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Lou Reed & Metallica: Lulu (Review)
Artist: | Lou Reed & Metallica |
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Album: | Lulu |
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Medium: | CD | |
Stil: | Avantgarde Metal |
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Label: | Universal | |
Spieldauer: | 87:05 | |
Erschienen: | 28.10.2011 | |
Website: | [Link] |
Das ist sie also. Die furchtbare "Lulu". Die außergewöhnliche "Lulu". Die streitbare "Lulu". Das Album von LOU REED und METALLICA, das mehr als kontrovers diskutiert wird und jemanden wie DANKO JONES dazu bringt, seine METALLICA-Sammlung zu verkaufen (was er inzwischen wohl doch nicht mehr vorhat). Das Album, das ein neues Genre prägen soll und nach Meinung seiner Macher ein Experiment ist, das es in dieser Form noch nicht gab. Aber auch das Album, das den Verkaufszahlen nach als Flop zu bezeichnen ist, denn Platz 36 in den amerikanischen Billboard-Charts ist weit entfernt von dem, was METALLICA gewohnt sind.
Eigentlich war geplant, sich nicht weiter mit "Lulu" zu beschäftigen, nachdem man erste, teils vernichtende Kritiken im Internet gelesen hatte. Doch dann schickte das Label eine CD an die Redaktion und so beschloss man, diesem Werk doch das Gehör zu schenken und sich selber eine Meinung darüber zu verschaffen, was hier erschaffen wurde. Und das ist in erster Linie schwer verdauliche Musik, bei der die einzelnen Elemente nur schwerlich zu einem Ganzen zusammenfinden wollen. Zum einen ist da LOU REEDs monotoner, altersschwach wirkender Sprechgesang, mit dem er die Geschichte der "Lulu" aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Das hört sich immer mal wieder schief, disharmonisch und leiernd an, doch es passt auch zu den harten Texten, die auf zwei Theaterstücken des deutschen Schriftstellers Frank Wedekind beruhen.
Das andere Element ist die Musik, die Lou und METALLICA gemeinsam geschrieben haben. Dabei wird vor allem deutlich, dass METALLICA eines nicht können, nämlich sich gut arrangierte Songs mal eben aus dem Ärmel zu schütteln. Viele Passagen auf "Lulu" wirken unfertig, unausgegoren, improvisiert und nicht zu Ende gedacht. Und selbst wenn es gelingt, gute Riffs zu integrieren, so werden diese oft in einer scheinbaren Endlosschleife wiederholt. Das mag mit den sehr langen Texten zu tun haben, die die Songs zwangsläufig in die Länge ziehen, dabei gelingt es jedoch nur selten, eine wirkliche Spannung zu erzeugen. Und so zieht sich das Material immer wieder in die Länge und es fällt einem schwer, knapp anderthalb Stunden konzentriert zuzuhören.
Mit dem Blick auf die Tatsache, dass "Lulu" primär als Experiment zu sehen ist, vermag es jedoch auch zu gefallen. Man darf nicht den Fehler machen, die Maßstäbe an den Tag zu legen, die man bei einer "normalen" METALLICA-Platte zugrunde legen würde und man sollte auch versuchen, auszublenden, dass LOU REED so etwas wie eine lebende Legende ist. "Lulu" funktioniert zumindest dann teilweise, wenn man es als einen Versuch, etwas Neues zu erschaffen, wertet. Denn das gelingt hier und da ganz gut.
Mit "Brandenburg Gate" fängt "Lulu" jedoch erschreckend schwach an. Ein Song, der in den Gitarren ein bisschen an bluesigere GUNS N' ROSES erinnert, es bei denen jedoch sicher nicht auf ein Album geschafft hätte. James Hetfield darf hier direkt ein paar Backing Vocals beisteuern und man wünscht sich, er hätte es nicht getan. Besser weiß "The View" zu gefallen, das von einem schweren Riff dominiert wird und bei dem Hetfield im Refrain einen deutlich besseren Eindruck macht, im zweiten Kehrvers darf er sogar richtig aggressiv singen. Sehr ruhig beginnt das düstere "Pumping Blood", das im weiteren Verlauf an Intensität zulegt. Hier macht man aber auch die ersten Passagen aus, die nach Improvisation statt nach Songwriting klingen. Allen Songs gemein ist die Dominanz von Reeds Sprechgesang, weshalb darauf nicht gesondert eingegangen werden soll. Entweder findet man das grauenvoll oder man gewöhnt sich daran.
Spannend wird es bei "Mistress Dead", denn das Speed-Metal-Gerüst kommt unerwartet und ist in seiner Monotonie schon fast hypnotisch. Permanent dazu erklingen atmosphärische Hintergrundsounds, und letztendlich ist der Song so ungewöhnlich, dass er wirklich gefällt. Das eingängige, melodische und harmonische "Iced Honey" ist dagegen langweilig, auch wenn es der Song ist, mit dem die Massen wohl noch am ehesten zurecht kommen können. Zweites Highlight eines höhepunktarmen Albums ist das fragile "Cheat On Me", das sich ebenfalls sehr langsam aufbaut, aber mit intensiver Düsternis und gutem Refrain punkten kann. "Frustration" dagegen ist reichlich schräg und wirkt wiederum sehr unfertig, ähnliches gilt für "Little Dog", das mehr wie eine Collage, als wie ein echter Song erscheint. Das Grundriff von "Dragon" erinnert an "My Friend Of Misery", jedoch wird hier deutlich, dass ein gutes Motiv nicht reicht, um einen Song auf elf Minuten auszudehnen. Das abschließende "Junior Dad" erschrickt zunächst mit einer Spielzeit von 20 Minuten, ist letztlich aber nichts anderes als ein endlos dahinplätscherndes Outro mit Streicherklängen, das man spätestens nach zehn Minuten abschalten kann.
Letzte Feststellung: dem Ego des Drummers entsprechend ist das Schlagzeug zu laut aufgenommen, nach dem soundtechnischen "Death Magnetic"-Fiasko klingt "Lulu" jedoch recht basisch und trotzdem sauber.
FAZIT: So schlimm wie befürchtet ist "Lulu" nicht, allerdings ist es auch noch nicht mal ansatzweise so spannend, dass man geneigt wäre, es öfter aufzulegen. Das Experiment kann deshalb auch nur teilweise als geglückt bezeichnet werden. Vielleicht hätte LOU REED dafür keine Band aussuchen sollen, die inzwischen fest im Mainstream verankert ist, denn der musikalische Beitrag von METALLICA ist ganz sicher nicht künstlerisch wertvoll oder wenigstens anspruchsvoll. So bleibt das Gefühl, dass die finstere Geschichte der "Lulu" von anderen Musikern wirklich interessant und packend hätte umgesetzt werden können. Für METALLICA war es vielleicht eine spannende Erfahrung, für den Hörer ist sie es jedoch nur sehr begrenzt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Brandenburg Gate
- The View
- Pumping Blood
- Mistress Dread
- Iced Honey
- Cheat On Me
- Frustration
- Little Dog
- Dragon
- Junior Dad
- Bass - Robert Trujillo
- Gesang - Lou Reed, James Hetfield
- Gitarre - Kirk Hammett, James Hetfield
- Schlagzeug - Lars Ulrich
- Lulu (2011) - 8/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 14.11.2011 |
@Andi
Du bist vermutlich der erste Reviewer im Netz, der sich mit der Scheibe überhaupt irgendwie auseinander gesetzt hat. Bisheriger Lesestoff bestand quasi nur aus Vorurteilen und "klingt nicht nach Metallica, also Müll"-Textgebilden. |
Roger
gepostet am: 14.11.2011 |
Guter Review Herr Schulz.
metallschaedel.ch |
Sascha G. [musikreviews.de]
gepostet am: 14.11.2011 |
Er ist nicht der erste, aber in der Tat einer der wenigen - die Versuchung scheint angesichts der kommerziellen Bedeutung Metallicas zu groß zu sein, als dass man widerstehen könnte, das nach Metallica-Maßstäben zu beurteilen. Ich habe mich selbst noch nicht ausgiebig genug mit der Platte beschäftigt, würde aber aus der Distanz behaupten, dass hier ein ebenso ambitioniertes wie gnadenlos gescheitertes Experiment vorliegt. Die schwere Kritik, die das Album überall einstecken muss, sollte aber beide Parteien nicht davon abhalten, auch weiterhin kreative Risiken einzugehen. Sowas kann funktionieren; ich habe da immer (auch wenn es dabei um Filme geht) Paul Thomas Anderson vor Augen, der seine Darsteller gerne mal als Instrument einsetzt - einen Weltsuperstar wie Tom Cruise beispielsweise in einer sich dem Ensemble vollständig unterordnenden Nebenrolle etwa, oder ein Brachialkomiker wie Adam Sandler, der zur tragischen Figur gemacht wird. So in etwa habe ich auch die Kooperation zwischen Lou Reed und Metallica verstanden, nur dass es Reed nicht zu gelingen scheint, Metallica auf ähnlich brillante Weise einzusetzen. |
Jon
gepostet am: 14.11.2011 |
Danke, auch ich muss dem Vorredner oben zustimmen: Endlich jemand, der die zwei Seiten dieser streitbaren CD beleuchtet.
Klar: es ist mutig. Klar ist auch: es ist furchtbar und schlicht unhörbar. Dass der Ansatz "Sprechgesang mit dreckigem Metal" durchaus zu etwas interessantem hätte werden KÖNNEN, will ich nicht bezweifeln. Dass es Lou und Metallica nicht geschafft haben, das Konzept spannend umzusetzen, ist dabei leider auch inzwischen Tatsache. |
brighteyes
gepostet am: 25.11.2011 |
Moin zusammen,
Lulu ist schwer Kost, keine Frage. Das waren auf andere Weise auch sämtliche Alben nach dem Black Album, wenn auch auf unterschiedlichste Weise. St Anger und Death Magnetic wirken nach wie vor überhaupt nicht auf mich. Bei Load und Re-Load muss ich nach Jahren sagen, dass es gutklassige Rock Music ist. Bei Lulu habe ich bereits beim zweiten Durchhören den Eindruck, dass es richtig gut werden kann. Es ist kein Mainstream, es ist Kunst und Kunst ist mitunter durchaus schwer zu verstehen und somit zugänglich. Mir gefällts, selbst im Büro beim Nebenbei hören. Aber ich kann auch mit Avantgarde ab und zu was anfangen. |
VanVan
gepostet am: 03.12.2011 User-Wertung: 15 Punkte |
Etwas Neues! Gewagt zwar und wahrscheinlich sogar zu gewagt, aber von der ersten bis zur letzten Sekunde gelungen und packend und faszinierend. Ich freue mich, dass ich eine weitere CD habe, die mich nicht nach dem dritten anhören langweilt. Hohe Klangtransparenz, ein Lou Reed dessen differenzierter Sprechgesang von Metallica nicht einfach nur untermalt wird, wie uns das manche einreden wollen, sondern getragen, umschlosen und vor allem illustriert wird. Natürlich ist das schwer verdauliche Kost. Soll ja auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass so ein Werk bei jenen mit einseitigen Hörgewohnheiten Entsetzen und Unverständnis auslösen würde, ist doch klar. Schön, dass es Musiker gibt, die den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen. Bedauerlich nur, dass es wohl keine Fortsetzung geben wird, denn ich bin überzeugt davon, dass in dieser Kombination noch mehr Potenzial steckt. |
Maron
gepostet am: 02.04.2012 User-Wertung: 13 Punkte |
Mach mich jetzt einfach mal unbeliebt =)
Bin ja eher ein Fan der rockigeren Sachen von Metallica (Load, Reload). Das Kombiniert mit dem Sound von Lou Reed... das klingt im ersten Moment erstmal "nur" interessant, aber wer sich damit beschäftigt und es zulässt, der kriegt ein gutes Avantgarde-Scheibchen! |
Karin
gepostet am: 01.03.2022 User-Wertung: 15 Punkte |
Mir gefiel Lulu auf Anhieb. Ich kann gut mit schräger Musik umgehen. Und nachdem ich die Biografie von Bockries über Lou Reed gelesen habe, bin ich genau da, bei Lulu gelandet. Nein, das ist absolut kein Ohrschmeichler. Mir gefällt das fremde, andersartige. Aufgeschlossenheit gehört beim anhören unbedingt dazu. Es ist ein großartiges Abschiedsgeschenk von Lou Reed. Und auf einmal mag ich sogar Metal :-)) |
Karin
gepostet am: 01.03.2022 User-Wertung: 15 Punkte |
Mir gefiel Lulu auf Anhieb. Ich kann gut mit schräger Musik umgehen. Und nachdem ich die Biografie von Bockries über Lou Reed gelesen habe, bin ich genau da, bei Lulu gelandet. Nein, das ist absolut kein Ohrschmeichler. Mir gefällt das fremde, andersartige. Aufgeschlossenheit gehört beim anhören unbedingt dazu. Es ist ein großartiges Abschiedsgeschenk von Lou Reed. Und auf einmal mag ich sogar Metal :-)) |
BrandonNut
gepostet am: 26.04.2024 User-Wertung: 9 Punkte |
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