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Halo: In The Company Of No One (Review)
Artist: | Halo |
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Album: | In The Company Of No One |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Indie-Pop, New Wave, Elektronica, Krautrock |
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Label: | Edition Dur/Fun in the church | |
Spieldauer: | 38:41 | |
Erschienen: | 28.06.2024 | |
Website: | [Link] |
Die Geschichte des Projektes HALO reicht schon etwas länger zurück. Als sich die damaligen Labelkolleginnen MASHA QRELLA und JULIA KLIEMANN 2010 bei einer Live-Show zusammentaten – der Legende nach, weil Qrellas Drummer sich geweigert hatte, aufzutreten – beschlossen beide in der Folge, diese Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Projekt zu krönen, das damals noch den Namen BANDARANAIK trug (der Name des Flughafens auf Sri Lanka, auf dem sich beide erstmals begegneten). Damals war Kliemann noch zusammen mit ihrem Partner CHRIS FLOR in das inzwischen aufgelöste, frühe Folktronica-Projekt KOMËIT eingebunden, während Qrella ihre Postrock-Projekte MINA, NMFARMER und CONTRIVA bereits hinter sich gelassen hatte, um ihre Solo-Laufbahn als Songwriterin einzuschlagen und zunehmend mit Theaterproduktionen zu beschäftigen.
Bereits kurz danach begannen MASHA QRELLA und JULIA KLIEMANN an gemeinsamen Songs zu arbeiten – mit dem Endziel, diese dann auch zu veröffentlichen. Aus irgendwelchen Gründen (welche die Künstlerinnen heute selbst nicht mehr nachvollziehen können) geriet dieses Projekt dann aber auf den Backburner. Das Material wurde nicht fertiggestellt und schlummerte vor sich hin. Erst 2022 machten sich die beiden Musikerinnen daran, die Songs und Ideen aufzugreifen und letztendlich fertigzustellen. Vermutlich aber, weil inzwischen soviel Zeit ins Land gegangen war, entschlossen sie sich, dem Kind einen neuen Namen zu geben und damit war dann das Projekt HALO geboren. Der ursprüngliche Name BANDARANAIK ist heute nur nur noch in Form eines Songtitels präsent, in dem HALO – mit knappen Worten – von ihrem Treffen in dem besagten Flughafen erzählen, obwohl „Erzählen“ nicht das richtige Wort ist, denn – wenn überhaupt – werfen HALO nur einzelne Stichwörter und/oder Phrasen in die lyrische Waagschale. Das Erzählerische gehört jedenfalls nicht zum Kerngeschäft des Duos.
So gibt es beispielsweise von der ersten Single „Cups & Laps“ ein animiertes Video, das augenscheinlich ein Anti-Kriegs-Statement darstellt, während es in den Lyrics allerdings nur darum geht, Flüssigkeiten in eine Tasse zu gießen und auf den Schoß tropfen zu lassen.
Der Text des Folgetracks „Codeine“ besteht aus der singulären Textzeile „I'm waiting to hear an explanation“, ohne dass darauf eingegangen wird, wer was warum erklären sollte.
Der Song „Fire & Ice“ ist schließlich eine Art vertonter Wetterbericht. Auch wenn einmal mehr gesagt wird – wie etwa im Titeltrack – muss sich der Hörer schon zusammenreimen, was und ob überhaupt etwas zum Ausdruck gebracht werden soll (in dem Fall vielleicht das Thema „Prokrastination“). Klassische Geschichtenerzählerin sind HALO also tatsächlich nicht.
Was HALO textlich nicht zum Ausdruck bringen (möchten), wird auf der musikalischen Seite indes umso verspielter ausgelebt, denn dieses Projekt ist eine nahezu ideale Synthese aus MASHA QRELLAs Songwriter-, Postrock- und Kraut-Roots und JULIA KLIEMANNs Erfahrungen auf dem Elektronik-Sektor, welche die beiden Freundinnen dann in lockerer Jam-Atmosphäre und über lange Instrumental-Passagen mit Leben erfüllen. Der Homespun-Charakter der ursprünglichen Aufnahmen, die wohl am heimischen Rechner entstanden, ist dank der produktionstechnischen Möglichkeiten heutzutage nicht mehr herauszuhören, da Qrella als Multiinstrumentalistin das Klangbild mit organischen Bestandteilen wie Bass, Gitarre und E-Piano anreichert, während es Kliemanns Aufgabe zu sein scheint, mit ihrer Elektronika für die Grundlage und Atmosphäre zu sorgen. Auch ein Mix aus programmierten und Live-Drums wurde eingewoben, sodass am Ende sogar ein echter Band-Sound dabei heraussprang.
Das I-Tüpfelchen des Albums ist der gemeinsame Gesang, der den Tracks Song-Charakter verleiht, selbst wenn das Augenmerk hauptsächlich auf den musikalischen Interaktionen der beiden Musikerinnen liegt, weil sich die beiden unter dem Namen HALO auf halbem Wege entgehen kommen und sich MASHA QRELLA weniger, JULIA KLIEMANN hingegen mehr Song-Struktur gönnen als gewohnt.
Der daraus resultierende, atypische Aufbau der Tracks lässt aufhorchen, denn die bestehen meist aus einem Song-orientierten Rahmen und längeren Instrumental-Passagen, in denen sich die beiden Künstlerinnen mit improvisatorischer Verspieltheit umgarnen, wobei das Ganze dann rhythmisch mit mehr oder minder unerbittlicher Kraut-Motorik und pulsierenden New Wave-Grooves unterlegt ist. Im Idealfall kommen coole Alt-Pop-Tracks wie „All The Years“ oder „Sunshine & Roses“ dabei heraus oder aber herausfordernde, eher meditative angelegte Psych-Drones wie „Codeine“, „Fire & Ice“ oder der Titeltrack.
FAZIT: Ohne sich grundsätzlich von den eigenen musikalischen Präferenzen auf „In The Company Of No One“ loslösen zu müssen, gelingt MASHA QRELLA und JULIA KLIEMANN mit der Kombination ihrer musikalischen Präferenzen in der gemeinsamen Zusammenarbeit etwas Authentisches und Neues. Genau das macht HALO als eigenständiges Projekt überzeugend aus.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- All The Years
- Cups & Laps
- Codeine
- Sunshine & Roses
- More Years
- Company Of No One
- Close Up
- Fire & Ice
- Bandaranaik
- Bass - Masha Qrella
- Gesang - Masha Qrella, Julia Kliemann
- Gitarre - Masha Qrella
- Keys - Julia Kliemann
- In The Company Of No One (2024) - 12/15 Punkten
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