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Black Widow: Black Widow III (1972) (Review)
Artist: | Black Widow |
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Album: | Black Widow III (1972) |
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Medium: | LP | |
Stil: | Progressive Folk-Rock |
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Label: | Repertoire Records | |
Spieldauer: | 40:09 | |
Erschienen: | 19.05.2017 | |
Website: | [Link] |
Schwarze Witwen, egal ob menschlicher oder Spinnen-Natur, verheißen eigentlich nichts Gutes. Es gibt nur eine Ausnahme diesbezüglich: die der musikalischen Natur bzw. Kultur. Auch wenn wir unseren Blick dabei über 50 Jahre zurückschweifen lassen müssen, um bei der progressiven und – dem Namen natürlich entsprechenden – sehr finster wirkenden britischen Band BLACK WIDOW zu landen, die Rerpertoire Records erneut aus der Musik-Schatzkiste vergangener Zeiten geholt hat, damit sie ihr progressives Spinnennetz aus dem Jahr 1972 anno 2017 als speziell für die LP-Ausgabe remasterte und auf 180g-Vinyl in sehr gutem Klangbild gepresste Variante erneut spinnen darf. Noch dazu gibt‘s das aufklappbare Original-Cover mit allen Texten in der Innenseite, die in Verbindung mit der Musik und dem Front-Bild eine bedeutsame Rolle spielen und das so schlicht betitelte „Black Widow III“ zu einem eindringlichen Gesamtkunstwerk werden lassen, das mit einem Krieg beginnt und den Weisheiten eines alten, nicht ernst genommenen Mannes endet.
Da sitzt er nun, der arme, ausgemergelte Häftling, im Kerker, mit Stahlketten an die Wand geschmiedet und einer kleinen Essenschale in der Hand, um mit den darin verbliebenen Krümeln seine besten Freunde, die Mäuse, welche sich in der langen Zeit seiner Gefangenschaft an ihn gewöhnt haben, zu füttern.
Ginge es um die Wahl der beeindruckendsten und besten Progressive-Rock-Cover aller Zeiten, dann gehörte dieses von Rick B (Verdammt, wer ist das?) gestaltete neben KING CRIMSONs „In The Court Of The Crimson King“-Cover und YES‘ „In The Gates Of Delirium“-Kunstwerk sowie NIEMENs „Katharsis“-Wunderwerk oder ELPs „Brain Salad Surgery“-Meisterwerk garantiert mit dazu. Denn es versinnbildlicht uns auf einen Schlag die Stimmung und die musikalische Schwermut sowie den klitzekleinen Hoffnungsschimmer der Mäuse, welche uns auf dem dritten Album von BLACK WIDOW, den britischen Finster-Proggern, die während ihrer anfänglichen Okkult-Phase live auf der Bühne durchaus auch mal eine nackte Dämonin „hinrichteten“, erwarten.
Ihr drittes und zugleich bestes Album wendet sich komplett vom Okkultismus ab und greift sehr ernsthafte Themen auf, die vielleicht sogar durch den Vietnamkrieg geprägt sind, da durch Nixons Befehl zur Invasion Kambodschas sowie die Überlegung um den Einsatz von Atomwaffen es kurz vor der Entstehung von „Black Widow III“ 1970 zur größten Antikriegs-Demonstration in Amerika gekommen war, die dazu führte, dass viele Musiker in dieser Zeit sich offen auch in ihrer Musik positionierten. Mit ein klein wenig Phantasie könnte man gar behaupten, dass „Black Widow III“ ein paar ernsthafte Züge eines Antikriegs-Albums in sich trägt.
„The Battle“ eröffnet das 3. BLACK WIDOW-Album mit einem kriegerischen dreiteiligen Longtrack-Kracher, bei dem der neue Gitarrist John Culley, der zuvor bei der symphonischen Prog-Band CRESSIDA in die Saiten griff, gleich von Anfang an beweisen darf, was er draufhat. Jede Menge! Völlig überraschend setzt kurz darauf ein ELP-ähnliches Keyboard-Solo ein, das von einem akustischen Teil mit Flöte, Piano und Gitarre abgelöst wird, bei dem Kip Trevor mit eindringlicher Stimme sich an den Soldaten im Kriegsstück des dreiteiligen Longtracks wendet und ihn mit trauriger Stimme darum bittet, dass er doch einfach jetzt schon einmal an den nächsten Menschen denken soll, dem er bald sein Leben stiehlt oder ob ihm das wirklich völlig egal ist, weil er nur seine Pflicht tut und Befehle befolgt. Im letzten Teil ist der Krieg vorbei, dessen letzte Kampfszenen mit viel wildem Saxofon, das wie selbstverständlich an VAN DER GRAAF GENERATOR erinnert, umgesetzt wurden. Nun geht es daran, zu fragilem Flöten-Klang die Toten zu zählen.
„Accident“ bewegt sich nach anfänglicher VAN DER GRAAF-Saxofon-Einleitung sogar in Richtung URIAH HEEP, inklusive deren typischem Satzgesang, der im Verlauf des gesamten Albums immer wieder auftaucht und einen sehr guten Eindruck hinterlässt, was auch für die eindringliche Stimme von Kip Trevor gilt.
„Lonely Man“ spielt geschickt mit weltmusikalischen Rhythmen und viel Gebläse, das sich zwischen SANTANA und COLOSSEUM bewegt und dann mit einem Flöten-Solo und fetter Orgel rundum überzeugt.
Die LP-B-Seite wird mit „The Sun“, einer Ballade im STRAWBS-Flair, eröffnet, während wiederum die diesmal völlig anders klingenden Flötentöne auf „King Of Hearts“ sich Richtung JADE WARRIOR bewegen und sich Orgel und akustische Gitarre gegenseitig vorantreiben bis die Flöte wieder das Musik-Regiment übernimmt, während Kip Trevor singend dem König der Herzen über seine Ängste berichtet: „There‘s a story goin‘ around my head, / Made from sorrows as these things are said...“
Der traurige Song „Old Man“, der eine wunderschöne, bewegende Geschichte über einen alten, geheimnisvollen Mann und dessen Weisheit, den die anderen „Grünschnäbel“, welche ihn in ihrer Oberflächlichkeit nur verspotten, nie zu Gesicht bekommen, erzählt, klingt beinahe schon wie ein progressiver Folk-Song von NEIL YOUNG, der mit breiten URIAH HEEP-Chören sein melodramatisches Ende findet. Und ein Blick auf das wundervolle Cover und (unbedingt) in die Augen des alten, im Kerker sitzenden und die Mäuse fütternden Mannes vollendet das so seltsam-eindringliche Gefühl, das uns beim Hören von „Black Widow III“ die ganze Zeit begleitet.
FAZIT: Sie sind wieder zurück – zumindest auf schwarzem 180g-Vinyl und dank Repertoire Records mit einem speziell dafür vorgesehenen Remaster. Die britische Prog-Folk-Band BLACK WIDOW überzeugt auf ihrem 1972er-Album „III“ mit viel Saxofon und Flöte sowie sehr guten Texten. Ihr bestes Album – in dieser Form und Qualität so noch nie als LP zu genießen. Ein vinyles und optisches Prachtstück aus der Vergangenheit, das längst in Vergessenheit geraten schien – und so gesehen die klangvoll restaurierte Album-Edition dieser LP zum 45. Geburtstag geworden ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:48):
- The Battle (10:45)
- *I: The Onslaught
- *II: If A Man Should Die
- *III: Survival
- Accident (4:12)
- Lonely Man (4:51)
- Seite B (20:21):
- The Sun (4:30)
- King Of Hearts (6:41)
- Old Man (9:10)
- Bass - Jeff Griffith
- Gesang - Kip Trevor, John Culley, Jeff Griffith
- Gitarre - John Culley, Kip Trevor
- Keys - Zoot Taylor
- Schlagzeug - Romeo Challenger, Kip Trevor
- Sonstige - Clive Jones (Flöten und Saxofone)
- Black Widow III (1972) (2017)
- Black Widow II (1971) (2021)
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