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Eric Bibb: Live à FIP (Review)
Artist: | Eric Bibb |
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Album: | Live à FIP |
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Medium: | CD | |
Stil: | Blues, Singer/Songwriter |
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Label: | Dixiefrog Records | |
Spieldauer: | CDs 93:38 / Video: 20:00 | |
Erschienen: | 12.05.2009 | |
Website: | [Link] |
Man will es kaum glauben, aber BLUES hat in unserem schönsten Nachbarland, Frankreich, einen höheren Stellenwert als hierzulande im dritt-wichtigsten Musikmarkt der Welt. Die Radiopräsenz kann sich sehen lassen, während man in Deutschland mit zwei, drei Sendungen monatlich in irgendwelchen Alibi-Kultursendern zu nachtschlafender Zeit vorlieb nehmen muss. Der Radiosender FIP in Paris zeichnet sich durch besonders schöne Live-Sendungen aus, die oftmals veröffentlicht werden. So hat einer meiner absoluten Lieblinge, POPPA CHUBBY, dort vor ein paar Jahren vor fachkundigem Publikum eine intensive Live-Scheibe eingespielt, die absolut bemerkenswert ist. Der US-Blueser ERIC BIBB, dem man seine 58 Jahre weder ansieht noch anmerkt, gastierte 2008 gleich zweimal beim Pariser Sender und das rührige französische Dixiefrog Label bringt diese Gigs nun in einem sehr edlen 8-Panel-Digipack heraus.
ERIC BIBB stammt aus NYC und einer musikalischen Familie. Sein Vater Leon war in den 1960er Jahren ein angesagter Folksänger und Onkel John Lewis ein Jazzpianist u.a. im MODERN JAZZ QUARTETT. Im Hause Bibb gingen Ikonen wie PETE SEEGER, ODETTA oder PAUL ROBESON ein und aus. Letzterer, ein Schauspieler und Musiker, hat den jungen Eric mit seinem politischen Aktivismus gegen den „weißen“ Faschismus in der damaligen US-Gesellschaft schwer beeindruckt.
1972, in Alter von 21 Jahren brachte ERIC BIBB sein erstes Album „Ain’t it grand“ heraus. Bis heute sind 24 weitere Scheiben gefolgt. Bibb ließ sich nie stilistisch festlegen und verwischte stets die Grenzen zwischen Folk, Gospel, R&B, Soul und Blues. Die vorliegende und zu besprechende Live-Scheibe dokumentiert sehr schön diese Gratwanderungen.
Mit dem Schlachtruf „Magie, ohne Netz und doppelten Boden“ schickt Gordeon Music „Live à FIP“ ins Rennen: Zwei Konzerte ohne „re-recordings“. CD 1 bringt den Abend des 2. Dezember 2008 mit ERIC BIBB als Headliner – CD 2 die Support-Show für dessen Freund, die Woodstock-Legende und Folk-Ikone RICHIE HAVENS, vom 13. März des gleichen Jahres.
Der 2. Dezember zeigt die gesamte Vielfalt des ERIC BIBB: den Singer/Songwriter, den Folksänger, den Blueser und auch den politischen Freigeist. Wenige Tage zuvor wurde mit Barrack Obama der erste farbige Präsident der USA gewählt und Bibb macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und zeigt sehr deutlich, wo er steht.
Mit „Kokomo“ und „Still livin’ on“ steigt man locker „groovend“ ins Set. Bibbs seidenweiche Stimme dürfte so manches Frauenherz aus dem Rhythmus bringen ;-)) Ein nachdenkliches Statement zu den Wahlen in den US folgt und Bibb widmet dann „Got to do better“ dem überragenden Wahlsieg Barrack Obamas und den Erwartungen daran. Zwei Americana-Tracks zeigen den Singer/Songwriter und bereiten auf den ersten Höhepunkt der Show vor: „Hold on“ steigert sich vom stillen Beginn an und lehnt sich dabei stark an JOHN LEE HOOKERs „The Healer“. Eine Liebeserklärung an Frankreich, wo Bibb in seiner Jugend ein Jahr lebte, nutzt er zu der Feststellung, dass wir in „einer“ Welt leben und äußert die Hoffnung, dass Obama die Chance auf den Politikwechsel zu nutzen versteht – „Connected“ zeigt Bibbs (musikalischen) Standpunkt hierzu.
Der alles überragende Peak dieser ersten Scheibe ist der saustarke Blues „In my fathers house“. Eine sehr intensive, rhythmische Nummer - die Zuschauer feiern ERIC BIBB für dieses kleine Meisterwerk frenetisch. Zwei ruhige Folk-Songs, darunter das Traditional „I shall not be moved“, beenden den Abend.
Am 13. März 2008 durfte ERIC BIBB -wie bereits ausgeführt- als Support für RICHIE HAVENS auftreten. Ergo ist das Set entsprechend kürzer ausgefallen. Dixiefrog hat den Datenträger mit Filmmaterial aus der Garderobe Bibbs aufgewertet. Unter anderem wird eine kleine Jam-Session in sehr entspannter Atmosphäre mit RICHIE HAVENS gezeigt. Eine sehr schöne Idee…
Insgesamt gefällt CD 2 sicherlich einen Tic besser, denn hier wird wesentlich mehr „gebluest“. Die Band ist auf Trio-Format und Mini-Instrumentierung geschrumpft: Snare, Hi-Hat, Cymbals, etwas E- bzw. Bariton-Gitarre und natürlich Bibbs bevorzugtes Instrument, die akustische Klampfe. ERIC BIBBs Acoustic-Blues fließt sehr entspannt und versteht es, den Hörer zu verzaubern. Die beiden Solo-Nummern „Goin’ down slow“ und „Come back Baby“ stehen in JOHN LEE HOOKERs Tradition. Nach den ersten vier, eher stillen Takes drückt das hypnotisch groovende “Destiny Blues” deutlich aufs Gaspedal. Bei „Don’t ever let nobody…“ zieht die Band dann noch einmal ordentlich vom Leder und beschließt damit einen zwar kurzen, aber wesentlich bissigeren Set. Ich persönlich präferiere also eindeutig CD 2 ….
FAZIT: Alles in allem ist ERIC BIBBs „Live à FIP“ ein sehr dichtes, emotionales Album geworden, das in einer hochwertigen Edition angeboten wird und jeden Cent wert ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1:
- Kokomo
- Still Livin’ On
- Spoken Introduction
- Got To Do Better
- Diamond Days
- Pockets
- Hold On
- Spoken Introduction
- Connected
- For You
- In My Fathers House
- Needed Time
- Shingle By Shingle
- I Shall Not Be Moved
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- CD 2:
- Stagolee
- Goin’ Down Slow
- Come Back Baby
- Saucer ‘n’ Cup
- Destiny Blues
- Don’t Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down
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- Video Program
- Bass - Trevor Hutchinson
- Gesang - Eric Bibb
- Gitarre - Eric Bibb, Staffan Astner, Aman Sundy
- Schlagzeug - Larry Crockett
- Live à FIP (2009)
- Deeper In The Well (2012) - 12/15 Punkten
- Jericho Road (2013) - 9/15 Punkten
- Dear America (2021) - 12/15 Punkten
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