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Interview mit Ensiferum (04.05.2008)
Am 24.4.2008 fand in Frankfurt der letzte Auftritt der Paganfesttour in Europa statt. Markus, der Gründer des Headliners ENSIFERUM, stellte sich musikreviews.de, um Fragen der bisherigen Tour, der gerade laufenden USA-Tour und zum nächsten Album zu beantworten. Das Interview fand vor dem Konzert im Tourbus statt.
Hey Markus, einige unserer Leser könnten ENSIFERUM noch nicht kennen. Würdest du mir bitte erst einmal die Band vorstellen?
Wir kommen alle aus Helsinki in Finnland. Neben mir ist da Pete - sein echter Name ist Petri - er spielt Gitarre und singt, genauso wie ich. Außerdem gibt es noch Sami, unseren Bassspieler, er ist aber auch für klaren Gesang verantwortlich. Janne, unser Schlagzeuger, und unsere Aushilfskeyboaderin Emmi. Auf jeden Fall spielen wir Paganmetal oder Folkmetal, wie auch immer du das sehen willst.
Einige Fans haben mir erzählt, dass ihr euch in Finnland ENSKA und nicht ENSIFERUM nennt. Ist das wahr? Falls ja, wie kommt es dazu?
ENSKA ist nur ein Spitzname. Menschen in Finnland vergeben immer Spitznamen, wenn ein Name zu hart auszusprechen ist. Deshalb nennt man uns dort ENSKA. Nichts Besonderes also.
In Eurem Tourtagebuch habe ich gelesen, dass die Pagenfest-Tour Eure bisher beste Tour war. Verstehe ich das richtig?
Ja, ich denke das ist richtig. Auf jeden Fall war es die größte Tour, die wir bislang gespielt haben.
Was genau war so besonders an der Tour? Nur die Größe oder hat es auch was mit den anderen Bands zu tun gehabt?
Ich denke, vor allem mit den anderen Bands, denn es sind so viele richtig gute Bands, die uns auf dieser Tour begleitet haben. Dadurch war es wirklich riesig und nett. Vor allem die Mitglieder der anderen Bands waren richtig gut drauf, so das es insgesamt zu einem richtig guten Packet wurde.
Sami hat im Tourtagebuch von der ersten „Wall of Death“ geschrieben, die es jemals auf einem ENSIFERUM-Konzerten gab. Kannst du kurz erklären, was dir durch den Kopf gegangen ist, als du gemerkt hast, dass das Pit in Tilberg eine „Wall of Death“ baut? Bei welchem Titel ist das passiert und konntet ihr den Song so verändern, dass das Publikum mehr Zeit bekam, die Wand aufzubauen?
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war wirklich ein seltsames Gefühl, aber es war auch eine große Sache, so etwas zum ersten Mal zur eigenen Musik zu sehen. Es war vor allem eine große Überraschung für jeden von uns. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das sonst noch beschreiben sollte. Es war auf jeden Fall beim „Victory Song“. Sie haben es gemacht, als der Song härter wurde. Du weißt schon, am Anfang ist diese lange akustische Passage, aber danach ging es dann los.
Haben andere Fans probiert, das nachzuahmen, nachdem das im Tourtagebuch stand?
Ähm, nein. Das ist nicht passiert. Aber da waren einige echt geile Moshpits bei jedem Auftritt
(lacht). Vor allem gab es auch ein paar schöne Circlepits. Das rockt schon derb, wenn man sich das von der Bühne aus angucken kann.
Natürlich ist es eine Entscheidung jedes einzelnen Fans, ob er Pogo tanzen will oder nicht, aber habt ihr keine Sorgen, dass sich mal jemand ernsthaft verletzt?
Ja, auf jeden Fall. Manchmal jagt mir das wirklich Angst ein. Aber ich hoffe einfach, dass sich die Fans nicht verletzen und außerdem hoffe ich, dass es nicht zu aggressiv wird.
Lass uns darüber reden, wie es ist, Headliner einer Tour zu sein. Natürlich hat das den Vorteil, dass viele Fans wegen euch zum Konzert kommen. Aber du hattest auch schon mal beschrieben, dass die Fans bereits müde sind, wenn sie vorher vier andere Bands gesehen haben. Würdet ihr noch ein Mal einen Headlinerslot belegen?
Vielleicht besser nicht. Denn an manchen Tagen war es wirklich hart für uns. Da waren sechs bis sieben Bands vor uns und die Shows waren zum Teil richtig spät, unsere Jungs waren wirklich kaputt. Natürlich gab es auch ein paar Shows, bei denen wir entspannt waren.
Ist es ein Problem für ENSIFERUM, dass das Genre, zu dem ihr gehört, so klein ist, dass ihr schon zu den populärsten Bands gehört und es kaum Paganbands gibt die ihr supporten könntet, um neue Fans zu erreichen?
Wir wollten gerne auf Tour mit größeren Paganbands gehen, aber wir haben bislang noch keine Angebote bekommen. Deswegen warten wir, bis wir auf eine Tour mit beispielsweise AMON AMARTH gehen können.
Ich träume einfach mal. Würdet ihr eine Band wie IRON MAIDEN, METALLICA oder vielleicht auch BLIND GUARDIAN supporten wollen oder passt das vom Genre her nicht?
Natürlich würden wir wollen! Aber das ist zu..., du weiß schon, es wird nicht passieren, es sei denn wir verkaufen mindestens 100 000 weitere CDs.
BIFFF und ANTIFA haben Bands der Paganfest-Tour, besonders Moonsoorow, Tyr und Eluveitie, als Nazibands bezeichnet. Auf einer der Homepages werdet ihr ohne Fakten auch genannt und es wird ein Promotionfoto von euch gezeigt. Wir wissen, dass ENSIFERUM sicherlich keine Naziband ist und auch mit keiner touren würde. Willst du trotzdem die Gelegenheit nutzen, um ein Statement zu diesen Vorwürfen abzugeben?
Ich habe nichts zu sagen, außer dass es keine Nazibands in dieser Tour gibt. Es ist richtig dumm und ärgerlich, dass jemand diese Lügen verbreitet hat. Zusätzlich war ich sehr enttäuscht, als ich gesehen habe, dass ein Kerl eine Nachricht in unser Bandgästebuch geschrieben hat, das er jetzt enttäuscht sei, weil wir mit Nazibands touren würden. Aber das ist nicht wahr. Das ist wirklich einfach nur traurig.
Ihr habt einen Link zu einem YouTube-Video von Moonsorrow und Tyr gepostet, wo die beiden ein Statement zu den Vorwürfen abgeben. Der Konflikt war in Berlin besonders groß. Hattet ihr Angst, dass das Konzert dort gestört werden könnte? Was wäre passiert, wenn ein Zuschauer auf einmal einen „Hitlergruß“ gemacht hätte?
Wir hatten Angst vor dem Konzert und damit verbunden Demonstrationen von linksradikalen Extremisten in Berlin. Insbesondere hatten wir Bedenken wegen Vandalismus. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was passiert wäre, wenn jemand einen Hitlergruß oder ähnliches im Publik gemacht hätte.
Kannst du nachvollziehen, dass BIFFF und ANTIFA so überreagiert haben, nachdem Rechtsradikalismus, bedingt durch den zweiten Weltkrieg in Deutschland, ein sehr heikles Thema ist?
Ich kann das absolut nicht nachvollziehen. Ich sehe überhaupt keine Hinweise von den Bands, dass sie etwas mit Nazis zu tun hätten. Natürlich, wenn die Bands bescheuerte Symbole, wie Hakenkreuze oder so was in der Richtung benutzen würden, dann könnte ich das Verhalten der Extremisten verstehen. Aber so ist es ja nicht.
Es gab noch eine andere Schattenseite der Tour. Sami wurde in Berlin krank. Für ihn war einiges sicherlich ätzend. Wie hat das die Band, die Shows und das Publikum beeinflusst?
Ich denke, wir sind damit gut klar gekommen. Ich war ja übrigens auch krank, als wir in Paris waren. Ich hatte Fieber und Halsschmerzen. Es hat eine Woche gedauert, bis ich wieder fit war. Aber das ist normal, wenn wir auf Tour sind. Jeder wird krank, sobald einer krank wurde.
Genug von der Vergangenheit. Lass uns mal über die Zukunft reden. In den USA seid ihr auch Headliner der Paganfest-Tour. TURISAS ersetzt KORPIKLAANI und MOONSORROW. SUIDAKRA kommt für ein Paar Gigs hinzu. Was sind deine Gefühle und Erwartungen?
Ich weiß schon wieder nicht genau, was ich sagen soll. Aber ich bin sehr aufgeregt und warte darauf, was dort passieren wird. Es ist das erste Mal, dass wir in den USA spielen werden. Ok, wir waren in Kanada, aber das ist etwas anderes. Ich will sehen, was für Fans dort sind und alles andere. Das wird geil, auf jeden Fall hoffe ich das.
Hast du keine Sorge, dass durch den schwachen Dollarkurs die Tour zu einem finanziellen Desaster werden könnte, da ihr euer Merchandise nicht zu Europäischen Preisen verkaufen können werdet?
Ja. Wir müssen einen guten Preis für die Shirts finden und jeder wird glücklich.
In Europa waren über die Hälfte der Shows ausverkauft. Ist Paganmetal in den USA genauso populär wie hier?
Menschen schicken eine Menge Emails aus den USA, deswegen könnte Pagenmetal dort richtig groß sein, aber ich weiß es natürlich noch nicht genau. In Kanada war es riesig, als wir im November 2007 eine kleine Tour hatten. Jeder hatte Kilts und Hörner, es war sogar größer als in Deutschland. Ich erwarte das gleiche für USA, das wird spannend.
Ihr habt einen sehr guten Draht zu FINNTROLL. War da jemals die Diskussion darüber, dass sie auch die Pagenfest-Tour begleiten oder gibt es Pläne für die Zukunft für eine Doppelheadlinertour?
Wir haben schon sehr oft darüber gesprochen. Aber bisher ist leider nichts gebucht. Vielleicht schaffen wir das ja mal in der Zukunft.
Wäre es einfacher, wenn ihr das gleiche Label hättet?
Auf jeden Fall. Vieles wird einfacher, wenn man die gleiche Plattenfirma hat, aber Finntroll hat auch ein anderes Buchungsbüro, dadurch wird vieles schwerer zu organisieren.
Euer Label hat eine sehr gute Verbindung zum Wackenfestival. Werdet ihr wieder auf der Partystage spielen? Nach der Tour habt ihr doch eindrücklich bewiesen, dass euch ein viel besserer Slot gebührt.
Bisher hieß es, dass wir um ca. 15 Uhr auf der Blackstage spielen sollten, aber ich weiß nicht, ob das zu diesem Zeitpunkt noch ein Geheimnis ist.
Paganfest war sicher ein riesen Erfolg für alle Bands. 2003 hat BLIND GUARDIAN ein „Blind Guardian Open Air Festival“ mit 10 000 Fans organisiert. Das ging zwei Tage lang und BLIND GUARDIAN waren an beiden Tagen Headliner. Könntest du dir etwas Ähnliches mit ENSIFERUM und befreundeten Bands vorstellen?
Natürlich, aber wie vorhin schon gesagt, wir müssen noch viele, viele CDs verkaufen. Ich vermute, man muss größer sein, um so etwas auf die Beine stellen zu können.
Ok lass uns über banale Dinge der zurückliegenden Tour reden. Was ist das Lustigste, das während eines Konzertes passiert ist?
Das Lustigste? Auf dieser Tour?
Ja.
In der Rockfarbrik in Ludwigsburg war es total lustig, als wir unser legendäres Ende für den letzten Titel „Battle Song“ gespielt haben. Jeder hat begonnen, irgendwas zu spielen. Also jeder hat sein eigenes Zeug gespielt. Ich weiß nicht, wie das kommen konnte und was die Jungs dazu getrieben hat, aber wir waren alle am Lachen und hatten einen riesigen Spaß. Vermutlich war das am lustigsten. Aber es gibt noch eine anderes, sehr lustiges Erlebnis, jetzt erinnere ich mich. Die Jungs von Moonsorrow haben ein Weihnachtsmannkostüm hinter der Bühne gefunden und einer ist plötzlich als Weihnachtsmann auf die Bühne und hat Schokolade ins Publikum geworfen. Für uns war das total überraschend. Das müsste auch in Ludwigsburg gewesen sein, aber das war sicher das lustigste Erlebnis.
Was war das Lustigste im Tourbus oder während eurer Freizeit?
Da gibt es viel. Das kann man nicht mehr aufzählen. Vielleicht war das Lustigste, dass die Jungs von KORPIKLAANI jeden Tag so viel getrunken haben. Ich habe so gut wie gar nichts getrunken, sondern mehr zugeschaut. Wenn die Jungs wirklich betrunken waren, hatte ich viel Spaß. Also saufen war der meiste Spaß.
Eine Tour ist ja sicherlich nicht permanent lustig. Gab es einen Moment, an dem du dir gewünscht hast, die Tour nie begonnen zu haben?
Ja, das war in München. Auf einmal hat mich alles angekotzt. Es war das erste Mal, dass mir so etwas auf einer Tour passiert ist. Plötzlich war wirklich alles scheiße und ich dachte, ich wollte sterben. Aber das Tief dauerte nur eine Stunde und dann war alles wieder ok.
Nachdem drei von fünf Bands aus Finnland kamen, welche Sprache wurde meistens gesprochen?
Finnisch und natürlich noch ein bisschen Schwedisch für den Spaß, denn Tyr kommen von den Farör-Inseln und sie verstehen Schwedisch. Natürlich haben wir ein bisschen Deutsch und auch viel Englisch gesprochen.
Wieviel Bier, Vodka und Whisky habt ihr in den letzten 3 Wochen schätzungsweise vernichtet?
Wirklich schwer zu sagen. Zu viel. ENSIFERUM hat nicht so viel getrunken, denn ich habe nicht getrunken *lacht*. Ich denke Korpiklaani ist die „versoffenste“ Band. Die haben zu fünft in den 3 Wochen mindestens 100 Flaschen Vodka, Whisky und Jägermeister platt gemacht.
Is there no Döner in Finland?
Doch den gibt es.
Letzte Frage zum Paganfest. In der Vergangenheit haben sich viele Bands beschwert, dass Touren schlecht organisiert waren. Seid ihr mit euren Tourmanagern und der gesamten Organisation des Paganfest zufrieden?
Ja. Definitiv. Unser Tourmanager ist ein spitzen Typ. Er hat uns mit allen Sachen geholfen jeden Tag. Aber das ist vielleicht auf leicht zu erklären. Denn die Tour wurde organisiert und war nicht unsere eigene. Somit waren wir Gäste und mussten uns nicht um vieles kümmern, wie um Schlafmöglichkeiten für die anderen Bands etc. Aber es waren sehr viele Bands, das macht Sachen komplizierter. Man hat nicht so viel Zeit. Wir konnten zum Beispiel in der gesamten Tour nur drei Mal Soundcheck machen.
Ich würde jetzt gerne mehr über spezielle Sachen bezüglich ENSIFERUM mit dir reden. Ihr habt eine beeindruckende Bandgeschichte. Mit eurem ersten Album hattet ihr direkt einen großen Erfolg. Später mit „Iron“ konntet ihr zeigen, dass ihr keine Eintagsfliege seid. Nachdem Jari, der sicherlich eine entscheidende Rolle für ENSIFERUM gespielt hat, die Band verlassen hat, habt ihr euer erfolgreichstes Album „Victory Songs“ aufgenommen. Ist das kein enorm hoher Druck für das nächste Album?
Ähm, also ehrlich gesagt hatten wir viel Druck als wir „Victory Songs“ produziert haben. Denn es war das erste Album mit einem komplett neuen Lineup. Ok, es gab diese Mini-CD „Dragonheads“, aber ich war vor „Victory Songs“ total gestresst. Es war hart, doch als es aufgenommen war, war ich einfach nur glücklich und die ganze Band war zufrieden. Ich hoffe, dass es beim nächsten Album weniger Stress wird und wir haben auch schon ein paar Ideen.
Ich höre.
Wir haben einige Stellen, wie Chöre und Refrains, aber das ist noch sehr wenig. Es ist noch sehr viel Arbeit, bis wir wieder ins Studio gehen können.
Wird es wieder ein Konzeptalbum?
Das weiß ich noch nicht. Ich denke, es wird wieder ein bisschen anders im vergleich zu den bisherigen Alben, aber nicht zu anders.
Viele eurer Texte sind in Englisch. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen den Klang der finnischen Sprache sehr mögen. Denkt ihr darüber nach finnische Lyrics für ein paar Lieder des nächsten Albums zu verwenden?
Wir haben darüber gesprochen, einen Titel in Finnisch aufzunehmen. Aber dabei wird es auch bleiben. Maximal einer.
Warum nur einer?
Nun, wir haben immer auf Englisch gesungen. Ich denke, das ist besser für uns.
Weißt du schon, wann ihr ins Studio gehen könnt, bzw. wann mit dem Album zu rechnen ist?
Da wir so wenig haben, kann ich das nicht abschätzen, aber wir versuchen, es 2009 zu schaffen.
YouTube wird von Tag zu Tag populärer. Kommt es für euch in Frage, ein offizielles ENSIFERUM Video für Promotionszwecke zu produzieren?
Warum nicht? Natürlich sind Musikvideos immer eine nette Sache. Aber ich mag die Videos, die die Menschen bei YouTube hochladen nicht. Sie filmen Shows und laden diese dann hoch, das ärgert mich. Ich mag das Internet als solches nicht. Es ist für Menschen zu einfach geworden, im Internet alles zu bekommen. Es ist wie mit einem Kind, dem man alles gibt und das dadurch total verzogen wird. Ich denke, im Internet ist es das gleiche. Was immer du willst, es braucht einen Klick und du hast es. Als ich jünger war, habe ich mein weniges Geld gespart und bin in den Musikladen gegangen, um eine Kasette oder CD zu kaufen und es war immer ein tolles Gefühl. Heutzutage kannst du alles umsonst haben und es ist sicher nicht das gleiche Gefühl. Früher war das so cool. Du wartest, bis du etwas bekommen kannst und gehst in den Laden. Das ist etwas total Besonderes.
Oh, lass mich da doch mal bitte nachfragen. Letztes Jahr hattet ihr eine Promotion-Tour für Victory Songs bevor das Album rauskam. Fast alle Leute im Publikum kannten die Lieder schon. Später seid ihr in den Charts richtig hoch eingestiegen. Denkst du nicht, dass das Internet und die Tour euch richtig gut geholfen haben?
Ja, das stimmt schon und ist ein guter Punkt, aber meine Meinung ist, dass ich das Internet wirklich hasse. Eigentlich würde ich dir jetzt gerne richtig viel dazu erzählen, aber das ist zu komplex für mich auf Englisch. Vielleicht kann ich euch nach der Paganfest-Tour in den USA eine Email dazu schreiben.
Auf Eurer Homepage sagst du, dass es für euch immer wichtig war, Metal zu komponieren, der vor allem mitreißende Melodien besitzt. Ich denke, einer der Gründe für euren Erfolg sind eben diese Melodien. Wie bekommst du die Ideen für die melodischen Stellen in deinen Liedern?
Ich sitze immer zuhause und ich gucke dabei oft eine TV-Serie, und dann fange ich an zu spielen und fast alles kommt auf diese Art und Weise. Ich spiele ein paar Akkorde auf der Gitarre und diese Melodien kommen mir in den Kopf. Einiges kommt auch noch in den Generalproben, aber das meiste entsteht echt bei mir zuhause alleine.
Mich würde interessieren, wie es um die Band stand, als ihr in den Anfängen gesteckt habt und noch keinen Plattenvertrag in Sicht war. Wie war das?
Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Wir machten unser erstes Demoalbum 1997. Okay, wir haben früher angefangen. Aber alles war abgefuckt. Unsere Band war richtig scheiße. Es gab zu viele Probleme, aber 1998 haben wir einen neuen Drummer und Bassspieler bekommen, danach wurde vieles besser. Mit dem neuen Lineup haben wir ein paar neue Songs gespielt und Anfang 1998 unser zweites Demoalbum aufgenommen. Wir haben damit fast einen Plattenvertrag bekommen. Es haben nur ein paar Millimeter gefehlt. Wir hatten schon zehn Labels, die an der Band interessiert waren. Aber wir haben kein anständiges Angebot bekommen, sondern nur Abzockerangebote. Also haben wir 1999 unsere dritte Demo aufgenommen. Spinefarm war total begeistert und das war es. Was willst du sonst noch wissen?
Naja, in der Zeit habt ihr Musik hauptsächlich für euch selbst gemacht, ihr bekamt keinen Plattenvertrag, Dinge liefen einfach nicht so gut. Gab es Momente, in denen ihr aufgeben wolltet und einfach nur auf dem Status einer Regionalband bleiben wolltet?
Wir haben es gemacht, weil es Spaß gemacht hat und immer noch Spaß macht. Als ich die Band gegründet habe, wusste ich schon, dass ich das für immer machen wollte. Deswegen haben wir nie über aufgeben nachgedacht.
Ihr hättet also die gleichen Lieder geschrieben, wenn ihr keinen Plattenvertrag gehabt hättet?
Ja, so ziemlich.
Wie hat sich dann alles verändert, nachdem der Vertrag unterschrieben war?
Zunächst gab es gar keine Veränderung. Ok, es gab bessere Studios, aber die Shows waren genauso klein wie zu Zeiten, als wir eine Regionalband waren. Ich denke, nach „Iron“ wurde alles größer. Jetzt nach „Victory Songs“ ist alles noch größer.
Paganmetal ist stark gewachsen. Ihr kennt eine Menge der Bands persönlich. Habt ihr vor, in der Zukunft ein paar Bands zu covern oder denkst du, ihr solltet gecovert werden?
Es ist immer toll, wenn man hört, dass man gecovert wird. Junge Bands haben uns schon Cover-Versionen zugeschickt. Das macht immer eine Menge Spaß zu hören. Wir haben selbst einige Ideen für das nächste Album, was wir covern könnten. Es hat aber nichts mit Paganmetal zu tun. Mehr möchte ich dir an dieser Stelle aber noch nicht verraten, denn es ist eine Überraschung, wie das mit einem Cover immer sein sollte.
Kannst du uns wenigstens verraten, in welche Richtung das Ganze gehen wird?
Nein, will ich dir nicht sagen. Wir haben nur Ideen. Wir haben noch nichts bestätigt.
Lass nochmal träumen. Es gibt keinen Druck von Plattenlabels und ihr habt alles Geld, das ihr braucht. Mit welchen zwei Bands würdet ihr auf Tour gehen wollen und durch welche Städte oder Länder würde diese Tour gehen?
Natürlich würden wir mit IRON MAIDEN touren wollen, denn es ist die beste Band, die es jemals gab. Außerdem würden wir gerne in Länder reisen, in denen wir noch nicht waren. Ich denke da an Australien oder sogar unsere Nachbarn Schweden. AMON AMARTH wären auch noch sehr cool. Wir könnten eine Menge neue Fans erreichen.
Stichwort IRON MAIDEN. Ihr spielt dieses Jahr mit ihnen zusammen auf dem WOA, denkst du ihr habt eine Chance mit ihnen zu reden?
Ich denke, jeder wird versuchen, sie zu treffen. Vermutlich haben sie im Backstagebereich ihre eigene abgegrenzte Fläche. Aber ich werde mein Bestes geben, um ein Foto mit Maiden zu bekommen. Das stelle ich dann auf die Ensiferum-Webseite.
Gab es jemals eine Band, die euch auf einem Gig so richtig angepisst hat, mit denen ihr aber spielen musstet?
Nicht wirklich. Vielleicht einige Bands auf Festivals, die sich daneben benommen haben. Aber nichts Besonderes.
Gibt es Songs von euch, die du nicht mehr magst oder die dir sogar mittlerweile peinlich sind?
Ich mag alle unsere Titel. Wenn ich auswählen müsste, wäre es etwas von dem ersten Demoalbum.
Wie schaut es mit dem Gegenteil aus? Ein Song auf den du besonders Stolz ist, den du richtig geil findest.
Ich bin sehr stolz auf „Victory Songs“. Denn der Song ist in Zusammenarbeit mit vielen Menschen entstanden. Einige Passagen sind von unserem alten Bassspieler, Chöre von unserem aktuellen, von ihm kommt auch ein Großteil der Lyrics. Von mir kommt sonst ein Großteil der sonstigen musikalischen Stellen. Ich denke, der Song ist richtig gut, vermutlich der beste, den wir je produziert haben.
Gehst du privat auf Festivals dieses Jahr? Wenn ja, auf welche?
Vermutlich gehe ich aufs Tuska in Finnland. Das ist ein echt gemütliches Festival und ich bin dort jedes Jahr, wenn ich die Zeit dafür finde.
Gibt es noch eine Band, die du noch nicht gesehen hast, aber unbedingt noch sehen willst?
Ich denke, ich habe alle gesehen, die ich sehen wollte, vielleicht gibt es einige, aber ich kann mich nicht daran erinnern.
Ist es als Musiker einfacher auf Konzerten in den Backstagebereich zu kommen oder ist das für dich auch meistens unmöglich?
Das hängt davon ab, wo das Konzert ist. In Helsinki kann ich ziemlich einfach überall hin, denn dort kenne ich alle Leute, aber ich habe es an anderen Orten noch nicht probiert, deswegen kann ich es dir nicht sagen.
Wenn du zurück in Finnland bist… wie verbringst du dort deine Freizeit?
Ich habe keine Freizeit. Wirklich nicht. Eventiell schaue ich mir ein paar Filme an?
Die meisten deiner Lieder haben ein kleines Intro und auch sonst beginnt ihr eure Konzerte oft mit einem Intro von einem der Alben, woran liegt das?
Wir haben oft direkt mit harten Liedern gestartet, denn der CD-Player funktioniert nicht immer. Wir mögen aber Intros. Auch wenn ich auf ein Konzert gehe, möchte ich gerne ein Intro sehen.
Ich denke, Janne macht einen spitzen Job, um ENSIFERUM am Schlagzeug seinen eigenen Stil zu verleihen. Wenn man ihn bei einem Auftritt beobachtet, sieht er oft sehr gelangweilt aus. So, als könnte er noch viel schneller spielen. Denkt er sich die Schlagzeugparts selbst aus?
Er hat alle Drums für „Victory Songs“ eingespielt. Wir mögen, was er macht, er ist richtig gut. Er ist nicht gelangweilt, das sieht vielleicht nur so aus, das kann doch sein Stil sein. Er liebt die Shows, er will immer länger und länger spielen.
Sag deinen Fans noch etwas, das du ihnen mitgeben möchtest.
Das ist immer die schwerste Frage. Auch wenn das Interview in Finnisch wäre, wäre das die schwerste Frage. (13 Sekunden Stille) Oh mein Gott. (Nach weiteren sieben Sekunden Pause) Ich habe nichts zu sagen, außer ihr seid die besten und danke dass ihr kommt, um unsere Shows zu sehen und dass ihr unsere Alben kauft. Stay Folk!
<span style="font-style: italic;">René Pickhardt</span>
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