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Behemoth - The Satanist - Massen-Review
Wegen der im August 2010 diagnostizierten Leukämie-Erkrankung von Frontmann Nergal war die Zukunft der polnischen Black Deather BEHEMOTH lange Zeit ungewiss. Aber Gott oder wem auch immer sei Dank, fand man einen Knochenmarksspender und nach der erfolgten Transplantation sowie der langen Reha war Nergal wieder genesen und die Band konnte die abgebrochene Tour zu Ende bringen und sich dann dem neuen Album widmen. Nach dem Erfolg von "Evangelion" durfte man gespannt sein, welchen Weg BEHEMOTH auf ihrem zehnten Album einschlagen würden. Das Ergebnis dürfte so manch einen überraschen, in positiver, wie auch in negativer Hinsicht. Das plakativ betitelte "The Satanist" provoziert nicht nur die katholisch-kirchlichen Organe in der polnischen Heimat der Band, sondern sorgt zumindest in unserer Redaktion für sehr unterschiedliche Reaktionen, wie unsere Reviews belegen.
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Ich würde nicht behaupten, dass ich bislang nichts mit BEHEMOTH anfangen konnte, aber so richtig begeistern konnte mich die Band in der Vergangenheit auch nicht. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass mich das, was ich bis jetzt von ihnen kannte, nicht dazu bracht, mich ausgiebig mit dem Backkatalog zu beschäftigen. Die Livescheibe "At The Arena Ov Aion - Live Apostasy" fand ich gut und auch die "Ezkaton"-EP aus dem Jahre 2008 steht in meinem CD-Regal, "Evangelion" hingegen ging komplett an mir vorbei, weil ich nicht das Interesse verspürte, mir die Platte anzuhören. Zu sehr hatte sich der Eindruck verfestigt, dass BEHEMOTH zwar eine technisch herausragende Band sind, die aber irgendwie zu klinisch agiert und bei der ich die Atmosphäre vermisse. Dieser Eindruck muss nicht richtig sein und ich glaube, dass ich dringenden Nachholbedarf in Sachen BEHEMOTH habe, denn "The Satanist" ist ein überragendes Album geworden.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob ich in der Vergangenheit einfach zu ignorant war oder ob BEHEMOTH tatsächlich stärker geworden sind, aber die Kombination aus ultrapräzisem Death Metal einerseits und schwarzmetallischer Atmosphäre andererseits funktioniert auf "The Satanist" auf herausragende Weise. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass das Album unerwartet organisch klingt. Die fast schon erwartete Sterilität fehlt nahezu komplett, sowohl die Gitarren als auch das Schlagzeug klingen selbst in den schnellen Stücken nicht übertrieben klinisch, sondern so, wie ein Album dieser Stilrichtung klingen muss. Kraftvoll, mächtig, aber auch differenziert. Wodurch sich alle Details in den vielschichtigen Songs trotz der vorherrschenden Dichte wirkungsvoll offenbaren.
Bereits das eröffenende, auch schon im Video vorgestellte "Blow Your Trumpets Gabriel" gibt die Marschrichtung für "The Satanist" vor. Majestätisch erhebt sich der Song zunächst im Midtempo mit schleifendem Riff und hymnischen Leadgitarren, bevor er an Fahrt aufnimmt und gepaart mit symphonischen Elementen und den titelgebenden Trompeten für pechschwarze Atmosphäre sorgt. "Furor Divinus" ist eine Hochgeschwindigkeitsnummer, die aber nicht ins Chaotische abdriftet und wiederum mit edler Gitarrenarbeit versehen ist. "I believe in Satan" macht Nergal am Anfang des zunächst wieder im Midtempo walzenden "Messe Noire" klar, danach wird die Geschwindigkeit gekonnt variiert. "Ora Pro Nobis Lucifer" startet ruhiger, wandelt sich aber schnell zur Uptempo-Granate, zu der man sofort den Propeller anschmeißen will, gekrönt von einem Refrain, in dem das Ende vom "Vater Unser" zitiert wird. Überragendes Stück. "Amen" ist ein weiteres Hochgeschwindigkeitsgeschoss, der Titeltrack dagegen eine vergleichsweise ruhige, beinahe schon rockige Nummer, bei der man den Eindruck hat, dass die gemeinsame Tour mit WATAIN, THE DEVIL'S BLOOD und IN SOLITUDE ihre Spuren hinterlassen hat. Auch in "Ben Sahar" wird mit ruhigeren Gitarren gearbeitet, das tolle Solo erinnert an die Tschechen von CULT OF FIRE. "In The Absence Ov Light" kombiniert nochmals alle Facetten, die auf "The Satanist" zu hören sind, das abschließende "O Father O Satan O Sun!" erhebt sich wiederum mit Pathos und Atmosphäre, um das Album würdig abzuschließen.
FAZIT: "The Satanist" ist ein Album, das in jeder Hinsicht beeindruckt. Großartig arrangierte Songs, die sich nach einer gewissen Eingewöhnunsgzeit zu einem gleichermaßen extrem abwechslungsreichen wie auch in sich schlüssigem Meisterwerk zusammenfügen. Dafür gibt es ehrfürchtige 13 Punkte.
13 von 15 Punkten
Review von: Dr.O. (Profil)
Der 2009er Vorgänger "Evangelion" wurde zwar allerorten abgefeiert, dennoch war er eher im Vergleich zu alten Glanztaten der Band ein sehr steriler und auf Massengeschmack getrimmtes kalkuliertes Werk mit netten eingängigen Songs.
Aber der Patient befindet sich glücklicherweise sowohl im direkten wie auch übertragenen Sinn in Genesung. "The Satanist" ist ganz einfach ein gutes Album geworden, das die Waage zwischen Eingängigkeit und Gehobel hält. Der Opener "Blow Your Trumpets Gabriel" - im dazugehörigen Video übrigens eine Frau – ist noch vergleichsweise orchestral arrangiert, zeigt aber auch schon wohin der Weg führt. In recht düstere Abgründe, in denen sich Mastermind Nergal in den letzten Jahren sicher mehr als einmal befunden hat. Und BEHEMOTH können auch noch anders und geben mit "Furor Divinus", "Messe Noire" und dem großartigem "Amen" ordentlich Gas. Immer dann wissen sie auch handwerklich zu überzeugen, gerade das Drumming und die eingestreuten Gitarren-Soli sind exzellent. Die eher langsamen Stücke von "The Satanist" sind im Vergleich leider eher beliebig geraten, der melodiöse Titeltrack geht klar, genauso das mit ruhigem Mittelteil versehene " In The Absence Ov Light", ein Kracher mir Ohrwurmpotential ist allerdings nochmal das hymnische und abschließende "O Father O Satan O Sun!", das den Kreis zum orchestralen Opener perfekt schließt.
FAZIT: BEHEMOTH sind gestärkt zurück. Die schnellen Songs von "The Satanist" überzeugen, insgesamt ist das Album allerdings nicht sofort eingängig, sondern fordert mehrfache Durchläufe, bis die vielen Details zur vollen Entfaltung kommen.
12 von 15 Punkten
Review von: Markus L. (Profil)
2009 schien das Jahr des polnischen Abrisskommandos zu sein. Konnte man im Vorjahr bereits einen Deal mit Nuclear Blast an Land ziehen, folgte mit "Evangelion" ein Album, das wie kein anderes der Bandgeschichte zuvor von vermeintlichen Kritikern und Magazinen jedweder Art gefeiert wurde. Ein Schelm, wer hier einen Zusammenhang vermutet. Musikalisch eher ein halbgarer Schnellschuss, katastrophal steril produziert, dafür jedoch mit professionellem Marketing und immerhin einem echten Hit in Form von "Ov Fire And The Void" als Aushängeschild ausgestattet - die Rechnung ging auf. Doch plötzlich, scheinbar am Zenit ihrer Karriere angekommen, war die Zukunft der Band mit der Leukämieerkrankung von Bandkopf Adam Darski alias Nergal mehr als nur fraglich. Nach langwierigem Genesungsprozess sind BEHEMOTH nun mit Album Nummer zehn zurück.
Bereits der Titel "The Satanist" lässt reichlich Pathos und Theatralik vermuten, aber Freunde von leisen Tönen waren die vier Polen ja bekanntlich noch nie. Schleppend und weit weniger komplex als noch auf "Evangelion" kommt der Opener und zugleich die erste Single "Blow Your Trumpets Gabriel daher", ehe man sich abrupt von Chören untermalten Blastbeats hingibt. Ganz nett, insgesamt aber doch eher unspektakulär. Ein erstes kurzes Fazit, dass sich auch ohne Weiteres auf den Rest des Albums übertragen lässt. Mit Songs wie "Amen" oder "In The Absence Ov Light" finden sich zwar wieder verstärkt Parallelen zu vergangenen Alben wie "Zos Kia Cultus" oder auch "Thelema 6", was den ein oder anderen alteingesessenen Fan sicher freuen wird, doch deren Qualität erreicht man dabei zu keinem Zeitpunkt. Selbst "Ora Pro Nobis Lucifer", eindeutiges Highlight der Platte, ist letztlich nicht mehr als ein - wenn auch gut gemachtes - Selbstzitat, das stellenweise stark an "Chant For Ezkaton 2000 E.V." erinnert. Obendrein gibt man sich in Songs wie dem Titeltrack oder noch extremer dem finalen "O Father O Satan O Sun" ungewohnt poppig. Live mag man damit die Menge sicher zum rhythmischen Schunkeln und mitsingen animieren, im glücklicherweise wieder deutlich erdiger und im positiven Sinne räudiger produzierten Albumkontext setzt man hiermit jedoch einen eher irritierenden Schlusspunkt als ein furioses Ausrufezeichen.
FAZIT: In gewisser Weise ist "The Satanist" ein Best-of, das keines ist. Zu nahezu allen vergangen Alben finden sich deutliche Parallelen. Man erreicht jedoch weder die Urgewalt von "Demigod", noch die Experimentierfreude von "The Apostasy" oder gar die Frische von "Zos Kia Cultus".
Insgesamt ist "The Satanist" nach "Evangelion" ein Schritt in die richtige Richtung. Handwerklich muss man dem Quartett zudem erst mal das Wasser reichen. So ist all das letztlich Jammern auf hohem Niveau, dessen Messlatte die Band einst selbst gesetzt hat.
9 von 15 Punkten
Review von: Norman R. (Profil)
Mit "Evangelion" haben BEHEMOTH bewiesen, dass auch Death Metal-Bands Hits schreiben können. Dass die neuerliche Ausrichtung inklusive diverser Charterfolge der selbsternannten Szenepolizei sauer aufstieß, dürfte auf der Hand liegen. Nachdem ich nun einige Durchläufe von "The Satanist" hinter mir habe, kann ich die Unkenrufe bezüglich der Entwicklung der Band voll und ganz nachvollziehen.
Aber zunächst zu den äußerst rar gesäten, positiven Aspekten. Produzent Matt Hyde (u.a. Slayer, Hatebreed) hat der Scheibe erwartungsgemäß einen auf Hochglanz polierten Sound verpasst. Das ist nicht weiter schlimm, sondern lässt z.B. Nergals Gesang so nah an seine Live-Performance kommen, wie selten zuvor. Kernstück des neuen Behemoth-Sounds bildet der Bass, der sehr markant tönt und als eigenständiges Instrument kreativ eingesetzt wird. Als "ganz ok" geht noch die Single "Blow Your Trumpets Gabriel" durch, die so auch als Abschluss auf "Evangelion" hätte stehen können. Hier deuten Behemoth an, dass sie immer noch unkonventionelle Songs mit einer mysteriösen Atmosphäre erschaffen zu können.
Tja, und dann kommt der Rest. "Amen" hört sich zwar auch stark nach dem Vorgängeralbum an, ohne jedoch über seinen B-Seiten-Status hinauszukommen. Der Großteil der Songs kommt aber gar nicht erst soweit, sondern dümpelt uninspiriert komplett an einem vorbei. Es reicht einfach nicht Genrevorlagen wie im Death Metal-Stil geshreddete Melodien, schwarzmetallisch-dissonante Akkorde und Blastbeats zu vermischen, ohne dabei einem Konzept nachzugehen. Selbst der für BEHEMOTH traditionelle Einsatz von Streichern, Blechbläsern und Chören wirkt planlos und ist dadurch ohne jeden Mehrwert. Hier sitzt ausnahmsweise mal kaum ein Break und kaum ein Fill. Aber wäre das nicht schon ernüchternd genug, saugen sich die Polen zwei Songs aus ihren eigentlich so talentierten Fingerchen, die ich ihnen trotz der Charterfolge nicht zugetraut hätte. Der Titeltrack ist tatsächlich eine lupenreine Rocknummer (!) inklusive völlig belangloser und vor Pathos triefender Gitarrensoli, der nur durch einen unsinnig gesetzten Blastbeat unterbrochen wird. Popappeal ist an sich bei Weitem kein K.O.-Kriterium, aber wenn solch ein Song trotz des simplifizierten Aufbaus einfach nicht hängen bleiben will, dann hat man als Musiker einfach etwas falsch gemacht, außer man möchte – Obacht! Der kommt flach! – die Popmusik verteufeln. Ein letztes Mal übertreffen sich BEHEMOTH im abschließenden "O Father O Satan O Sun!", das sich mit seinen Mitsing-Chören so anhört, als ob die zum Satanismus konvertierten DIE PRIESTER sich an einem Metalsong versucht hätten. Mit diesem unerträglich schmierigen Abschluss, das in ein unfreiweilig komisches, hörspielartiges Gebet mündet, stellt sich mir die Frage, wem die Band anno 2014 eigentlich gefallen will. Die meisten Metalfans werden genervt abwandern, die eigenen Fans werden so langsam die Ohren in Richtung anderer Bands offen halten und die Kids haben immer noch ihre Metal- & Deathcore-Helden.
FAZIT: Mit "The Satanist" liefern BEHEMOTH eine Arschbombe par excellence ab. Zwischen dem uninspirierten Einsatz von Extreme Metal-Versatzstücken, Evangelion-B-Material und schlicht belanglosen Songs tummeln sich sogar zwei Lieder, die zum schlechtesten gehören, was die Band je veröffentlicht hat. Hier, nutzt meine vom tollen Bass temporär besänftigte Laune und nehmt die 5 Punkte, bevor ich es mir anders überlege!
5 von 15 Punkten
Review von: Philipp Walter (Profil)
Vor fünf Jahren veröffentlichten BEHEMOTH das beste Album ihrer Karriere. "Evangelion" (2009) kann man getrost als jungen Death Metal-Klassiker bezeichnen, ein Monument aus rasenden Kreissägen-Riffs, durchgedrehten Blastbeat-Attacken und großkotzigem Bombast. Wie macht man danach weiter?
Lange blieb unklar, ob es für die polnische Knüppel-Eliteeinheit überhaupt eine Zukunft geben würde. Die Leukämieerkrankung von Bandkopf Nergal führte zu einer für BEHEMOTH-Verhältnisse sehr langen Pause von fünf Jahren, die "The Satanist" zu einem groß angekündigten und mit Spannung erwarteten Comeback-Album macht. Beim Hören wird schnell klar: Große Experimente gibt es nicht, BEHEMOTH erfinden sich nicht neu. "The Satanist" knüpft an den Sound von "Evangelion" an, allerdings geht die Band 2014 erheblich ruhiger zu Werke.
Der erste Song "Blow Your Trumpets Gabriel" wurde vorab veröffentlicht und leitet das Album mit gewohnter Theatralik ein. Wenn plötzlich Chor und Schlagzeuggewitter zusammen losballern, entwickelt der Song eine unglaubliche Wucht, doch das Tempo bleibt größtenteils schleppend. Insgesamt eher ein langgezogenes Intro und kein Vergleich zu der irren Aggression, mit der "Daimonos" 2009 über den Hörer hereinbrach. Da ist der furiose Black Metal von "Furor Divinus" schon spannender. Nergals Keifen, die erhabenen Riffs, die unerbittliche Härte in jeder einzelnen Note: Ja, BEHEMOTH sind zurück.
Es gelingt den Berserkern leider nicht, dieses Niveau auf Albumlänge zu halten. Auf "Ora Pro Nobis Lucifer" wütet die Band so straight und eingängig wie seit "Demigod" nicht mehr; ab der Mitte verläuft sich der Song allerdings in mäßig spannendem Mid-Tempo. "Amen" hat das gleiche Problem, wie überhaupt auch das ganze Album: Der Einstieg ist gelungen, doch nach "Amen" passiert nicht mehr viel Aufregendes.
BEHEMOTH sind auf der zweiten Albumhälfte hörbar um Abwechslung bemüht und bauen Sprechgesang, Akustikgitarre und sogar Saxophonklänge in die Songs ein. Damit vermeiden sie Langweile, können aber nicht über die Belanglosigkeit des Materials hinwegtäuschen. Hervorzuheben bleibt dennoch der Rausschmeißer "O Father O Satan O Sun!", dem ein triumphierendes Gitarrensolo und verdächtig nach PET SHOP BOYS klingende Chöre eine geradezu positive Grundstimmung verleihen. So etwas kannte man von diesen Gruselmännern bisher noch nicht.
Vielleicht hat Nergals Krankheit den Mann tatsächlich verändert. "It feels good to be alive!" ließ er seine Fans auf dem Bloodstock Festival 2012 wissen. Diese Erkenntnis fließt auch in seine Texte ein. Der BEHEMOTH-Satanismus ist schon seit längerem um Tiefsinn und lyrischen Mehrwert bemüht. Auf "The Satanist" steht Luzifer nun nicht mehr für eine bloße Negation des Christentums, sondern für Neubeginn und Hoffnung: Es ist Licht am Ende des Tunnels. Von dieser Band kann man noch eine Menge erwarten, vor allem eine Menge mehr, als "The Satanist" abliefert.
FAZIT: In Topform sind BEHEMOTH noch nicht, "The Satanist" bleibt weit hinter "Evangelion" zurück. In Kombination mit dem pompösen Gesamtauftritt der Band, von dem man sich ruhig ein bisschen blenden lassen kann, dennoch ein annehmbares Comeback.
10 von 15 Punkten
Review von: Oliver Schreyer (Profil)
Wie geht es nach dem nahezu perfekten Album weiter? Eine Frage, die sich BEHEMOTH in den gut fünf Jahren Wartezeit oft gestellt haben – war doch "Evangelion" in jeder Hinsicht ein Meisterstück im Death Metal. Aber: auch wenn das 2009 erschienene Werk in puncto Brachialität und unbändiger Urgewalt neue Maßstäbe setzte, schien es insgesamt doch zu glatt durchstrukturiert und zu leicht zugänglich. Für BEHEMOTH also galt nun die Wahl: Selbstkopie oder Neubeginn mit einem anderen Ansatz.
Nach den ersten Durchläufen wird schnell klar, welchen Pfad die Polen eingeschlagen haben und dass sie keine Kopie von "Evangelion" abliefern wollten. Die beiden Platten miteinander zu vergleichen, fällt anfangs sehr schwer, denn der ungestümen Urgewalt des Vorgängers halten die ersten Anläufe von "The Satanist" nicht stand. Ist man als Hörer allerdings bereit, von Erwartungen abzuweichen und sich ausschließlich auf "The Satanist" und dessen neuen musikalischen Ansatz zu konzentrieren, kann man aber doch so einiges entdecken - eins muss dabei jedoch klar sein: "The Satanist" ist um einiges subtiler als sein stürmischer Vorgänger.
Bestes Beispiel stellt das bereits vorab veröffentlichte "Blow Your Trumpets Gabriel" dar, das in majestätischer, fast doomiger Geschwindigkeit daherkommt und eher einem Song wie dem abschließenden Track von "Evangelion", "Lucifer", nahekommt und somit mehr wie eine Art Überleitung wirkt. Ohne Überraschung kommt allerdings auch dieser Track nicht aus – zum Ende hin paaren sich Double Bass und majestätische Streicher, um in einem recht abrupten Ende das Inferno anzukündigen.
Im Verlauf des Albums wird dann auch offensichtlich, wie sehr BEHEMOTH darum bestrebt sind, den eigenen Horizont zu erweitern und wie weit sie sich damit bereits von "Evangelion" entfernt haben. Nie waren BEHEMOTH facettenreicher, niemals anspruchsvoller. Viele der Songs wirken nach den ersten Rotationen fast wirr und lassen sich als Ganzes nur schwer aufnehmen und fassen. Gibt man ihnen aber etwas mehr Zeit zum Wirken, entfalten sie jedoch nachhaltig ihre Kraft.
FAZIT: "The Satanist" ist ein starkes Comeback der Titanen BEHEMOTH. Das Album direkt mit "Evangelion" abzuwägen, wäre ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Mag sein, dass man sich von der sehr klaren Struktur der letzten Platte recht weit entfernt hat und dass genau dieser Fakt vor allem die ersten Hördurchläufe negativ beeinträchtigt. Auf der anderen Seite waren BEHEMOTH noch nie abwechslungsreicher und nachhaltiger als auf diesem Album. Wer es nicht glauben mag, sollte sich vorab schon einmal "Blow Your Trumpets Gabriel" zu Gemüte führen und gespannt sein auf den Sturm, der nach dem Opener auf ihn hereinbrechen wird.
12 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 10,17 von 15 Punkten.
Damit Einstieg auf Platz 34 in den Massen-Review-Charts.