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Jonas Lindberg & The Other Side: Time Frames (Review)
| Artist: | Jonas Lindberg & The Other Side |
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| Album: | Time Frames |
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| Medium: | CD/Download | |
| Stil: | Progressive Rock |
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| Label: | Mode Music/Just For Kicks | |
| Spieldauer: | 69:35 | |
| Erschienen: | 07.11.2025 | |
| Website: | [Link] |
Progressive Liebesgrüße aus Schweden bringen immer etwas Begeisterndes mit sich. Denn sie küssen jeden Prog-Freund direkt auf die Ohren, wenn der gerne in die Siebzigerjahre eintauchen will. Natürlich stehen diesbezüglich ganz oben auf der Liste die FLOWER KINGS und KAIPA oder BEARDFISH. Doch JONAS LINDBERG & THE OTHER SIDE gehören unbedingt zu dieser Aufzählung mit dazu, wofür sein aktuelles (drittes) Album „Time Frames“ ausdrucksstarker wie beeindruckender Beweis ist.
Harmonien im GENESIS-Style, denen deren Bombast genauso wichtig ist wie HACKETTsche Akustik-Gitarren-Momente, stehen im Mittelpunkt dieses 'Zeitrahmens', der tatsächlich nie durch übertriebene Experimente oder überladene Komplexität aus dem wortwörtlichen Rahmen fällt. Dafür aber mit bestens durchkomponierten, sehr epischen Longtracks zwischen 12 („End Of The Road“) und 18 Minuten („The Wind“) nicht geizt, wobei auch die verbleibenden Stücke beachtliche Laufzeiten zwischen 5 und 10 Minuten aufweisen.
Hinter all diesem Schönklang und der, manchmal regelrecht zärtlich erscheinenden Harmonie gibt es einen überzeugenden Grund, der sich in Lindbergs Privatsphäre verbirgt, worüber er allerdings die Hörer nur zu gerne aufklärt: „Seit dem letzten Album bin ich zum ersten Mal Vater geworden. Ein Großteil der Inspiration für dieses Album stammt daher.“
Da darf man gerne auch ein wenig nachsichtig sein, wenn man gegenüber der beiden Vorgänger „Pathfinder“ (2016) und „Miles From Nowhere“ (2022) etwas mehr Schönklang auf „Time Frames“ entdeckt.
Und es gibt laut Lindberg noch einen weiteren sehr wichtigen Grund: „'Time Frames' bezieht sich darauf, dass das Album unter vielen kleinen Deadlines entstanden ist. So wurden beispielsweise die Gitarren innerhalb dieses Zeitraums aufgenommen und die Abmischungen mussten innerhalb dieses Zeitraums fertiggestellt werden. Das letzte Album entstand während der Pandemie, als wir alle viel Zeit hatten, dieses Mal musste es neben all den anderen Dingen erledigt werden.“
Trotzdem bleiben sich JONAS LINDBERG & THE OTHER SIDE treu, wechseln geschickt zwischen progressivem Bombast und filigraner Akustik und lassen zusätzliche Spielräume für ausgiebige Electronics (am Anfang des Zehnminüters „Galactic Velvet“). Und dass ein ebenso angenehmes Wechselspiel zwischen weiblichem (Jenny Storm) und männlichem (Jonas Lindberg & Jonas Sundquist) Gesang das gesamte Album durchzieht, ist ein weiterer Pluspunkt, besonders auch durch besagtes „Galactic Velvet“, welches sogar noch Richtung Holland zu AYREON schielt.
Jedenfalls werden einem während keiner der insgesamt 70 Minuten Ermüdungserscheinungen überfallen oder Langeweile einziehen, was zugleich daran liegt, dass man nicht nur der Musik lauschen, sondern auch das 12-seitige Booklet zur Hand nehmen sollte, in dem alle Texte nachzulesen sind, die sich um die Suche nach dem eigenen Ich drehen, das einem immer mehr in der digitalen Welt abhanden zu kommen scheint und wir so nur noch versteinerten Gesichtern begegnen: „Here into this world – refuse to come alone / Here into this world / Everybody's staring at the screen / Will they ever see that we all have / Faces made of stone“.
„Gruvan“ ist dann in zweierlei Beziehungen ein echter Ausbrecher.
Einerseits ist er das einzige Instrumental und andererseits fährt er den Retro-Rock-Pegel samt Komplexität deutlich höher als auf den verbleibenden sechs Stücken, die mit dem längsten, absolut großartigen „The Wind“-Epos am Ende offenbaren, dass eine weiter wichtige Musik-Adresse für den jungen Musik-Vater YES in Kombination mit frühen SPOCK'S BEARD heißt, denen er selbst textlich in dem Dreiteiler huldigt und damit den Zeitrahmen von „Time Frames“ abschließt: „Change is moving slow / Begin to grow / We are much closer now / Strangers in disguise / We realize / In time we'll be somehow“.
Wie gewohnt spielt Lindberg viele Instrumente selber ein und singt umfangreiche Passagen seiner Texte. Viele wichtige Beiträge übernehmen natürlich auch seine THE OTHER SIDE-Mitstreiter. Daher betont er deren Bedeutung explizit: „Bei diesem Album habe ich mich schon zu Beginn der Sessions dazu entschlossen, die meisten Instrumente selbst zu spielen. Die Idee dahinter war: Was ich spielen kann, spiele ich auch. Aber ich habe vieles, von dem ich wusste, dass die anderen es viel besser können als ich, ihnen überlassen. Das ist das Schöne daran, wenn andere Leute an der Musik mitwirken: Es klingt einfach besser und lebendiger. Sie kommen auf Ideen, auf die ich nie gekommen wäre!“
FAZIT: Jonas Lindberg hat sich fast vier Jahre Zeit gelassen, um seinem „Pathfinder“-Album mit „Time Frames“ einen Nachfolger hinterherzuschieben, der sich weiterhin wie besagter Pfadfinder auf die Suche nach progressiven Retro-Klang und der konzeptionellen Suche nach dem eigenen Ich begibt, welches in dem großartigen Longtrack „The Wind“ ein beachtliches Ende findet und die Hoffnung verbreitet, dass man nicht wieder vier Jahre auf eine „Time Frames“-Fortsetzung warten muss. JONAS LINDBERG & THE OTHER SIDE reihen sich mit „Time Frames“ überzeugend in die Reihe der schwedischen Prog-Vorzeigegrößen ein, an deren Spitze die Blumenkönige mit ihrem König Roine Stolt stehen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- End Of The Road
- Someone Like Me
- Faces Of Stone
- Galactic Velvet
- Gruvan
- Running Out Of Time
- The Wind
- Bass - Jonas Lindberg
- Gesang - Jonas Lindberg, Jonas Sundquist, Jenny Storm
- Gitarre - Jonas Lindberg, Calle Schönning, Nicklas Thelin, Joel Lindberg
- Keys - Jonas Lindberg
- Schlagzeug - Jonathan Lundberg
- Sonstige - Jonas Lindberg (Mandoline, Harmoniegesang), Maria Olsson (Percussion), Conny Lindgren (Geigen)
- Pathfinder (2016) - 11/15 Punkten
- Miles from Nowhere (2022) - 12/15 Punkten
- Time Frames (2025) - 12/15 Punkten
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