Nach drei Alben in ebenso vielen Jahren folgten vier Jahre Sendepause, jetzt veröffentlichen TOMB MOLD ihre vierte LP, und manches ist anno 2023 anders als in den frühen Tagen des Trios.

Die Band hat gleich mehrere mutige Schritte genommen, ist aber immer noch als sie selbst erkennbar. Als einer der verkaufsstärksten Acts des Labels 20 Buck Spin lehnt sie sich nie zu weit aus dem Fenster, doch wenn man im Death-Metal-Bereich kaum Vergleiche anstellen kann, ist das für die Betreffenden eine echte Auszeichnung. Gerade Mastermind Derrick Vella hat ohnehin viele Gesichter, wie er insbesondere mit dem experimentellen Doom-Projekt Dream Unending bewiesen hat.

Die drei Tracks umfassende Kassette "Aperture of Body" welche die Gruppe im vergangenen Jahr in Eigenregie veröffentlichte, deutete mit mindestens einem Track (dem abschließenden Prog Death 'Prestige of Rebirth', der das Flair des ersten Cynic-Demos verbreitete) an, woher der Hase künftig laufen könnte - und "The Enduring Spirit" macht nun aus einer bloßen Suggestion Wirklichkeit: Vor allem die längeren Tracks der neuen Platte - 'Will Of Whispers', 'Fate’s Tangled Thread' und das elfeinhalbminütige Finale 'The Enduring Spirit of Calamity' - bewegen sich auf kantigem Prog-Death-Terrain.

Nichtsdestoweniger bewahren sich TOMB MOLD ihre Rohheit, die umso intensiver durchschlägt, wenn sie zwischendurch von ätherischen Parts unterbrochen wird, wie es auch, aber nicht nur in den besagten ausladenden Stücken geschieht. Wie um dieser Zwitterhaftigkeit Nachdruck zu verleihen, stehen ihnen das verquere Blastbeat-Ungetüm 'Angelic Fabrications', die Break-lastige Dampfwalze 'Flesh As Armour' sowie der Opener 'The Perfect Memory (Phantasm of Aura)' mit kontrapunktischer Rhythmik beziehungsweise fast funky groovendem Bass gegenüber.

Malen-nach-Zahlen-Prog-Death war gestern.

FAZIT: Cynics Paul Masvidal müsste sicherlich schmunzeln, wenn er die nahtlosen Übergänge zwischen viszeralem Todesblei und frei schwebenden Passagen hören würde, die "The Enduring Spirit" unter anderem auszeichnen. Auf seine unberechenbare Art passt das neue TOMB MOLD-Album auch prima zur fabelhaften aktuellen Langrille von Horrendous.