Partner
Services
Statistiken
Wir
Jon Hassell: The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound – Intuition Master Series (Review)
Artist: | Jon Hassell |
|
Album: | The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound – Intuition Master Series |
|
Medium: | LP/Remaster | |
Stil: | New Age, Ambient, Minimalmusic, Weltmusik, Nujazz |
|
Label: | Intuition | |
Spieldauer: | 53:20 | |
Erschienen: | 08.12.2023 | |
Website: | [Link] |
Ein kurzer Rückblick – der allerdings für alle Freunde von KING CRIMSON und ganz speziell ROBERT FRIPP sowie seinen „No Pussyfooting“-Kollaborationen mit BRIAN ENO sowie den JAPAN-Kopf DAVID SYLVIAN unerlässlich ist. Denn mit „The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound“ erschließt sich uns genau dieses minimalistische New-Age-Klang-Universum in seinen schönsten Erscheinungsformen erneut. Verantwortlich dafür ist ein ehemaliger ENO/SYLVIAN-Begleiter sowie NILS PETTER MOLVÆR-Vorbild – und zwar der Trompeter und Fusion-Musiker JON HASSELL.
Hassell bestach in der weltmusikalischen Szene der Jazz- und Chamber- sowie Minimalmusik dadurch, dass er auf außergewöhnliche Weise den Klang seiner Trompete akustisch wie elektronisch veränderte und damit eine einzigartige Struktur verwirklichte, anhand der man den im Alter von 84 Jahren im Jahr 2021 verstorbenen Ausnahmemusiker sofort wiedererkannte. Was ein FRIPP so gesehen mit seinen 'Frippertronics' als außergewöhnliche Loop-Gitarrenarbeit hervorbrachte, verwirklichte Hassell in ähnlicher Art mit seiner Trompete. Dafür hätte er glattweg auch den Begriff 'Hasselltronics' verdient, die man in ihrer ganzen hypnotisch-atmosphärischen Aura auf der Wiederveröffentlichung seiner 1987er-LP „The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound“ in vollkommener sound- und klangtechnischer Schönheit genießen darf!
Auf dem Album begeben wir uns gemeinsam mit dem experimentellen Trompeter auf eine Reise durch fünf unterschiedliche Städte: Ravinia, Vancouver, Paris, Brüssel und Hamburg, die als Titelnamen verewigt wurden.
Der Grund hierfür ist ebenfalls ein ganz einfacher: „The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound“ wurde damals (also konkret im Mai 1985 sowie im Mai und Juli 1986 und im Januar 1987) von Hassell komplett live eingespielt (aber ohne irgendwelche hörbare Publikumsreaktionen) und wurde so zu seinem ersten Live-Album. Die Titel ergeben sich also aus dem Konzert-Ort, an dem das jeweilige Stück mitgeschnitten wurde.
Schon allein der Albumtitel in seiner geheimnisvollen Bildhaftigkeit offenbart uns im Vorfeld den ungewöhnlichen musikalischen Horizont, dem wir uns öffnen müssen, sowie wir die LP auf unseren Plattenteller legen und uns auf die Reise zum „Chirurgen des Nachthimmels, der tote Dinge durch die Kraft des Klangs wiederherstellt“ begeben! Wer sich einen dermaßen starken, geheimnisvollen und faszinierenden Albumtitel einfallen lässt, der wird eine ebenso starke, geheimnisvolle und faszinierende Musik darauf verewigen. So viel ist von Anfang an klar – und darum ist dieses Album für die progressiven Träumer der FRIPP-ENO-Soundtüflter-Fans gedacht, die mit diesem Hassell-Album aus dem Jahr 1992 definitiv nicht nur ein 'ohrales' Glückserlebnis erfahren dürfen.
Selbst wenn diese 'Hasselltronics'-Bezeichnung (noch) nicht existiert, so fand Hassell aber einen eigenen stilistischen Begriff für seine mutigen weltumgreifenden New-Age-Klangexperimente, indem er diese „Fourth World“ nannte. Ein Begriff, hinter dem sich seine experimentelle Ader nicht nur durch sein außergewöhnliches Spiel mit der Trompete (Hassell schuf sprachähnlich modulierte Luftströme, die er durch sein Instrumente fließen ließ und elektronisch verfremdete, um so scheinbar außerirdische, mikrotonale Klänge zu erzeugen), sondern auch durch seine intensive Beschäftigung mit fernöstlicher – besonders indischer – Musik. Oder um es in JON HASSELLs eigenen Worten auszudrücken: „Wir haben diesen Riesenunterschied zwischen den technisch hochstehenden 'nördlichen' Ländern (First World) und den unterentwickelten 'südlichen' Ländern (Third World). Und ganz offensichtlich wird sich die Zukunft als ein Hybrid, eine Mischung aus beiden entwickeln. 'Fourth World Music' meint die Verbindung des Besten vom Alten mit dem Besten vom Neuen. Aber vergiss nicht das Alte. Übersieh nicht den Wert von Tradition.“
Selbst auf dem LP-Cover schlagen sich diese Einflüsse offensichtlich nieder.
Das Album wurde zudem von BRIAN ENO, mit dem Hassell bereits 1980 das recht ähnlich klingende „Fourth World Vol. 1: Possible Musics“ sowie „Ambient 4: On Land“ (1982) eingespielt hatte, produziert und trägt überdeutlich auch dessen ambient-atmosphärische Note solcher Alben wie „Music For Airports“ oder „Thursday Afternoon“ in sich, selbst wenn er die komplexe Arbeit an den Synthesizern einem Richard Horowitz und Jean-Philippe Rykiel überließ, die Hassell mit ihren besonders schwebenden und flächigen Sounds die ideale Basis für dessen verfremdetes Trompetenspiel ebnen.
Ganz ähnliche Parallelen können zudem zu Hassells Zusammenarbeit mit DAVID SYLVIAN auf „Brilliant Trees“ (1984) und noch viel stärker zusätzlich gemeinsam mit STEVE JANSEN & HOLGER CZUKAY auf „Words With The Shaman“ (1985) oder sogar zu PETER GABRIELs finsteren Soundtracks „Birdy“ (1985) und „Passion: Music For The Last Temptation Of Christ“ (1989), an denen Hassel ebenfalls beteiligt war, gezogen werden. Alle, die diese Alben bei sich zuhause im Plattenschrank stehen haben, sollten unbedingt dieses 2023er Remaster von JON HASSELLs „The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound – Intuition Master Series“ mit dazustellen. Ein wirkliches Meisterwerk!
FAZIT: JON HASSELL ist ein Klang-Visionär und Ausnahmetrompeter, der mit seinem Instrument sound-technische Versuche samt akustischer und elektronischer Verfremdungen unternimmt, die in ihrer Einzigartigkeit unvergleichlich sind und sich genau in den himmlischen New-Age- und Ambient-Sphären eines BRIAN ENO oder ROBERT 'Frippertronics' FRIPP bewegen, als die sich anno 1973 auf ihre „No Pussyfooting“- und zwei Jahre darauf auf „Evening Star“-Pfade begaben. Eigentlich sollte man für dieses verfremdete 'Trompeten'-Musik unbedingt den Begriff 'Hasselltronics' erfinden, was hiermit geschehen ist (Hoffentlich ist noch niemand zuvor darauf gekommen! T.K.). „The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound – Intuition Master Series“ von JON HASSELL, das erstmals 1987 erschien und zudem von BRIAN ENO produziert wurde, ist genau das Meisterwerk schwebender Ambient-Sounds, die einen einfach nicht loslassen wollen sowie sie sich in ihr einzigartiges Klang-Universum erheben. Hassell setzt genau da minimalistisch mit seiner Trompete an, wo Eno & Fripp sowie später auch DAVID SYLVIAN von JAPAN ganz tiefe Spuren hinterließen, die in ihrer ungewöhnlichen Strahlkraft zuvor ein TERRY RILEY (auf dessen ersten Alben auch ein JON HASSELL, der zudem noch Schüler bei Stockhausen in dessen Kölner Schule war, mitspielte) hinterlassen hatte. Wen wundert es da noch, dass das 'Intuition'-Label, welches seine wichtigsten Künstler in einer neuen Serie als Vinyl-Remaster neu auflegt, genau dieses Album als das erste für seine „Intuition Master Series“ ausgewählt hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (26:39):
- Ravinia / Vancouver (20:53)
- Paris I (5:46)
- Seite B (26:41):
- Hamburg (7:07)
- Brussels (10:54)
- Paris II (8:40)
- Gitarre - Michael Brook
- Keys - Jon Hassell, Richard Horowitz, Jean-Philippe Rykiel
- Schlagzeug - J.A. Deane
- Sonstige - Jon Hassell (Trompete)
- Seeing Through Sound – Pentimento Volume Two (2020) - 13/15 Punkten
- The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound – Intuition Master Series (2023)
-
keine Interviews