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Josh And The Blackbirds: Hello Mortality (Review)
Artist: | Josh And The Blackbirds |
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Album: | Hello Mortality |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Americana, Folk, Singer/Songwriter |
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Label: | Ring Of Fire Records/Broken Silence | |
Spieldauer: | 28:10 | |
Erschienen: | 04.08.2023 | |
Website: | [Link] |
„Mir ging's nicht gut, als ich die Songs verfasst habe – aber nun zählt das Heute.“ (Josh 'Blackbird' Huff unter seiner Homepage)
Kennt jemand den wahren Pandemie-Blues?
Nein!?!?
Dabei hatten den doch so viele während des Lockdowns oder den persönlichen Verlusten, die sie in Kauf nehmen mussten sowie die aufgezwungene Isolation und die Diskussion darüber, ob wir dazu gezwungen werden, uns eine Dosis impfen zu lassen, von der wir nicht wissen, was sie auf Dauer bei uns bewirken wird – obwohl wir deswegen im Endeffekt uns trotzdem bei Anderen ansteckten oder Andere ansteckten… Statt Vertrauen erwachte Skepsis und Ablehnung, die mitunter im horizontalen Querdenkertum ausartete.
Viele verzweifelten, andere verdienten daran oder profitierten davon. Viele verstanden die Welt und die Politik nicht mehr.
Viele wussten nicht mehr, auf welche Seite sie sich begeben sollten.
Viele trafen Entscheidungen, die sie heute bereuen.
Irgendwie war das alles der große Weltschmerz, der da über uns einbrach. Völlig unerwartet und unberechenbar.
Und wir mussten die Erfahrung machen, wie schnell die Sterblichkeit mit einem hinterhältigen Virus zuschlägt – auch wenn wir sie noch gar nicht auf unserer Lebensrechnung hatten. Musik und Kunst aber greift auf dieses Mittel der Bewältigung genauso wie Verzeiflung und Therapie zurück – und hält damit viel in Erinnerung. Das ist wichtig – genauso wichtig wie dieses einerseits bedrückende und andererseits sehr bewegende, sich mit der Pandemie auseinandersetzende Album „Hello Mortality“ der Hagener Band JOSH AND THE BLACKBIRDS, die sich ganz dem Americana, Folk, Singer/Songwriter und Country verschrieben haben, und zwar dermaßen authentisch, dass man den Eindruck gewinnt, als wäre aus unserer Sicht nicht Amerika sondern Deutschland weit, weit weg.
Das bereits dritte Album um den deutschen Sänger und Multiinstrumentalisten Josh Huff ist das deutlich bedrückendste und finsterste geworden. Der Pandemie-Blues so gesehen, ohne dabei musikalisch dem Blues – dafür aber dem großen Herzschmerz – zu huldigen, sondern genau dem Americana, den wir aus einer Zeit kennen, als FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE zu 'Mono'-Zeiten alle mit ihrem unglaublichen Album verblüfften. Genauso verblüffend klingt auch „Hello Mortality“. Ganz ähnlich wie die Hannoveraner Band als die der Deutschen Lieblingsserien-Pferd zum Schlachter brachten und doch tatsächlich auf „Mono“ (mit einem ähnlich finsteren Cover) – ihrem besten und zugleich düstersten – Album vor fast genau 30 Jahren radiotechnisch extrem erfolgreich „Every Generation Got It's Own Disease“ heraufbeschworen und in nunmehr weiser Voraussicht feststellten: „Diseases come, diseases go / Welcome to the final show / Let's shake hands with plastic gloves / And watch out for the last white doves…“
Genau diese Stimmung greift extrem authentisch JOSH AND THE BLACKBIRDS auf: Der pure vertonte Herzschmerz im Singer/Songwriter-Gewand mit Ami-Folk-Country-Wurzeln. Jeder, wirklich jeder, der mit besagtem Album von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE etwas anfangen kann, es in all seiner bedrückenden und zugleich ergreifenden Stimmung mag, dem wird „Hello Mortality“ wie die Fortsetzung aus Hagen erscheinen. Eine Fortsetzung wie sie die Hannoveraner selber nie wirklich hinbekamen.
Vielleicht musste gerade darum dieser pandemische Zustand als Auslöser herhalten – aber auch gesundheitliche und persönliche Probleme des Musikers, die ihn beschäftigten und stellenweise quälten und die er nun mit seiner Band in tief emotionale Klänge schweißt.
Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer und ein DIRE STRAITS-Leuchten, wenn Josh und seine Amseln über längst vergessene Zeiten („Long Time Ago“) oder im SPRINGSTEEN-Style über die armen Hunde mit der geringen Lebenserwartung in einer Überflussgesellschaft [„Low-Lifers (In High Cultures)“] singen.
Selbst dass dieses zudem bestens vom Vinyl-Sound her klingende Album bei 'Ring Of Fire Records' untergekommen ist, lässt gleich noch eine weitere Parallele an den guten JOHNNY CASH während seiner ebenfalls extrem düsteren 'American Recordings'-Phase samt dem unvergleichlichen „Hurt“-Cover, das noch nie so schmerzvoll wie in der Cash-Version klang, zu. Dieser Schmerz klingt auch in einigen der insgesamt neun „Hello Mortality“-Songs durch, die in erster Linie besonders von dem richtig guten, zu Herzen gehenden Gesang leben, dem man sich nicht entziehen kann und der überdeutlich die oft traurigen Texte (die allesamt auf dem der LP beigelegtem Textblatt nachgelesen werden können) klangvoll umrahmt.
FAZIT: Schon das Plattencover von „Hello Mortality“ drückt genauso wie der Albumtitel – übersetzt: 'Hallo Sterblichkeit' – die Schwere hinter der Musik aus, die uns bei der Hagener Band JOSH AND THE BLACKBIRDS erwartet, und mit ihren finsteren Americana-Sounds sowie den bedrückenden Texten an eins der besten Alben im Americana-Sound erinnert, das jemals in Deutschland (In diesem Falle genau vor 30 Jahren!) erschien: „Mono“ von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE. Doch während die alten Hasen auf dem Album die Krankheit besangen, die eine leichtfertige Generation selber hervorbrachte (und damit wohl offensichtlich AIDS meinten), nehmen sich JOSH AND THE BLACKBIRD die schreckliche Pandemie und all den damit verbundenen Wahnsinn sowie die Atmosphäre der langandauernden Isolation auf „Hello Mortality“ vor. Das einzige Manko an diesem grandiosen Album ist dessen mit unter einer halben Stunde deutlich zu kurz geratene Spielzeit. Ansonsten ein Meisterwerk, das den Americana made in Germany nach den Furys völlig neu definiert. Diesen Amseln sollten viele lauschen, denn ihr Gesang und die emotionale, aber oft auch sehr traurige Musik dazu ist einfach berauschend.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (14:45):
- Among The Ghosts (3:18)
- Cold Winds Blow (2:38)
- Save Your Smiles (2:56)
- Long Time Ago (2:58)
- Low-Lifers (In High Cultures) (3:45)
- Seite B (13:25):
- Some Of Us (3:05)
- In A Song (3:31)
- The Pain Of A Heartbreak (3:41)
- We're All Dead (In The Long Run) (3:08)
- Bass - Josh 'Blackbird' Huff, Christopher 'Heimer' Heimi, Jan 'Brenna' Kölpin, Jan Krisitan 'Tini' Brühne
- Gesang - Josh 'Blackbird' Huff
- Gitarre - Josh 'Blackbird' Huff, Christopher 'Heimer' Heimi, Jan 'Brenna' Kölpin
- Keys - Josh 'Blackbird' Huff, Christopher 'Heimer' Heimi, Jan 'Brenna' Kölpin, Jan Krisitan 'Tini' Brühne
- Schlagzeug - Josh 'Blackbird' Huff, Jan 'Brenna' Kölpin
- Sonstige - Josh 'Blackbird' Huff (Harfe, Percussion, Streicher), Jan 'Brenna' Kölpin (Glocken, Streicher, Hintergrundgesang)
- Hello Mortality (2023) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
cRm
gepostet am: 13.08.2023 User-Wertung: 14 Punkte |
Was soll ich hören. Das latente Gefühl, als immer wiederkehrende Frage formuliert, welches als äquivalent eines Wortes was auf der Zunge liegt, mir in den Ohren schwingt. So wird aus der Suche der Verlust.
…Americana... was soll das sein, aber egal was es ist, das wird es nicht sein. Dabei hätte mir doch bewusst sein sollen, dass "Hallo Sterblichkeit" das war, was ich hören wollte, was zu findet lohnt. Kurz gesagt, danke für die Inspiration. |