Entsprechend ihrem Titel knüpft die EP „Mehrschöpfung“ an das letzte VLIMMER-Album „Zerschöpfung“ an. Auch musikalisch erfindet sich Alexander Leonard Donat nicht neu, vielmehr kalibriert er nur einige Ansätze in seinem Sound neu.
Daher klingt diese EP größtenteils vertraut.
Mit einem Stück wie dem EBM-Prototyp „Luftmangel“ werden aber einzelne Bausteine des VLIMMER-Sounds so pur wie selten zuvor herausgearbeitet.

Allerdings bleibt die lyrische Psychoanalyse bestehen wodurch Stücke wie „Stirnseite“ auch sehr zerrissen scheinen. Leichtfüßige Synthesizer-Teppiche treffen auf kratzende Elektronik und selbstvergessenen Gesang, dem immer eine Art verzweifelter Charakter innewohnt.

Letztendlich führt „Mehrschöpfung“ die Atmosphäre seines Vorgängers passend weiter, klingt aber weniger depressiv und richtet den Blick auch mal nach außen, anstatt eine reine Selbstanalyse zu sein. Die Identitätskrise und der Fatalismus sind zwar immer noch unüberhörbar, aber die Haltung dazu hat sich verändert. Aus Destruktivität ist Akzeptanz geworden, wodurch die Musik letztlich deutlich mehr positive Kraft ausstrahlt, als es anfangs den Anschein erweckt.

FAZIT: VLIMMERs musikalische Welt ist auch auf „Mehrschöpfung“ wenig farbenfroh, geschweige denn fröhlich gestimmt. Aber die Haltung zu den aufgeworfenen Themen hat sich verändert. Die anfangs ablehnende Haltung ist einer gewissen Akzeptanz gewichen, wodurch diese EP letztendlich eine ungeahnte Aufbruchsstimmung ausstrahlt, welche VLIMMER gut zu Gesicht steht.