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Moritz Grütz: Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur (Review)
Artist: | Moritz Grütz |
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Album: | Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Vom Mainstream weit entfernter Metal aus verschiedenen Ecken dieser Welt in einem Buch zusammengefasst |
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Label: | Hirnkost Verlag | |
Spieldauer: | 178 Seiten | |
Erschienen: | 02.01.2018 | |
Website: | [Link] |
Hinter jedem großartigen Buch steckt zuerst eine großartige Idee – und die kann man dem Metal-Freak, Online-Journalisten und nunmehr auch Buchautoren MORITZ GRÜTZ nicht absprechen. Denn er begibt sich rund um den Globus auf die Suche nach dem „wahren Metal“ eines Lebensgefühls, der weit entfernt vom typisch europäischen oder anglo-amerikanischen Mainstream ist und für die Bands in den vordersten und hintersten Ecken dieser Welt sogar richtig gefährlich werden kann, wenn beispielsweise in Afghanistan bereits das Zeigen des Metal-Symbols, den Devil Horns, als Straftat gilt oder angebliche Gottlosigkeit in den musikalischen Texten in Saudi-Arabien zu öffentlichen Hinrichtungen durch Enthauptung führen kann.
Metal – das ist noch immer eine (vermeintliche) Männer-Musik, eine Nische für die harten Kerle oder die Weicheier des Alltags, die es in ihrer Freizeit mal so richtig krachen lassen wollen, auch ohne dabei einen Haufen von Multimillionären, die einem Ball hinterherflitzen, nachzuschauen, zu besingen und deren Gegner – warum auch immer – zu hassen. Metal vereint und ist friedlich, so hart die Texte manchmal auch erscheinen – der Fußball aber findet Woche für Woche in kriegsähnlichen Auseinandersetzungen seiner Fans in Stadien statt, die eigentlich Arenen heißen müssten.
Metal – das ist etwas, was die Männer vereint, sie zu kleinen Kindern macht und wild hüpfend mit den Teufelshörnern zur eingeschworenen Gemeinschaft werden lässt.
Metal – ist aber auch ein Klischee, in das angeblich die Frauen nicht so richtig reinzupassen scheinen und mit dem auch dieses Buch aufzuräumen versucht, indem immer wieder die Frage an die hier interviewten „Metallisten aller Welt“ gestellt wird, woran das liegen könnte – und einige Antworten kaum ironischer ausfallen können als beim singenden Gitarristen von KRYPTOS aus Indien, einem mit 1,3 Milliarden Menschen der größten Länder, das aus Metal-Sicht jedoch ein komplettes Entwicklungsland zu seien scheint, indem er lachend feststellt: „Metal war immer eine testosterongesteuerte Musik. Das Genre hat sich immer wie ein reiner Männerverein präsentiert, wo Kerle zusammenkommen, saufen und Blödsinn reden – fast wie Höhlenmenschen. Ich denke, das schreckt das andere Geschlecht ab.“
Doch dass Metal viel, viel mehr ist, zeigt dieses ungeheuer ambitionierte Buch, das uns wortwörtlich auf eine Interview-Reise durch die entferntesten Länder mitnimmt, die aus Sicht der Metal-Musik gänzlich weiße Flecken auf der Welt- und Musik-Landkarte sind. So beginnt diese Reise, alphabetisch nach Ländernamen geordnet, mit DISTRICT UNKNOWN im kriegsumtobten Afghanistan und endet mit NERVECELL in der Millionär-Hochburg Dubai der Vereinigten Arabischen Emirate.
Barney Ribeiro von NERVECELL steuert dann auch gleich das Vorwort zum Buch bei, in dem er klarstellt: „Obwohl dem Genre schon immer viele negative Klischees anhaften, Metal immer ein Underdog der Musikszene war und allein dafür, dass er existiert, in den Mainstream-Medien ständig kritisiert und verspottet wurde, will ich euch eines sagen: Metal wird größer, stärker und globaler, als er je zuvor war. In allen Ecken der Welt gibt es neue Generationen an Fans und Musikern, die die Fackel weitertragen: Wir bringen uns selbst durch Metal zum Ausdruck – laut und stolz.“
Im zweiten Vorwort ergänzt dann der Autor seine Absicht hinter diesem Buch, das dem Metal-Mainstream den Rücken kehrt und in den „entlegensten Winkeln der Welt, hinter den höchsten Bergen, in den größten Wüsten und auf den kleinsten Inseln“ nach „wackeren Metalheads“ sucht und natürlich auch findet. Denn sie ist schon phänomenal diese Zusammenstellung von 33 Bands aus 32 Ländern, die neben ihrer Musik auch über die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, berichten, egal, ob es darin um die allgegenwärtige Zensur, Bürgerkriege, religiöse und politische Vorurteile („Leute beschimpfen dich als Teufelsanbeter, wenn sie erfahren, dass du Metal hörst.“ - MORRIGHON aus Suriname) und natürlich die Besonderheiten der jeweiligen Länder geht, in denen es der Metal-Szene nicht gerade leicht gemacht wird.
Noch dazu gibt es vor jedem Interview die Einordnung des jeweiligen Landes auf der Weltkarte, eine kurze territorial-musikalische Beschreibung sowie die Nationalflagge mit darübergelegtem Band-Symbol zu sehen.
Viel Liebe zum Detail, die sich nicht nur in der Gestaltung, sondern auch den Interviews niederschlägt, die niemals im 0-8-15-Standardfragen-Stil erfolgen, sondern explizit für jede Band eine vorangegangene Recherche und wohlüberlegte Fragen erkennen lassen.
Schade ist eigentlich nur, dass in dem Buch auf Bilder der befragten Bands komplett verzichtet wird.
FAZIT: „Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur“ von MORITZ GRÜTZ ist ein Buch geworden, das alle, die hinter dem Mainstream-Metal noch immer auf der Suche nach der metallischen Subkultur jenseits der uns ausgiebig bekannten Musik-Breitengrade sind, begeistern wird. Ein unerschöpflicher und unbezahlbarer Fundus von metallischen Entdeckungen aus den ungewöhnlichsten Ländern werden so dem Leser und Metal-Freund offenbart, die erst in der Erkenntnis von ARALLU aus Israel: „Wir sind alle eine große, weltumspannende Metal-Familie – egal wo du herkommst oder wer du bist“, und dann in dem Wunsch des Autoren münden: „Auf dass sich dort, wo es noch nötig ist, etwas ändern und der Tag kommen möge, an dem niemand mehr für die Musik, die er liebt, stigmatisiert, bedroht oder gar misshandelt wird. Nirgendwo auf der Welt.“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Afghanistan District Unknown
- Algerien Lelahell
- Aserbaidschan Silence Lies Fear
- Ägypten Crescent
- Bahrain Motor Militia
- Bangladesch Exalter
- Botswana Metal Orizon
- Chile Bloody Cross
- China – Innere Mongolei Nine Treasures
- Costa Rica Inhuman
- Färöer Inseln Hamferd
- Grönland Arctic Spirits
- Indien Kryptos
- Indonesien From Hell
- Irak Dark Phantom
- Iran – Nr. 1 Avesta
- Iran – Nr. 2 Aras
- Israel Arallu
- Kasachstan Seven Sins
- Kuba Narbeleth
- Libanon Blaakyum
- Madagaskar Beyond Your Ritual
- Malediven Shahyd Legacy
- Mexiko Eidyllion / Benatnash
- Nepal Ugrakarma
- Oman Belos
- Pakistan Dusk
- Russland – Sibirien Ultar
- Saudi-Arabien Al-Namrood
- Suriname Morrighon
- Syrien The Hourglass
- Tasmanien Departe
- Vereinigte Arabische Emirate Nervecell
- Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur (2018) - 13/15 Punkten
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