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Marla Moya: Sanguine Soul (Review)

Artist:

Marla Moya

Marla Moya: Sanguine Soul
Album:

Sanguine Soul

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folkpop, Americana

Label: Backseat
Spieldauer: 47:23
Erschienen: 07.11.2025
Website: [Link]

Eine „Sanguine Soul“ ist eine „heitere Seele“. Die ursprünglich aus Heidelberg stammende, kosmopolitisch agierende Songwriterin MARLA MOYA ist zweifelsohne auch eine solche. Das bedeutet nicht, dass die 12 Songs ihres nun vorliegenden Debüt-Albums musikalisch allesamt in fröhlicher Unbedarftheit loslegen, sondern vielmehr, dass die Künstlerin mit dem autobiographisch geprägten Material ihre positive Lebenseinstellung zum Ausdruck bringt.

Dabei ist „Sanguine Soul“ eigentlich kein klassisches Debütalbum - denn Moya veröffentlichte zuvor bereits drei Scheiben, die in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Songwriter DAVID CELIA produziert und eingespielt wurden. Als dann 2022 zunächst die geschäftliche – und dann auch die private Liaison zu Ende ging, war es Zeit für ein Innehalten in Sachen Musik, das Sammeln neuer kreativer Energien und letztlich einen musikalischen Neustart. Hierfür fügte MARLA den spanischen Familiennamen MOYA hinzu und suchte sich neue Partner für die Produktion, weswegen „Sanguine Soul“ nun tatsächlich mit einigem Recht als Debüt-Album ausgewiesen wird.


Nachdem die Musikerin bei einem Aufenthalt in Paris einige neue Stücke geschrieben hatte, trat sie an ihr Jugendidol - den amerikanischen Songwriter ROBERT FRANCIS – heran und fragte diesen via Instagram, ob er Lust hätte, ihre LP zu produzieren. Dieser sagte sofort zu, sodass die Aufnahmen nicht wie zuvor in Kanada oder Deutschland stattfanden, sondern im Studio von ROBERT FRANCIS in L.A., der dann auch noch seinen Schwager, den Drummer JOACHIM COODER, den Bassisten ROB DOUGLAS und den Pedal-Steel-Virtuosen DOUG PETTIBONE für die Aufnahmen begeistern konnte. „Sanguine Soul“ ist somit das erste Album, das MARLA MOYA als Bandleaderin gestaltete. Als solche wird sie sich dann auch bei anstehenden Live-Konzerten präsentieren.

Musikalisch wie inhaltlich ist das Werk als Befreiungsschlag zu sehen, mit dem sie sich insbesondere vom prägenden Einfluss des Traditionalisten DAVID CELIA absetzen wollte, mit dem der Kanadier ihre Musik in eine klassische, traditionelle Americana-Richtung gelenkt hatte. Inhaltlich thematisiert Moya das gleich mit dem Opener „Penumbra“, mittels dessen sie sich metaphorisch aus dem 'Halbschatten' DAVID CELIAS lösen möchte und sich als selbstbestimmte Musikerin mit einem luftigen, psychedelischen Folkpop-Arrangement auch gleich in die für sie neue musikalische Richtung - der Cosmic American Music - aufmacht.


Das Thema wird dann mit weiteren autobiographischen Songs, wie „Shedding Skin“, „Nomadic Hobo“ oder „Running“, weiter vertieft, wobei das organische Miteinander der Musiker, die das Material in etlichen Doppelschichten gemeinsam im Studio ausarbeiteten, betont spielfreudig und abwechslungsreich aufbereitet wurde. Auch der Aufnahmeort L.A. schlug sich erkennbar in Form recht konkreter Westcoast-Sounds, Psychedelia, einer Oldschool-Handmade-Pop-Produktion und einer Prise Laurel-Canyon-Vibes nieder.


Interessanterweise schlagen sich etwaige Country-Aspekte trotz des liberalen Einsatzes von DOUG PETTIBONEs Steel-Gitarre nicht wesentlich nieder. Stattdessen sorgen von ROBERT FRANCIS eingespielte Keyboard-Sounds, psychedelisch verfremdete Gitarren-Klänge und nicht zuletzt Moyas eigene Beiträge auf dem Cello sowie kunstvoll ausgearbeitete Gesangsharmonien und -Chöre bei Tracks wie „Radio“, „Running“ oder „United In Solitude“ immer wieder für klangliche Abwechslung und Überraschungen – sowie einen gewissen 70‘s-Pop-Touch. Und mit dem Track „Hugged By The Devil“ wenden sich MARLA und ROBERT FRANCIS gar einem klassischen Blues-Thema zu (wenngleich nicht musikalisch, denn hier gibt es einen verdrehten Westcoast-Pop-Song mit psychedelischem 70‘s Feeling).

Indem MARLA MOYA mithilfe von ROBERT FRANCIS und den amerikanischen Musikern die stilistisch eher einengende musikalische Basis ihrer bisherigen Laufbahn hinter sich lässt, öffnet sie nicht nur ein neues Kapitel in Sachen kreativer Freiheiten und künstlerischer Selbstbestimmung, sondern drückt zugleich in musikalischer Hinsicht auf den Reset-Knopf.


FAZIT: Es wäre wohl übertrieben zu sagen, dass sich MARLA MOYA auf ihrem Album „Sanguine Soul“ vollständig neu erfunden habe. Denn ihre prägenden Markenzeichen wie z.B. der ruhige, kontemplative Gesang, ihre persönlich gefärbten, aber nicht zu intimen Slice-Of-Life-Lyrics und nicht zuletzt ihre Fähigkeit, nach wie vor auch geradlinige simple Folksongs wie „Many Different Faces“ oder das abschließende „Again“ schreiben zu können, bleiben allesamt erhalten. Allerdings haben die bandorientierte Zusammenarbeit mit ROBERT FRANCIS und die Aufnahmen in der Westcoast-Hochburg Los Angeles ihre Spuren hinterlassen. „Sanguine Soul“ ist somit tatsächlich ein Befreiungsschlag geworden, der eines Debütalbums durchaus würdig ist.

Ullrich Maurer (Info) (Review 73x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Penumbra
  • Shedding Skin
  • Nomadic Hobo
  • Radio
  • Many Different Faces
  • Running
  • Longing For Longing
  • Quiet Yearning
  • On In My Mind
  • Hugged By The Devil
  • United In Solitude
  • Again

Besetzung:

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