schau sie spielen Krieg“ haben sich HÄMATOM die Unterstützung von FERNANDO EXPRESS Frontlady Heidi Schütz gesichert, die zusammen mit Thorsten „Nord“ Scharf den Titel interpretiert. Leider ist der Song seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2019 aktueller denn je und thematisiert die Sinnlosigkeit aller Kriege, die aufgrund der Dummheit der Menschheit einfach nicht enden wollen.
Nach diesen nachdenklichen Tönen stellen HÄMATOM mit „Seelenpiraten“, „Schutt und Asche“, sowie „Teufelsweib“ die Zeichen wieder auf Party, insbesondere das DEICHKIND-Cover „Remmidemmi“ sorgt für strahlende Gesichter und wird gnadenlos gefeiert. Sogar „Neandertal“, im Original von der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG, findet sich in der Setlist wieder, das obligatorische Crowdsurfing von Schlagzeuger Frank „Süd“ Jooss gibt es zu MATERIAs „Kids“. Mit „Wir sind keine Band“ steht der letzte Eintrag der offiziellen Setlist auf dem Programm, aber damit kann selbstredend noch nicht Schluss sein. Die 257ers sind bei den Zugaben „Ficken unsren Kopf“ und „Diego Maradona“ mit auf der Bühne, bevor „Leck mich“ und „Es regnet Bier“ eine grandiose Show beenden.
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