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Arkona: Kob' (Review)
Artist: | Arkona |
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Album: | Kob' |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Post / Black Metal |
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Label: | Napalm / SPV | |
Spieldauer: | 60:32 | |
Erschienen: | 16.06.2023 | |
Website: | [Link] |
Seit der Veröffentlichung von "Khram" (2018) hat sich eine Menge verändert… und für ARKONA im Besonderen dürfte nichts mehr sein wie es damals war, denn als eine der international bekanntesten Metal-Bands Russland sieht sich das Quintett nun in eine Lage bugsiert, die ihr eine verdiente Rezeption ihres neuen Albums außerhalb des Schattens des Krieges in der Ukraine vermutlich weitgehend verleiden wird. Unabhängig davon setzt die Gruppe aus Moskau den mit ihrem vorigen Album eingeschlagenen Weg fort vom La-la-Pagan-Folk-Metal fort… und zwar konsequenter denn je. "Der Traum ist aus", scheint schon das nüchtern monochrome Artwork zu sagen… von Vergangenheitsverklärung oder Nationalromantik keine Spur, falls man dergleichen überhaupt je unterstellt hat.
Man würde "die moderne Gesellschaft in den thematischen Fokus" rücken, schreibt die Plattenfirma, und tatsächlich wirkt "Kob'" nachgerade kalt und urban, einschließlich Samples von Durchsagen, die nach Flughafen, Bahnhof oder Propaganda-Staatsfunk klingen, was sich bereits im mit vier Minuten ziemlich langen Sprech-Geräusch-Intro ´Izrechenie. Nachalo´ abzeichnet, das nichts weniger als beklemmend ist. Jagt man Teile des Gesagten durch die Übersetzungs-KI, vermittelt ein Satz wie "Das wahre Mitleid leuchtet nicht in den Augen der Erlösten, ebenso wenig wie die wahre Macht in den Mündern der Verborgenen leuchtet" einen guten Eindruck von Bandkopf Mashas Sprachgewalt.
So oder so steht sie als Sängerin und Arrangeurin im Brennpunkt des Geschehens, sei es im kriechenden Midtempo-Titelstück mit seinen gespenstischen Synthesizer-Fahnen und elektronischen Loops, zwischenzeitlichem Tempo-Anziehen und rauem/melodischen Wechselgesang oder während des von Keyboards angetriebenen ´Ugasaya´, das in der ersten Hälfte mehr Berliner Schule als Metal oder überhaupt Rockmusik ist, sich dann aber auf eindringlich schleifenden und letztlich knüppelnden Black oder Death Doom verlagert.
Wechselhafter geht´s kaum, atmosphärischer allerdings auch nicht, und das ist kein Widerspruch in sich. Das fast zwölfminütige ´Ydi´ ist ein Paradebeispiel für den Wankelmut im besten Sinn, der ARKONA schon andeutungsweise auf ihrem letzten Album auszeichnete: schmerzhaft bis zuletzt, aber mal lehrbuchmäßig Metal mit aufwühlendem Gitarrensolo, dann mit hypnotisch repetitiven Parts, in denen der Songtext flüsternd und grollend skandiert wird, und schließlich in Form eines rasanten letzte Drittels, das fast klassisch skandinavisch flirrt.
´Razryvaya plot' ot bezyskhodnosti bytiya´ ("Einer hoffnungslosen Existenz das Fleisch vom Knochen reißen") startet dann mit einer ausschweifenden Piano-Liebhaberei der Frontfrau und verwandelt sich rasch in einen Blastbeat-Strudel, allerdings auch wieder nur vorübergehend, denn zurückhaltende, gesungene Parts und erhaben epische Momente möchten ebenfalls ausgekostet werden. In gleicher Weise changiert ´Mor´ ausgehend von einem akustischen Beginn über einen melodisch getragenen Duktus mit traditionellen Saiteninstrumenten zu zwischendurch rhythmisch Haken schlagend Momenten, die zumindest leise "Prog Metal" wispern.
Am Ende ist es vielleicht "Post"- speziell ´Na zakate bagrovogo solntsa´ erinnert in Teilen stark an die ebenfalls bombige neue Fen-LP "Monuments of Absence" - oder besser noch egal, wo man "Kob'" einordnet. Wenn im futuristisch spukhaften Outro ´Izrechenie. Iskhod´ die Rede von einem "schweren Seufzer des Universums" ist (danke erneut, KI…), trifft dies das Feeling der Musik eigentlich besser als jedes Wort, das man auf einen Karteikartenreiter schreibt.
FAZIT: Pagan beziehungsweise Folk Metal im herkömmlichen Sinn sind ARKONA bereits spätestens seit ihrem letzten Werk "Khram" nicht mehr, doch mit "Khob'" hast sich der fünfer nicht nur aus allen Genre-Schubladen befreit, sondern auch eines der wenn nicht finstersten, so doch musikalisch waghalsigsten und fesselndsten Extrem-Metal-Alben des Jahres 2023 geschaffen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- 1. Izrechenie. Nachalo
- 2. Kob'
- 3. Ydi
- 4. Ugasaya
- 5. Mor
- 6. Na zakate bagrovogo solntsa
- 7. Razryvaya plot' ot bezyskhodnosti bytiya
- 8. Izrechenie. Iskhod
- Bass - Ruslan "Kniaz"
- Gesang - Masha "Scream"
- Gitarre - Sergei "Lazar"
- Keys - Masha "Scream"
- Schlagzeug - Alexander Smirnov
- Sonstige - Vladimir "Volk" (Holzblasinstrumente)
- Goi, Rode, Goi! (2009) - 13/15 Punkten
- Stenka Na Stenku (2011)
- Decade Of Glory (2013)
- Kob' (2023) - 13/15 Punkten
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