Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Anna Wydra: Lonely Motherfucker (Review)

Artist:

Anna Wydra

Anna Wydra: Lonely Motherfucker
Album:

Lonely Motherfucker

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie-Pop, New Wave-Pop

Label: La Pochette Surprise Records
Spieldauer: 35:06
Erschienen: 21.11.2025
Website: [Link]

Aus musikalischer Sicht ist es doch eigentlich ganz praktisch, dass wir in genau jener pluralistischen, bunt gefärbten, inklusiven Welt leben, die von den Faschisten so sehr gefürchtet wird – denn nur in einer solchen sind Scheiben wie ANNA WYDRAs zweites Album „Lonely Motherfucker“ denkbar.


Was soll man aber auch machen, wenn man die Musik so sehr liebt wie sie und sich für alles interessiert, was sich als Inspirationsquelle anbietet – von Sarah Connor über Heavy Metal bis hin zum Jazz?
ANNA WYDRA hat sich jedenfalls dazu entschlossen, das alles (und noch ein bisschen mehr) in ihre aktuelle Songsammlung einfließen zu lassen und bezeichnet sich demzufolge – mit einigem berechtigtem Stolz – als Indie-Pop-Künstlerin.


Alles begann damit, dass ANNA WYDRA 2021 ihren ersten Longplayer „The Absurdity Of Being“ veröffentlichte, auf dem bereits ihre umfangreichen musikalischen Interessen zu einem eklektischen Soundmix verquickt wurden. Auf dem neuen Album „Lonely Motherfucker“ setzt sie diese Art musikalischer Selbsterforschung fort. Waren es aber auf dem Debütalbum jazzige Harmonien oder konkrete Rock-Elemente, die für Kurzweil sorgten, so kommen die Akzente dieses Mal aus anderen Richtungen.


Nehmen wir zum Beispiel den Titeltrack „Lonely Motherfucker“. In dem Song beschäftigt sich ANNA WYDRA mit dem Thema, dass sie sich während der Produktion des Albums mit einer Vielzahl von Aufgaben und Emotionen alleingelassen gefühlt habe und erst indem sie sich Freunden und Kollegen zuwandte, das Gefühl der Einsamkeit zulassen konnte und so zu ihrer Motivation zurückgefand.
Wie soll man so etwas aber musikalisch zum Ausdruck bringen?
Wydra entschied sich, ihren Freund und Produzenten der ersten Platte – Sebastian Genzink – zu bitten, mit seinem Fachwissen ein Arrangement für den Song auszuarbeiten; und dieser kam dann auf die Idee, ein eskapistisches Country & Western-Setting mit Hazelwood- und Ennio Morricone-Touch zu wählen, das die Musikerin dann performerisch enthusiastisch mit Leben erfüllte – obwohl das Ganze keineswegs als Country-Song konzipiert worden war.


Ihre Fähigkeit, sich mit der Öffnung anderen gegenüber auch selber überraschen zu können, macht sich auch anderweitig bemerkbar. Beispielsweise über ein Klarinetten-Solo, mit dem die Jazzmusikerin SAMANTHA WRIGHT (die Wydra durch eine gemeinsame Beteiligung an dem Projekt KARWENDEL kennengelernt hatte) den Pop-Song „Only I Know“ verzierte.
Der Hamburger Liedermacher MAX FREIGEIST gastiert bei dem Track „Special One“ als Duett-Partner und unterstützte ANNA WYDRA ansonsten als E-Gitarrist. Und mit dem abschließenden (wie Wydra sagt, dezidiert hoffnungsvollen) Schlusspunkt „An Act Of Romance“ verlässt ANNA WYDRA das Pop-Setting des Albums und wendet sich transzendenten, atmosphärischen Klangbildern zu, während sie es sich auf der inhaltlichen Ebene zugesteht, alle Emotionen – sowohl positive wie unangenehme – zuzulassen und damit das Thema des Albums zur Auflösung bringt.


Obwohl das gar nicht geplant war, weil das Werk in einer Vielzahl von Sessions mit Unterstützung unterschiedlicher Produzenten und Musiker entstand, folgt „Lonely Motherfucker“ einem schlüssigen Spannungsbogen. Am Anfang stehen flotte Up-Tempo-Pop-Nummern, in denen ANNA WYDRA ihre Sorgen und Nöte formuliert, und am Ende gibt es eher entspannte, melancholischere Songs, mittels derer sie sich mit den Umständen arrangiert und zu einem versöhnlichen, hoffnungsvollen Resümee findet. Für all das benötigt sie lediglich 35 Minuten – und dennoch stellt sich nicht der Eindruck ein, dass hier etwas zu kurz käme. Ob geplant oder nicht: „Lonely Motherfucker“ funktioniert nicht nur als lose Songsammlung, sondern auch als Album.


FAZIT: Wenn es in der aktuellen Bio von ANNA WYDRA heißt, dass „Lonely Motherfucker“ eine „Ode an die Komplexität“ sei, so hat das nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine musikalische Berechtigung. Denn ANNA WYDRA gibt sich als Musikerin nicht mit Klischees und Standard-Formaten zufrieden – und schon gar nicht mit dem erstbesten Einfall - sondern präsentiert sich als aufgeschlossene, neugierige, experimentierfreudige Künstlerin, die im Eklektizismus eben keinen Irrweg sieht, sondern die Möglichkeit, ihre zahlreichen Ideen möglichst ungebunden verwirklichen zu können. Nicht zu unrecht sieht sie sich daher als moderne Pop-Musikerin.


Ullrich Maurer (Info) (Review 27x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Red Light
  • High 5
  • Lonely Motherfucker
  • My Adderall
  • Only I Know (feat. Samantha Wright)
  • The Idea Of Us
  • Dirty Sex & Trash TV
  • Special One (fear. Max Freigeist)
  • Sick Surrounding
  • All The Time In The World
  • An Act Of Romance

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Laterne, Laterne, Sonne Mond und...

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!