Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Black Widow: Black Widow II (1971) (Review)

Artist:

Black Widow

Black Widow: Black Widow II (1971)
Album:

Black Widow II (1971)

Medium: LP/Remaster
Stil:

Progressive Folk-Rock

Label: Repertoire Records
Spieldauer: 47:12
Erschienen: 14.05.2021
Website: [Link]

„Immer wenn ich den Leuten erzähle, dass ich in einer Band namens BLACK WIDOW gespielt habe, dann fragen sie 'Wer?'. Erzähle ich ihnen aber, dass wir 1970 auf dem Isle Of Wight Festival gespielt haben, dann sagen sie: 'Oooooohh, das Isle Of Wight Festival, tatsächlich?!'.“ (Clive Jones, der Saxofonist von BLACK WIDOW, in einem Interview mit Lee Marlow im Juli 2003)

Eigentlich müssten bei einem Schock-Horror-Rocker wie ALICE COOPER, wenn er den Namen der 1966 in Leicester gegründeten Band BLACK WIDOW hört, nicht nur die Augen und Ohren überquellen. Denn während Mister Cooper 1971 noch an seinem ureigenen Horror-Bühnen-Image rumbastelte, 'richtete' der schaurige Sechser bereits bei seinen Konzerten, die zu einer gigantischen Bühnenshow werden konnten, eine nackte Dame, die Dämonin Astaroth, öffentlich 'hin'.

Anfangs wurden BLACK WIDOW noch als die musikalischen Gegenspieler von BLACK SABBATH gehandelt, doch während die Mannen um Ozzy durch die Decke gingen, blieben die um den durchaus ebenbürtigen Sänger KIP TREVOR in den Seilen hängen.
Nun kann gerne darüber spekuliert werden, warum das so war und woran das wohl lag. Eins jedenfalls ist klar: An der Musik konnte es nicht liegen, denn die ist auch aus heutiger Sicht in ihrer progressiv-psychedelischen Verliebtheit mit damals noch ansatzweise satanischem Hintergrund (Das sollte sich dann glücklicherweise ab dem dritten Album ändern!) absolut hochwertig – nur eigentlich gar nicht mit BLACK SABBATH (die zeitgleich gerade ihr legendäres „Master Of Reality“ veröffentlichten), sondern, speziell auch der vielen Saxofon- und Flöten-Einlagen, viel eher mit ATOMIC ROOSTER, THE TEMPTATIONS, MANFRED MANN und JETHRO TULL vergleichbar. Vielmehr die thematische Okkultismus-Faszination war beiden mit Black beginnenden Bands eigen, musikalisch lagen Welten zwischen ihnen, die sich höchstens im Hardrock-Bereich trafen.

„Black Widow II“ wendet sich bereits erkennbar von den finsteren Messen und Beschwörungen ab, hin zu realistischeren, aber auch düster ausgerichteten Themen und vor allem hin zum Progressive Rock mit einigen Jazz-Anteilen.
So wird ihr zweites Album für viele, die vielleicht eine okkulte Fortsetzung, ähnlich wie bei BLACK SABBATH, erwarteten, diese großartige, für alle Prog-Freunde der Frühsiebziger hochinteressante Scheibe, von den musikalischen Freunden und Fans der Finsternis abgeschrieben, genauso wie auch BLACK WIDOW.
Wer diese Musik allerdings zum Glück nicht abschrieb, sondern erst in einer Neuveröffentlichung auf CD und nun endlich wieder auf Vinyl verewigte, sind Repertoire Records. So wird dieses bis dato extrem rare Vinyl-Sammlerstück endlich auch offiziell mit einem sehr guten, aber trotzdem der Zeit gemäßen Klang, voller großartiger Stereo-Effekte und klaren Kanaltrennungen, wieder erhältlich.

Bereits der Longtrack-Einstieg in das Album mit dem souligen „Tears And Wine“, bei dem besonders das schwere Orgelspiel samt ein paar Jazz-Tupfern beeindrucken, begeistert auf Anhieb und baut die Spannung zu dem erstmals 'Satan'-losen Album auf.

Auch wenn die hohe Qualität des Einstieg-Songs nicht durchgängig in den 47 Vinyl-Minuten gehalten werden kann, so bleibt die Musik durchgängig auf einem guten Niveau und auch die Texte kommen nicht mehr so okkult-spinnert daher.
Allerdings geben sie dafür in einem Song wie „Mary Clark“ große Rätsel auf und es wird sogar vermutet, dass sie darin ein (anonymisiertes) Opfer von Jack The Ripper besingen. Hört man sich das Stück genauer an, so erscheint dieser Ansatz aus textlicher wie musikalischer Hinsicht sogar sehr wahrscheinlich.

„The Gypsy“ stellt als folgender Song der fetten Orgel des ersten Songs erst einmal eine akustische Gitarre und viel Flöte, später sogar ein Honky-Tonk-Piano, entgegen. Gegensätze ziehen sich eben auch musikalischer Art an – ein Grundsatz, dem BLACK WIDOW auf ihrem zweiten Album konsequent folgen.

Das alles war aber eben kein Sabbath-Spektakel mehr, sondern der Hang, auf einer LP all das zum Klingen zu bringen, was jeden einzelnen der beteiligten sechs Musiker ausmachte, von der E-Gitarre bis zu Flöte und Saxophon, der Orgel bis zum fetten Bass und der akustischen Gitarre, dem Schlagzeug bis zum beeindruckenden Solo- und Satzgesang.

Wahrscheinlich eine zu große Herausforderung in dem Jahr 1971, in dem musikalisch so unglaublich viel passierte, dass sich viele nach gewissen Kategorien und Schubladen sehnten, um all die Klangvielfalt dieses Jahres irgendwo einordnen zu können.

Ja, BLACK WIDOW aber waren dermaßen breit aufgestellt, dass eine wirklich klare Einordnung von „Black Widow II“ unmöglich erschien.
Folk?
Soul?
Progressive Rock?
Psychedelic?
Hardrock?
Blues?
Eben von allem etwas – und genau das, diese Unberechenbarkeit, ist auch die Stärke, welche dem Album innewohnt. Wenn's allerdings um die Anerkennung vor gut 50 Jahren ging, dann wurde gerade das wohl eher als eine Schwäche ausgelegt.

FAZIT: „Black Widow III“, entstanden im legendären Jahr 1971, in dem viel Musik-Geschichte geschrieben wurde, vermochte es nicht, BLACK WIDOW zu der Aufmerksamkeit und dem Erfolg zu verhelfen, den die Plattenfirma und die Band erhofften. Dabei ist dieses Album in seiner Vielfältigkeit und Spielfreude sowie endlich auch der Abwendung vom sabbathschen Okkultismus echt stark ausgefallen. Vielleicht agierte es einfach zu mutig in dieser musikhistorisch sehr wichtigen Zeit und ließ sich zu schwer einer eindeutigen Strömung zuordnen. Repertoire Records jedenfalls machen alles richtig, indem sie diesem Album als gemasterte Vinyl-Version zu dessen 50. Geburtstag eine erneute Chance einräumen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2890x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (24:57):
  • Tears And Wine (8:56)
  • The Gypsy (4:31)
  • Bridge Passage (0:30)
  • When My Mind Was Young (5:08)
  • The Journey (5:52)
  • Seite B (22:15):
  • Poser (7:43)
  • Mary Clark (4:06)
  • Wait Until Tomorrow (3:24)
  • An Afterthought (1:10)
  • Legend Of Creation (5:52)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!