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7'' Day - Oktober 2013
Willkommen zum 7" Day im Oktober, dieses Mal mit einem kleinen Special zum englischen Label Fruit de Mer Records, von denen gleich drei Singles besprochen werden. Außerdem gibt es mit Electro, Death Metal, Melodic Punk und der großartigen Mischung aus Postpunk und Metal von IN SOLITUDE wieder einen stilistischen Rundumschlag.
AESTHETIC PERFECTION "The Dark Half" (31:01)
Digital / Out Of Line
www.aesthetic-perfection.net
Los geht es heute ausnahmsweise mal nicht mit Vinyl, sondern mit einer Digitalsingle. Das amerikanische Electro-Projekt AESTHETIC PERFECTION wird Anfang 2014 sein neues Album auflegen, vorher soll es drei Singles geben. "Antibody" machte den Anfang, mit "The Dark Half" legt man nach. Das Stück kommt in fünf Versionen, vier davon sind Remixe, außerdem gibt es einen weiteren Track namens "Dead Ringer". Das Titelstück im "Single Mix" ist ein latent aggressiver Track in gutem Tanztempo, in dem die Pitcheffekte und der eigenwillige, markante Gesang auffallen. Wer die härteren Stücke von AND ONE mag, wird auch hieran Gefallen finden. Der gute Remix von SUICIDE COMMANDO ist unverkennbar und weist bandtypische Sounds auf, spannender ist der sehr atmosphärisch startende, mit coolen Soundeffekten versehene und immer fetter werdende ∇AIMON Remix. Der von BITES ist zunächst reduzierter, legt aber zu und hat ebenfalls einen aggressiven Unterton, wird mit fast sieben Minuten aber unnötig gezogen, während die BLACKOPZ-Version mit Standard-Electrosounds klar die schwächste ist. "Dead Ringer" ist ein flotter, aber nicht allzu packender AESTHETIC PERFECTION-Track. Fans des Projekts und Freunde eingängiger (Dark) Electrosounds schlagen zu. (Andreas Schulz)
HUMILIATION / OBSCURE INFINITY Split (12:46)
7" / Brutal Art Records
www.humiliation.my / www.obscureinfinity.jimdo.com
Wer in seiner Death Metal-Sammlung noch nichts aus Malaysia stehen hat, kann sich diese Split-Single von HUMILIATION (die kommen nämlich von dort) und den Westerwäldern OBSCURE INFINITY ins Regal stellen. Die Split ist das erste Release des neu gegründeten Labels Brutal Art Records, mit dem Erwerb leistet man also Aufbauarbeit im Underground. Als musikalischer Kaufgrund dient die deutsche Formation aber ein bisschen mehr, als die malaysische. Deren erster Song "By One Code" startet flott mit giftigen Growls, verschleppt das Tempo dann gehörig, um kurz darauf erst wieder loszuklöppeln und das Spiel von vorne beginnen zu lassen. Das seltsam "With Helm With Hate" betitelte ist gedrosselter und mit mehr Groove versehen, beides sind passable, aber keine ungewöhnlichen Songs. "Joyless Flesh", der erste Track von OBSCURE INFINITY blastet feist und mit schön dreckigem Sound los, hat dann eine thrashig-rockende Note und einen flotten, düster-melodischen (Solo-)Part. Cooler Song. Der zweite ist eine Liveversion des amerikanischer klingenden Debütstücks "Mortal Way Of God" mit ordentlichem Klang, zumindest bei den Instrumenten, der Gesang ist ein bisschen weit in den Vordergrund gemischt. Insgesamt ist die Split eine ordentlich Angelegenheit, bei der der "Support the underground"-Gedanke zählt. (Andreas Schulz)
IN SOLITUDE "Lavender" (06:26)
7", digital / Svart Records
www.facebook.com/insolitudeofficial
Dem grandiosen "Sister"-Album (Review) hatten IN SOLITUDE die "Lavender"-Single vorangestellt, die bis vor kurzem noch über den Shop von Svart Records zu haben war. Der Manager der Band verkündete jedoch jüngst, dass die 7" nur noch bei den Nordamerika-Konzerten der Tour mit WATAIN und TRIBULATION zu haben sei. Da die Svart-Homepage gerade in Wartung ist, kann das nicht verifiziert werden. (Nachtrag: es gibt noch Exemplare beim Label, HRR hat auch noch welche) Erhältlich ist aber immerhin noch die Digitalversion. Wer das Album hat, muss sich das Titelstück mit seinem 70er-Flair natürlich nicht mehr kaufen und greift direkt zum B-Seiten-Track "Jesus I Betong". Das Stück ist eine Coverversion der schwedischen Band CORTEX, stammt aus dem Jahr 1981 und zeigt deutlich auf, woher die Einflüsse auf "Sister" stammen, denn CORTEX waren eine Postpunk-Band. Dementsprechend klingt der höchst eingängige, melancholische Song in dieser Version eben wie das "Sister"-Material - total geil also. (Andreas Schulz)
RIVER JUMPERS "Words, Chords And Irony" (12:24)
7" / No Panic! Records
riverjumpers.bandcamp.com
In Box und mehreren Farben veröffentlicht wird diese Melo-Punk-Geschichte aus dem britischen Brighton. "Words, Chords And Irony" ist die Debüt-EP von RIVER JUMPERS, deren Frontmann Nicholas Davis noch vor der total konservativen Interpretation des Stils für durchaus nicht unangenehme Erinnerungen an die Musik von PROPAGANDHI und Konsorten weckt. Poppig sind die vier enthalten Songs zu keiner Zeit, eingängig aber dennoch, wobei das mit den Gitarren verzahnte Bassspiel (Titelstück) ebenso gefällt wie die schneidige Hardcore-Kante inklusive Gang-Shouts ("Boiling Point"). Flankiert wird dieses Doppel vom Hit "Build Again" als passendem Einstieg und dem facettenreichen (Akustikgitarre, Leads und Stimmungswechsel vom Melancholischen zum verhalten Aufmüpfigen) Finale "Heartstrong". Zieht man die klaglose Darbietung und das herzliche Moment von RIVER JUMPERS mit hinzu, macht man auch der Aufmachung wegen wenig Falsch beim Kauf dieses Song-Kleeblatts. (Andreas Schiffmann)
Various Artists "Shrunken Head Music" (25:47)
Doppel-7'' / Fruits de Mer
www.fruitsdemerrecords.com
Der Titel dieser Doppel-Single mit vier Coverversionen von vier verschiedenen Bands bezieht sich auf Fruit de Mers Sampler-Format, welches den Startschuss des Labels markierte und hiermit auf kürzerer Strecke wiederaufbereitet wird. Vertreten sind etablierte Namen aus dem eigenen Kader sowie einmal mehr die RAIG-Aktivisten VESPERO, die sich FAUSTs "J'ai Mal Aux Dents" widmen - auf einer überraschenden Note sowohl mit Gesang als auch bewusst holprigem Rhythmus im Geiste des Krautrock. Während die Russen die A-Seite der zweiten Single bestellen, reicht Tony Swettenham alias FROBISHER NECK jene der ersten ein, BRAINTICKETs "To Another Universe". Es handelt sich dabei praktisch um ein längeres Intro, ausschließlich dargeboten mit dem Mellotron und eher so-lala im Vergleich zur spannenden Rückseite "Rubycon Part 1", das schon im Original zu den besseren Tracks von TANGERINE DREAM gehörte. BLACK TEMPEST - eigentlich nur der Engländer Stephen Bradbury - beherrscht seine analogen Synths trefflich und erinnert daran, wie abenteurlich und zwingend elektronischer Ambient oder kosmische Musik, wie man es zuweilen auch nennt, einmal gewesen ist. Bleibt noch der Abschluss "The Glorious Om Riff" von GONG in den Händen von Jay Tausig, der sich als Einzelkämpfer stärker an der Version von Steve Hillage solo orientiert als an jener der Band. Im Ergebnis - für ihn wie die Singles insgesamt - bleibt der Eindruck einer unbedingt interessanten Angelegenheit, die Freunde des Abseitigen versuchen sollten; sie öffnen vielleicht Türen in ein neues Stil-Universum für sich selbst und wären nicht die ersten, die durch nachgespielte Lieder auf den Geschmack der Urheber kommen. (Andreas Schiffmann)
VESPERO "Careful With That Axe, Eugene" (14:45)
7" / Fruits de Mer
www.facebook.com/Vesperomusic
Angesichts des Titels ist klar, was uns Russland hier mit Liebe zukommen lässt: VESPERO covern PINK FLOYDs legendäre B-Seite von "Point Me At The Sky" (später auch unter anderem Namen auf dem spleenigen Soundtrack zu "Zabriskie Point") und richten sich abermals an Psych-Fanatiker, die das Siebenzoll-Label Fruits de Mer unbedingt kennen sollten. Die Briten bieten das farbige Vinyl mit einem doppelseitigen Poster in limitierter Auflage an, während die Space-Helden für die Rückseite auf "One Of These Days" zurückgreifen, den Opener von FLOYDs "Meddle" aus dem Jahr 1971. Beides ist nüchtern betrachtet natürlich höchst überflüssig, aber die Aufmachung besticht, dahinter steckt große Leidenschaft, und die Umsetzung erfolgte klaglos (der Urschrei des Originals fehlt allerdings), was sich bei exzellenten Handwerkern wie Überzeugungstätern vom Schlage VESPEROs ja von selbst versteht. Grab it while it's hot! (Andreas Schiffmann)
VIBRAVOID "Colour Your Mind" (13:02)
7" / Fruits de Mer
www.stonedkarma.com/vibravoid
Beim Liebhaber-Label Fruits de Mer in England erscheint diese farbige Single im Klappcover in limitierter Auflage, eine Spezialbedienung für Kenner der Psych-Szene mit drei Cover-Versionen. "Colour Your Mind" fungiert als A-Seite und stammt von TYRNAROUND, einer während der Achtziger aktiven Gruppe aus Melbourne, die ihre Karriere nach einem Album und mehreren Tapes beziehungsweise EPs aufgrund des Todes ihres Sängers beendete. VIBRAVOID adaptieren die Hommage an die frühen PINK FLOYD trefflich, zumal sie dabei ohnehin in ihrem angestammten Metier arbeiten. "La Poupée Qui Fait Non" dürfte das bekannteste Stück auf dieser Scheibe sein. Im Original stammt es vom Chansonnier Michel Polnareff und wurde angeblich mit Zeppelin-Kapitän Jimmy Page eingespielt. Die Deutschen spielen es ebenso souverän wie glanzlos nach wie HUMAN EXPRESSIONs "Optical Sound", dessen kompositorisches Material allerdings mehr hergibt als der schnöde Sixties-Pop des Franzosen. Die Truppe aus dem Herzen der Bewegung - San Francisco - fungierte einst als Vorkasper für Jim Morrison und Co., brachte es aber nur auf insgesamt drei Singles, wobei dieser Song mit seinem Jingle-Jangle vermutlich den Höhepunkt ihrer Laufbahn markierte. VIBRAVOID adaptieren das Ding gruselig authentisch, wie man zum Vergleich auf Youtube feststellen kann ... nachdem man diese Platte verhaftet hat natürlich. (Andreas Schiffmann)