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Amon Amarth - Deceiver Of The Gods - Massen-Review
Dem aufmerksamen Leser wird vielleicht aufgefallen sein, dass in unseren letzten vier Massen-Reviews weitestgehende Einigkeit unter den Rezensenten herrschte, was die Qualität der Alben von QUEENSRŸCHE, ORPHANED LAND, ALICE IN CHAINS und BLOOD CEREMONY anging. Da kommt das neue AMON AMARTH-Album als nächster Kandidat gerade recht. Zwar gelten die Wikinger durchaus auch als Konsensband (was ihre Erfolge belegen), gleichzeitig gilt für viele in Bezug auf deren Alben auch das Motto "Kennste eines, kennste alle". Das neunte Album wurde auf den Titel "Deceiver Of The Gods" getauft und ist weitestgehend frei von Überraschungen - das kann man positiv wie negativ sehen. Im Detail liest sich das dann folgendermaßen:
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Es gibt ja so manche skurrile Ähnlichkeiten in vielen Songs. Eine besonders gelungene findet sich in "As Loke Falls", dem besten Song auf dem neuen AMON AMARTH-Album. Denn das dominierende, herrlich melancholische Gitarrenlick erinnert frappierend an die Melodie eines der besten deutschen HipHop-Songs, nämlich "Zur Erinnerung" von FERRIS MC. Klingt komisch, ist aber so. Wobei man wohl davon ausgehen darf, dass die Schweden den Song gar nicht kennen. Anders sieht es mit "Raise Your Fist" von RUNNING WILD aus. Den kennen garantiert auch AMON AMARTH und an diesem haben sie sich offenbar im Song "Father Of The Wolf" orientiert, auch hier finden sich deutliche Parallelen. Das war es dann aber auch schon fast mit den Auffälligkeiten.
Zugegeben, der Gesangsbeitrag von Messiah Marcolin sowie die orientalisch angehauchten Chöre im doomigen "Hel" kann man durchaus auch noch als gelungenes Experiment bezeichnen, damit wären die Nicht-Standards aber auch schon abgehandelt. Der Rest ist gewohnte Kost, die mal mehr, mal weniger stark ausfällt. Der Titeltrack eröffnet das Album mit zackigem Thrash-Riff, im doublebassigen Refrain ist man aber dann sofort auf gewohntem Terrain. Guter Song, der auch ohne das reichlich abgenutzte Stilmittel der Erhöhung um einen Halbton am Schluss ausgekommen wäre. Das gleiche Spiel beendet auch "Shape Shifter", eine treibende Nummer mit wiederum starkem Refrain. Als einer der stärksten Songs ist noch das hymnische, lange "Warriors Of The North" zu nennen, das einen würdigen Schlusspunkt setzt.
Das langamere "Under Siege", das aggressive Schlachtfest "Blood Eagle", das trotz HYPOCRISY-Harmonien eher belanglose "We Shall Destroy" sowie das flott-melodische "Coming Of The Tide" sind dann wirklich reine AMON AMARTH-Standards, die den Fan nicht enttäuschen, aber mit denen man auch niemanden hinter dem Ofen hervorlockt. Abgerundet wird "Deceiver Of The Gods" durch die gewohnt druckvolle und transparente Produktion von Andy Sneap - wenn man seine Arbeit denn mag. Passt jedenfalls wie Arsch auf Eimer.
FAZIT: Da mir "Deceiver Of The Gods" ein bisschen mehr Spaß macht als der Vorgänger gibt es zwangsläufig einen Punkt mehr. Und ich glaube ich habe jetzt auch Bock, mir die Band mal wieder live anzusehen - natürlich in Wacken, wo auch sonst? Ach ja, AMON AMARTH gehen ja demnächst mit CARCASS auf Tour - da wären wir wieder bei den Skurrilitäten...
10 von 15 Punkten
Review von: Chris P. (Profil)
Mit diesem neuen Album hat es die von Zottelbart und Oberposer Johan Hegg gefrontete Schwedentruppe auf nunmehr neun Studioalben gebracht, und wenn man sich ihren Backkatalog so anhört, so hat sie sich den Ruf als "Wacken-Metal-Band" wohl zu Recht verdient, denn für das Massenpublikum unter den Extremmetalaffinen sind die simplen, nachvollziehbaren Songs perfekt zum Haarpropellern geeignet. Einfache Strukturen, einfache Riffs, nicht viel nachdenken, Bier, uga, Duschen ist kein Metal und jetzt schön den Boden mit dem rapunzellangen Kopfbewuchs fegen. Oder eben Matsch damit in die Luft schleudern, wenn's grobkörnig genebelt hat.
Minimale, ganz nette Variationen gab es gerade auf den letzten Alben der Jungs immer wieder mal, und auch auf "Deceiver Of The Gods" finden sich diese wieder - so beginnt das Album mit dem Titeltrack fast schon in lupenreiner Thrash-Manier, und in "Hel" gibt sich der ehemalige CANDLEMASSer Messiah Marcolin die Ehre. Mit dem Rausschmeißer "Warriors Of The North" erlauscht der Hörer sogar einen der wenigen Songs, welcher für Bandhverhältnisse beinahe schon als komplex zu bezeichnen ist.
Doch ansonsten regiert auf "Deceiver Of The Gods" stereotypes Gestampfe, das mal flinker ("Shape Shifter") und mal zäher ("Under Siege"), aber meistens in Midtempo vor sich hinplätschert und dem Zuhörer so gar nichts zu entdecken mit auf den Weg gibt. Da kramt man ein paar maideneske IN FLAMES-Riffs und -Licks heraus, derer jene Band bereits nach "The Jester Race" langsam überdrüssig geworden waren, hervor, hier und dort recycelt man die eisernen Jungfrauen dann auch gleich direkt, und ab und an juckelt man die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie der strunzlangweiligsten UNLEASHED-, JUDAS PRIEST- und RUNNING WILD-Passagen daher, die selbst jene Bands in ihren uninspiriertesten Phasen lieber in der Schublade hätten vergammeln lassen. Ab und an machen sich auch stampfende HYPOCRISY-Gedächtnisparts á la "Roswell '47" und Co. bemerkbar, wobei man zu keiner Zeit - auch bei der billigsten Vorlage - an die Intensität der Originale herankommt. Seien es die Rhythmus- oder die Melodieelemente - das Einerlei sitzt hier am längeren Hebel und eliminiert die kleinsten Ansätze von Diversität mittels Überpräsenz.
Aufgeblasen wird dieses musikalische Semi-Nichts von einem Andy Sneap-Sound, der die typischen "Qualitätsmerkmale" aufweist, für welche er in den letzten Jahren immer wieder Kritik einstecken durfte: Seelenloser, überproduzierter Vollfettstufe-Einheitssound wie auf zig anderen zuletzt von ihm produzierten und/oder gemasterten Alben auch, das typische Klickerklacker-Drumming, das man doch bitte gleich hätte programmieren können, ein praktisch unhörbarer Bass sowie weißdergeierwieviel übereinandergelegte Gesangsspuren, die auf "Deceiver Of The Gods" von Anfang bis Ende bar sämtlicher Natürlichkeit sind. Ist das wirklich derselbe Knöpfchendreher, der TESTAMENTs "The Gathering" und NEVERMOREs "Dead Heart In A Dead World" einen monumentalen Sound verpasst hat, der auch nach weit über zehn Jahren praktisch alles mit seiner Wucht umbläst und trotzdem mit Facettenreichtum glänzt?
FAZIT: AMON AMARTH hatten das Glück, mit ihrem einfachen Midtempo-Death-Metal in den Neunzigern den Nerv vieler Leute getroffen zu haben, und mit der Promotion ihres namhaften Labels im Rücken, welchem sie nun seit ihrem Debütalbum die Treue halten, konnte die Band auch etabliert werden, doch letztendlich dreht sich die Band im kreativen Sinne im Kreis. Die fünf Schweden sind so ein wenig wie die BILD-Zeitung des Extremmetal: Billig und mit einfachsten Mitteln zusammengeschustert, aber verkauft sich gut. Oder wie das RTL 2 der härteren Musik: Kein Anspruch, aber unterhält das schlichte Gemüt. Soll der Verfasser dieser Zeilen weiter machen? Och nö, das würde zu langweilig werden - das überlassen wir dann lieber AMON AMARTH
7 von 15 Punkten
Review von: Lothar Hausfeld (Profil)
In den 90er-Jahren prägte RUNNING-WILD-Chef Rolf Kasparek in den Interviews, die er zu seinen neuesten Alben gab, einen Spruch: "Mit dem neuen Album werden wir wahrscheinlich nicht viele neue Fans dazu gewinnen, mit Sicherheit aber keine Fans verlieren." Genau solche Sprüche könnten AMON AMARTH schon seit einigen Jahren zu ihren neuen Veröffentlichungen abgeben, und auch "Deceiver Of The Gods" macht da keine Ausnahme.
Die Schweden bieten wie gehabt durchweg qualitativ hochwertigen Heavy Metal, der nur noch durch die durchgehenden Growls von Sänger Johann Hegg eine festere Bindung an den Death Metal besitzt. Wäre die Band konsequent, würde sie ihren Sänger auch mal mit cleanen Vocals arbeiten lassen – das wäre den Jungs dann wahrscheinlich aber doch zu experimentell. Viele Songs auf "Deceiver Of The Gods" wären aber geradezu prädestiniert für Klargesang; zahlreiche dem traditionellen Metal entliehene Gitarrenmelodien (IRON MAIDEN! RUNNING WILD! JUDAS PRIEST!) bereiten dafür mehr als einmal den Boden. Letztlich traut man sich nur bei "Hel", Ex-CANDLEMASS-Sänger Messiah Marcolin ein paar Zeilen einsingen zu lassen, und hier und dort ein paar Thrash-Riffs ("Blood Eagle") einzustreuen.
So bleibt also Vieles beim Alten: zwischen Doublebass-Songs und schleppendem Rhythmus wird das gewohnte Tempospektrum abgedeckt, oftmals durch hymnische Refrains mit massiven Widerhaken ausgestattet, so dass man die Songs oft tagelang nicht aus den Ohren bekommt. Oder liegt das daran, dass man eigentlich meint, (fast) alle Lieder schon zu kennen?
FAZIT: Viele neue Fans werden AMON AMARTH mit "Deceiver Of The Gods" nicht gewinnen, mit Sicherheit aber keine Fans verlieren. Wie, das hatten wir schon? Bei AMON AMARTH stört Euch die Wiederholung doch auch nicht. Das Gute: Mich auch nicht – bei den Nordlichtern weiß man eben, was man hat. Und so lange die Qualität so hoch ist wie auf ihrem neunten Album, gibt's an deren repetitiver Musik kaum etwas auszusetzen.
11 von 15 Punkten
Review von: Lukas Heylmann (Profil)
AMON AMARTH, jeder in der Szene kennt sie, manche verehren sie, manche verteufeln sie als "Metal für Wacken-Kiddies”. So oder so kann niemand bestreiten, dass man hier eine Band vor sich hat, die seit Jahren unbeirrbar ihr Ding durchzieht, was definitiv Respekt verdient. Natürlich bleibt man auch auf "Deceiver Of The Gods" seinem Stil treu, dennoch gibt es kleine Neuerungen oder zumindest Schlenker, die das Album interessanter werden lassen als vergangene Werke der Wikinger-Fans aus Schweden.
Los geht’s mit dem Titelsong, der mit einer ziemlichen Thrash-Schlagseite überrascht. Blendet man den Gesang mal aus, könnte der Song bis auf den Refrain absolut auf einem der letzten beiden Kreator-Alben stehen. Und dennoch merkt man spätestens wenn Johan Hegg zu brüllen anfängt, wo man gelandet ist. Der Chorus glänzt mit einer tollen Gitarrenmelodie, die man so schnell nicht mehr loswird. Da hat man ein ordentliches Highlight direkt an den Anfang gesetzt.
Aber überhaupt sind die Melodien auf diesem Album sehr präsent. Sie sind keinesfalls störend und stehen außerdem immer an den richtigen Stellen, allerdings fräsen sich die Harmonien noch stärker in den Gehörgang, wo sie sich lange festsetzen, als bei früheren Alben.
Es gibt natürlich auch einige typische AMON-AMARTH-Nummern, bei denen besonders ‘Blood Eagle‘ (trotz des vollends albernen Intros) und ‘We Shall Destroy‘ positiv herausstechen. Der absolute Höhepunkt (neben dem Titelsong) hört aber auf den unscheinbaren Titel ‘Hel‘. Es handelt sich um eine Midtempo-Nummer mit extrem fiesem, groovigem Riffing, bei der Johan noch tiefer röhrt als sonst. Wirklich interessant wird es ab Bridge und Refrain. Ab hier tritt nämlich Messiah Marcolin (ex-CANDLEMASS) als Gastsänger auf den Plan und veredelt den Song mit einem krassen, aber passenden Kontrast zum eigentlichen Frontmann. Darüber hinaus sei noch der abschließende Longtrack ‘Warriors Of The North‘ genannt, bei dem es den Schweden gelingt über die vollen acht Minuten die Qualität aufrecht zu erhalten.
FAZIT: AMON AMARTH haben mit "Deceiver Of The Gods" ein verdammt starkes Album abgeliefert. Für Fans der Band besteht definitive Kaufpflicht, Freunde von abwechslungsreichem, melodischen Death Metal sollte ebenfalls zugreifen, auch wenn ihnen der Bandname bisher ein Dorn im Auge war.
11 von 15 Punkten
Review von: Lutz Koroleski (Oger) (Profil)
Es war absehbar, dass dieser Tag kommen würde, aber das neunte AMON AMARTH-Album ist das erste, das ich mir nicht zwingend ins Regal stellen muss. Eigentlich erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, denn die Band ist in ihrer stilistischen Ausrichtung schon immer sehr eingeschränkt gewesen, konnte dies aber fast durchgehend mit guten Songs und mitreißenden Melodien ausgleichen. Dass viele die Musik als Bierzelt-Musik und Konsens-Metal abgetan haben, hat mich dabei nie gestört. Doch so langsam nutzt sich die Songwritingformel ab und die Deja-vu-Erlebniss häufen sich.
Dabei startet "Deceiver Of The Gods" – wie üblich - mit einer mächtigen, eingängigen Uptempo-Hymne, selbst wenn das Titelstück diesmal nicht ganz so ohrwurmig ausfällt wie z.B. noch auf dem Vorgänger oder "Twilight Of The Thunder God". Das nachfolgende, treibende "As Loke Falls" überzeugt ebenfalls mit einem starken Refrain, selbst wenn einem die Riffs, Melodien und Spannungsbögen allesamt sehr vertraut vorkommen.
Doch danach geht dem Album bereits die Puste aus. Das liegt nicht nur am im Vergleich zu "Surtur Rising" durchweg gedrosselten Tempo, sondern vor allem an den überwiegend mittelmäßigen Songideen. "Father Of Wolf" klingt wie eine RUNNING WILD-B-Seite aus den 90ern und beim galloppelnden "Shape Shifter" wirkt die dünne Tralala-Melodie hinter dem einfallslosen Refrain mehr als kraftlos. Auch "Under Siege" verharrt im Midtempo und gelangt über denn Status einer netten Hintergrundbeschallung nicht hinaus. Die Variation des Grundthemas hat man so schon zigmal auf früheren Alben gehört, lediglich das epische Solo lässt kurz aufhorchen, das billige Keyboard-Outro mundet hingegen gar nicht. "Blood Eagle" geht nach ekligem Intro-Geräusch wieder etwas flotter zu Werke, spätestens beim 08/15-Chorus weicht die aufkeimende Begeisterung aber wieder der Realität des soliden Mittelmaßes. Bei "We Shall Destroy" agieren die Wikinger wiederum stampfend und tempogedrosselt. Das Hauptriff dürfte im Laufe der Bandgeschichte nun bereits zum dritten oder vierten Mal recycelt worden sein, nach der Hälfte des Stückes spielt man es dann ein paar Halbtöne höher. Tolle Idee. Beim Refrain von "Hel" kommt dann Ex-CANDLEMASS-Fronter Messiah Marcolin zum Einsatz. Trotz der ein wenig eintönigen Strophe lässt das Duett mit Hegg durchaus aufhorchen, eine wirklich gelungene Idee. Zum Ende des Albums folgen mit dem etwas schnelleren "Coming Of The Tide" und dem wirklich guten Longtrack "Warriors Of The North" noch zwei versöhnlich stimmende Vertreter.
Am professionellen, druckvollen und äußerst zweckdienlichen Sound gibt es nichts zu meckern, das Cover variiert dieses Mal zumindest in der Farbgebung.
FAZIT: Dreieinhalb herausragende Songs und viel Standard-Kost machen "Deceiver Of The Gods" zu einem für Nicht-Die-Hard-Fans durchaus verzichtbaren Album, das gegenüber dem knackigen Vorgänger klar abfällt. Auch AMON AMARTH sind mittlerweile scheinbar in der eigenen Endlosschleife angelangt.
8 von 15 Punkten
Review von: Sascha D. (Profil)
Bei der Ankündigung der neuen, mittlerweile neunten Studioveröffentlichung der Schweden war direkt die Hoffnung geweckt, dass sich die Herren mehr ins Zeug legen würden als für den im gesamten eher schwachen Vorgänger "Surtur Rising". Und nach dem ersten Durchlauf glücklicherweise auch bestätigt: es geht nicht gar so eintönig und vorhersehbar vor wie vor zwei Jahren. Der Titeltrack leitet dezent ein, bevor die Riffings schnell und knackig auf den Refrain zustürmen und "Asgard’s always been my home" auch thematisch keinen Zweifel lässt, welche Band gerade aus den Boxen dringt. Mit "Father of the Wolf" dann das erste Highlight, das die größten Stärken in den Strophen ausspielt.
Live wird vermutlich gerade "Shape Shifter" für Begeisterung sorgen, auch wenn der Song weniger zur neuen Hymne werden wird, dafür sind die Läufe zu melancholisch und der Refrain zu wenig greifbar. Tut der Qualität des Liedes allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil, im gesamten sind die Stimmigkeit und das Zusammenspielen der einzelnen Elemente einfach passend. Und dieser Eindruck zieht sich durch die ganze Scheibe. Sicherlich sind es eben neue AMON AMARTH Songs, bei denen kaum jemand verwundert aufhorchen dürfte "Ui, das ist jetzt aber was ganz neues!". Aber wie schon angedeutet nicht langweilig oder eintönig, sondern auf einer gleichbleibenden Qualitätsstufe. Allerdings gibt es dann doch etwas Ungewöhnliches: "Hel" kriecht zu Beginn eher in langsameren Gefilden herum und bedient sich auch aus dem Pool nicht-deathiger Einflüsse. Gegen später steigt dann parallel Messiah Marcolin (ex CANDLEMASS) als Kontrast für Heggs raue, tiefe Growlings ein. Beim ersten Durchlauf noch etwas seltsam, bei den weiteren dann doch für passend befunden.
FAZIT: Keine Enttäuschung, aber auch kein Meilenstein. Wäre der Vorgänger bei mir noch bei ca. 7-9 Punkten gelegen, konnte sich "Deceiver of the Gods" durch die konstante Qualität und gerade die eher thrashigen Riffings in den Strophen deutlich höher spielen. Und das ein oder andere richtig gute Solo wurde auch noch eingespielt.
11 von 15 Punkten
Review von: Oliver Schreyer (Profil)
Auch Album Numero neun ist keine Kehrtwendung vom Wikingertum für die Schweden AMON AMARTH. Bereits nach den ersten Klängen des Openers und Titeltracks wird klar definiert, wie die Marschrichtung definiert und dominiert wird: zu markant ist der typische AMON AMARTH-Groove, die Leads und vor allem der unverkennbare Gesang von Sänger Johan.
Bei aller Selbstkopie und -wiederholung muss man ihnen aber Eins zugutehalten – sie machen ihre Sache niemals halbherzig und auf verdammt hohem Niveau. Klar – der tausendste Aufguss von Edda-Textgut überrascht kein Stück mehr und auch die einzelnen Songs folgen dem sehr vorhersehbaren Muster, das die Band über die letzten Jahre präzisiert hat und ist somit ein Album, das in vielerlei Hinsicht auf Nummer sicher geht. Die ersten acht Tracks sind der perfekte Beweis dafür und liefern der Anhängerschaft genau das Futter, nach dem sie lechzt.
Richtig interessant wird "Deciver Of The Gods" erst ab dem Track "Hel", auf welchem sich der ehemals CANDLEMASS-Fronter Messiah Marcolin die Ehre gibt und sich mit Hegg die Vocals teilt. Nicht nur die eigenwillige Zwiegesang-Mischung "Klassik Doom meets Death Metal Screams" macht ordentlich was her – auch der Track selbst klingt für AMON AMARTH-Verhältnisse fast langsam – um nicht doomig zu sagen – und unterscheidet sich klar vom Rest der Platte. Natürlich finden sich auch hier typische Leads und das stampfende Riffing, die den Song natürlich grob in den bekannten AMON MARTH-Kontext heben, aber insgesamt ist der Song wohl die Überraschung und das Highlight inmitten kompletter Vorhersehbarkeit.
Mit dem letzten Track "Warriors Of The North" schieben AMON AMARTH dann noch einen zweiten Überraschungstrack nach: mit einer Spielzeit von mehr als acht Minuten und im seichten Midtempobereich feiert die Band ihren bereits 20 Jahre lastenden Siegeszug gegen die moderne Welt. Eine Ode an sich selbst und eine Ansage für die Fans – hier ist keine Veränderung zu erwarten – stolz, fast etwas melancholisch und episch.
FAZIT: AMON AMARTH sind Stagnation auf hohem Niveau. Mehr als 20 Jahre Viking Death Metal ohne Kompromisse. Geradliniger als UNLEASHED, ENTOMBED und die ganze Schwedenbrigade zusammen. Der kommerzielle Erfolg mag ihnen Recht geben, aber ein Track wie das experimentelle "Hel" vermag es auch aufzuzeigen, dass mehr Potential in dieser Band steckt, man aber nicht bereit ist, das Risiko einzugehen, alte Fans auf ganzer Linie vor den Kopf zu stoßen. So gibt es nun den neunten Teil der Edda aus Schweden und Protagonist Loki passt ins uralte Weltbild. Bis auf besagten Track gut, aber völlig frei von Überraschungsmomenten. Wem das ausreicht, der wird mit "Deceiver Of The Gods" bestens bedient.
11 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 9,86 von 15 Punkten.
Damit Einstieg auf Platz 28 in den Massen-Review-Charts.