Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Ilkka Heinonen Trio: Savu (Review)

Artist:

Ilkka Heinonen Trio

Ilkka Heinonen Trio: Savu
Album:

Savu

Medium: CD
Stil:

Jazz, finnischer Folk, Avantgarde

Label: Nordic Notes
Spieldauer: 49:00
Erschienen: 05.05.2017
Website: [Link]

Jazz mit karelischer Leier – der Jouhikko!
In Finnland überraschen Musiker aller Musik-Sparten grundsätzlich mit einerseits puren musikalischen Kreativ-Ergüssen, in denen traditionelle Instrumente mit dem modernen Rockinstrumentarium verflochten werden und andererseits mit Alben, die in unseren Breiten noch keinen großen Bekanntheitsgrad haben, aber von ihrer musikalischen Qualität und ihrem Können her faszinieren.
Das ILKKA HEINONEN TRIO ist ein weiterer Beweis für diese großartige Musik-Entdeckungsreise in die ungeahnten finnischen Klangwelten!

Auf „Savu“ - einem Album, das locker fast alle Jazz-Stile in sich vereint, vom Free- über den Avantgarde- bis hin zum Bar-Jazz sowie ordentlichen Jazz-Rock-Folk-World-Vocal-Eruptionen – steht die Jouhikko, eine dreisaitige Leier, die mit dem Bogen bearbeitet wird und klanglich Ähnlichkeiten zum Cello aufweist, im Mittelpunkt.
Eigentlich hatte man dieses sehr alte Instrument in Finnland fast vergessen und sich stärker auf ein anderes National-Instrument – die Kantele – konzentriert. Zum Glück aber „kramte“ PEKKO KÄPPI die Jouhikko wieder hervor und setzte sie ausgiebig auf seinem psychedelisch rockenden Album „Sanguis Meus, Mama!“ ein, und belebte diese Laier in der Rockmusik wieder!

Nun also setzt sich die Jouhikko-Wiederbelebung durch das ILKKA HEINONEN TRIO im Jazz fort. Dabei lässt sich das Trio etwas ganz Besonderes einfallen, denn das erste Stück der Finnen basiert auf dem größten deutschen Dichter – Goethe. Der „Erlkönig“ wurde gewählt, weil „er als Gedicht in die Mitte des 18. Jahrhunderts fällt, die Kunstströmung des Sturm und Drangs. Gerade diese Bewegung beeinflusst uns noch heute in unserem musikalischen künstlerischen Schaffen.“ Sie sind also Jazz-Stürmer und Avantgarde-Dränger, der Jouhikko-Spieler Heinonen, Kontrabassist Thomson und Schlagzeuger sowie elektronischer „Effekthascher“ Hassinen.
„Koivut Ja Kellot“ ist dann ein finster-bedrohliches Epos um den Ural, das mit knapp 9 Minuten zugleich längste und bedrückendste Werk des Albums.

Aber es gibt auch jede Menge rhythmische Momente, die regelrecht zum Tanzen einladen, sodass das Internet-Mag „Nordische Musik“ sich zu der nicht unpassenden Beschreibung: „Rhythmische Naturmystik trifft auf Dancefloor“, hinreißen lässt, was zwar für einige der acht Stücke passend ist, allerdings nicht für alle. Denn oftmals überwiegen auch melancholische, traurige Momente in der Musik – oder „eiskalte“, wie bei dem das Album abschließenden „Minus 23“, das eine zugefrorene Landschaft symbolisiert, die, wenn sie von der Sonne beschienen wird, wie ein arktisches Paradies erscheint.
Oder „Rutto“, zu gut Deutsch „Die Plage“, welches sich mit der dunklen, verwerflichen Seite der Menschheit auseinandersetzt und alle Alarmglocken läuten lässt. Zusätzliche Electronics und purer Free Jazz verstärken dabei die deprimierende Stimmung.
„Estila“ tritt dann, nicht nur vom Titel her, in die jazzigen Fußstapfen des ESBJÖRN SVENSSON TRIOS.

Mit ihrem Debüt setzt das finnische ILKKA HEINONEN TRIO Maßstäbe, nicht nur weil hier wirkliche Könner am Werke sind (Was ja in der Jazz-Musik nichts Ungewöhnliches ist!), sondern weil durch die karelische Laier – die Jouhikko – ein selbst für den Jazz außerordentlich ungewöhnliches Musikinstrument im Mittelpunkt von „Savu“ steht.

FAZIT: Es ist viel Schall und „Savu“ (Rauch) und ganz besonders eine Jouhikko (karelische dreisaitige Leier aus dem 18. Jahrhundert) auf dem gelungenen Debüt-Album des jungen ILKKA HEINONEN TRIOs zu hören, wenn sich Jazz und Avantgarde, Folk und Weltmusik, Akustik und Electronic, Moderne und Tradition sowie jede Menge Improvisation und Harmonie darauf begegnen. Finnischer Jazz zum Verlieben!

PS: Und wo das Album von Freunden guter nordischer Jazz-Musik gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3634x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Erlkönig
  • Koivut Ja Kellot (The Birches And The Bells)
  • Saimaa
  • Rutto (Plague)
  • Nukkuneille (For The Sleeping Ones)
  • Rampa James (Broken James)
  • Estilä
  • Minus 23

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Savu (2017) - 12/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!