Es war allerhöchste Zeit, dass endlich neben der CD-Ausgabe des aktuellen und richtig gut gelungenen COLOSSEUM-Albums „Restoration“, das nach dem Tod von Schlagzeuger JOHN HISEMAN und seiner Ehefrau BARBARA THOMPSON, die wiederum nach dem Tod des begnadeten Saxophonisten DICK HECKSTALL-SMITH auf dem bis dato letzten Album „Time On Our Side“ (2013) bei COLOSSEUM am Saxophon eingesprungen war, überraschend entstand, nun auch die Vinyl-Ausgabe vorliegt. Denn gerade bei dieser legendären Live-Band, die offensichtlich schon von der Covergestaltung her auf ihre Doppel-LP „Live 1971“ anspielt, gehört ihre Musik einfach auf die großen schwarzen Scheiben, gerade wenn sie mit dem neuen Saxophonisten Kim Nishikawara erneut zu Höchstform auflaufen.

Das ist die gute Nachricht um „Restoration – Vinyl-Ausgabe“, doch es gibt auch eine weniger gute – nämlich dass auf der LP im schönen Gatefoldcover aus Kapazitätsgründen zwei Songs der CD fehlen und die Reihenfolge der Song-Anordnung verändert wurde. Betroffen und verschwunden: „I'll Show You Mine“ und „Home By Dawn“. Beide Songs befanden sich fast am Ende des Albums, das mit dem starken Song „Story Of The Blues“ abgeschlossen wurde, der glücklicherweise auch die Vinyl-Ausgabe beendet.
Außerdem gibt’s am Ende der LP-A-Seite das megastarke Jazz-Rock-Instrumental „If Only Dreams Were Like This“, mit ausgiebigem Saxophon- und Synthie-Solo, zu genießen, das gerade durch den LP-Seiten-Abschluss noch viel stärker seine ganze Faszination entfalten kann.

Auch bleibt's bei dem ebenso starken Einstieg mit dem druckvollen, prog-blues-souligen „First In Line“, der uns sofort mitnimmt auf eine Reise in die COLOSSEUM-Vergangenheit und im Grunde aus dieser auch nicht mehr bis zum Ende der beiden LP-Seiten von „Restoration – Vinyl-Ausgabe“ entlässt. Selten klang ein neueres COLOSSEUM-Album so sehr nach den alten Zeiten wie dieses, womit es auch selbstverständlich auf Vinyl gepresst gehört, was dank Repertoire Records hiermit erledigt wäre. Denn auf der „Restoration – Vinyl-Ausgabe“ leben tatsächlich genau die musikalischen Jahre auf, an denen nicht im entferntesten an kleine Silberlinge zu denken war, die eigentlich dem großen schwarzen Brüderchen den Garaus machen sollten. Zum Glück dürfen wir aus heutiger Sicht feststellen: Mission gescheitert und dabei befriedigt „Restoration – Vinyl-Ausgabe“ auflegen und den vollen Sound aus unseren Musik-Boxen ungebremst und am besten auch richtig laut hören, denn hier wird georgelt, gedrumt, mit Gitarren und fetten Bässen wild elektrisch und zart akustisch drauflosgespielt, dass es eine wahre Freude ist – und natürlich ist selbst der in Würde gealterte Chris Farlowe noch bestens bei Stimme, genauso wie auch Gitarrist CLEM CLEMPSON und der neue Bassist MARK CLARKE, die ihn mal vokal begleiten oder auch solistisch singen, und der neue Saxophonist eine Idealbesetzung für diese Band, welche längst mit Stolz ihren Legendenstatus vor sich hertragen darf.

Und für alle, die es einfach nicht mehr hören können oder wollen, gibt’s hier wirklich erneut den Verweis darauf, dass die Musik und der Klang von Vinyl, inklusive dem nostalgischen Retro-Effekt, einfach nicht zu unterschätzen sind, weil der Sound wärmer und das Gefühl beim Betrachten der Plattenhülle sowie dem Auflegen der LP auf den Plattenteller viel stärker ist und eine ganz eigene Faszination entfaltet, die nicht nur für einen ollen Retro-Head, sondern für jeden Musikliebhaber, der sich nicht ständig auf Streaming-Plattformen rumtreibt, von unschätzbarem Wert war, ist und sein wird.
Jedenfalls wenn das Vinyl auf solch einem Qualitäts-Level wie bei dem eigentlich unerwarteten, doch trotzdem umso besseren 2022er-COLOSSEUM-Album daherkommt.

FAZIT: „Restoration – Vinyl-Ausgabe“ ist genau das, was sich jeder alteingesessene Musikliebhaber und Freund dieser Band nur wünschen kann. COLOSSEUM und ihr aktuelles Album auf Vinyl, genau da, wo sie damals – Ende der 60er und Anfang der 70er hingehörten und heute wieder hingehören – auf LP. Und zwar auf dem ganz fetten 180 Gramm schweren, dessen Stereo-Klang ganz viel von den frühen Zeiten und dessen Produktion topmodern in der Gegenwart angekommen ist. Außerdem liegt der LP im Gatefoldcover noch ein LP-großes Begleitblatt voller Fotos und den wichtigsten Angaben zur Musik bei. Für dieses ganze Drum und Dran darf man sehr dankbar sein, auch wenn man auf die CD trotzdem nicht verzichten sollte, da diese zwei weitere Songs enthält, bei denen es der britischen Jazz-Blues-Soul-Rock-Band sicher sehr schwer fiel, wegen der Vinyl-Kapazität darauf zu verzichten.