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Rory Gallagher: Deuce – 50th Anniversary Edition (Review)

Artist:

Rory Gallagher

Rory Gallagher: Deuce – 50th Anniversary Edition
Album:

Deuce – 50th Anniversary Edition

Medium: Deluxe/Limitiert/3-LP-Set/Remaster/Limit. Box
Stil:

Blues Rock, Folk, Kult

Label: Universal Music
Spieldauer: 125:22
Erschienen: 30.09.2022
Website: [Link]

Es waren kaum sechs Monate vergangen, da legte der nach bereits seit seinem ersten Album als begnadet (an)erkannte Gitarrist RORY GALLAGHER schon sein zweites Album vor, welches diesmal nicht nur seinen Namen als Titel trug, sondern „Deuce“ hieß. Nicht weit hergeholt, denn übersetzt eben „Zwei“. Ohne großes Brimborium eine pragmatisch-statische Angabe für ein Album, das sich dann als ein feurig-leidenschaftlicher, mal elektrifizierter, aber auch ganz oft akustischer Trip durch die Blues-Folk-Rockmusik bewies, welcher durch das außergewöhnliche Gitarrespiel ihres Hauptakteurs einmalig wurde. Und spätestens seit „Deuce“ versteht sicher jeder, dass JIMI HENDRIX auf die Frage, wie es sich anfühlt der beste Gitarrist der Welt zu sein, ganz trocken antwortete: „Ich weiß es nicht! Warum fragst du nicht RORY GALLAGHER?“

Auf seinem zweiten Album hatte sich Gallagher entschieden, den für sein Debüt gewählten Ansatz zu wechseln und seinen Studio-Aufnahmen viel stärker eine (im Studio direkt eingespielte) Live-Atmosphäre zu verpassen. Darum spielte er die meisten Stücke unmittelbar vor oder nach seinen Konzerten ein, weswegen natürlich eine intensivere Energie dahinter steckte und der 'Musikexpress' daraufhin den irischen Gitarristen gleich im Jahr 1971 zum „populärsten Gitarristen“ wählte, womit die Worte von HENDRIX gleich noch eine namhafte Kritiker-Unterstützung erhielten und nicht nur als so einfach mal dahingesagt abgetan werden konnten.

Im Falle des THE SMITHS-Gitarristen John Marr, der auch im Booklet zur 50th-Anniversary-Edition von 'Deuce' die Einleitung schreibt, war die Wirkung sogar noch intensiver, denn im Januar 1997 stellte er im 'The Guitar Magazine' fest: „Es gab einen Tag, an dem ich das Album 'Deuce' nachspielte. Dieser Tag wurde für mich zum totalen Wendepunkt als Gitarrist.“

Nun also ist „Deuce“ schon ein halbes Jahrhundert alt und RORY GALLAGHER, der bereits vor 27 Jahren im Alter von 47 Jahren nach auftretenden Komplikationen bei einer Lebertransplantation starb, darf leider nicht mehr miterleben, wie intensiv sein 1971er-Album auch heute noch wirkt – besonders in dieser hervorragend klingenden 50th-Anniversary-Remaster-Version, deren Krönung die limitierte 3-LP-Edition ist, der noch ein achtseitiges LP-großes Booklet voller Fotos und einem umfangreichen Begleittext (unterteilt in eine Einleitung durch Johnny Marr, dann die Geschichte rund um das Album sowie 'Highlights And Insights' von Rich Davenport und am Ende die 'Credits'), beiliegt.
Das sah 1971 allerdings anders aus, denn da war der Erfolg von „Deuce“ eher bescheiden, sodass sich die Wirkkraft nur nach und nach entwickelte und nun wie ein ganz edles Tröpfchen für die Ohren klingt.
Gallagher selber bemerkte zu 'dem Erfolg' seines Albums, dass er doch etwas enttäuscht war, „aber nicht deprimiert, schließlich sind 17.000 verkaufte Alben nicht schlecht“.

Schon die ersten fünf Minuten mit „Used To Be“ geben klar die druckvolle Richtung und natürlich den Blues vor. Auch kann man sich absolut sicher sein, dass HENDRIX und GALLAGHER tatsächlich Brüder im musikalischen Geiste sind, denn das Brillieren an der Gitarre ist bei beiden sehr ähnlich, genauso wie die Art zu singen, wofür wohl „Should've Learnt My Lesson“, eine Blues-Ballade, in welcher die Stimme und Gitarre wie ein Duett wirken, das allerbeste Beispiel ist.
Aber auch nur mit akustischer Gitarre und Mundharmonika, wie bei „Don't Know Where I'm Going“, gibt Gallagher eine sehr gute Figur ab und beweist, dass nicht nur ein BOB DYLAN 1971 das Maß aller Folk-Blues-Singer/Songwriter war.
Hört man dann genauer beim Bonus der Geburtstagsedition hin, wird man zudem mit „For The Last Time“ einen deutlich an TASTE und LED ZEPPELIN gemahnendes Stück Hardrock mit feiner Blues-Note entdecken, das 1971 live bei Radio Bremen mitgeschnitten wurde.

Ach, waren das noch Zeiten, als sich das Radio als Plattform solcher Musik und nicht als billiger Werbeträger verstand, der die ewig gleiche von zahlungskräftigen Labels befeuerte Sülze feilbietet. Doch was soll das Gejammer. Die Leute, die solche Musik wie auf „Deuce“ oder Herrn Gallagher und sein musikalisches Umfeld allgemein mögen, haben längst ihre Alternative für den Formatradio-Dreck gefunden und ärgern sich nur manchmal in ihrem stillen Kämmerlein, das dann vielleicht von „Deuce“ beschallt wird, darüber, dass sie selber mit ihren Gebühren ein zahlender Teil dieser Maschinerie sind. Einer Maschinerie, der man in anderen europäischen Ländern längst den Garaus gemacht oder deutlich die Gebühren gekürzt hat.

Besonders reizvoll für alle Sammler und Fans sind natürlich – wie bereits auch auf der Geburtstagsedition von Gallaghers erstem Album – die reichhaltigen Beigaben, die im Falle der limitierten 3-LP-Edition gleich volle zwei LP's umfassen. Hier gibt es in bester Sound-Qualität jede Menge Alternativ-Aufnahmen der Album-Songs mit stellenweise ellenlangen Gitarren-Soli, die damals ihrer Länge wegen wohl nicht auf das Vinyl gepresst werden konnten, was nunmehr nachgeholt wurde, und zum Ende hin einen kompletten Radiomitschnitt vom 21. Dezember 1971 bei Radio Bremen.

Schon jetzt darf jedem Fan mitgeteilt werden, dass bei dieser musikalischen wie klangtechnischen Qualität die Bonus-Aufnahmen eine absolute Bereicherung im Gallagher-Song-Katalog darstellen.

FAZIT: Mit „Deuce“, dem offiziell zweiten Album von RORY GALLAGHER, das vor einem halben Jahrhundert erschien, darf nun im großen – in den Abbey Road Studios remasterten und um eine Vielzahl von Boni erweiterten – Stil die „Deuce – 50th Anniversary Edition“ gefeiert werden. Oder um es mit SLASH auszudrücken, der ganz bestimmt bei dieser Ausgabe mitfeiern wird: „Es gibt eine Million Leute, die wie Stevie Ray Vaughan klingen, aber ich habe noch nie jemanden gehört, der wie RORY GALLAGHER klingen könnte.“

PS: Neben den Jubiläum-Editionen als Doppel-CD- und 3-LP-Variante gibt es als ganz speziellen Leckerbissen für die zahlungskräftigeren Fans noch ein Deluxe-CD-Boxset mit folgenden Beigaben:
Ein 64-seitiges gebundenes Buch mit einem Vorwort von Johnny Marr, unveröffentlichte Fotos von Mick Rock, Essays und Erinnerungsstücke von den Album-Aufnahmen. Die 2-CD- und 3-LP-Editionen präsentieren dagegen gekürzte Versionen der Deluxe-Box. Außerdem wird es noch eine spezielle D2C-LP von "BBC In Concert - Live at The Paris Theatre, 13 January 1972" geben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2695x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • LP 1 = 50th Anniversary Edition = (46:30):
  • Seite A (22:22):
  • Used To Be (5:06)
  • I'm Not Awake Yet (5:24)
  • Don't Know Where I'm Going (2:45)
  • Maybe I Will (4:13)
  • Whole Lot Of People (4:54)
  • Seite B (24:08):
  • In Your Town (5:43)
  • Should've Learnt My Lesson (3:34)
  • There's A Light (5:59)
  • Out Of My Mind (3:00)
  • Crest Of A Wave (5:52)
  • LP 2 = 50th Anniversary Edition = Alternate Takes = (39:32):
  • Seite C (19:11):
  • Used To Be – Alternate Take 1 (5:11)
  • I'm Not Awake Yet – Alternate Take 1 (5:46)
  • Maybe I Will – Alternate Take 1 (5:31)
  • Whole Lot Of People – 12 String Acoustic Alternate Take 1 (2:43)
  • Seite D (20:21):
  • In Your Town – Alternate Take 3 (5:34)
  • Should've Learnt My Lesson – Alternate Take 3 (3:53)
  • There's A Light – Alternate Take 1 (7:15)
  • Out Of My Mind – Alternate Take 3 (3:39)
  • LP 3 = Alternate Take & Radio Bremen Broadcast 21.12.1971 = (39:20):
  • Seite E (19:59):
  • Crest Of A Wave – Alternate Take 2 (5:16)
  • = Radio Bremen 21/12/1971 =
  • Crest Of A Wave (5:25)
  • Don't Know Where I'm Going (2:06)
  • I Could've Had Religion (7:12)
  • Seite F (19:21):
  • Should've Learnt My Lesson (5:53)
  • For The Last Time (5:53)
  • Messin' With The Kid (5:12)
  • Pistol Slapper Blues (2:23)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 10.10.2022

Im Tennis bedeutet der Begriff "Deuce" Einstand
Thoralf Koß
gepostet am: 10.10.2022

Da hast du genau recht, Thomas. Allerdings bezieht sich Gallagher hier nicht auf den Tennissport, sondern die 'Zwei', welche man beim Würfeln erzielt - und ich nehme sogar an, dass er sich dabei auf die beiden Arten bezieht, wie er das Album einspielte: entweder vor oder nach einem Konzert.
Sepp
gepostet am: 11.10.2022

User-Wertung:
15 Punkte

Sehr gute Rezension!
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