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The Cranberries: To The Faithful Departed – Deluxe-Doppel-LP (Review)
Artist: | The Cranberries |
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Album: | To The Faithful Departed – Deluxe-Doppel-LP |
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Medium: | LP/Download/Do-LP/Deluxe/3 CDs/Remaster | |
Stil: | Alternative Rock, Indie Pop, Singer/Songwriter |
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Label: | Island/UMe | |
Spieldauer: | 76:26 | |
Erschienen: | 13.10.2023 | |
Website: | [Link] |
Es gibt gute und schlechte 'Omen' (Vorzeichen) – im Falle der CRANBERRIES deutete sich jedenfalls aus profitabler, musikalischer Sicht für ihr drittes Album „To The Faithful Departed“ nur Positives an – aus persönlicher Sicht aber sah die Sache deutlich unangenehmer aus.
Auf dem Album, das zu dem erfolgreichsten der irischen Band werden sollte, lasteten gleich zwei Todesfälle, weswegen „To The Faithful Departed“ in Gedenken an Denny Cordell (Plattenproduzent von Island Records, der die Band leidenschaftlich gefördert hatte) und Joe O'Riordan (Großvater von Dolores) eingespielt wurde. In vier Ländern erreichte es Platz 1 der Hitparaden (in Deutschland nur Platz 2), wurde das erfolgreichste von THE CRANBERRIES in den US-Billboard-200 (Platz 4) und verkaufte sich dementsprechend trotz des traurigen Hintergrunds bestens.
Noch trauriger aber ist aus heutiger Sicht unzweifelhaft, dass, wenn wir dieses Album hören, im Hintergrund unseres Gehirns uns eine Stimme immer wieder zuflüstert, dass wir diese Dolores-Stimme so wie auf „To The Faithful Departed – Deluxe-Doppel-LP“ nach ihrem tragischen Tod (sie ertrank infolge einer Alkoholvergiftung in der Badewanne) im Jahr 2018 nie wieder hören werden. Eine Stimme, die definitiv mit zu den charismatischsten weiblichen Stimmen in der Rockmusik gehört und THE CRANBERRIES deren dauerhafte Rock-Pop-musikalische Ausnahmestellung bescherte.
Das geht nicht nur dem Hörer dieser Deluxe-Doppel-LP oder Deluxe-Dreifach-CD oder der einfachen remasterten LP so, sondern ganz speziell natürlich auch ihren Mitmusikern, die an dem neuen Remaster ausgiebig beteiligt waren. Hier weckt diese Erfahrung erneut traurige wie faszinierende Gedanken. Darum stellt Schlagzeuger Fergal Lawler während des Entstehungsprozesses dieses Remasters fest: „Viele dieser Songs hatte ich davor länger nicht mehr gehört, aber im letzten Jahr habe ich dann ganze Tage damit verbracht, mich wirklich intensiv und aufmerksam mit diesen Aufnahmen zu befassen. So schwer es auch war, Dolores' Stimme zu hören; da kamen auch ganz viele Erinnerungen zurück, die einfach nur schön sind.“
Wem das als Aussage nicht reicht, der wird im Inneren der Doppel-LP sogar einen ellenlangen Text von Eoin Devereux entdecken, der sich über alle vier bedruckten Innenhüllen erstreckt und kaum noch Platz für Bilder (pro Seite ein recht kleines quadratisches) lässt. Hier wird in englischer Sprache eigentlich alles geklärt, erläutert und beschrieben, was man zu diesem Album und THE CRANBERRIES wissen muss oder möchte, da diese Dokumentation aus dem März 2022 stammt und so alle aktuellen Hintergründe ausgiebig beleuchtet.
Das Album wiederum bringt das zu diesem Zeitpunkt extrem breite Musikspektrum der Band auf grandiose Art auf den Punkt, wobei auch erstmals der Sound extrem voluminös ausfiel – so als hätten THE CRANBERRIES aus ihren beiden vorherigen Alben die besten Momente ausgewählt und in sich geschlossen, kombiniert mit vielen neuen, ebenso guten Ideen, auf „To The Faithful Departed“ im fetten Klang-Gewand veröffentlicht. Dazu noch die hervorragenden, oft immens sozialkritischen Texte, von denen sogar „Salvation“, ein Song über die Schrecken des Drogenmissbrauchs, zum echten Hit und zugleich Hitparadenstürmer (vier Wochen lang auf Platz 1) in Amerika wurde.
Auch das extrem traurige „War Child“, das einen in erschütternder Dimension, die uns heutzutage sofort die extrem miesen 'Kriegereien' in der Ukraine und in Israel ins Gedächtnis ruft, zieht einen sofort in seinen Bann – und sicher vergießt der eine oder die andere dabei ein paar Tränen, wenn er sich genauer auf die Song-Lyrics einlässt, weil genau dieser Text den Finger in eine der übelsten Wunden eines jeden Krieges legt: „War child! / Victim of political pride / Plant the seed, territorial greed / Mind, the war child / We should mind, the war child“ („Kriegskind! / Opfer des politischen Stolzes / Des gepflanzten Samens der territorialen Gier / Beschützt das Kriegskind / Wir sollten alle auf das Kriegskind aufpassen.“) - daraufhin folgt in den letzten Zeilen noch die abschließende Erkenntnis: „Wir werden alle nur Verlierer sein!“
Demgegenüber beginnt „Forever Yellow Skies“ mit an U2 weckenden Erinnerungen, die dann seltsam harte Country-Rock-Allüren rausholen und am Ende in ein bedrohliches Schlagzeug-Solo übergehen. Andere Bands benötigen für solche Wendungen ein ganzes Album, THE CRANBERRIES reicht dafür tatsächlich ein Song.
„To The Faithful Departed – Deluxe-Doppel-LP“ ist ein Album geworden, das man lieben muss – und einfach nicht hassen kann, auch wenn viele Texte sich genau um dieses Thema drehen: Der unverständliche Hass, welcher Beziehungen jeder Art zerstört und zu Kriegen sowie unendlicher Trauer führt. Leider scheinen heutzutage (aber auch damals) viel zu viele nur auf die grandiose Musik der CRANBERRIES gehört und dabei größtenteils leider die Texte linksliegen gelassen zu haben (Übrigens ist es blöd, dass gerade die Songtexte nicht in der Doppel-LP mit abgedruckt wurden – da hätte man gerne den Begleittext kürzen und dafür alle Lyrics hinzufügen sollen!). Gerade diese vertonten Themen haben in ihrer bedrückenden Art und Weise auch ein Vierteljahrhundert später nichts an Aktualität verloren, sondern scheinen eher sogar noch wichtiger zu werden, als man es sich jemals als halbwegs friedliebender Zeitgenosse des Jahres 2023 gewünscht hätte.
FAZIT: Wenn der Schlagzeuger von THE CRANBERRIES fünf Jahre nach dem Tod der Sängerin Dolores O'Riordan im Rahmen der remasterten Neuveröffentlichung des dritten und zugleich erfolgreichsten Albums der irischen Band aus dem Jahr 1996 „To The Faithful Departed“ (als 1-LP-, Doppel-LP- und 3-CD-Variante) feststellt: „Ich war fast schon etwas schockiert, wie viel Kraft in diesen Songs steckt… und was für starke Emotionen sie wecken können!“, dann steht fest, dass es wirklich höchste Zeit für diese hier besprochene, tatsächlich großartig klingende und um rares Material erweiterte Doppel-LP im Gatefoldcover samt sich über vier bedruckte Innenhüllen erstreckenden, riesigem Text war. Nicht nur dass dieses Album mit „Hollywood“ einen herrlich verdächtig an „Zombie“ erinnernden Song, sondern gleich insgesamt vier Single-Hits enthält, ist beachtlich, genauso wie der große Abwechslungsreichtum und der Hintergrund, bei dem zwei Todesfälle eine Rolle spielten und dadurch zugleich viele traurig-melancholische Momente in die Musik einzogen, wobei „War Child“ kaum noch an Traurigkeit zu übertreffen ist. Ein grandioses Album, das als Vinyl-Variante nunmehr in jede halbwegs gut sortierte Plattensammlung gehört.
PS: Der Vollständigkeit halber hier natürlich noch die komplette Auflistung der deutlich umfangreicheren 3-CD-Deluxe-Edition und deren digitales Pendant, welche über die Doppel-Vinyl-Ausgabe hinaus auch bislang unveröffentlichte Outtakes und frühe Mixe der Albumtracks – sowie gleich zwölf seltene Live-Aufnahmen, die während der „Free to Decide“-Welttournee im Jahr 1996 aufgenommen wurden, enthalten:
Disc 1 – To The Faithful Departed – Deluxe Remaster
1. Hollywood
2. Salvation
3. When You're Gone
4. Free To Decide
5. War Child
6. Forever Yellow Skies
7. The Rebels
8. Intermission
9. I Just Shot John Lennon
10. Electric Blue
11. I'm Still Remembering
12. Will You Remember?
13. Joe
14. Cordell
15. Bosnia
16. The Picture I View
17. Go Your Own Way
Disc 2 – Unveröffentlichte Demos & Outtakes
1. When You're Gone (Paris demo)
2. I Just Shot John Lennon (Paris demo)
3. Free To Decide (Paris demo)
4. The Rebels (Outtake)
5. Hollywood (Outtake)
6. Cordell (Early mix)
7. Bosnia (Early mix)
8. Salvation (Early mix)
9. When You're Gone (Early mix)
10. Electric Blue (Early mix)
11. Intermission (Early mix)
12. Joe (Early mix)
13. Free To Decide (Alternate mix)
Disc 3 – Aufnahmen von der „Free To Decide“-Tournee 1996
1. Intermission + Forever Yellow Skies (Live in Toronto)
2. Sunday (Live in Toronto)
3. Linger (Live in Toronto)
4. The Rebels (Live in Toronto)
5. Waltzing Back (Live in Toronto)
6. I Can't Be With You (Live in Toronto)
7. Free To Decide (Live in Detroit)
8. Dreams (Live in Detroit)
9. Hollywood (Live in Detroit)
10. Zombie (Live in Detroit)
11. Dreaming My Dreams (Live in Detroit)
12. The Icicle Melts (Live in Detroit)
13. Salvation (Live at Milton Keynes Bowl)
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:42):
- Hollywood (5:08)
- Salvation (2:23)
- When You're Gone (4:56)
- Free To Decide (4:25)
- War Child (3:50)
- Seite B (17:04):
- Forever Yellow Skies (4:09)
- The Rebels (3:20)
- Intermission (2:03)
- I Just Shot John Lennon (2:41)
- Electric Blue (4:51)
- Seite C (20:20):
- I'm Still Remembering (4:48)
- Will You Remember? (2:49)
- Joe (3:22)
- Cordell (3:41)
- Bosnia (5:40)
- Seite D (19:20):
- The Picture I View (2:28)
- Go Your Own Way (4:03)
- When You're Gone (Paris Demo) (5:10)
- I Just Shot John Lennon (Paris Demo) (2:30)
- Free To Decide (Paris Demo) (5:09)
- Bass - Mike Hogan
- Gesang - Dolores O'Riordan
- Gitarre - Noel Hogan, Dolores O'Riordan
- Keys - Dolores O'Riordan
- Schlagzeug - Fergal Lawler
- Sonstige - Dolores O'Riordan (Mandoline, Tin Whistle), Noel Hogan (Mandoline), Richie Buckley, Michael Buckley (Saxophone), Bruce Fairbairn (Trompete)
- Everybody Else Is Doing It, So Why Can‘t We? (2018)
- In The End (2019) - 13/15 Punkten
- No Need To Argue - Deluxe-Doppel-LP (2020)
- To The Faithful Departed – Deluxe-Doppel-LP (2023)
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