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Preyrs: The Wounded Healer (Review)

Artist:

Preyrs

Preyrs: The Wounded Healer
Album:

The Wounded Healer

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Alternative- und Doom-Rock, Metal

Label: Pelagic Records
Spieldauer: 41:01
Erschienen: 14.11.2025
Website: [Link]

„Achte deine Angst. Dann wird deine Angst auch dich achten.“ (Zitat im Inneren des dreiflügeligen Digipaks von „The Wounded Healer“)

Vorsicht bei diesem Bandnamen!
Und genauso bei diesem Albumtitel „The Wounded Healer“, der sich hinter diesem ausschließlich schwarz gestalteten Debüt-Album der PREYRS versteckt!

Die Band um die aus Belfast stammende Singer/Songwriterin Amy Montgomery, die singend und schreiend immer wieder eindrucksvoll in den Vordergrund tritt, steht wohl auf die römische Göttersaga und den zweiköpfigen Janus, mit den beiden völlig entgegengesetzten Gesichtern.


Denn genau diese Idee der Gegensätzlichkeit (Laut/Leise, Gut/Böse, Zerbrechlich/Zerstörerisch, Friedlich/Bedrohlich, Akustisch/Metallisch) setzen PREYRS bereits in ihrem Bandnamen um.
Hier verbinden sie einerseits die zärtliche Unschuld eines Gebets mit dem tödlichen Tanz des Raubtiers um seine Beute. Ein spannender Ansatz, der bei der Musik hinter 'dem verwundeten Heiler' absolut Sinn macht.

Unter diesem Aspekt beschreibt das Platten-Label ihre Debütanten sehr zutreffend, wenn sie feststellen: „Ihre Musik verbindet die rohe Energie des Alternative Rock mit der Wucht des Metal und ist ein elektrisierender Zusammenprall von Aggression und Euphorie, Dunkelheit und Aufbruch, Chaos und Kontrolle.“
In diesem Sinne haben sich PREYRS zurecht ihren Support bei NEW MODEL ARMY während deren Europa-Tournee für diesen Winter erspielt.

Auf „The Wounded Healer“ knallt es einerseits gehörig, der Schlagzeuger und die Gitarren sorgen mitunter für eine Industrial-Atmosphäre, während immer wieder ruhige und akustische Momente die elektrifizierte Klanggewalt durchbrechen.


Um beim Namen der Band zu bleiben: Das ausgewählte Opfer wägt sich noch in Sicherheit und Frieden, bis dann dessen persönliche Apokalypse ausbricht, weil das bereits lauernde Raubtier erbarmungslos zuschlägt, während sich die Sängerin in beide Rollen versetzt. Zart und ruhig singt sie, doch immer mehr lautstark werdend bis hin zu schreienden Eskapaden, wobei sich das Eine wie das Andere übergangslos miteinander vereinen.

Getreu des dieser Review und dem Album voranstehenden Zitats spielen PREYRS mit der Angst-Thematik. Diese kann Schrecken und Schutz zugleich sein.


The Wounded Healer“ vertont beide Seiten gleichermaßen.
Auch die Texte greifen durchgängig dieses Thema auf, drehen sich um die Kämpfe des Alltags, die Zerstörung von Natur und Tierwelt und natürlich unausweichlich auch die inneren wie äußeren Kämpfe und Kriege: „Underneath the battle is an everlasting silence“.
Genau das ist es, was so viele von uns nicht begreifen wollen: Schlachten, die wir schlagen, hinterlassen am Ende eine ewige Stille (in der wiederum der Gedanke des Hasses und der Vergeltung schwelt).

Eine ähnlich atmosphärische wie wechselhafte Musik zwischen brachialer Klanggewalt und bedrohlicher Ruhe, die ständig Spannungen aufbaut, kennt man in dieser Art vielleicht ähnlich intensiv von solchen Bands wie NINE INCH NAILS oder SONIC YOUTH und (besonders bei Montgomerys Stimme) den britischen Post-Punk-Dark-Wavern SIOUXSIE AND THE BANSHEES.


Aber auch (für die Älteren unter uns), die den frühen ROXY MUSIC huldigen, als ein BRIAN ENO in den Siebzigern dort eine gewichtige Rolle spielte, kommen einem wieder und wieder in den Sinn.
Großartige Musik-Adressen allemal, die uns PREYRS hier anhörlich in Erinnerung rufen.

Stellenweise rutscht die Musik zu sehr ins Krachige ab und hinterlässt dabei ein zu verwaschenes Soundbild („Into The Blue“), selbst wenn die eingeflochtenen psychedelischen Spielereien, denen sogar etwas Früh-Floydianisches innewohnt, begeistern. Leider stößt selbst hier der Sound an einigen Stellen an seine Grenzen, während Amy Montgomery immer wieder lautstark dagegen ansingt.


FAZIT: „Für alle, die den epischen, heilenden, aggressiven und unerbittlichen Puls des Alternative Rock und Metal suchen, ist PREYRS genau das Richtige!“, heißt es zutreffend in der Empfehlung von Pelagic Records zu diesem Debüt-Album, das Alternative- und Doom-Rock, Metal und Akustik sowie beeindruckenden weiblichen Gesang, der immer wieder in lautstarke Schrei-Orgien wechselt, in sich vereint. PREYRS Album kanalisiert den unterschiedlichen Umgang mit Ängsten, die schrecklich aber auch hilfreich wirken können. So wird es auf „The Wounded Healer“ oft gefährlich laut, aber auch bedrohlich ruhig, wobei die Ruhe vor dem Sturm unüberhörbar bleibt. Der Heiler ist zwar verwundet, aber er setzt unerschrocken seinen Auftrag zur Rettung aller ebenso angeschlagenen Seelen fort. Natürlich mit allen Mitteln der Musik, die ihm PREYRS zur Verfügung stellen. Denn am Ende gilt aus Sicht dieser in Berlin ansässigen Band mit ihrer Belfaster Sängerin unausweichlich: „After sadness there is light“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 40x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Humble Eyes
  • Wave Of Wisdom
  • Into The Blue
  • Zeros, Ones & Lies
  • Bring Ur Bruises
  • Crucify
  • Change Change
  • Nova
  • W.D.I.F.L?
  • Life Is Kind

Besetzung:

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