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Therapy?: Hard Cold Fire (Review)

Artist:

Therapy?

Therapy?: Hard Cold Fire
Album:

Hard Cold Fire

Medium: CD/LP/Deluxe/Limitiert/LP farbig
Stil:

Alternative Rock

Label: Marshall / H'art
Spieldauer: 33:20
Erschienen: 19.05.2023
Website: [Link]

Im Zweifel darf man immer sagen: Alben wachsen. Bleibt zu wenig Zeit zwischen Ankunft auf dem Schreibtisch und Rezension, liegt man selten damit verkehrt, ihnen mehr Tiefe und Durchdachtheit zu unterstellen, als man in der Eile des Alltags zunächst wahrgenommen hat. Auf das 16. Studioalbum dieser irischen Dauerbrenner trifft das definitiv zu, wie ich auch in der zweiten Folge meiner Kolumne ausgeführt habe. Der Schlüsselsong „To Disappear“ macht die Angst eines Menschen, der sich vor der Gewalt des Vaters zusammenrollt, musikalisch spürbar. Die dissonante Panik in der Mitte dreht die Intensität auf, wenn es Schläge hagelt. Der Gesang von Andy Cairns presst sich in der Klangfarbe eines frühen Billy Corgan voller Schmerz und Klage durch diese sogar persönlichen Erinnerungen von sich selbst sowie von Freunden.

In der ersten Single „Joy“ wählt das Trio den Weg, den Song selbst alles andere als vergnüglich klingen zu lassen. Hätte der zugängliche, aber nicht weniger pessimistische Midtempo-Hit „Infected“ von Bad Religion, der es Mitte der Neunziger sogar auf WDR2 schaffte, einen tiefdunklen Bruder geboren – hier ist er. Die tatsächliche Hitnummer des Albums heißt „Woe“, klanglich wie ihr Refrain mit seinen „Wo-hooo!“-Mitsingchören für Festivalnachmittage. Musikalisch kann sich der Song nahezu mit den Granaten aus der Zeit des kurzen Weltruhms von THERAPY? messen, einem „Nowhere“ oder einem „Screamager“. Inhaltlich konterkariert er seinen Ohrwurmcharakter natürlich, denn sprachlich heißt „Woe“ Leid und bildet eine Klage.

Jedes Stück auf dieser Platte offenbart viele Schichten. Kaum ein Ton ist undurchdacht gesetzt. „Das Gitarrensolo in ‚Two Wounded Animals‘ ist so gestaltet, dass es wie ein Tier klingen soll, das um Hilfe schreit“, erklärte mir Andy Cairns, „ein simples Solo, ein wenig so gespielt wie bei Neil Young & Crazy Horse.“ Der Song „Poundland Of Hope And Glory“ spottet böse über England, indem es eine Ramschladenkette mit der eitlen Selbstbezeichnung des Königreichs fusioniert. Der Titel und Inhalt von „They Shoot The Terrible Master“ geht auf eine Rede des US-amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace zurück, der Studenten davor warnte, sich allein auf ihren Verstand zu verlassen, denn der sei eben ein „schrecklicher Meister“, der einen austricksen und in den Abgrund reißen könne. Foster Wallace selbst nahm sich 2008 das Leben.

FAZIT: Seit THERAPY? Mitte der Neunzigerjahre für eine kurze Zeit die Grundlage für eine bis heute andauernde Karriere legten, die sich ohne den Erfolg von „Troublegum“ und „Infernal Love“ nicht hätte finanzieren lassen, liefern sie mehr oder minder konstante Qualität für einen überschaubaren Kreis aufmerksamer wie loyaler Anhänger. Teils entstanden dabei entstanden kantige und grantige Platten nahe am Noiserock oder Post-Hardcore, als massive Gegenentwürfe zu den griffigen Hit-Alben. Das harte, kalte Feuer der Gegenwart, das seine ernsten Themen mit sehr viel warmer Liebe zum Detail verpackt, bietet einen guten Mittelweg.

Oliver Uschmann - Freier Mitarbeiter (Info) (Review 1948x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • They Shoot The Terrible Master
  • Woe
  • Joy
  • Bewildered Herd
  • Two Wounded Animals
  • To Disappear
  • Mongrel
  • Poundland Of Hope And Glory
  • Ugly
  • Days Kollaps

Besetzung:

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