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Panama Picture: Oh, Machine (Review)
Artist: | Panama Picture |
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Album: | Oh, Machine |
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Medium: | CD | |
Stil: | New Art Rock |
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Label: | Brutkasten / Broken Silence | |
Spieldauer: | 50:56 | |
Erschienen: | 24.06.2011 | |
Website: | [Link] |
„Oh, Machine“.
Huch, Untergang.
Ach sieh mal, Verderben.
Die für modernen Indie-Rock so gebräuchliche Interjektion des Erstaunens, sie bringt trockenen Humor in die festgefahrene Struktur zu Tode formalisierter Konzeptalben. Trusted since 2002, sprich: seit “The Fall Of Troy” und „Portugal. The Man“. Gemeinsam mit einem türkisblauen Hintergrund und collagenartigen Motiven schreit sie heraus: Ich bin so frisch! Ich bin so frei!
Keine Frage, selbst „Terminator“ würde rückblickend von der Pfiffigkeit des Albumtitels profitieren. Doch da gibt es etwas, was man nicht weiß, bis man die CD einlegt oder wahlweise zu Seite 6 des Booklets durchblättert. Eine kleine Geschichte vorab: Es war einmal ein kleines Kind im Jahr 2003, das wünschte sich einen Goldfisch. Da dachten die Eltern: so fucking what, Junior ist alt genug, er soll seinen Goldfisch haben.
Und Junior liebte seinen Goldfisch! Doch eines Tages, im Jahr 2011, da starb das Tier schnell und unerwartet. Junior war untröstlich. Die Eltern konnten den Anblick des weinenden Jungen nicht ertragen. So schlugen sie ihm vor: „Ach komm schon, Junge. Kaufen wir dir einen neuen, ja?“
Und Junior schrie nur noch mehr… „ICH WILL MEINEN GOOOOLDFISCH!“
Um die Geschichte aufzulösen: Der Goldfisch – oh, ja, jetzt, eine Insel - ist eine Metapher für die jüngst von uns gegangene Ausnahmeband OCEANSIZE. PANAMA PICTURE sind der neue Goldfisch. Und unsereins? Möglicherweise sind wir Junior, der einen neuen Goldfisch ja ganz nett findet und so, aber im Grunde seines Herzens will er doch nur den guten alten Fischi wiederhaben.
Auf Seite 6 also wird OCEANSIZE in erhabenen Lettern eine ganze Seite gewidmet, auf dem mitgelieferten Silberling gleich ein ganzes Album. Inklusive einem Track namens „Goldfisch“, versteht sich - eine pathetische „Wooooh, wooooh“-Chor-Nummer, bei der man die britischen Urheber des Sounds nur noch mehr vermisst.
Die Tatsache, dass die Hamburger die experimentelle Unbeschwertheit von „Effloresce“ wieder beleben, und, oh, das so unverschämt authentisch und gut, macht aus ihm ein Album voller Nostalgie, leider aber auch voller Abhängigkeiten. Nur selten klingt etwas anderes heraus als OCEANSIZE, geschweige denn man selbst als Band; auf „Coal“ vielleicht mal die DEFTONES, auf „If She Had Known / Epilogue“ SIGUR RÓS. Und ja, ein Schelm, wer bei der Orthografie von „amanaplanaCanalpanama“ nicht an „A Man A Plan A Canal Panama“ von THE FALL OF TROY denkt. Sonst? Verfremdeter Lautsprechergesang wie bei Mike Vennart, flirrende Hintergründe, exotische Laut-Leise-Abgründe, engelsgleiche Harmonien konterkariert mit progressivem Mathrock-Geschwurbel, Rock-N-Roll-Attitüde im Wechsel mit sensiblem Emotionsgesang, ätherische Traumgebilde und hartes Aufwecken. Wenn mich nichts täuscht, teilt der Mann an der Front sogar eine Frisur mit Vennart.
Den Spagat zwischen Eingängigkeit und Komplexität bekommen die Herren und die Dame dabei ziemlich gut hin. Eine Spur zugänglicher als die Vorbilder sind sie, ohnehin im Gegensatz zu deren letzten beiden Veröffentlichungen, die vor lauter Sperrigkeit implodierten. Von Radiorock kann aber nicht im Geringsten die Rede sein. Glatt würde man sich wieder verlieben, wüsste man nicht, dass da ein böser, böser Klon am Werk ist.
FAZIT: PANAMA PICTURE bringen OCEANSIZE-Fans mit einer hochpräzisen Variation des „Manchester-Sounds“ mächtig zum Weinen. Verdammte Sadisten! Die Wehmut über die noch so frische Auflösung weiß „Oh, Machine“ auf jeden Fall hervorragend zu kitzeln. Emotionen lösen sie also bei der Zielgruppe definitiv aus, so sehr sogar, dass man einen Zirkel gründen, sich zu dieser Platte an der Hand halten und losheulen möchte: „Warum? WARUM???“.
Sich selbst tut der Fünfer dabei weniger einen Gefallen. So sauber das Songwriting auch sein mag: Zu oft vergisst man, dass hier tatsächlich Eigenkompositionen vorliegen und nicht etwa Coverinterpretationen. Diesbezüglich sollten sich die Dinge noch weiterentwickeln. Denn wenn man bei dem Satz „This Is For You“ im Abschlusstrack an eine andere Band denken muss, läuft da irgendwas nicht richtig.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Insomnia
- Paper City
- Goldfisch
- Coal
- amanaplanaCanalpanama
- The Antikythera Mechanism
- If She Had Known / Epilogue
- Bass - Nele Backhaus
- Gesang - Robin Helm, Stephan Eschemann
- Gitarre - Robin Helm, Stephan Eschemann
- Keys - Tim Gabriel
- Schlagzeug - Jannes Eschrich
- Sonstige - Jannes Eschrich, Tim Gabriel (Elektronika)
- Oh, Machine (2011) - 9/15 Punkten
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