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Joseph Parsons: The Field The Forest (Review)
Artist: | Joseph Parsons |
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Album: | The Field The Forest |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Gefühlvoller Folk, Pop, Rock, Singer/Songwriter |
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Label: | Meer Music / Blue Rose Records (Edel) | |
Spieldauer: | 48:35 | |
Erschienen: | 26.08.2016 | |
Website: | [Link] |
Wenn die besonderen Ereignisse eines Lebens tiefe Furchen im Gesicht eines Menschen hinterlassen würden, dann müsste JOSEPH PARSONS nach seiner bisherigen Lebenslinie ein völlig zerfurchtes, altes Gesicht haben. Hat er aber nicht, weil sein Leben nicht sein Äußeres zeichnete, dafür aber die Songs und Texte, die er als Musiker verfasst und gemeinsam mit seiner Band vorträgt. Dabei legt er mit dem Mikro direkt auf uns an und was er dann klangvoll abfeuert, erwischt uns mitten im Herz.
Parsons kommt aus Philadelphia, wo der heute gut Fünfzigjährige damals noch als 14jähriger mit dem Gesetz in Konflikt geriet und auf eine Arbeitsschule inmitten von Bergen kam, in welcher man ihn zwanghaft auf den richtigen Weg zu bringen versuchte. Nach der Highschool tourte er als Straßenmusiker durch Barcelona sowie andere europäische Metropolen und arbeitete im Rahmen des „Anti Gulf War Peace Teams“ in Kinderheimen in Bagdad. Doch immer begleitete ihn dabei seine Musik, die bis heute 18 Alben umfasst und zugleich eine Art emotionales, klingendes Tagebuch seines Lebens ist. Das hört man nicht nur, sondern sieht es auch, wenn man das wundervoll gestaltete, dreifaltige Digipak mit eingeklebtem 12seitigen Booklet samt aller Texte zur Hand nimmt. In ihm befinden sich zwei EP-CDs, die sich mit unseren hellen „The Field“ und dunklen Seiten „The Forest“ befassen und hinter denen man, sowie man sie aus der Einstecktasche des Digipaks nimmt, folgende Hinweise lesen kann:
„Manchmal wähle ich den Weg durch ein sonnenbeschienenes Feld. Das fühlt sich gut an auf meiner Haut, in meinem Herzen und meiner Seele. Dieser Weg spiegelt Hoffnung und Licht wider, die mir einen Sinn aufzeigen für eine unberechenbare Zukunft. Eine helle Zukunft.“ (Hinter der EP „The Field“)
„Und dann gibt es Zeiten, in denen ich nach dem Abenteuer suche, das meine Sinne schärft. Wo ich bis an meine Grenzen gehe, während ich in der Ferne schon bedrohliche Trommelschläge wahrnehme. Ungewiss die Erwartung was da hinter einem Baum oder Strauch lauert. Ein Weg voller Risiken entdeckt zu werden.“ (Hinter der EP „The Forest“)
So hat das EP-Doppelalbum nicht nur zwei EP-, sondern auch musikalisch recht unterschiedliche Seiten. Die ruhige, besinnliche, trotzdem etwas melancholische von „The Field“ und die deutlich rockigere, elektrifiziertere, bedrohlichere von „The Forest“. Sogar unterschiedliche Mixer (Tom Albrecht und Matthew Emerson Brown) sorgten dafür, dass der Klang beider EP‘s nicht identisch wirkt.
Was allerdings beiden EP‘s gleichermaßen innewohnt, sind die tiefgründigen Texte, das parsonsche Musik-Tagebuch eben, mit hellen und dunklen Seiten. Es geht um Liebe, Freundschaft und sogar Erlösung (The Field), aber auch Krieg und das Sterben (The Forest) und endet alles mit einer schwer bewegenden, traurigen Ballade am „Horizon“: „But you, you leave a hole / I can‘t explain, a deep deep hole.“
Aber es geht auch um Berlin, „The city‘s full of refugees / Pouring in the worlds debris“, und einen zerbrechlichen Mond und die Zeit, welche unter dem „Fragile Moon“ stehen zu bleiben scheint. Egal, wovon JOSEPH PARSONS auch singt, spätestens wenn er seinen zarten Bariton erhebt, dabei etwas Folk und Pop sowie viel Gefühl miteinander verbindet, schmelzen wir unter jedem Himmelskörper und in jeder Stadt langsam wie Butter in der Sonne dahin, ohne einen unangenehmen Schmalz dabei zu hinterlassen.
Überhaupt setzt JOSEPH PARSONS vorrangig auf die ruhigeren Töne, wodurch seine sehr warme, charismatische Stimme besonders tragend zum Ausdruck kommt. Denn Parsons ist genau der Singer/Songwriter, der alle Begabungen in sich trägt, für die Andere ihr letztes Musikhemd opfern würden: Er beherrscht das Komponieren und Texten genauso perfekt wie seinen Gesang und seine Instrumente (akustische Gitarren und Keyboards). Dabei entwickelt er einen scharfen Sinn für Melodien, die sich tief in unsere Gehörgänge schälen und sich darin festsetzen, ohne je dabei in den Verdacht zu geraten, einer popligen Radio-Hookline hinterherzujagen. Manchmal entsteht gar der Eindruck, dass Parsons gemeinsam mit MARC COHN durch Memphis wandern oder sich mit BRUCE HORNSBY & THE RANGE im „Mandolin Rain“ drehen könnte.
Mit „Scream“, „Bliss“ und „Shadowland“ beweist Parsons dann gemeinsam mit seiner Band, dass sie auch als ein richtig guter Rock-Act durchgehen, die druckvoll das Tempo anziehen, während Parsons dazu seine Stimme erhebt und sich dabei sogar im Retro-Style von Hammond-Orgel, Mellotron und zusätzlichen Satzgesängen begleiten lässt: „What it is, is what it is / Ain‘t nothing wrong with a little bliss.“ (Bliss)
So schreibt JOSEPH PARSONS sein eigenes Schlusswort und zugleich mein FAZIT zu diesem gelungenen Doppel-Album. Es ist wirklich nichts schlecht an diesem atmosphärischen Folk-Pop-Rock-Singer/Songwriter-Album, das allerdings nicht mit viel Glück, sondern hervorragendem Können und ganz viel Gefühl entstand.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- EP 1 – The Field (25:33):
- All The Way
- Berlin
- Need You
- Don‘t Belong
- Fly
- Fragile Moon
- EP 2 – The Forest (23:02):
- Scream
- Abyss
- Baying
- Bliss
- Shadowland
- Horizon
- Bass - Freddi Lubitz
- Gesang - Joseph Parsons
- Gitarre - Joseph Parsons, Ross Bellenoit
- Keys - Joseph Parsons, Axel Steinbiss, Tom Albrecht
- Schlagzeug - Sven Hansen
- Sonstige - Freddi Lubitz, Tom Albrecht (Background Vocals)
- The Field The Forest (2016) - 13/15 Punkten
- Digging For Rays (2019) - 11/15 Punkten
- Holy Loneliness Divine (2022) - 12/15 Punkten
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