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Amanda Bergman: Your Hand Forever Checking On My Fever (Review)
Artist: | Amanda Bergman |
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Album: | Your Hand Forever Checking On My Fever |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Indie, Folk, Pop |
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Label: | Cow Cow Records | |
Spieldauer: | 40:30 | |
Erschienen: | 07.06.2024 | |
Website: | [Link] |
Wer hat heutzutage schon gerne Fieber?
Seltsam der, welcher zur Antwort gibt: „Ich!“
Eine von denjenigen ist eindeutig AMANDA BERGMAN, denn sie hat im Rahmen ihrer liebevollen wie symbolträchtigen LP „Your Hand Forever Checking On My Fever“ eben auch jemanden neben sich, dessen Hand dieses Fieber ständig kontrolliert – und so wohl (für lange Zeit) größere Heilung brachte als jede Form von Medikamenten. Schön, wenn aus solchen Erinnerungen gleich ein ganzes Album entsteht und den Beweis dafür erbringt, dass die größte Heilkraft noch immer in liebevollen Menschen und der Musik liegt – in solcher wie „Your Hand Forever Checking On My Fever“ („Deine Hand kontrolliert ständig mein Fieber“) von AMANDA BERGMAN.
Bergman ist eine schwedische Singer/Songwriterin, die einen sofort mit ihrer charismatischen Stimme, die sich in dem bewegenden Umfeld dreier ihrer Landsmänninnen (Ja, nun haben alle Genderer und Genderinnen den weiblich-landsmännischen Salat...) – ANNA TERNHEIM oder die weltberühmte im Jahr 2019 verstorbene ROXETTE-Sängerin MARIE FREDRIKSSON und natürlich LYKKE LI, auf deren Album „I Never Learn“ sie mitsang – bewegt, sofort gefangen nimmt und noch dazu neben dem bewegenden Klang ebenso bewegende wie persönliche Texte darüber singt, dass die Welt in Bewegung ist, während wir uns oftmals nicht in die gleiche Richtung bewegen oder all die Befindlichkeiten von tief empfundener Liebe bis hin zum ebenso tief bedrückenden Trennungsschmerz oder endgültigen Verlusten (wie denen ihres Vaters).
Es lohnt sich also, die Texte, die allesamt auf der LP-Innenhülle abgedruckt sind, beim ersten Hördurchgang der LP mitzulesen.
Viel Melancholie klingt hierbei genauso mit wie das Gefühl von manchmal nachdenklicher Resignation, wobei doch immer wieder der eine oder andere Hoffnungsschimmer auftaucht, wenn man nur die (oft finsteren) Zeichen aus der Vergangenheit wie in „Sign Of A Past Life“ richtig deutet.
Mit dieser Stimme, die einen mitunter an eine TANITA TIKARAM erinnert, wird sogar all die durchklingende Trauer zum Genuss.
Aus musikalischer Sicht lässt sich die schwedische Musikerin erst gar nicht auf Durchschaubares oder sich unnötig Wiederholendes ein und kombiniert neben typischen Folk-, Indie-, Pop- und Balladen-Elementen auch Orchestrales und Retro-Musikalisches sowie Elektronisches, wobei immer wieder auch Synthesizer oder Orgel zum Einsatz kommen, genauso wie einige Blasinstrumente.
Eine großartige Mischung, die ihren Texten und Stimme einerseits die passende Grundierung und im rein instrumentalen Bereich eine abwechslungsreiche, sich oft in den Vordergrund schiebende Dominanz verleiht.
Hierbei wirkt die Musik genauso natürlich wie das Leben, welches AMANDA BERGMAN seit ihrer Kindheit prägte, als sie recht abgeschieden auf einem ländlichen Bauernhof in Schweden aufwuchs, das bereits maßgeblichen Einfluss auf ihr 2016er-Debüt-Album „Docks“ hinterließ und ihr die Schönheiten von Natur und Ruhe näher brachte als die alltägliche Großstadt-Hektik der Lebemenschen, die ihre Ruhe höchstens noch bei einem Ausflug in die Natur finden. Genau die sollten das Album auflegen, die Kopfhörer aufsetzen und sich ganz der Stimmung hinter „Your Hand Forever Checking On My Fever“ hingeben. So spart man sich zumindest für den Moment seinen Naturausflug und legt stattdessen auf einer wunderschönen Musik-Insel oder im Dorfe der Musikerin an.
Geboren wurde AMANDA BERGMAN in Gagnef, einem kleinen und malerischen Dorf im Kreis Dalarna, umgeben von Pferden, Wäldern und einer starken Präsenz traditioneller Volksmusik. Einflüsse, die sie und ihre Musik maßgeblich bis heute prägen.
Noch dazu entdeckte sogar eine Automarke die Musikerin für sich und es entstand tatsächlich einer der schönsten Auto-Werbespots mit ihr, der 2015 als „Vintersaga“ (Wintermärchen) mehr ein großartiges Musik-Video als eine Autowerbung wurde.
Das kurz darauf folgende Bergman-Solo-Debüt-Album, die bis dahin Sängerin der Grammy-prämierten Band AMASON war, wirkte damals besonders intensiv auf Musikerkollegen, die ihr musikalisch wie atmosphärisch und textlich nahe stehen, während „Docks“ in unseren Breiten leider kaum die Aufmerksamkeit erhielt, die es verdient hätte.
So gaben sich beispielsweise BON IVER und FIRST AID KIDS oder THE WAR OF DRUGS als begeisterte Hörer dieses Albums zu erkennen. Ihnen wird garantiert auch mit „Your Hand Forever Checking On My Fever“ der Nachfolger, für den sich Bergman acht Jahre Zeit ließ, bestens gefallen.
Allerdings hatte die Schwedin gute Gründe für die extrem lange Zeitspanne zwischen beiden Alben, denn in ihrem persönlichen Bereich hatte sie viele Höhen wie Tiefen zu verarbeiten, die – vorausgesetzt man kennt sie – offensichtlich auch Einfluss auf ihr sehr emotionales Album hinterließen. Einerseits quälte sich die sensible Musikerin mit psychischen Problemen, brachte in der Zeit zugleich zwei Kinder zur Welt, entschied sich mit ihrem Partner und Mitmusiker, dem Multiinstrumentalisten und ebenfalls AMASON-Mitglied Petter Winnberg (Keyboards, Bass, Blasinstrumente), zu einem dauerhaften Leben auf dem eigenen Bauernhof und musste zudem den Tod ihres Vaters verkraften – zu dem sie ein sehr inniges Verhältnis hatte, das sich wahrscheinlich auch in der Wahl des Albumtitels widerspiegelt.
All die Verletzlichkeit wie die Stärke, die Melancholie wie die Euphorie erklingt in den insgesamt 9 Songs des Albums, die breit instrumentiert genauso emotional wirken wie im kleinen akustischen Rahmen, denn sie leben speziell von der Bergman-Stimme und Kompositionen wie Texten sowie einem sehr guten Sound samt Produktion, die „Your Hand Forever Checking On My Fever“ durchgängig ausmachen.
Am Ende möchte man, neben seinen Ohren, AMANDA BERGMAN nicht nur die Hände reichen, sondern diese auch gemeinsam mit ihr tief in das Wasser stecken, dass sie am Ende ihrer LP mit „My Hands In The Water“ besingt.
Ein letzter trauriger Song, mit dem sie sich von ihrem Vater zu verabschieden scheint.
FAZIT: Ganze acht Jahre ließ sich die Singer/Songwriterin AMANDA BERGMAN für ihr zweites, ungemein persönliches Album „Your Hand Forever Checking On My Fever“ Zeit, das sie zugleich als eine Art Hommage an ihren während dieser Zeit verstorbenen Vater versteht. Die schwedische Musikerin besticht hierbei nicht nur mit ihrer wundervollen Stimme und den emotionalen Texten, sondern auch einer atmosphärisch ruhigen und ungemein natürlichen Musik, die sich zwischen Trauer und Hoffnung ihren balladesken und zugleich abwechslungsreichen Weg bahnt, der sich referenzmäßig über eine lange musikalische Zeitspanne – beginnend in den Siebzigern, hinein in die 80er einer TANITA TIKARAM bis hin in die Gegenwart – erstreckt. Ein wahrer Fiebertraum der ganz besonderen Art!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:22):
- Wild Geese, Wild Love (5:23)
- I Love Him Til I Love Him Right (4:01)
- Day 2000 Awake (5:21)
- Poor Symmetry (2:01)
- My Hands In The Water (4:36)
- Seite B (19:08):
- Offset Island (4:39)
- The World Is Tired Of You (3:46)
- Sign Of A Past Life (5:42)
- Thought I Didn't Wake You Up (5:01)
- Bass - Petter Winnberg, David Lindvall
- Gesang - Amanda Bergman
- Gitarre - Petter Granberg
- Keys - Mikael Sundin, Petter Winnberg, Gustav Ejstes
- Schlagzeug - Christoffer Cantillo, Nils Törnqvist
- Sonstige - Karl Hovmark (Percussion), Petter Winnberg (Hörner, Bass-Klarinette, Saxophone)
- Your Hand Forever Checking On My Fever (2024) - 13/15 Punkten
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