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Carl Palmer‘s ELP Legacy: Live (Review)

Artist:

Carl Palmer‘s ELP Legacy

Carl Palmer‘s ELP Legacy: Live
Album:

Live

Medium: CD+DVD
Stil:

Art- und Progressive-Rock

Label: BMG/ADA
Spieldauer: 171:23
Erschienen: 29.06.2018
Website: [Link]

Er ist der letzte überlebende Bewahrer des bombastischen Art Rocks, den seine ehemalige Band EMERSON, LAKE & PALMER nicht nur maßgeblich geprägt, sondern im Grunde auch geschaffen hat. Kunstvolle, progressive und zugleich klassische Kompositionen in musikalisch perfekter Umsetzung mit elektrischen Keyboards, Bassgitarre, Schlagzeug und Gesang waren das Markenzeichen von ELP, mit dem sie eins der wichtigsten Kapitel in der Geschichte des Progressive Rocks schrieben.

Innerhalb nur kurzer Zeit beendete der bekanntlich als extrem unmusikalisch geltende Sensemann die Geschichte von ELP, indem er erst den Keyboard-Zauberer KEITH EMERSON und dann den charismatischen, singenden Bassisten GREG LAKE in sein finsteres Reich holte.

Unerbittlich, sehr lebensfroh und musikalisch leidenschaftlich tritt nun seit geraumer Zeit ihr Teufelsdrummer als Bewahrer der ELP-Erinnerungen mit seiner ELP LEGACY auf den Plan und trommelt alles „Ruhe in Frieden“-Gedöns zu Ehren seiner beiden verstorbenen Mitmusiker von dannen – der Ausnahmeschlagzeuger CARL PALMER. Dabei leistet er nicht nur Bewundernswertes, sondern stellt noch immer an seine Band, bei der als Gäste beispielsweise auch ein STEVE HACKETT oder MARK STEIN auftreten darf, und sich allerhöchste perfektionistische Anforderungen: „Meine Philosophie ist sehr einfach. Wenn ich mich weiter verbessern kann, oder auch nicht verbessern, aber den Standard beibehalten, dann werde ich weitermachen. Sobald ich das nicht mehr kann, bin ich weg.“

Hört und sieht man nun die „Live“-DVD- und CD-Ausgabe mit einem Konzert aus dem Jahr 2014 und dem „Gedenkkonzert für KEITH EMERSON“ mit STEVE HACKETT, MARK STEIN von VANILLA FUDGE und DAVID FRANGIONI als Gästen, aus dem Jahr 2016, das nur sechs Monate später auch zum Gedenkkonzert für den am 7. Dezember verstorbenen GREG LAKE hätte werden können, dann ist einem um diesen so quicklebendig erscheinenden Musiker und Perfektionisten garantiert nicht bange. Denn was CARL PALMER und seine Band live bieten, sprudelt vor Härte, Lebensfreude, musikalischen Meisterleistungen und unbändiger Leidenschaft nur so über.
Hochinteressant ist dabei zugleich, dass alles, was sonst bei ELP Keith Emerson an den Keyboards spielte, bei CARL PALMER‘S ELP LEGACY nun vom Gitarristen Paul Bielatowicz und Bassisten Simon Fitzpatrick übernommen wird.
Wie grandios dieses Konzept tatsächlich live funktioniert, beweist diese aktuelle „Live“-Veröffentlichung, denn was man auf der CD mit dem Konzert vom 25. November 2014 in der ausverkauften New Yorker „Tralf Music Hall“, bei dem es sogar die komplette „Tarkus“-Live-Version zu genießen gibt, nun hören kann, das darf man dann auf der DVD mit dem Emerson-Tribute-Konzert vom 24. Juni 2016 im „Olympia Theater“ von Miami tatsächlich auch noch sehen! Wobei hier schon vorab die Garantie gegeben werden kann, dass man seinen Augen bei diesem Elan und Druck sowie der kunstvollen Gestaltung des Konzerts mit Tänzern, Chor, Filmen und vielem mehr kaum trauen mag, denn wenn man nun auch noch im Bild erlebt, was CARL PALMER für ein unglaubliches Feuerwerk am Schlagzeug entfacht – oder wenn er über Keith Emerson spricht und sogar dabei in Tränen ausbricht, dann ist man von der Dimension dieses Konzerts schier überwältigt.

Durchgängig wird dabei auf der Leinwand im Hintergrund am Anfang jedes gespielten Stücks das entsprechende Album-Cover, von dem der Titel stammt, eingeblendet und dazugehörige Videos oder Bilder der Band.
Außerdem umrahmen zahlreiche Tanzeinlagen des The Center For Contemporary Dance Ensemble verschiedene Titel und ein erster echter Konzert-Höhepunkt wird bei „Jerusalem“ erreicht, bei dem mit bombastischen Chor-Gesang des Ida Choir Ensembles und Solo-Tänzerin das Konzert zu einem audio-visuellen Kunsterlebnis werden lassen.

Immer wieder kommt außerdem der Stick- bzw. Chapman-Bass – auch solistisch – zum Einsatz, der sich ja auch bei TONY LEVIN ungeheuerer Beliebtheit erfreut und aus dem Simon Fitzpatrick faszinierende Klänge zaubert.

Nach Prokofjevs „Romeo und Julia“ bricht dann die königliche Zeit an. Allein beim Erwähnen des Namens KING CRIMSON bricht das Publikum in Begeisterung aus – und wenn dann der „21st Century Schizoid Man“ erklingt, der auch herrlich ohne Gesang funktioniert, ist man geplättet von der unglaublichen Dynamik, welches das Trio hier entwickelt. Da würde es einen tatsächlich interessieren, was ein ROBERT FRIPP zu dieser Live-Interpretation sagen würde.

Das Konzert steigert sich offensichtlich von Stück zu Stück, um dann den ganz besonderen Gast aus dem Ex-GENESIS-Hause anzukündigen, der nach dem kompletten „Pictures At An Exhibition“ bis zum Konzert-Ende dem Tribute-Konzert eine ganz spezielle, zusätzliche Note verleiht: STEVE HACKETT. Wie fantastisch sich die beiden Gitarristen dann auf der Bühne ergänzen, ist ein echter Genuss. Und wenn dann nach einem ausgiebigen Gitarren-Solo STEVE HACKETT mit einer Mundharmonika aus „Peter Gunn“ sogar noch einen Blues zaubert und in eine Art „Zwiegespräch“ mit Palmer tritt, indem sie sich gegenseitig wie Duettpartner ein Solo nach dem anderen um die Ohren hauen, bis dann CARL PALMER zu einem ausgiebigen Drum-Solo ansetzt, ist regelrecht magisch. Man wartet regelrecht darauf, dass er sich, wie in frühen Zeiten dabei noch das Hemd vom Körper reißt – aber so weit geht der noch immer top-fitte, damals 66-Jährige dann doch nicht.

Im „Backstage Pass“, einem kurzen Bonus der DVD, sprechen CARL PALMER und DAVID FRANGIONI, der Direktor der „Little Dreams Foundation“, gut zwei Minuten lang über die Hintergründe des Tribute-Konzerts und alle daran beteiligten Musiker, den Chor und die Tänzer sowie die Leinwandfilme.

Vervollständigt wird das Album durch ein 12seitiges Booklet mit einleitendem Palmer-Vorwort im dreifaltigen CD-Digipak.

FAZIT: Egal, ob man ELP, CARL PALMER oder wahnsinnig berauschende Drum-Kunst liebt, die noch dazu mit Musikern, Tänzern, Chor, Filmen und Klassik-Adaptionen zu einem Gesamtkunstwerk verfließt – „Carl Palmer‘s ELP Legacy – Live“ ist genau das, was uns heute so sehr in der modernen Musik fehlt: Progressive Meisterklasse!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5919x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • CD = Tralf Music Hall, Buffalo, New York, U.S.A., 25th November 2014 = (47:14):
  • Rondeau Des Indes Galantes / Ride Of The Valkyries
  • Toccata And Fugue In D Minor
  • Mars, The God Of War / 21st Century Schizoid Man
  • Tarkus (Full Version)
  • America
  • Knife-Edge
  • Trilogy (Short Version)
  • DVD = Pictures At An Exhibition – A Tribute To Keith Emerson, Olympia Theater, Miami, Florida, U.S.A., 24th June 2016 = (124:09):
  • Introduction
  • Peter Gunn
  • Karn Evil 9 (Welcome Back My Friends)
  • The Barbarian
  • Bitches Crystal
  • Jerusalem
  • Romeo & Juliet
  • 21st Century Schizoid Man
  • Claire De Lune
  • Knife-Edge
  • Hoedown
  • Take A Pebble
  • Carmina Burana
  • Pictures At An Exhibition
  • Fanfare For The Common Man / Drum Solo
  • Nutrocker
  • Behind The Scenes At The Tribute For Keith Emerson (Bonus Footage)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Live (2018) - 14/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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