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Discipline.: This One's For England (Review)
Artist: | Discipline. |
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Album: | This One's For England |
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Medium: | CD | |
Stil: | Urwüchsiger Live-Retro-Prog fernab jeglicher Disziplinierung |
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Label: | Strung Out Records / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 96:16 | |
Erschienen: | 24.01.2014 | |
Website: | [Link] |
Regelrecht sehnsüchtig erwarte ich grundsätzlich alles, was so aus dem Hause DISCIPLINE. (Nur echt mit dem „.“!) kommt – einer amerikanischen Prog-Band, die sich garantiert nicht nach dem vergleichsweise eher mittelmäßigen Album von KING CRIMSON benannt hat. Wenn es schon einen Bezug zu relevanten Prog-Alben geben würde, die wir in Verbindung mit dieser Band bringen könnten, dann doch eher „Foxtrott“ von GENESIS oder ein früheres Crimson-Album wie „Red“ oder doch vielleicht „Still Life“ von VAN DER GRAAF GENERATOR.
Nun also gibt es nach der DVD „Live 1995“, den CD's „Live - Into The Dream“ (1995) und „Live Days“ (2010 – allerdings nur mit Live-Aufnahmen von 1995 – 1998) bereits das vierte Live-Dokument von DISCIPLINE. zu hören. Einen digi-verpackten Audio-CD-Doppeldecker, auf dem es erstmals auch die Konzertaufnahmen des beinahe komplett gespielten letzten Studio-Albums „To Shatter All Accord“ (2011) zu bewundern gibt. „This One's For England“ nennt sich dieses Prachtstück und wurde – in diesem Falle beweisen die Mannen um MATTHEW PARMENTER ihren Sinn für Humor – nicht etwa in irgendeiner britischen Großstadtmetropole, sondern überm Großen Teich in Pennsylvania aufgenommen. Am 5. Mai 2012 im Gettysburger „Majestic Theater“ erfolgte diese Aufnahme, der leider an einigen Stellen die Höhen fehlen und die unter dem Aspekt der heutigen Live-Aufnahme-Möglichkeiten noch ein paar Reserven hat. Andererseits strahlt gerade diese Tonqualität auch eine angenehme 70er-Jahre Atmosphäre aus, in der sich ja genau passend die musikalische Grundierung von DISCIPLINE. bewegt.
So farb- und einfallslos auch das vom Bassisten gestaltete Cover dieser Live-CD ausgefallen ist, umso farbenfroher und ideenreicher ist die Musik dahinter, die zwar grundlegend eine ähnlich dunkle, mystische Seite aufweist, sich aber vor allem durch eine unglaubliche Dynamik und einen noch unglaublicheren Gesang von MATTHEW PARMENTER, der etwas an PETER HAMMILL erinnert, auszeichnet. Obwohl die Begrifflichkeit „Gesang“ es nicht vollständig trifft: Parmenter schreit, wimmert, singt in höchsten und tiefsten Tönen, klingt mal zerbrechlich und dann sofort wieder bedrohlich impulsiv. Hier singt niemand, hier durchlebt jemand das, was er hinter dem Mikro von sich gibt. Und er klingt dabei mindestens genauso spannend wie ein PETER GABRIEL zu den Zeiten, als ein GENESIS-Konzert noch einer zusätzlichen Theateraufführung gleich kam, ohne theatralisch zu erscheinen. Genauso wenig Theatralik legt auch der singende Keyboarder an den Tag, dafür überzeugt er in seiner ganzen Ausdruckskraft auf jeder Ebene und in jeder Tonlage. Allein der 15minutige Band-Klassiker „Canto IV (Limbo)“ vom 97er Album „Unfolded Like Staircase“ hinterlässt hier ein klingendes Zeugnis der Güteklasse „Hervorragend“! Der zweite Konzert-15-Minuter stammt vom gleichen Album, auch wenn's live nicht ganz die Klasse von „Canto IV“ erreicht.
Aber auch aus dem 93er Debüt-Album gibt es bei diesem Konzert zwei Songs zu hören: „The Reasoning Wall“ und „Blue Print“, die ebenfalls nicht ganz überzeugen. Leider fehlt anno 2012 eine Live-Version von „The Nursery Years“, mein ganz persönlicher Favorit, gerade wegen des charismatischen, verschiedene Rollen interpretierenden Gesangs und der packenden Story, in der es um einen Vater geht, der seine Tochter regelmäßig vergewaltigt, sogar an ihrem Geburtstag, und sie damit einschüchtert, sie zu ermorden, wenn sie etwas der Mutter sagt. Genau in diesen Bereichen bewegen sich viele der extrem bedrückenden Texte von DISCIPLINE. Dafür geht es aber auf dem längsten Titel des Konzerts, in dem wiederum eine Mutter eine ganz wichtige Rolle spielt, dem fast 25minutigen „Rogue“ vom letzten 2011er Studio-Album „To Shatter All Accord“, einen ähnlich infernalisch-beängstigenden und genauso melodramatisch vorgetragenen Song zu erleben. Übrigens gibt’s bis auf „When The Walls Are Down“ alle Mini-Epen des letzten Albums live zu hören, wobei „When She Dreams She Dreams In Color“ eine ganz besondere retro-progressive Strahlkraft hat. Eine Strahlkraft, die mein geschätzter Kollege König hier unter diesen Seiten als „Ein monolithisches Teil mit Sogwirkung“ bezeichnete. Gleiches gilt nunmehr auch für die Live-Version dieses farbenfrohen Traums!
FAZIT: Wo gibt’s das schon, dass eine Band seit ihrem 27-jährigen Bestehen mehr Live- als Studio-Alben veröffentlicht? Bei DISCIPLINE. natürlich! Und wer sich die musikalische Qualität der Aufnahmen einverleibt, der weiß auch warum! Live-Prog der Extraklasse!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD1:
- Circultry
- Before The Storm
- Blueprint
- Dead City
- When She Dreams She Dreams In Color
- CD2:
- Canto IV (Limbo)
- The Reasoning Wall
- Rogue
- Bass - Mathew Kennedy
- Gesang - Matthew Parmenter
- Gitarre - Jon Preston Bouda
- Keys - Matthew Parmenter
- Schlagzeug - Pau Dzendzel
- To Shatter All Accord (2011) - 12/15 Punkten
- This One's For England (2014)
- Captives Of The Wine Dark Sea (2017) - 8/15 Punkten
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