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Swimming With God: Reptoids, Gods And Mean Machines (Review)
Artist: | Swimming With God |
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Album: | Reptoids, Gods And Mean Machines |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressiver, alternativer Rock voller textlich-moralisch ansprechender Botschaften |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 29:15 | |
Erschienen: | 07.05.2010 | |
Website: | [Link] |
„It’s the same if god or buddha / a programm in a computer ... Do you agree with me? ... But we’re infiltrated by... Mean Machines“
Gleich der erste Titel macht alles klar – egal, was auf uns einprasselt, ob religiöser Größenwahn, der neuerdings sogar die modernsten Medien nutzt, oder die Kriegsherde und alle zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten auf dieser Welt – wir werden, wo immer wir auch sind, was immer wir auch tun, manipuliert … von Mean Machines (Meinungs-Maschinen, die angeblich „unsere“ Meinungen vertreten, obwohl es nur die Mean-Machine-Meinungen sind, was wir schon längst nicht mehr bemerken!) So in etwa könnte man den „roten Faden“ bezeichnen, der sich über die leider nur knapp 30 Minuten von „Reptoids, Gods And Mean Machines“ zieht.
Der moralisch bewegte sowie bewegende Mensch und Multiinstrumentalist BJÖRN GÖRAN DETJEN hat viel zu sagen und zu singen – man könnte ihn glattweg als einen musikalischen Menschenrechtsaktivisten bezeichnen. Da ist es schon beinahe schade, dass DETJEN nicht auf seine deutsche Muttersprache zurückgreift. Obwohl seine Themen auch eine deutlichen Deutschland-Bezug haben, andere wiederum beschäftigen sich mit internationalen Verletzungen der Menschenrechte („Eye On China“) und der grenzenlosen Naivität und Dummheit von uns Menschen, die so etwas zulassen. Nicht umsonst engagiert sich darum der Kopf hinter SWIMMING WITH GOD in dem „Projekt, das bewegt“: Musik-fuer-Menschenrechte.de, welches er auch mit jeder verkauften CD unterstützt (1 € pro CD). Hehre Ziele, die leider heutzutage noch viel zu wenig Beachtung finden. Aber vielleicht muss man ja auch wie DETJEN Tag für Tag als Musiklehrer an einer Hauptschule arbeiten, um sich solcher Probleme ständig bewusst zu werden. Hochachtung für diesen Mann! Doch verdient auch seine Musik Hochachtung?
Bereits der seltsame Band-Name SWIMMING WITH GOD bereitet einem da schon Bauchschmerzen. Kommt hier mal wieder so eine religiöse Wanderprediger-Kapelle daher, die ihre göttlichen Botschaften über den Hörer ausschüttet? Eine eindeutiges Nein! DETJEN versucht die Hintergründe wie folgt zu beschreiben: „SWIMMING WITH GOD ist kein religiöses Projekt. Es ist die Umschreibung eines angestrebten Lebensstils, auf der Suche nach der eigenen Bestimmung, die man über sein eigenes Ich (Also sein Verhalten im Hier und Heute – T.K.) verwirklicht.“
Welch Glück für mich, denn schon immer hatte ich, als bekennender Agnostiker (Also ein Typ, der nur an wissenschaftlich Bewiesenes glaubt, aber hofft, dass es so etwas wie eine höhere Institution gibt, solange dies nicht eindeutig widerlegt ist!), mit dem Lieben Gott so einige Probleme und wüsste genau, dass ich mit ihm niemals schwimmen gehen würde – der Typ läuft doch übers Wasser. Wie langweilig – da würde ich höchstens versuchen, ihn mit ein paar wohl platzierten Arschbomben zu Fall zu bringen, damit er endlich kapiert, dass Wasser keine Balken hat. Doch jetzt sollte ich mich erst einmal in Zurückhaltung üben, da in einer meiner letzten Kritiken eine Anspielung gegenüber den ihren Schwengel nicht im Griff habenden Pfaffen mir eine böse Gästebucheintragung einbrachte. Nur ist das eben keine Blasphemie, sondern nichts Anderes als die (bewiesene) Wahrheit und das sollte jeder, ob gläubig oder ungläubig, akzeptieren, so schwer es auch fällt. Am Ende sind wir hier auf der Erde eben doch nur Menschen – und gottverdammt noch mal für unser Verhalten selbst verantwortlich!
Genau hier setzen auch die musikalischen, der Wahrheit verpflichteten Kritiken von DETJEN an. Und wie er diese in kompositorischen, sehr spannenden Musikstilen verpackt, ist mehr als beachtenswert. ZAPPA, TOM WAITS, FAITH NO MORE oder der legendäre Jazzmusiker GIL SCOTT-HERON sind seine erklärten Vorbilder. Und was soll ich dazu noch viel schreiben – das hört man auch auf seinem nunmehr zweiten Album.
Bereits bei „No Soul“ fragt DETJEN mit seiner absolut charismatischen Stimme, die bereits auf seinem ersten Album so einigen Kritikern Schwierigkeiten bereitete, „Was läuft schief in Deutschland?“ Sofort gibt’s darauf auch in Zappa-Waits-Stil die Antworten: „Herz- und Hirnlosigkeit!“ Weiter geht’s mit „Was läuft schief in Amerika?“ Die Antwort: „Kaum einer hat Geld in seinen Taschen, aber im Kopf jagt er nur dem Geld hinterher.“ Und am Ende fragt der Priester den Lehrer: „Sage mir, was läuft schief mit unserer Jugend?“ – na, wer kann sich die Antwort denken? Ganz klar: „Sie werden mit Schmutz und Sex überschüttet und verlieren dabei jeglichen Glauben.“ Am Ende kommt’s sogar noch etwas schlimmer: „Ihre Eltern kümmern sich einen Scheiß um sie, weil sie nicht interessiert, ob das Leben ihrer eigenen Kinder gut oder schlecht verläuft.“ Finstere Vorhersagen, die leider schon viel zu oft eingetreten sind! Und so darf jeder beliebig die Aufzählungen fortsetzen, mit dem Ergebnis, dass wir keine Fragen mehr stellen, weil uns andere Institutionen laufend bereits die Antworten vorgeben.
Nun könnte man bei so vielen Botschaften denken, dass DETJEN, der dieses Album erstmals nicht im Alleingang, sondern mit Band einspielte, einen starken Hang zur Liedermacherei hat. Auch hier liegen wir falsch. Die Musik ist eher independent mit ein paar progressiven und jazzigen Anleihen, voller Flöten, Posaunen und anderen Instrumenten. DETJEN allein spielt Gitarren, Klavier, Cello, Schlagzeug, Querflöte, Bässe usw. Zwar dominiert der Gesang, aber er ist in wundervolle, sehr abwechslungsreiche Klanggebilde eingebettet – selbst Sprechgesang fehlt nicht. Musik für’s Ohr und den Geist. Was will man eigentlich mehr? Schade nur, dass nach knapp 30 Minuten dieses gelungene Album sein viel zu zeitiges Ende findet. Was soll’s – es gibt ja schließlich an jedem CD-Player eine Repeat-Taste.
FAZIT: Sollte man wirklich mit dem Lieben Gott schwimmen gehen? Selbstverständlich, so lange er sich nicht hinter den rosaroten Wölkchen seiner Gläubiger versteckt, sondern mit einer CD direkt Kontakt zu uns aufnimmt. Göttliche Musik ohne Gottesverherrlichung, damit wir auch ohne Harfen- und Orgelklänge erkennen, dass irgendwo da Oben auch noch ein paar Genies rumsitzen, ob sie nun ZAPPA oder LENNON heißen. Ja – und alle, die diese CD kaufen, helfen auch dabei, die Welt ein klitzekleines Stückchen besser zu machen (http://www.Musik-fuer-Menschenrechte.de), weit abseits jeglicher Klingelbeutel … das sollte uns doch „Reptoids, Gods And Mean Machines” wert sein!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Reptoids, Gods And Mean Machines (Hat nix mit amerikanischen Präsidenten zu tun)
- No Soul
- Just What People Do
- Interlude
- Eye On China
- Let It Go Again
- Back Home
- Bass - Björn Göran Detjen
- Gesang - Björn Göran Detjen
- Gitarre - Björn Göran Detjen
- Keys - Björn Göran Detjen
- Schlagzeug - Ralf Jackowski
- Sonstige - Kerstin de Witt (Flöten), Peter Wilden (Posaunen), Johana Djapic (Hintergrundgesang), Jacek Wohlers (Elektronische und akustische Percussion)
- -Mea Minima Culpa- (2006) - 12/15 Punkten
- Reptoids, Gods And Mean Machines (2010) - 12/15 Punkten
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