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Constantin Krahmer Trio: Care (Review)
Artist: | Constantin Krahmer Trio |
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Album: | Care |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Modern Jazz |
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Label: | Yew Records | |
Spieldauer: | 52:18 | |
Erschienen: | 23.02.2024 | |
Website: | [Link] |
„Der zentrale Punkt beim Musikmachen und -schreiben ist für mich, dass ich versuche, den Stücken, trotz manchmal komplexer Harmonien, einen emotionalen Zusammenhang zu verleihen, der alle Hörer einlädt, sich darauf einzulassen.“ (Constantin Krahmer)
Es ist mit Vorsicht zu genießen, diese „Care“-Album des CONSTANTIN KRAHMER TRIOs – jedenfalls für alle, die mit Jazz nichts am Hut haben und schon gar nicht ihre Ohren damit belästigen wollen. Ja, der Jazz ist ähnlich wie die Klassik eben nichts für den wirklichen Mainstreamliebhaber, der sich durch seine morgendlichen Radio-Programme beim Autofahren auf der Suche nach ein paar flotten Hitnummern zappt. Und das ist durchaus gerechtfertigt und nicht etwa beklagenswert. Für solche Musik wie „Care“ benötigt es den genau richtigen Zeitpunkt. Am besten abends bei einem Glas 'Was auch immer' (Es muss wirklich nicht immer Alkohol mit im Spiel sein!), wenn man wieder runterkommen will nach all der Hektik und dem Perfektionierungswahn, dem man sich durchaus auch selber unterwirft oder unterwerfen muss. Jetzt – und genau jetzt – beginnt „Care“ vom CONSTANTIN KRAHMER TRIO mit seinen (oft) ruhigen Piano-Klängen, die von Kontrabass und vorrangig mit den Besen gespieltem Schlagzeug begleitet werden, zu wirken.
Oder um bei dem Bild von „Cirrus“ des Albums zu bleiben: Es sind nicht die Gewitterwolken, die sich bei dem CONSTANTIN KRAHMER TRIO und ihrem „Care“-Album auftürmen, sondern die zarten Zirrus-Wolken, die sich als leuchtend weiße Federwolken hoch am Himmel erheben und auf denen man seine Gedanken davonschweben lassen kann – sodass Krahmer dazu bemerkt: „Für mich haben diese Wolken eine sehr starke Klarheit mit ihren langen, weißen Bandformen, besonders vor einem intensiv blauen Himmel. Es beruhigt mich, auch wenn ich mir dieses Bild nur vorstelle.“
Besonders schön Momente werden aber auch dann erreicht, wenn Krahmer (sehr selten) auf elektronische Klangerzeuger zurückgreift und dabei ein Stück wie „Recalling“ zu etwas ganz Besonderem werden lässt. Ein Stück dass vom Jahresende handelt, das für viele Menschen bekanntlich die Zeit ist, um zur Ruhe zu kommen und über das vergangene Jahr nachzudenken. Von genau dieser Gemütsverfassung handelt „Recalling“.
Auch stimmt nicht nur die Musik, sondern wie ansonsten viel zu selten bei Jazz-Neuveröffentlichungen, diesmal auch die Verpackung im dreiflügeligen Digipak mit der CD im Mittelpunkt sowie eine 12-seitigen Booklet voller Hintergründe zum Trio, dem Album und speziell dem 1986 in Rostock geborenen Pianisten. Eine wirklich gelungene Gesamtausgabe mit Niveau.
So erfahren wir auch mit den Worten von Constantin Krahmer: „'Care' wurde am 14./15. Juni 2021 gegen Ende des zweiten Covid Lockdowns in Deutschland aufgenommen und ich habe die gesamte Musik in den Monaten davor geschrieben. Dank eines Stipendiums konnte ich den New Yorker Bassisten Thomas Morgan für einige Konzerte und die Albumaufnahme einladen, sowie Leif Berger, aufstrebender Schlagzeuger aus Köln, und hatte beide beim Schreiben der Musik im Hinterkopf.“
Und diese End-Covid-Stimmung aus trauriger Melancholie sowie optimistischer Hoffnung hört man bestens aus „Care“ heraus. Denn es ist schlicht und ergreifend moderne Jazz-Musik, die dich wieder runterholt.
Krahmer versucht hierbei sich einerseits die Freiheit der Improvisation zu erhalten und andererseits dabei auf Kompositionen zu setzen, deren Grundlage Wärme und Ruhe ausstrahlen, wobei er in seiner Musik die klassischen Momente mit den zeitgenössischen geschickt vereint, viele angenehme Harmonien dabei mit einfließen lässt und besonders schöne leise Nuancen hervorhebt.
FAZIT: „Ein paar Mal schon haben mir Leute aus dem Publikum gesagt, dass sie die Augen zugemacht und sich zu meiner Musik haben treiben lassen – genauso möchte ich die Musik im Idealfall haben. Die Hörer sollen eintauchen und sich mitnehmen oder treiben lassen.“ Genau nach diesem Grundsatz funktioniert diese ruhige Modern-Jazz-Variante auf „Care“ des CONSTANTIN KRAHMER TRIOs (Piano, Kontrabass, Schlagzeug), der auf angenehme Weise moderne Jazz-Musik komponiert und mit seinem Trio aus Tasteninstrumenten, Bass und Schlagzeug verwirklicht, die einen nach einem harten Tag wieder runterholt und in die wärmenden Arme nimmt, welche einem die Ohren mit sanften, beruhigenden Jazz-Klängen umschmeichelt. Wer die 'Bosch'-Serie und die leidenschaftliche Hauptperson, die zugleich ein großer Jazz-Liebhaber ist, kennt, die jedesmal, wenn gerade die Not am größten ist, eine beruhigende Jazz-Platte auflegt, der darf nur zu gerne auch zu „Care“ greifen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Napoli
- Consideration
- Herbert
- Cirrus
- Recalling
- Rapid
- Flamingos
- Sun
- Nocturne
- Horn-Rims
- Encore
- Bass - Thomas Morgan
- Keys - Constantin Krahmer
- Schlagzeug - Leif Berger
- Care (2024) - 12/15 Punkten
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