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Avantasia - The Mystery Of Time - Listening Session
Am Samstag, den 19.01.2013 luden Nuclear Blast und Tobias Sammet zur Listening Session des neuen AVANTASIA-Albums nach Donzdorf ein. Im berühmt-berüchtigten Partyraum im Hauptquartier der wohl größten Metalschmiede der Welt wurde das am 30. März erscheinende, ziemlich genau 62 Minuten lange Werk der aus ganz Europa angereisten Journalistenmeute vorgespielt. Danach folgte ein wahrer Interviewmarathon für Tobias Sammet, der sich dieser Aufgabe ganz allein stellen musste und der bis sage und schreibe 5:15 Uhr in der Früh 18 Interviews gab.
Bevor es um die ersten Höreindrücke geht, hier zunächst die Fakten zu "The Mystery Of Time". Texte und Musik des Konzeptalbums wurden wie immer von Tobias Sammet selber geschrieben, ebenso wenig überrascht, dass das Album mit Sascha Paeth und Michael Rodenberg aufgenommen bzw. gemixt und gemastert wurde. Hier heißt "never change a winning team" die Devise. Etwas überraschend ist indes, dass keiner von Tobis EDGUY-Kollegen bei den Aufnahmen mitgewirkt hat. Das Drumming wurde von Russel Gilbrook (URIAH HEEP) übernommen, Keyboards hat Michael Rodenberg gespielt, die Rhythmusgitarre Sascha Paeth und den Bass Tobias selber. Als Leadgitarristen fungieren neben Paeth Arjen Lucassen (AYREON, VENGEANCE), Bruce Kulick (ex-KISS) und Oliver Hartmann. Noch spannender ist natürlich die Liste der Leadsänger, die Tobi sich für das Album eingeladen hat. Vorweg: Jorn Lande ist dieses Mal nicht dabei. Stattdessen geben sich folgende Sänger das Mikrofon in die Hand: Joe Lynn Turner (ex-RAINBOW, ex-DEEP PURPLE), Biff Byford (SAXON), Michael Kiske (UNISONIC, ex-HELLOWEEN), Cloudy Yang, Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), Eric Martin (MR. BIG) sowie Bob Catley (MAGNUM). Die entscheidende Neuerung ist aber, dass für AVANTASIA zum ersten Mal mit einem echten Orchester zusammengearbeitet wurde, unter der Leitung von Günter Joseck hat das Deutsche Filmorchester Babelsberg die von Michael Rodenberg geschriebenen Partituren eingespielt.
Und so klingt "The Mystery Of Time" nach dem allerersten Eindruck. Der Opener "Spectres" beginnt mit einem düsteren Keyboard-Intro, danach setzen sofort die bombastischen Streicher ein - das hier ein echtes Orchester zu Werke geht, hört man tatsächlich sofort. Gitarren und Chöre kommen hinzu, dann nimmt die Nummer an Fahrt auf. Tobis Gesang wird vom Klavier begleitet und über eine sanfte Bridge geht es in einen dramatischen Refrain. Eine opulente, abwechslungsreiche Nummer, die in über sechs Minuten einiges entdecken lässt. Hardrockiger wird es bei "The Watchmaker's Dream", einer Nummer, die vom Gesang von Joe Lynn Turner und einer Hammondorgel dominiert wird. Hier war Ferdy Doernberg (AXEL RUDI PELL) mit von der Partie. Die Nummer ist klar eingängiger, als der Opener, erinnert an DEEP PURPLE und wird von den Soli von Arjen Lucassen und Doernberg veredelt. Der Streicherbombast am Anfang des düster betitelten "Black Orchid" erinnert ein wenig an NIGHTWISH, danach entwickelt sich der Song aber zu einer typischen Sammet-Nummer mit fettem Refrain, tollem Duett mit Biff Byford und schönen Leadgitarren von Bruce Kulick. Balladesk ist nur der Anfang von "Where Clock Hands Freeze", danach wird daraus eine typische, schnelle Melodic-Metal-Nummer, die natürlich von Sammet und Kiske gesungen wird. Letzterer zeigt dabei wie immer, dass er zu den besten seines Faches zählt. Auch auf "The Mystery Of Time" findet sich eine poppige, radiotaugliche Nummer, die aber natürlich nie im Radio gespielt werden wird. An "Sleepwalking", im Duett mit der warm singenden Cloudy Yang vorgetragen, werden sich die Geister scheiden: wenn man es mag, ist es ein toller Ohrwurm, wenn man es zu poppig findet, wird man es vielleicht als Tiefpunkt des Albums ansehen.
Der Höhepunkt folgt auf dem Fuße und trägt den Titel "Savior In The Clockwork". Der epische Longtrack beginnt mit Soundtrackatmosphäre und entwickelt sich zum höchst abwechslungsreichen Alleskönner, der einen grandiosen Refrain, tolle Soli und ein Gänsehaut verursachendes Crescendo zu bieten hat. Mit Turner, Sammet, Byford und Kiske kommen gleich vier Stimmen zum Zuge. Der härteste Song des Albums heißt "Invoke The Machine" und bietet die knalligsten Riffs, zackiges Tempo, moderne Keyboardarrangements und einen starken Ronnie Atkins im Gesang. Ein lupenreiner Headbangpart und ausgiebiges Solieren an der Gitarre runden ab. "What's Left Of Me" heißt der Song, bei dem Eric Martin mitsingt und wer die obligatorische Ballade vermutet, liegt richtig. Eine hübsche Nummer mit Klavier, vielen sanften Streichern und erträglichem Kitsch-Zuckerguss. "Dweller In A Dream" zieht das Tempo wieder an, wieder singt Sammet mit Kiske, der Song mit leicht melancholischer Note wirkt aber wie ein Überbleibsel aus EDGUY-Songwritingsessions. Den Abschluss machte der zweite Zehnminüter, bei dem wieder vier Stimmen zu hören sind, neben Tobi sind es Bob Catley, Joe Lynn Turner und Biff Byford. Der Quasi-Titeltrack ist eine bombastische Hardrocknummer, die mehr als einmal an MEAT LOAF, dezent an QUEEN oder gar das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA erinnert. Wiederum eine höchst abwechslungsreiche Nummer, die in ein überschwängliches Ende mündet.
Wo "The Mystery Of Time" qualitativ in der Diskografie von AVANTASIA einzuordnen ist, lässt sich nach einem Durchlauf natürlich nicht sagen. Klar ist aber, dass das Album alles zu bieten hat, was der geneigte Fan erwartet, größere Überraschungen aber ausbleiben. Das echte Orchester sorgt für einen lebendigeren Sound und allgemein hat man sich um eine basische Produktion bemüht - soweit das bei dieser Musik eben möglich ist.