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L’appel Du Vide: Metro (Review)
Artist: | L’appel Du Vide |
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Album: | Metro |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Post- und Gloom-Punk |
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Label: | It’s Eleven Records/Sabotage Records | |
Spieldauer: | 33:30 | |
Erschienen: | 29.03.2024 | |
Website: | [Link] |
L’APPEL DU VIDEs Debütalbum „Metro“ ist nicht etwa die Vertonung einer endlosen U-Bahnfahrt durch die Tunnel des nächtlichen Paris, sondern eher eine musikalische Suche nach Sinnhaftigkeit. Die urmenschliche Fragestellung nach dem Sinn im Leben, die immer wieder von dem Hunger nach Erkenntnis genährt wird, aber in vielen Fällen kaum mehr als „Fragezeichen“ im Kopf der Menschen hinterlässt. Dass ausgerechnet dieser Albumcloser den Weg vom erdrückend pessimistischen Dunkel-Punk weg, hin zu einem ver(alp)träumten Piano findet, ist in gewisser Weise bezeichnend für die emotionalen Qualitäten dieser Scheibe.
Denn Stücke wie „Verbrennen“ zerren mit schiefen und blechernen Klängen sowie mit sonor-monotonem Gesang an den Nerven des Hörers, während die Texte pessimistische Bilder einer kaputten Gesellschaft, voller kaputter Wesen zeichnen. Gerade die in diesem Stück versinnbildlichte Sonne steht in ihrer Zweideutigkeit auch exemplarisch für die Musik von L’APPEL DU VIDE. Denn obwohl sich Titel wie „Verschwiegen“ oder „Ausgeliefert“ wie emotionale Talfahrten lesen, liegt in sämtlichen Texten dieses Albums immer auch die Erkenntnis verborgen, dass alles Handeln und damit jede Veränderung immer in einem selbst beginnt.
Diese Erkenntnis der Selbstbestimmung wird in prägnante Düster-Punk-Schleifer verpackt, die von einer drängenden, gerne auch nervös-aufgekratzten Energie durchflutet werden.
Dadurch bringt jedes Stück unverkennbare Ohrwurmqualitäten mit, zugleich wirkt jeder Track aber auch auf seine eigene Art unangenehm bohrend.
Die Emotionen und Bilder, die den Texten zugrunde liegen, wirken wie kleine Nadelstiche, die das Gefühlskleid des Hörers nach und nach perforieren. Eindrückliches Beispiel: Das Finale „Fragezeichen“, das wie im Marschrhythmus auf das Trommelfell eindrischt und gleichzeitig von einer „Decke aus Blei, die dich im Schlaf erstickt“ erzählt.
Führt Stoizismus zu Lebensmüdigkeit?
Gemessen an dem Text, ist diese Theorie kaum weit hergeholt. Gleichzeitig wirkt „Metro“ aber wie eine Konfrontationstherapie, um aus ebensolchen destruktiven Tendenzen zu entkommen. Damit ist dieses Album nicht nur ein musikalisches Fest für Düster-Punks, sondern wirkt wie ein trotziger Appell an die Menschlichkeit, was seinen künstlerischen Wert nur noch steigert.
FAZIT: Wie auch auf ihrer EP wissen L’APPEL DU VIDE auf „Metro“ ihre Texte wirkungsvoll und bildgewaltig zu inszenieren. An ihrem Sound haben die Chemnitzer kaum etwas verändert, haben ihn höchstens ausgefeilt und klangliches Feintuning betrieben. Die Folge ist, dass dieses Album-Debüt gleichsam eindringlich wie eigensinnig klingt und die Finger nach wie vor in so manche Wunde der menschlichen Zivilisation der Moderne legt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Nacht
- Verschwiegen
- Offenbarungseid
- Woanders
- Verbrennen
- Fleisch
- Warteschleife
- Ausgeliefert
- Fragezeichen
- Bass - Henry Arthur Hamann
- Gesang - Rene Thierfelder, Henry Arthur Hamann, Mara
- Gitarre - Flatty Lugosi
- Keys - Henry Arthur Hamann, Flatty Lugosi
- Schlagzeug - André Freitag
- Abwärtsspirale (2022) - 13/15 Punkten
- Metro (2024) - 13/15 Punkten
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