Partner
Services
Statistiken
Wir
Cage / Dragonsfire - Ballroom Hamburg - 07.05.2009
Auch wenn man als Fan natürlich meistens der Meinung ist, dass gerade seinen speziellen Lieblingen (sofern es sich nicht gerade um Megastars wie METALLICA handelt) nicht die verdiente Aufmerksamkeit zuteil kommt, ist es auch aus möglichst neutraler Sicht schwer nachvollziehbar, warum viele Bands mit anerkannten Qualitäten derzeit unter akutem Zuschauermangel zu leiden haben. Neben Allgemeinheiten wie der Wirtschaftskrise (die gebeutelte Haushaltskasse wird an diesem Abend mit schlanken 15,- € belastet), dem Überangebot oder weil ja nicht immer Wochenende ist, sucht man dann auch gerne nach exklusiven Erklärungen, warum es gerade zu dem, von einem selbst so herbeigesehnten Konzert nur so wenige Fans geschafft haben. Im vorliegenden Fall könnte man dafür etwa auf das parallel stattfindende Heimspiel des HSV im Uefa-Cup gegen Werder Bremen zurückgreifen (was ist eigentlich grün und... ach, schon gut...). Aber wenn wir ehrlich sind, wären auch ohne jegliches Sportereignis in der Hansestadt die Reihen im Ballroom an diesem Donnerstagabend vermutlich kaum dichter gewesen. Um die (zuvor durchaus befürchtete) Enttäuschung beim Namen zu nennen: Selbst wenn man die Belegschaft mitzählt, sind es nicht mehr als 30 Leute, die im kleinen, aber feinen Club an der Norderelbe dem Auftakt der ersten Europa-Tournee einer der derzeit besten amerikanischen Power-Metal-Bands, die schließlich bisher durchweg Hochkaräter des Genres veröffentlicht hat, beiwohnen. Ohne die Erwartungen von CAGE und Umfeld wirklich zu kennen, entspricht das ganz sicher weder dem eigenen Anspruch der Band, noch wird das auch nur annähernd ihrer Klasse gerecht - das belegt der Auftritt an diesem Abend dann auch wieder äußerst nachhaltig.
Um 21:15 Uhr eröffnen aber erstmal DRAGONSFIRE das musikalische Programm vor der überschaubaren Kulisse. Das Quartett aus Hessen hat sichtlich Spaß an seinem Auftritt, allen voran der aufgedrehte Schlagzeuger im Superman-Shirt. Dieser hat zwar vielleicht etwas zu oft die Muppet Show gesehen, aber mit seinen anstachelnden Sprüchen sorgt er vom Start weg für gute Stimmung im Publikum. Dieses nimmt dafür den teutonischen Traditions-Metal in Form von Songs wie "Devil's Road" und "Rebellion" dann auch gleich sehr gut auf, obwohl die meisten Anwesenden vermutlich zum ersten Mal mit der Band in Berührung kommen. Der von zwei Flying V flankierte Sänger Torsten Thassilo Herbert erinnert stimmlich (und durch die gleiche 'Frisur' auch optisch) an Peavy Wagner von RAGE, dazu passt dann auch, dass er gleichzeitig den Bass bedient. Ansonsten sprechen Titel wie "Burning For Metal" eine deutliche Sprache, wie man sie gerade in der Hansestadt von Kollegen wie STORMWARRIOR nicht selten, aber immer wieder gerne hört. Zuvor gibt es zum gemeinsamen Warmbangen aber noch "The Trooper", das, kompetent gespielt, wie hier, zwar immer gut ankommt, aber ein Coversong zu so einem frühen Zeitpunkt mutet schon etwas merkwürdig an und lässt etwas am Vertrauen in die eigenen Songs zweifeln. Bis auf eine kurze "Painkiller"-Einlage des Drummers setzt man in der zugestandenen Dreiviertelstunde dann zumeist aber doch auf die eigenen Ideen. Diesen fehlt es insgesamt zwar noch an der entscheidenden besonderen Note, aber mit schnellen, feiertauglichen Nummern wie "Dragonsfire Rockxxx" im Programm hat die Band ihre Aufgabe als Anheizer definitiv bestens erfüllt.
Setlist DRAGONSFIRE:
Devil's Road
Rebellion
The Trooper
Dragonsfire Rockxxx
Shine On
Oath Of Allegiance
Burning For Metal
Wings Of Death
"Gleich wird's laut. Immer diese Amis...", so der freundliche Mann am Mischpult, als die Band noch mal kurz ihre Instrumente stimmt. Er sollte recht behalten, aber CAGE sind schließlich auch nicht gerade für ihren leisen Töne bekannt. Vor allem nicht Sean Peck und man kann von dem Sänger und seinem äußerst selbstbewussten Auftreten (manch einer wird es großmäulig nennen) halten, was man will, er lässt seinen Worten aber auch stets Taten folgen. Lief er vor dem Auftritt noch in Super-Mario-Manier mit Blaumann und Käppi durch den Club, zeigt er, sobald er auf der Bühne steht, warum er zu den heißesten Anwärtern auf den Thron des Scream-Gottes gehört.
Der San-Diego-Fünfer ist heute in erster Linie angetreten, um sein neues, zum Zeitpunkt der Show noch nicht offiziell erschienenes Album "Science Of Annihilation" vorzustellen, und der erste Eindruck mit dem eröffnenden "Planet Crusher" fällt schon mal verdammt mächtig aus. Ein schneller Burner vor dem Herrn, der jeden Zweifel, dies könnte kein erfolgreicher Power-Metal-Abend werden, sofort zerbröselt. Das lässt alleine schon ein Sean Peck in Bestform nicht zu, der mit einnehmender Coolness einen Gesang raushaut, bei dem die Mehrzahl seiner Kollegen mit hochrotem Kopf zum Scheitern verurteilt wären. Der Mann ist einfach ein Paradebeispiel für den perfekten Metalsänger. Schwächephasen Fehlanzeige und dementsprechend steht er dann auch wie gewohnt während der gesamten Show deutlich im Zentrum des Geschehens. Im Vergleich zu ihm kommt der Rest der Band, der auch die Kommunikation mit dem Publikum ausnahmslos dem Sänger überlässt, ziemlich zurückhaltend, schon fast schüchtern rüber. Musikalisch ist hingegen das gesamte Team auf Angriff eingestellt. Gestochen scharf und kraftvoll drücken die CAGE-Hymnen aus den Boxen, während besonderes Faninteresse natürlich auf dem neuen Schlagzeuger und ehemaligen PSYCHOTIC WALTZ-Mann Norm Leggio liegt. Sehr beeindruckend, wie dieser sein überschaubares Kit bearbeitet und seine Vorderleute antreibt. Ein klarer Zugewinn, der Mann, der dem rasanten Power Metal des Quintetts noch eine zusätzliche technische Note verleiht.
Nach dem fulminaten Auftakt wird die Stimmung in der kleinen, aber ebenso begeistert, wie textsicheren Fanschar mit den beiden älteren Bandhymnen "I Am The King" und "Kill The Devil" gleich mal ganz nach oben getrieben, bevor man sich erstmal intensiver dem brandneuen Material widmet. Aber auch die neuen Songs bedürfen kaum Eingewöhnungszeit, reihen sich diese doch qualitativ reibungslos in den First-Class-Bangerstoff der Band ein. Teilweise wurde dabei die Temposchraube recht heftig angezogen; ein Titel wie "Speed Kill" spricht da für sich und stellt die Nackenmuskeln auf eine harte Probe. Als weiteres Highlight des fünften CAGE-Albums kann man getrost auch "Scarlet Witch" vermelden, bei dem auch mal ein langsamer, epischer Part eingebunden wurde, während es ansonsten überwiegend im Speedtempo auf die Glocke gibt.
In Sachen Lautstärke wird es zwischenzeitlich schon mal ziemlich schrill und es zeigt sich, dass der beste Platz direkt vor der Bühne zu finden ist, da man dort die Lautsprecher quasi hinter sich lässt. So wird der enge Kontakt zur Band belohnt, zumal man dabei auch dem Pfeiler entgeht, der mittig vor der Bühne steht; der eigentlich einzige Nachteil im ansonsten sehr angenehmen Ballroom.
Nach dem Brecher "Hell Destroyer" und dem mit kurzem Gitarrensolo eingeläuteten "Metal Devil" zeigt der wort- und gestikarme Gitarrist David Garcia bei dem weiteren Bandklassiker "Final Solution" nochmal nachdrücklich, dass er nicht nur Kraft in den Armen, sondern auch Gefühl und Technik in den Fingern hat. Danach setzt die Band zur Pause an, aber nach kurzen Zugabe-Rufen, die man von mehr Leuten schon wesentlich leiser gehört hat, lässt sie sich nicht unnötig lange bitten und kehrt unverzüglich zurück. Sean Peck nutzt die kurze Atempause, um seine Mitmusiker beim Namen zu nennen und als er sich selbst mit "My name is Bruce Dickinson" vorstellt, kommt der passende Konter aus dem Publikum: "No, you are Rob Halford!" Wie recht der gute Mann doch hat...
Als erste Zugabe gibt es dann noch die Hommage an "King Diamond", inklusive einer priestigen Bangeinlage der gesamten Band, und nach der weiteren neuen Nummer "Operation Overlord" ist dann nach 70 Minuten ein Konzert (viel zu früh) zu Ende, das nur eine Frage offen lässt: Warum erkennen immer noch so wenige selbsternannte Metaller die Klasse dieser Band? Unbegreiflich...
Setlist CAGE:
Planet Crusher
I Am The King
Kill The Devil
Scarlet Witch
Spirit Of Vengeance
Hell Destroyer
Black River Falls
Speed Kills
Metal Devil
Final Solution
King Diamond
Operation Overlord
Andreas Büttner (Fotos)