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Fen: Winter (Review)

Artist:

Fen

Fen: Winter
Album:

Winter

Medium: CD
Stil:

Black Metal

Label: Code 666
Spieldauer: 1:15:01
Erschienen: 10.03.2017
Website: [Link]

Der Winter hat sich in hiesigen Breitengraden langsam, aber sicher verabschiedet, da taucht er auch schon wieder auf und vereinnahmt mit ungeahnter Kraft: Die Rede ist vom fünften Langspielalbum der Engländer FEN, deren sechs Lieder sich zu einem großen Ganzen verbinden und weit jenseits von Blashyrk und nordischer Schwarz-Weiß-Schraffur dichte Stimmungsbilder malen, in denen die vertrauten Nebelschwaden immer wieder den Blick auf prächtige Szenarien freigeben. Wer nun befürchtet, dass FEN mit ihrem vergleichsweise "farbenreichen" Black Metal durch die heimische Moorlandschaft zwischen Beliebigkeit und Gefälligkeit vor sich hindümpeln, der irrt gewaltig: Mit "Winter" legt das Trio ein Album vor, das augenscheinlich größere und angesagte Bands kompromisslos auf die Plätze verweist.

Doch der Reihe nach: Gleich der Opener "Pathway" ist eine Zumutung, und eben nicht nur, weil er den Hörer für 17 Minuten ins Hinterland auf Wanderschaft entführt, sondern weil er in der Tat eine Menge Wendungen zumutet: Was FEN hier in einem Stück veranstalten, das würde manch anderer Band für die Höhepunkte auf einem ganzen Album genügen. Doch im Grunde handelt es sich ohnehin um nicht weniger als den ersten Abschnitt einer Reise, denn FEN begreifen "Winter" als zusammenhängendes Kunstwerk, das sich über 75 Minuten entfaltet und nicht nur als konzeptionelle, sondern auch als musikalische Einheit erlebt werden soll.

Das mag sich eigenwillig bis dickköpfig gegen zeitgenössische Hörgewohnheiten und Aufmerksamkeitsspannen richten, doch es fällt mir nicht schwer, dieser Einladung zu folgen, denn "Winter" hat etwas von einem Buch, das der Leser nicht mehr aus der Hand legen möchte, weil es fesselnd geschrieben und er selbst flugs tief in die phantastische Welt eingetaucht ist. FEN erscheinen mir in dieser Hinsicht typisch englisch, denn wenngleich stilistisch verschieden, präsentieren sie sich mit "Winter" so "headstrong" wie ihre Landsmänner von Amplifier mit ihrem leicht größenwahnsinnigen "Octopus" vor rund sechs Jahren, frei nach dem Motto: Was kümmert uns, ob das Album dem Einen oder Anderen zu sperrig ist?

Sicher, es ließe sich auch analytisch sezierend an diese Aufnahme herangehen, und z.B. bemerken, dass zu Beginn des zweiten Stücks "Penance" eine Qualität von Anathema zu deren besten Zeiten aufgegriffen wird, den Hörer mit dämmrigen Melodien einzulullen; oder dass der sich superb einfügende neue Schlagzeuger Havenless in dem knapp 15minütigen "Interment" eigene Akzente setzt und den epischen, zwischen träumerischer Schwelgerei und eruptivem Grimm mäanderndem Metal um zuvor Unerhörtes bereichert, doch das sind nur Schlaglichter auf ein 75minütiges Oeuvre, das in Ruhe gehört und entdeckt werden möchte. Wobei hier erwähnt werden soll, dass die Gesangs-Arrangements auf keinem FEN-Album so erhaben klangen wie nun auf "Winter". Tausendsassa Frank Allain aka The Watcher spuckt nicht nur Gift und Galle als ob es kein Morgen gäbe, sondern tritt mehr denn je als Sänger in Erscheinung, dessen Ausstrahlung die Körpergröße bei weitem überragt. Und auch Bassist Grungyn lässt sich nicht lumpen, wenn es darum geht, den langen Kompositionen eigenes Gepräge zu geben.

FAZIT: Zwischen symbolisch überfrachtetem Kapuzen-Okkult-Krach und ohrenschmeichelndem Kitsch einst schwarzmetallisch interessierter Souvenir-Verkäufer wird der so genannte "Post Black Metal" häufig nur noch müde belächelt, weil zwischen Shoegaze- und Hardcore-Einflüssen vielen die Kreativität verloren ging. FEN erheben sich indes mit "Winter" über ein Meer von Mittelmaß mit großem Gespür für Atmosphäre und Melodien, sowie einem Songwriting, welches der eigenen Phantasie und jugendlichen Leidenschaft keine Grenzen setzen möchte. Das steht in keinem Widerspruch zum Reifeprozess, den die Engländer bislang durchlaufen haben, und der offenbar ihre Instinkte geschärft hat. "Winter" besticht auf ganzer Länge immer wieder mit einer Wucht und Pracht, die heuer ihresgleichen suchen. Der erste ernstzunehmende Anwärter auf das Black-Metal-Album des Jahres?

Thor Joakimsson (Info) (Review 7436x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • I Pathway
  • II Penance
  • III Fear
  • IV Interment
  • V Death
  • VI Sight

Besetzung:

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